Grumman F-14A TomcatVF-51 Screaming Eagles, USS Kitty Hawkvon Bernhard Schrock (1:48 Hasegawa)Das Lo-Vis-Schema der US-Navy, eingeführt in den 90er Jahren, stellt für mich als Modellbauer etwas Besonderes dar. Auf den ersten Blick einfach, da scheinbar nur aus fast identischen Farbtönen bestehend, stellt die Umsetzung in klein eine sehr anspruchsvolle Aufgabe dar, sofern man das Modell realistisch wiedergeben will. Zum Projektbeginn der F-14 lag mein letztes Modell in Lo-Vis um die sechs Jahre zurück (Superhornet), und so schien die Zeit reif für die F-14 in einem Lo-Vis-Schema. Um es gleich vorweg zu nehmen, war es mit Abstand das längste Bauprojekt meiner modellbauerischen Karriere, umfasste ganze sieben Monate und wurde nur ganz kurz für das CSM Columbia in 1:72 von Dragon unterbrochen. Das Pitotrohr an der Spitze (ein Messingdrehteil) wurde zusammen mit den übrigen fünf Messsonden ganz zum Schluss montiert. Auch hier bzw. für das Panel an der Kanonenmündung sorgte mein Favorit für Metalloberfläche (Mr. Metall von Gunze Sangyo) für ein realistisches Finish. Manchmal sieht man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr: die obere Stufe der Leiter habe ich zu tief angeklebt. Die Korrektur würde wohl die Zerstörung des filigranen Ätzteils von Eduard bedeuten. So blieb die Leiter so wie sie ist, nämlich „falsch“. Für Ende der 80er ist die Tomcat sehr gut detailliert. Der Bausatz enthält allerdings weder die Sidewinder, noch Sparrow geschweige Phoenix und das ist meines Erachtens sehr armselig. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf Raubzug in den Keller zu begeben und die F-16 von Tamiya bzw. die F-15 von Revell anzupumpen. Sehr prominent ist bei der Tomcat die Führung der Schläuche und Kabel am Fahrwerksbein, welches sich beim Einziehen um 90° dreht. Auf einem Foto einer F-14 in der Luft (wohl bei einer Airshow) konnte ich gut auf den Tragflächen die Schleifspuren sehen, welche vom Ein- und Ausfahren von Tragflächen entstehen. Diese mussten natürlich im Modell auch nachgebildet werden.Drei verschiedene Metalizerfarbtöne sowie Washing in verschiedenen Farben sorgen für den realistischen Look der Triebwerksauslässe. Das Aires-Set habe ich bereits vor vielen Jahren gehamstert und zwar in seiner „Erstausführung“: beide Düsen weit offen. Meistens rollen die F-14 zum Abstellplatz nur mit einem Triebwerk und deswegen sieht man stehende F-14 meistens mit einer offenen und einer geschlossenen Düse. Aires hat seinen „Fehler“ erkannt und ein Update seines Sets herausgebracht, bei welchem eine Düse geschlossen ist. Es kommt aber vor, dass der Pilot mit beiden Triebwerken zum Abstellplatz rollt und dann beide Triebwerke gleichzeitig abstellt – somit bleiben beide Düsen offen (wie bei diesem Modell). Viel Zeit kosteten Recherche, Anpassung der Bausatzsubstanz an die Zurüstsätze wie Cockpit und Fahrwerkschächte sowie Korrekturen, welche besonders im Bereich der Tragflächen notwendig waren. Wie bereits eingangs angedeutet, verschlang die meiste Zeit aber die Lackierung, welche sich wohl mehr als einen Monat lang wie ein zäher Kaugummi zog, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war. Abweichend zum Üblichen begann das Projekt mit den Tragflächen, welchen Hasegewa separate Klappen/Querruder und Vorflügel spendierte. Bereits hier musste gesägt werden, da die Klappen/Querruder nicht in einem Stück (wie im Bausatz), sondern als drei einzeln, bewegliche Teile im Original ausgeführt sind. Bei der Überlegung/Recherche, wie nun genau die Schienen und Scharniere wirklich aussehen, tauchten beim Vergleich mit Originalfotos viele Fragezeichen auf. Bei weiterer Recherche im Internet stieß ich auf einen Artikel von David Aungst, welcher meine Befürchtungen bestätigte.Hasegawa hat die Klappen und Querruder-Kinematik leider komplett „verbuxelt“. Zum einen befinden sich einige der verkehrt wiedergegebenen Scharniere an der verkehrten Stelle. Zum anderen sind die Klappen bzw. Querruder zu tief. Im Original sind an der Hinterkante der feststehenden Tragfläche schmale Abdeckleisten vorhanden, welche bei Bedarf mittels Scharnieren nach oben klappen und einen Spalt zu den heruntergefahrenen Klappen bilden. Bei den Querrudern verhält es sich ähnlich, sofern sie bei der Landung die Klappenfunktion übernehmen (Flaperons).Bei den Haupträdern lauert auf den ahnungslosen Modellbauer eine Falle: nach dem Ankleben folgen die Haupträder der Linie der Fahrwerksbeine und stehen somit zum Grund schief. Im Original stehen aber die Haupträder bezogen auf den Boden senkrecht. Natürlich ist mir diese Tatsache erst nach dem Fotografieren aufgefallen und so durfte ich diesen Fehler am fertigen Modell korrigieren. Das Cockpit ist ein Mix aus Blackbox, Eduard (bedruckt) und in Eigenregie erstellten Elementen. Mit keinem noch so feinen Pinsel ließen sich meines Erachtens so feine Details wiedergeben wie mit dem Tampondruck von Eduard. Übrigens habe ich beim Anfertigen der gelb/schwarzen Kordel für die Sitze mal wieder „gesponnen“ und diese mit meiner Minibohrmaschine aus zwei Nähfäden (gelb und schwarz) gebastelt. Klarlack sorgte für die Imprägnierung und Fusselfreiheit. Zu der Lackierung wurde auch das wohl inzwischen allwissende Internet „befragt“. Bei Torsten Anft wurde ich fündig, welcher mit einem Farbprofile drei Farben für das Lovis Schema der F-14 benennt. Bei dem hellsten Farbton für die Unterseite griff ich auf HU127, beim mittleren Farbton (Seiten und teilweise oben) hingegen auf HU128 zurück. Die dritte Farbe ist kaum dunkler als HU128, hat aber einen bläulichen Stich. Als Basis verwendete ich hierfür HU128 und mischte ein wenig HU126 bzw. HU221 dazu.Übrigens gibt es eine Webseite mit einem FS-Server, welcher auf Knopfdruck jeden der FS-Farbtöne liefert. Monitor-Farben wirken zwar anders als gedruckte, aber für einen Vergleich der Farben untereinander reicht es allemal. Decals stammen von Aeromaster und wurden mit Wartungshinweisen (auch von AE) ergänzt.
Erstaunlicherweise hat das Modell ganze vier Farbdosen von Humbrol benötigt, welche bei mehreren Dutzend Sessions im Keller mit meiner unverwüstlichen Iwata-Airbrush verarbeitet wurden. Was für ein Glück, dass ich mir im Keller eine Absauganlage für den Sprühnebel gebaut habe und über die alte Musikanlage meiner Frau auch im Keller Diana Krall hören kann... Bernhard Schrock Publiziert am 06. August 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |