Sikorsky H-37A Mojavevon Bernhard Schrock (1:72 Special Hobby)Ende der fünfziger Jahre bestand Bedarf nach einem leistungsfähigen Hubschrauber, welcher deutlich mehr als der H–34 tragen und aufnehmen konnte. Die Technologie der Turbinen war noch nicht soweit, dass Sikorsky denen vertrauen konnte/wollte und so wählten die Konstrukteure bei Sikorsky eine sehr ungewöhnliche Triebwerks-Konfiguration. Zum Einsatz kamen zwei von den für diesen Zweck am meisten geeigneten/stärksten Sternmotoren (P&W R-2800), welche in seitlichem Gondeln untergebracht wurden. Sinnvollerweise wurden in die Gondeln die beiden Hauptfahrwerksbeine integriert und im Flug eingezogen. Der Bug beziehungsweise Rumpf war für Aufnahme von umfangreichen und sperrigen Lasten nunmehr frei und erhielt vorne zwei zur Seite aufklappbare Tore. Summa summarum handelt es sich um einen Exoten, für welchen sich bis 2007 kein Spritzgussbausatz-Hersteller begeistern konnte. Einer der Gründe, warum der Bausatz so lange in meinem Keller herum lag, ist der Rotorkopf des Bausatzes, welcher sehr vereinfacht wiedergegeben ist. In der altgewohnten Manier von Sikorski wimmelt es in diesem Bereich von Hebeln, Stangen, Schrauben, Kabeln und sonstigen Details, die in Großserie unmöglich darstellbar sind, zumindest nicht zu einem bezahlbaren Preis. Glücklicherweise konnte ich für diese Task einen Verbündeten gewinnen, der mir basierend auf Abmessungen des Bausatzes drei große Teile pro Blatt konstruiert und die dann auch noch 3D ausgedruckt hat. Die übrigen Kleinteile bestehen meistens aus Plastikstückchen sowie Rundstäben und waren relativ schnell basierend auf den zahlreich im Internet vorhandenen Originalfotos des Originals gemacht. Ein echtes Schneeweiß und Tiefschwarz haben meiner Meinung nach bei Modellen nichts zu suchen, insbesondere nicht bei 1:72. Daher ist das Weiß des Modells in Wirklichkeit ein sehr helles Grau. Bei dem Anbringen der Decals hat mich die Wirklichkeit allerdings eingeholt, in Form von dem Schneeweiß der US-Abzeichen. Der Unterschied war sehr deutlich zu merken und so übersprühte ich die US-Abzeichen mit einem sehr stark verdünnten Smoke Clear von Revell. Dank der dunkelblauen Umrandung hat sich das Übernebeln überhaupt nicht negativ auf das Umfeld ausgewirkt. Das Vorbild für das Modell mit der Nummer 55-0650 ist in der so genannten Arctic-Farbgebung lackiert und dementsprechend war es war in der Arcticregion eingesetzt. In der Publikation aus der Serie US Fighters ist das Original gut dokumentiert. Interessant ist der Verlauf der Antenne unter dem Rumpf mittels mehrerer Haltestangen. Die meisten Maschinen flogen ohne Verkleidung der Auspuffrohre. Das war einer der Punkte, welche im Bausatz anders wiedergegeben sind und korrigiert wurden. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass die Fahrwerksbeine verkehrt installiert sind. Das ist nicht der Fall; der Winkel beträgt bei einer stehenden Maschine nicht 90° sondern etwas mehr bezogen auf den Boden. Inzwischen ist es bei mir zum Standard geworden, die Oberfläche der Modelle mit Nieten zu versehen. Hierzu habe ich mir aus diversen Uhrenzahnrädern und Ziehfedern Nietenräder mit diverser Steigung gebaut. Bei diesem Modell kam fast ausschließlich der zweitfeinste zum Einsatz, bei welchem der "Pitch" 0,45 mm beträgt. Scharniere für die Bugtore bestehen aus diversen Plastikstreifen. Die Beule unter dem Rumpf beherbergt einen der zwei kleinen ausklappbaren Landescheinwerfer. Bis zu allerletzt konnte die Funktion der zwei Stangen an den Bugtoren nicht ermittelt werden. Auf dieser Aufnahme kann man anhand des Hauptrotors die Ähnlichkeit zum Nachfolger gut erkennen (S-61 Sea King). Auf diesem Foto ist der zweite Grund zu sehen, aus welchem so selten ein Modell von diesem sehr interessanten Hubschrauber auf einer Ausstellung zu finden ist. Bedingt durch die Konstruktion mussten die beiden Sterntriebwerke zwangsbelüftet werden. Auf der Motorachse auf der Getriebeseite war ein Ventilator installiert, welcher die Kühluft ansaugte und am Motor vorbeipresste. Die aufgewärmte Luft verließ die Gondel durch die Gitterstruktur. Special Hobby hat sich der Einfachheit halber entschieden, diese Gitterstruktur nur reliefartig darzustellen. Das schien mir an dieser Stelle kein brauchbarer Kompromiss, zumal man durch die Gitterstruktur im Original in das Innere gut hineinschauen kann. Auch bei dieser Task konnte ich einen Verbündeten gewinnen, der mir basierend auf einer Vorlage eine CAD-Zeichnung erstellte, die bei seinem Stamm-Ätzfachmann als Ätzvorlage diente. Die letzte Hürde war recht überschaubar und bestand aus dem Biegen der meisten Teile in beiden Ebenen in der Hoffnung, dass sie hinein passen und sich sauber einkleben lassen. Der Heckrotor des Bausatzes ist sehr ordentlich wiedergegeben und wurde nur mit paar wenigen Teilen ergänzt. Viele Details im Cockpit konnten auf Original-Fotos gut recherchiert werden. Bei einigen Details und Komponenten musste ich jedoch ein bisschen improvisieren. Die Fahrwerksbeine des Bausatzes sind ziemlich ordentlich und wurden mit einigen Teilen und Schläuchen basierend auf Originalaufnahmen (glücklicherweise in dem Heft von Stevie Ginter zahlreich vorhanden) ergänzt. Die Lage des Getriebes für den Heckrotor ist im Bausatz nicht ganz richtig wiedergegeben. In Wirklichkeit befindet sich das Getriebe etwa in der Mitte der Heckflosse und nicht am Rand wie im Bausatz. Interessanterweise ist bei diesem Rotorkopf die Anlenkung der Rotorblätter indirekt ausgeführt, im Unterschied zu den späteren Projekten und Designs von Sikorsky. Bei diesem Rotorkopf ist der Durchmesser der Taumelscheibe für eine direkte Anlenkung der Rotorblätter zu klein. Daher haben die Konstrukteure auf eine indirekte Anlenkung zurückgegriffen, welche sich einer Umlenkmimik auf dem Auslegerarm des Kopfes und eines zusätzlichen Hebels bedient. Bernhard Schrock Publiziert am 31. Dezember 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |