Tornado ECR(Italeri - Nr. 2625)Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild
Auf der Basis des Tornado IDS wurde die ECR-Variante entwickelt, von 1990 bis 1992 in 35 Exemplaren allein an die Luftwaffe ausgeliefert und beim JaboG 32 in Lechfeld stationiert. Der spezielle Auftrag des Tornado ECR ist die Erkennung, Lokalisierung und Ausschaltung gegnerischer Luftabwehrraketenstellungen. Zu diesem Zweck fanden zahlreiche Änderungen gegenüber dem IDS statt. Äußerliche Merkmale sind die fehlenden 27 mm-Kanonen, die verschiedenen Ausbuchtungen und Antennen für die Sensoren sowie ein neu gestaltetes Cockpit. Dazu kamen eine entsprechende Softwareausrüstung, zahlreiche Systeme für elektronische Gegenmaßnahmen und schließlich stärkere RB199-34R Mk. 105 Triebwerke mit maximal 74,3 kN Schub. Zur Selbstverteidigung führt der Tornado ECR zwei AIM-9L Sidewinder mit, Hauptbewaffnung ist die AGM-88 HARM, die einen flexiblen und zuverlässigen Verbund von Sensor und Waffe darstellt. Von allen Jagdbombergeschwadern der deutschen Luftwaffe hatte das JaboG 32 wohl die größte Anzahl an Norm-, Sonder- und Testbemalungen der gesamten Luftwaffe aufzubieten. Da die 1./JaboG 32 Mitglied der NATO Tiger Association war, hatten sie die Erlaubnis, wenn keine operationellen Einschränkungen dagegen sprachen, einen Jet für das jährliche Tiger Meet zu bemalen. So warteten die 321 Tigers regelmäßig mit immer wieder neuen und atemberaubenden Sonderlackierungen auf. Damit die 2. Staffel nicht zurückstehen musste, durfte auch sie in regelmäßger Folge einen Jet kreieren. Im Jahr 1995 verlegte das JaboG 32 im Rahmen des sich zuspitzenden Balkankonflikts zehn Maschinen auf den Stützpunkt Piacenza in Norditalien und bildete dort zusammen mit dem AG 51 "Immelmann" aus Schleswig das Einsatzgeschwader 1. Bis zum Ende dieses Konfliktes, der später im Kosovo-Krieg kulminierte, flogen die Tornados des JaboG 32 über dem ehemaligen Jugoslawien. Durch den ersten Kriegseinsatz (im Auftrag der UN) nach dem Zweiten Weltkrieg schrieben sie deutsche Geschichte. Die Tornado ECR verschossen 236 HARM-Raketen, dabei wurde kein einziges Flugzeug der NATO erfolgreich duch feindliche bodengebundene Luftabwehr bekämpft. Mit der Auflösung des JaboG 32 im Jahr 2013 im Rahmen der Bundeswehrreform und der Ausphasung der Tornados sind die verbliebenen Maschinen mittlerweile dem Taktischen Luftwaffengeschwader 51 "Immelmann" unterstellt, wobei die Fugzeuge mit weitreichenden technischen Erweiterungen, Neuerungen sowie System- und Waffenintegrationen auf dem neuesten Stand gehalten werden. Der Bausatzinhalt
Der aus dem Jahr 2002 stammende Bausatz ist derzeit nicht – zumindest nicht mit dieser Decalvariante – Bestandteil des Italeri-Programmes und neben dem HobbyBoss-Bausatz die einzige Möglichkeit, einen Tornado ECR im Quarterscale zu bauen. Im Gegensatz zum HobbyBoss-Tornado scheint das Italeri-Modell bezüglich der Formtreue zum Original über jeden Zweifel erhaben zu sein. Der Bausatzinhalt ist bis auf die Rahmen A und E identisch mit dem aus dem Beitrag über den Italeri Tornado IDS. Auch auf die neuen Rahmen trifft die dort beschriebene Ausführungsqualität zu, ebenso die erwähnten Stärken und Schwächen. Änderungen sieht man in der Bugsektion ohne Bordkanonen, den zusätzlichen Teilen für die Sensorausrüstung sowie dem TSPJ-Behälter und den HARM-Raketen. Dazu gibt es noch eine Anzahl Bomben, wobei ich anzweifeln möchte, dass diese bei der ECR-Variante Verwendung fanden. Rahmen E beinhaltet lediglich die beiden Außentanks.
Für die versionsspezifischen Anbauteile, wie die Betankungssonde auf der rechten Cockpitseite sowie die Gehäuse des FLIR und des IIS-Shutters auf der Unterseite der Bugsektion, gibt es keine Passstifte, sodass die korrekte Position „freihand“ ermittelt werden muss.
Ebenfalls Aufmerksamkeit muss den HARM-Raketennachbildungen geschenkt werden. Die Ausführung macht einen recht rudimentären Eindruck, die Form der vorderen Flossen hat mit dem Vorbild kaum etwas gemein. Im Vergleich mit Vorbildfotos stimmt die Form des Suchkopfes ebenfalls nicht, die beiden fetten Bauchbinden im hinteren Drittel haben da überhaupt nichts verloren. Insgesamt betrachtet sollte man sich hier nach Alternativen aus dem Zubehörmarkt umsehen. Die Decals
Auffälligstes Merkmal dieses Bausatzes sind die Decalbögen, und hier der riesige, 33,5 x 23,5 cm große mit den Schiebebildern für die Tiger Meet-Version. Die Decals sind sauber, scharf und versatzfrei auf leicht glänzendem Trägermaterial gedruckt. Es gibt Bilder für zwei Luftwaffen-Versionen, Stencils sind nur recht wenige und Decals für die Instrumentenpanels überhaupt keine vorhanden. Leider hat Italeri die Besonderheit, die die 46+45 als 1996er Tiger Meet-Maschine „auszeichnete“ und über die hier nachzulesen ist, nicht im Decalbogen umgesetzt. Wie gut sich die teilweise sehr großflächigen Bilder verarbeiten lassen, muss sich beim Bau zeigen. Die Bauanleitung
Auf einem zehnseitigen, einfarbig gedruckten Leporello wird in elf Baustufen der Weg zum fertigen Modell gezeigt. Die Zeichnungen sind wiederum recht klein gehalten, wodurch Aussagekraft besonders bei komplexeren Baustufen verloren geht und die Position mancher Teile nicht eindeutig gezeigt wird. Am Ende sind die Bemalungs- und Dekorationsanleitungen für zwei Maschinen zu finden. Die Farbangaben beziehen sich auf die Model Master-Palette und auf Federal Standard-Töne.
Darstellbare Maschinen:
Fazit:Gegenüber dem modernen Hightech-Kit von HobbyBoss ist dieser Bausatz eine preisgünstige und in jedem Fall formtreue Alternative, aber aufgrund der starken Zergliederung des Rumpfes nicht unbedingt anfängerfreundlich. Die ausgewählte Tiger Meet-Variante ist nicht die farbenfroheste, aber wegen der daraus entstehenden Schlichtheit zweifellos attraktiv. Ein Bausatz mit Licht- und Schattenseiten, insgesamt aber empfehlenswert. Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 29. September 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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