Vautour IIN "IDF All-Weather Fighter"(Azur - Nr. A055)Produktinfo:
Besprechung:
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges versuchte Frankreich verzweifelt mit den USA, Großbritannien und der damaligen UdSSR bei der Entwicklung von Strahlflugzeugen Schritt zu halten. Zudem musste man mit den Folgen der Verstaatlichung der heimischen Industrie, welche vor dem Krieg durchgeführt wurde, kämpfen. Viele strahlgetriebene Prototypen wurden nach 1945 gebaut, doch nur wenige erreichten die Serienreife. Einer davon war die SO. 4050 Vautour II, die als Bomber (IIB), Angriffsflugzeug (IIA) sowie als Allwetter-Nachtjäger (IIN) eingesetzt werden konnte. 1950 verlangte die Armée de l'Air nach einem zweistrahligen Mehrzweckkampfflugzeug. Die jeweiligen Untervarianten sollten als konventioneller Bomber, als Angriffsflugzeug sowie als Allwetter-Nachtjäger operieren. Nach mehreren vorangegangenen Studien, welche die SO.4011 und die SO.4015 hervorbrachten, entwickelte das Team von Chefingenieur Jean Charles Parot schließlich die SO.4050, einen Ganzmetall-Mitteldecker mit gepfeilten Tragflächen und einem Tandemfahrwerk ähnlich dem der amerikanischen B-47.
Die jeweils in einer Gondel unter den Tragflächen angebrachten Atar Triebwerke der Vautour wurden von deutschen Ingenieuren in Frankreich entwickelt. Die gesamte Entwicklung der Vautour war sehr anspruchsvoll, insgesamt wurden drei Prototypen und fünf Vorserienmaschinen gebaut, welche jeweils zu unterschiedlichen Testzwecken dienten (IIA, IIB und IIN). Entwickelt wurde die Maschine zwar bei SNCASO, doch die Serienproduktion erfolgte schließlich bei Sud Ouest Aviation, welche aus der SNCASO und SNCASE hervorging. Die französische Luftwaffe bestellte damals vorwiegend Maschinen der Baureihen B und N. Letztere wurde als Erstes in Dienst gestellt, und zwar beim ECTT30; die IIB hatte ihr Debut beim EB92. Im Laufe ihrer Dienstzeit erfuhr die Vautour zwei erwähnenswerte Modifikationen, zum Einen wurden die klassischen Höhenleitwerke durch einteilige ersetzt ("Monobloc"), zum Anderen erhielt der äußere Teil der Tragflächen gekrümmte Vorflügel. Die israelische Luftwaffe war der einzige Exportkunde der Vautour. Im Jahre 1957 wurden 29 Maschinen der Angriffsversion Vautour IIA beschafft, welche ursprünglich für die Armée de l'Air vorgesehen waren, gefolgt von vier IIB. Ein Jahr später folgten acht Vautour IIN, welche den Schutz des israelischen Luftraumes während des 6-Tage-Krieges sicherstellten. Die IIA wurden bereits 1964 gegen Ziele in Syrien erfolgreich eingesetzt. Die Vautour verblieb bis 1970 im Dienst der IDF. Die letzten französischen Vautour wurden 1979 außer Dient gestellt.
Lang musste die Fangemeinde auf diesen Bausatz warten, ist er doch bereits seit über zwei Jahren angekündigt gewesen. Wie bei Azur üblich handelt es sich um einen echten Multimedia Bausatz. Die knapp über 90 in grauem Kunststoff gefertigten Spritzgussbauteile weisen feine versenkte Gravuren auf. Die Detaillierung ist hervorragend, das Cockpit zum Beispiel besteht aus nicht weniger als 50 Einzelteilen, inklusive einiger Resin- und Fotoätzteile. Der Fahrwerksbereich ist nicht minder umfangreich, hier wurde allerdings der Multimediagedanke ein wenig übertrieben. Der Aufbau der Fahrwerksbeine erfolgt gemischt aus Kunststoff- und Resinteilen, was der Stabilität nicht gerade zuträglich ist. Zu allem Überfluss wurden auch die Federbeinscheren als Resinteile ausgeführt, diese müssen erst mühsam vorbereitet werden. Hier hätte man wirklich auf Fotoätzteile zurückgreifen können. Die Fahrwerksschächte sind ausreichend tief und mit einigen Strukturen versehen. Die Räder sind nur unbelastet wiedergegeben.
Ein paar Schönheitsfehler gibt es allerdings. Zwar ist die äußere Form auf den Punkt genau getroffen, jedoch muss man sich mit einer einteiligen, recht mäßigen Cockpithaube zufriedengeben und, was noch schwerwiegender ist, mit geschlossenen Luftbremsen. Letztere sind am Boden immer offen, es gibt kaum ein Bild, auf dem das nicht der Fall ist. Somit gibt es beim Bau auch keinerlei Optionen, lediglich das Seitenruder könnte man so hinfrickeln, dass es ausgelenkt eingebaut wird, alle sonstigen Steuerflächen sind fest angegossen. Die Lufteinläufe und die Schubdüsen sind aus Resin gefertigt. Während erstere sehr gut aussehen mangelt es letzteren eindeutig an Tiefe. Hier sollte man mit Hilfe eines geeigneten Röhrchens ein Abgasrohr nachbilden. Der recht kleine Decalbogen erlaubt den Bau von vier Maschinen aller in Frage kommenden Epochen (Tarnschemen). Der Druck des Bogens ist sauber und versatzfrei. Neben den eigentlichen Kennungen und Hoheitszeichen gibt es lediglich nur noch die Warndreiecke für die Schleudersitze, keine sonstigen Wartungshinweise. Die Bauanleitung ist einfach aber übersichtlich gestaltet. Die Farbangaben beziehen sich auf die Palette von den in Deutschland nur sehr schwer verfügbaren Gunze Farben. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Der Preis ist ganz schön happig, allerdings ist der Bausatz von guter Qualität und ordentlicher Detaillierung. Schade nur, dass man für jede Version und jeden Nutzer einen eigenen Bausatz kaufen muss. Die geschlossenen Luftbremsen sind allerdings unverzeihlich. Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 20. Dezember 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |