Tornado Twin Pack

(Revell - Nr. 03801)

Produktinfo:

Besprechung:

Die Panavia Tornado flog 1974 zum ersten Mal, seit 1980 wird bzw. wurde sie in großem Umfang bei den Luftstreitkräften der drei "Gründerstaaten" Deutschland, Italien und Großbritannien sowie später auch Saudi-Arabien eingesetzt. Die erste Einheit, die aus den Versionen GR.1 und lDS (Interdiction Strike) gebildet wurde, war das Trinational Tornado Training Establishment (TTE) auf dem RAF-Stützpunkt Cottesmore in Großbritannien. Die Einheit war verantwortlich für die Ausbildung aller Besatzungen der drei hauptsächlich beteiligten Partnerstaaten. Die RAF erhielt die Version GR.1, die deutschen und italienischen Tornados gehörten zur ähnlichen Version lDS. Es wurden bis in die 1990er Jahre hinein knapp unter 1.000 Maschinen der verschiedenen Versionen IDS, GR.1, ECR, und ADV gebaut. Inzwischen geht die Ära Tornado so langsam aber sicher zu Ende. Bei der RAF folgte die Außerdienststellung bereits 2019, bei der Luftwaffe sind auch nur noch 85 Maschinen im Einsatz, allerdings ist Ersatz schon in Sicht. Der (sichere) Betrieb wird nach der langen Dienstzeit einfach immer schwieriger und kostspieliger. 

Revell hat es sich nicht nehmen lassen zum 50. Jahrestag ein Tornado Twin Set auf den Markt zu bringen. Die RAF-Version ist ja quasi der Dauerbrenner im Revell-Katalog, die deutschen Versionen wechseln von Zeit zu Zeit und kommen auch meist als Sonderlackierungen in den Handel. Eine ganz ordinäre Einsatzmaschine gibt es da eher selten. Umso erfreulicher, dass Revell uns hier sogar zwei ganz alte Hasen anbietet, beide Maschinen stammen aus der Anfangszeit, nämlich 1983. Die Kunststoffteile sind ja hinlänglich bekannt, so dass wir uns eine detaillierte Betrachtung hier schenken wollen. Wir fassen das einfach mal nur kurz zusammen:

• sehr schöne Oberflächendetails mit feinen Gravuren uns sinnvoll platzierten Nietenreihen, die sich auch nach zig Wiederauflagen sehen lassen können
• Für den Maßstab sehr gut gemachtes Cockpit mit vielen erhabenen Details, auch offene Haube möglich
• bewegliche Flügel, allerdings müssen die Pylone von Hand nachgedreht werden und es gibt keinen "Füller" für die Taschen, wenn ausgefahren
• bewegliche Höhenleitwerke
• Luftbremsen können geöffnet angebaut werden
• Modell kann durch einteilige Fahrwerksklappen auch ohne viel Aufwand im Flug dargestellt werden
• Umfangreiche Zuladung, sogar spezifisch für RAF und Luftwaffe

So schön der Bausatz auch ist was die Details angeht, eine Sache wird er einfach nicht los, nämlich die Fertigungsqualität - oder besser gesagt der Zustand der Werkzeugform wird einfach nicht besser. Es gibt stellenweise sehr viel Fischhaut (was ja nichts anderes bedeutet, dass die Werkzeuge nicht 1000%ig aufeinanderliegen). Mit der kann man zur Not leben, aber bei den Klarsichtteilen hört der Spass dann endgültig auf. Unten sind ein paar Detailbilder zu sehen, das was aussieht wie Staub oder Fingerabdrücke, ist in Wirklichkeit eine raue Oberfläche, und zwar auf der Innenseite! Die Teile sind auch alles andere als klar, hinzu kommen noch einige Schlieren. Lange Rede, kurzer Sinn - die Teile sind für die Tonne und würden jedes gebaute Modell massiv in den Keller ziehen. Wirklich sehr schade!

Der Decalbogen kann durchaus als das Highlight dieses Twin Packs bezeichnet werden. Zwar können "nur" zwei ganz normale Einsatzmaschinen dargestellt werden, aber gerade das finde ich hier sehr gut, zumal es sich um zwei aus den Anfängen der Dienstzeit handelt. Die britische Maschine - ZA 590 - hatte kurz vor Weihnachten 1981 ihren Erstflug. Die Auslieferung an die No.9 Sqn in Honington erfolgte im Februar 1981. Sie blieb bis August 2001 im Dienst, am 26. Februar des folgenden Jahres ging die Zelle an den Endverwerter. Sie trägt das damals übliche Rundum-Tarnschema bestehend aus Dark Sea Grey und Dark Green. Revell schlägt hierfür die beiden Farbtöne 79 und 65 vor. Danke für´s nicht mischen müssen :). 

Bei der deutschen Maschine handelt es sich um die 44+02 / 4102, sie ist etwas jünger als der RAF-Kollege und kam zum ersten mal am 25. Juli 1983 in Kontakt mit Start- und Landebahn. Die Auslieferung an die Technische Gruppe 11 in Erding erfolgte am 26. September 1983, von wo aus sie ihre Reise zum Jagdbombergeschwader 31 in Nörvenich antrat. Leider ist 44+02 am 16.01.2014 bei Kaiseresch während eines Nachtfluges abgestürzt. Glücklicherweise gab es nur Sachschaden, die beiden Piloten konnten rechtzeitig aussteigen und blieben nahezu unverletzt. Die Maschine trägt den Norm 83 Tarnanstrich aus Feldgrün, Dunkelgrün und Schwarzgrau. Die sollen aus drei bzw. zwei Farbtönen angemischt werden, eigentlich eine Zumutung. Ich frage mich, warum man bei Revell da mal nicht ein wenig kreativer wird. Anstelle der m.E. unnötigen Farbsets aus bereits vorhandenen Farben, die es mittlerweile von Revell gibt, sollte man besser mal was brauchbares rausbringen - mit den korrekten Farben. Es wären zwei, drei Einstellungen an der Mischmaschine nötig...mehr nicht! 

Der Decalbogen ist wie üblich sehr sauber gedruckt und lässt keine Wünsche offen. Man dürfte eine Weile mit dem Aufbringen beschäftigt sein, das sind mehrere hundert einzelne Decals! Die Anleitung hätte an der Stelle etwas größere Skizzen gebrauchen können, da muss man schon sehr genau hinschauen. Der Farbverlauf bei der deutschen Maschine ist ebenfalls nur schwer zu erkennen, die beiden Grüntöne sind praktisch identisch (oder ich bin zu alt). Revell hat die Anleitung für beide Modelle in ein Heft gepackt, insgesamt 52 Seiten!

• Tornado GR.1, ZA590, No.9 Sqn RAF Honington, 1983
• Tornado IDS, 44+02, JaBoG 31, Nörvenich 1983

Fazit:

Weitere Infos:

Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 19. Oktober 2024

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