OH-6A CayuseKiller Eggvon Roland Kunze (1:48 verschiedene Hersteller)Zum Vorbild
Im Rahmen des LOH-Programmes (Light Observation Helicopter) entwickelte die Hughes Aircraft Company den OH-6 Cayuse als kleinen, leichten und wendigen Aufklärungshubschrauber. Mit einer 317 PS starken Allison T63-A-5 Wellenturbine erreichte der Helikopter eine Höchstgeschwindigkeit von 282 km/h und stellte im Jahr 1966 Weltrekorde in Geschwindigkeit, Flugdauer und Steigrate auf. Von den Besatzungen wurde er „Fliegendes Ei“, „LOACH“ (abgeleitet von LOH) und – in der bewaffneten Variante - „Killer Egg“ genannt.
Der OH-6 Cayuse wurde ab 1966 an die US Army ausgeliefert. Seine Feuertaufe erhielt er im Vietnamkrieg, wo er unter anderem als Aufklärungs- und Beobachtungshubschrauber Verwendung fand und die Cessna O-1 Bird Dog bei der Artilleriebeobachtung ablöste. Darüber hinaus wurde er, meist mit dem M27 Armament Subsystem in Verbindung mit der M134 „Minigun“ bewaffnet, in Hunter – Killer – Teams zusammen mit der AH-1 Cobra eingesetzt.
In diesen „Pink Teams“ spielte der Cayuse als „weiße Mannschaft“ zum Lokalisieren von feindlichen Stellungen die Hunter- bzw. Lockvogelrolle, während die schwerbewaffnete Cobra nach Feinderkennung als „rote Mannschaft“ die Killerrolle übernahm. Neben seiner Fähigkeit, schnell und wendig im Tiefstflug agieren zu können, machte das leise lagerlose Flexrotorsystem den OH-6 zu einem Gegner, der schnell und überraschend zuschlagen konnte.
Bei diesen gefährlichen Missionen trugen die Besatzungsmitglieder schusssichere Westen und wurden von am Sitz montierten Panzerplatten geschützt. Bei einem Absturz trug auch die stabile und schwer verformbare eiförmige Zelle zum Schutz der Besatzung bei. Von den 1.438 an die US Army ausgelieferten OH-6A gingen fast 1.000 Maschinen während der Einsätze im Vietnamkrieg verloren. Mein Modell
Den 1:32er Revell-Cayuse hatte ich als Kind gebaut und dieser kleine Helikopter mit seinem unverwechselbaren Design gefällt mir heute noch. Allerdings sollte es diesmal ein Modell im Quarterscale werden, aber die Suche nach einem adäquaten Bausatz hatte schnell etwas frustrierendes an sich. Weder der Tamiya- noch der MikroMir OH-6A-Kit war aufzutreiben, als einzige Alternative blieb der Kawasaki-Hughes 500 von Tamiya, von dem ich mir versprach, ihn in einen OH-6A aus dem Vietnamkrieg umbauen zu können.
Nach der Begutachtung des Bausatzes war ich enttäuscht: sehr einfache Detaillierung und nur sehr sparsam vorhandene Panellines hatte ich nicht erwartet. Allerdings war das, worauf es ankam, nämlich Rotor und Leitwerk, durchaus brauchbar. Wegen des ebenfalls eher mäßig detaillierten Innenraumes sollte das CMK-Resin-Innenraumset verbaut werden. Das ist allerdings für die Academy-Kits konzipiert und passt nicht in den etwas schmäler gehaltenen Tamiya-Rumpf, sodass dann für kleines Geld noch ein Hughes 500 ASW-Bausatz (bei dem dann auch die Rumpfdetaillierung ok war) dazu kam. Dies machte schlussendlich einen Kitbash notwendig, was für mich in dieser Form Neuland war. Mit der Miniworld-M134 sollten dann aber alle Zutaten für das Modell beisammen sein - dachte ich.
Zunächst wurde der Resin-Innenraum, der sehr schön gestaltet ist, montiert, lackiert und mit Decals dekoriert. Weiterhin habe ich die Instrumente mit Litzendraht verkabelt und die Frontscheibenbelüftung ergänzt. Nur wenige Anpassungsarbeiten waren notwendig, damit diese Sektion in die Rumpfschalen passt. Dann erfolgte der Scratchbau des M27 Subsystemes mit Evergreen-Profilen und -Sheet. Als nächsten Schritt habe ich sämtliche Türen aus den Rumpfschalen entfernt.
Nun kam der heikelste Arbeitsschritt: die „Transplantation“ des Heckauslegers. Da der Durchmesser des Auslegers der D-Version größer ist, musste er mitsamt dem Ansatz abgetrennt werden. So verlief der Schnitt vom Ende des Getriebekastens schräg hinunter zum Turbinenauspuff. Das Abtrennen des ursprünglichen und der Anbau des neuen Auslegers an den Rumpf gelang (überraschenderweise) recht gut, es war nur verhältnismäßig wenig zu spachteln und zu schleifen. Die Cockpitverglasung hatte ich dieses Mal mit Auto-Hartwachs behandelt, da die Tauchbadmethode nicht funktionierte. Bei jedem Versuch perlte die Flüssigkeit ab und hinterließ unbehandelte Stellen. Das Ergebnis mit dem Autowachs ist durchaus zufriedenstellend. Mit dem Einbau der Innensektion in die Rumpfschalen war dann die Rumpfmontage komplett.
Als nächstes erfolgte der problemlose Zusammenbau des Hauptrotors (Tamiya) und die Positionierung mittels Stahldraht (Rotorachse) und Messingrohr auf den Academy-Rumpf. Beim Bau bestätigte sich dann, was ich schon in den Kitbesprechungen moniert hatte: ohne die Nachbildung der Rotorsteuerung sieht dieser Bereich nicht gut aus. Einen Scratchbau dieser winzigen und teilweise recht komplexen Teile traute ich mir nicht zu, also wurden auch hier neue Wege beschritten. Nach Kontaktaufnahme mit dem MV-Kollegen Axel Fischer, der einen 3D-Druckservice betreibt, sollten die Teile auf diese Art entstehen.
Mit einem CAD-Programm hatte ich noch nie gearbeitet, ich entschloss mich, es mit dem frei verfügbaren FreeCAD zu versuchen. Erste Gehversuche machte ich mit einfachen Teilen, bevor dann die komplizierteren an die Reihe kamen. Den immer wieder zu hörenden Meinungen, 3D-Gestaltung habe nichts mit Modellbau zu tun, muss ich nach dieser Erfahrung wiedersprechen. Die Überlegungen, wie ein Teil am besten aufzubauen ist, das Abmessen und Angleichen an das vorhandene Modell und schließlich das Übertragen und Anbringen von Details betrachte ich sehr wohl als Modellbau, halt nur auf eine andere Art und Weise.
Neben der Rotorsteuerung kamen dann noch die Rotorblatt-Stabilisatoren, die Ausgleichsgewichte, die seitlichen Positionslichter und schließlich die Lafette und der Hülsenauswurf für das M134 dazu. Axel hat dann die Daten aufbereitet und in hoher Qualität ausgedruckt. An dieser Stelle vielen Dank für die Beratung und den Service! Verkleben lassen sich die Teile mit Sekundenkleber, allerdings muss man aufpassen, dass man wegen des spröden Materiales die filigranen Teile nicht zerstört. Auch die Ansteuerung des Heckrotors wurde ergänzt, diesmal aber mit selbst erstellten Teilen.
Als Nächstes kamen die Landekufen an die Reihe. Dass die Stützen beim Academy-Kit zu lang sind, wurde bereits in verschiedenen Beiträgen erwähnt, auch ich habe sie nach den Daten von Melgg Lütschg gekürzt. Dazu fixierte ich die Kufen auf einer Holzunterlage mit Klebeband, dann konnten die Schnittlinien angezeichnet und die Schnitte mit der Trennscheibe ausgeführt werden. Die gekürzten Beine wurden an das Kufenteil wieder angeklebt. Um die Kufen am Rumpf parallel ausrichten zu können, habe ich auf der einen Seite den vorderen und auf der anderen den hinteren Passzapfen entfernt, so dass eine entsprechende Feinkorrektur möglich war.
So war der kleine Heli dann bereit für die Lackierung. Grundiert wurde mit Revell Schilfgrün 362, dann habe ich Revell 46 NATO-Oliv lasierend aufgetragen und mit Mattschwarz abgedunkeltem NATO-Oliv sowie mit Revell 45 Helloliv schattiert. Die Oberseiten sind hierbei heller, die Unterseiten dunkler gehalten. Zur Vorbereitung für die Betonung der Panellines mit Plakafarbe und dem Aufbringen der Decals kam abschließend eine Schicht Glanzlack drüber.
Die Decals waren dann auch wieder so eine Sache: die mitgelieferten aus den Bausätzen konnte ich sowieso nicht verwenden, AOA Decals und Fireball Modelworks haben zwar einst passende Bögen angeboten, die aber beide (wie sollte es anders sein?) nicht mehr verfügbar waren. Also blieb auch hier als letztes Mittel „Selbst ist der Mann“. Die Anleitungen beider Bögen, die im Netz noch zu finden waren, erwiesen sich als wertvolle Hilfe bei der Gestaltung. Eine „Miss Clawd“ sollte es auf keinen Fall werden, aber ich fand Fotos einer Maschine mit „Yosemite Sam“ auf den Seiten. So entstanden die Bilder für eine OH-6A des 11th Armored Cavalry Regiment am Rechner, vom Druckeronkel kam dann der gedruckte Decalbogen.
Nach dem Aufbringen der Abziehbilder wurde mit Mattlack versiegelt, dann war es für die Minigun soweit. Das Zusammenfügen aller Teile (der aus dem Set und den selbst erstellten) war eine ziemliche Fummelei, ebenso das Montieren und Ausrichten am Subsystem. Hier gibt die Munitionszuführung noch etwas zusätzliche Stabilität, das Kabel weitere Detailtiefe. Als nächstes konnte dann der mittlerweile lackierte Heckrotor (Tamiya) montiert und mit den Steuerhebeln aus gezogenem Gussast ergänzt werden.
Als nächster Schritt folgte das Anbringen weiterer Teile im Innenraum. Handgriffe an den Cockpittürrahmen, Feuerlöscher, Panzerplatten für die Pilotensitze, eine Sanitasche sowie die Beladung im hinteren Teil gestalten den Innenraum lebendiger. Auch die Detailbemalung konnte nun erfolgen. Abschließend wurden die Antikollisionslichter (aus gezogenem klaren Gussast) ergänzt. Schließlich vervollständigt ein M60-MG aus dem Italeri-OH-13 Kit den Innenraum. Fazit
Die Tatsache, dass es aktuell keinen OH-6A-Kit im Quarterscale am Markt gibt, gestaltete den Bau des kleinen Helis sehr aufwändig und langwierig, die Bauzeit betrug, zusammen mit dem Anlegen der Daten für die Extras, etwa acht Monate. Es gab Phasen, da zweifelte ich daran, das Modell nach meinen Vorstellungen überhaupt fertig stellen zu können. Das CMK-Innenraumset wertet das Modell, gerade wenn die Türen entfernt sind oder offen dargestellt werden, ungemein auf. Obwohl eine ordentliche finanzielle Investition, ist die Miniworld-M134 ein weiterer Eyecatcher, auf den ich nicht hätte verzichten wollen. Das Erstellen der 3D-Teile war eine neue Erfahrung, hat Spass gemacht und sie runden das Gesamterscheinungsbild angemessen ab. Ich hoffe, nicht nur mir gefällt dieser kleine Hubschrauber sehr gut! Roland Kunze Publiziert am 19. Juli 2019 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |