Junkers Ju-88 A-4/A-10(Bilek - Nr. 41)Produktinfo:
Besprechung:Dafür, dass die Ju88 der meistgebaute Bomber auf deutscher Seite im zweiten Weltkrieg war, blieb das Angebot an den Bausätzen beigepackten Decal-Optionen meist recht eintönig. Ganz zu schweigen davon, dass es bis vor kurzen ebenfalls generell auch noch an erschwinglichen, zeitgemäßen Bausätzen mangelte. Dies hat sich zwar durch die Markteinführung der Zvezda und des neuen Revell-Kits erheblich gebessert, jedoch sind Baukästen, die Flugzeuge in Wüstentarnung vorsehen, eigentlich immer noch recht selten geblieben, was dann zwangsweise auch auf die Deckelbilder bzw. Boxarts zutrifft. Leider hat in diesem Punkt bis in die heutige Zeit kein Hersteller etwas wirklich Neues gewagt. Was einmal mehr deutlich macht, wie bereitwillig sich Herstellerfirmen, letztlich auf Kosten der potentiellen Käufer, doch von ihren Mitbewerbern beeinflussen ließen und lassen. Denn abgesehen vom alten Frog-Kit sowie einem Hasegawa-Bausatz und dem 1:64 Lindberg-Modell, gab es bis heute nichts in dieser Richtung, wenn man mal den Italeri-Baukasten außen vorlässt, der ja dann auch eine Maschine, die in Italien eingesetzt war, darstellte. Somit stellen dann also 99% der Ju88-Bomber-Modelle, die ja das Gros an Bausätzen dieses Flugzeugmusters repräsentieren, Schiffe bombardierende Maschinen dar. Zwar macht das an dieser Stelle besprochene Modell vordergründig in diesem Punkt ebenfalls keine Ausnahme (wenn auch ursprünglich ein Bild einer Maschine in Wüstentarnung verwendet wurde), dennoch erhält man hier aber doch etwas nicht ganz so alltägliches. Selbstverständlich ist diese Einschätzung aber nur subjektiv, beurteilen sollte das jeder für sich selbst. Nichtsdestotrotz finde ich, dass dieser eher selten anzutreffende Bausatz hier dennoch einmal vorgestellt werden sollte. Und dies eigentlich nicht nur aufgrund der von der Masse abweichenden Decal-Optionen. Aber nun zum eigentlichen Kit, der aus Tschechien kommt und von der Firma Bilek stammt, die ja neben einigen eigenen Kits bekanntlich auch noch Modelle anderer Hersteller herausbringt. Im Falle der Ju88 handelt es sich um ein dem Italeri-Bausatz zu 100 Prozent entsprechendes Produkt. Als Besonderheit fällt hier zu allererst sicherlich die heute bereits selten gewordene Beutel-Verpackung auf, die strenggenommen nur aus einem Blatt leichtem Karton und einem stärkerem Polybeutel besteht. Als viel wichtiger erachte ich aber, dass neben dem Firmenlogo Vaclav Bileks auch noch eines von Italeri aufgedruckt worden ist, um dadurch jegliche Unklarheiten in Bezug auf den Formenursprung auszuschließen. Dies ist meiner Meinung nach ein sehr positives Kennzeichen, das heute nur noch äußerst selten anzutreffen ist. Trotz des eher spartanischen Eindrucks, den so eine Art primitive Verpackung vielleicht erzeugen könnte, entspricht der Inhalt dennoch vollkommen der bekannten, soliden Italeri-Qualität. Das Bild auf dem Pappdeckel ähnelt dann zwar ebenfalls jenen von Revell, Airfix, und Zvezda. Beim genauen Hinsehen entdeckt man bei der Typenbezeichnung aber neben der Baureihe A-4 auch noch die bislang von keinem anderen Hersteller angebotene Variante A-10. Dadurch unterscheidet sich dieser Bausatz, der bis vor kurzem noch im Lieferprogramm des Prager Unternehmens war, in angenehmer Weise merklich vom italienischen Original-Modell. Außerdem wurde bei den Decaloptionen erstmalig auch auf eine Maschine Werner Baumbachs zurückgegriffen. Angesichts der Tatsache, dass sowohl Hasegawa wie auch Zvezda und Airfix sowie AirDOC nunmehr ebenfalls Abziehbilder für den Bomber dieses bekannten deutschen Kampffliegers anbieten, war es seinerzeit bereits eine kluge Wahl. Obwohl leider nicht ganz unproblematisch, was aber bedauerlicherweise ebenfalls für den restlichen Decalbogen gilt. Stencils, Wartungshinweise etc. findet man nämlich keine, dafür allerdings jene zwei, während des Dritten Reichs am Leitwerk angebrachte Hoheitszeichen. Da Bilek-Hobby, wie die korrekte Firmenbezeichnung lautet, keinen deutschen Importeur besitzt, sind diese dann sogar auch noch ungeteilt! Soweit, so gut würde man denken und sich nun dem Plastik zuwenden. Da wir es hier aber mit einem Ju88-Bausatz zu tun haben, kommt es leider schon erfahrungsgemäß auch hier zu den für diesen Typ wohl bereits typischen Baureihen-Unstimmigkeiten. Kenner merken nämlich schnell, dass man aus einem A-4-Kit vielleicht eine A-11 bauen kann, nicht aber die hier suggerierte A-10! Diese basierte ja schließlich auf dem A-5-Bomber, der bekanntlich äußerlich schon etwas von den A-4-Maschinen abwich. Gut, dass man so etwas verwechseln kann kommt leider vor, schmälert allerdings das Gesamtbild doch etwas. Zumal auch Werner Baumbachs Flugzeug für Kopfzerbrechen sorgt, weil das vielfach präsentierte Foto seines mit den vielen Siegesmarkierungen verzierten Seitenleitwerks eindeutig nur zu einer A-5 gehört haben muss. Solange auch Airfix, Zvezda und selbst Hasegawa diese kleinere Unstimmigkeit ebenfalls in Kauf nehmen, also ihren A-4-Bausätzen Markierungen dieser Maschine beilegen, darf man dem tschechischen Handelshaus jetzt keinen allzu großen Vorwurf machen, zumal es ja dasjenige war, welches erstmalig Baumbachs Bomber ins Spiel gebracht hat. Was stört es da groß, das interessanterweise auch das Geschwaderwappen des KG 30, der (herab)stürzende Adler auf gelben Grund, fehlt. Die zweite mögliche baubare Variante war zu seiner Zeit ebenfalls als echte Bereicherung anzusehen. Doch mittlerweile haben Hasegawa und AirDOC nachgezogen und ebenfalls die Decals für die L1+OK auf den Markt gebracht. Positiv finde ich in diesem Zusammenhang noch die Tatsache, dass hierbei die dem Kit beiliegenden Flammendämpfer Verwendung finden können und nicht ungenutzt in den Reste-Vorrat wandern müssen. Wobei man allerdings über deren äußere Form diskutieren könnte, wenn man ein ganz akkurates Modell anstrebt. Wie gesagt, sind die grau eingefärbten zwei Spritzlinge vollkommen mit denen des italienischen Bausatzes identisch. Da die Firma aus der Nähe von Bologna interessanterweise bei der Ju88 kein Markenzeichen an den Innenwänden von Rumpf oder Tragflächen eingravieren ließ, kann es sich beim Bilek-Kit daher durchaus sogar um lediglich umgepackte Original-Gussrahmen handeln. Deshalb bewegt sich die Gussqualität auf hohem Niveau. Überstehende Ränder an den 111 Teilen gibt es überhaupt nicht und der Grat hält sich ebenfalls in Grenzen. Dennoch ist für das unvermeidliche Entgraten Zeit einzuplanen, wohingegen der Zusammenbau als unproblematisch bezeichnet werden darf. Trotz der „nur" erhaben ausgeführten Oberflächengestaltung ist beinahe alles an Details vorhanden. Womit man hier, genau wie von Italeri auch, den besten Raised-Panel-Kit einer Ju88 in 1:72 bekommt. Was aber nicht bedeutet, dass auch dieser weitestgehend korrekte Bausatz nicht einige Unstimmigkeiten aufweist. Hat man seine Ju88 nämlich fertiggebaut, wozu es aufgrund der übersichtlichen Bauanleitung, die, wie für Bilek typisch, aus Fotokopien besteht, gerade mal acht Bauabschnitte bedarf, bemerkt man, dass die Motorgondeln etwas schmächtig wirken. Sicherlich nur eine Kleinigkeit, da hier nicht unbedingt der Durchmesser der Cowlings als zu klein empfunden wird, sondern eher die Ausgestaltung dieser im unteren Bereich, die etwas vom Original abweicht. Das Fahrwerk hingegen ist hervorragend umgesetzt worden, dennoch sollte man die Fahrwerksbeine um einige Millimeter kürzen, da die Ju88 ansonsten etwas zu hochbeinig würde. Zumindest, wenn man sie im voll beladenen Zustand bauen möchte. Die Darstellung der Oberflächendetaillierung des Fahrwerkschachts bleibt auch hier etwas vereinfacht. Genauso stören die dort vorhandenen Auswerfer-Marken. Zu breit im vorderen Bereich sind die asymmetrischen Verkleidungen unter den Motoren. Die Bola wurde als Klarsichtteil ausgeführt, was heute bei Ju88er Bausätzen Standard ist und erstmalig von Frog eingeführt wurde. Die Cockpitverglasung ist schlierenfrei und klar, allerdings kommt es an den Seiten aufgrund übertriebener Materialstärke zum berüchtigten Glasbaustein-Effekt. Leider besitzt die Bugverglasung das Loch für die Bewaffnung, die jedoch an dieser Stelle nicht Standard war. Viele Maschinen flogen ohne dieses MG. Entweder ignoriert man diese Tatsache und baut immer die Bewaffnung ein oder man muss das Loch verschließen. Ich habe die betreffende Scheibe herausgefeilt und ersetzt, möglich wäre hier die Verwendung von Micro Kristal Klear. Die EZ-6 Peilantenne, die es auch beim Italeri Bausatz nicht als Klarsichtteil gibt, existiert leider nicht einmal als Abziehbild. Das MG 81 Z für die Bola besteht aus zwei einzelnen Maschinengewehren, was für Probleme sorgt, wenn man sein Modell mit geöffneter Einstiegsluke darstellen möchte. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Aufgrund der guten Passgenauigkeit und des einfachen Aufbaus auch für Anfänger geeignet. Leider nur noch aus zweiter Hand erhältlich und daher oft überteuert. Aber Fans nostalgischer Bausätze sollten bei Gelegenheit dennoch zugreifen. Diese Besprechung stammt von Enrico Friedel-Treptow - 06. Oktober 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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