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Vautour IIN Armee de l´Air All Weather Fighter

(Special Hobby - Nr. SH 72412)

Special Hobby - Vautour IIN Armee de l´Air All Weather Fighter

Produktinfo:

Hersteller:Special Hobby
Sparte:Flugzeuge Militär Modern
Katalog Nummer:SH 72412 - Vautour IIN Armee de l´Air All Weather Fighter
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:2019
Preis:ca. 26 €
Inhalt:
  • 4 Spitzrahmen mit total 90 Bauteilen
  • 1 Spritzrahmen mit 8 Bauteilen aus Klarmaterial
  • 38 Resinteile
  • 1 Ätzteilplatine
  • 1 Stück Fotofilm
  • 1 Markierungsbogen
  • 1 Bauanleitung

Besprechung:

Das Original

Zu Beginn der 1950er Jahre erging von der Armee de l`Air Francaise die Forderung an die seit 1940 verstaatlichte französische Luftfahrtindustrie, einen schweren Jäger mit zwei SNECMA ATAR-Triebwerken zu entwickeln. Daraus ging die Sud-Ouest Aviation SO-4050 Vautour II als weiter entwickelter Entwurf hervor. Unter der Typenbezeichnung SO-4000 erfolgte der Erstflug 1951 und nach Überarbeitung des Musters ging der „Geier" als SO-4050 dann Mitte Oktober 1952 an den Start. Im Sturzflug durchbrach die Maschine die Machmauer.

Die Triebwerksbezeichung „ATAR" steht für „Atelier Technique Aéronautique de Rickenbach" am Bodensee. Auf französische Einladung im Oktober 1945 ging von dort Dr. Hermann Östrich, einer der Pioniere im Strahltriebwerksbau mit dem BMW 003, und seine Mitarbeiter zu SNECMA - so ein französischer Wikipedia-Eintrag. ATAR Triebwerke sind in französischen Militärflugzeugen bis zu Mirage-Versionen verbaut.

Der Vautour verfügte noch über kein eigenes Radar oder moderne Navigations- oder Angriffssysteme. So ließ die AAF die einsitzige Bodenangriffsversion II A nach Ausbildung und Evaluation im Export verkaufen. Die Armee de l`Air setzte die Versionen II N als zweisitzigen Allwetterjäger mit Radar der DRAC-Reihe und II B als Bomber mit Pilot im Cockpit und Navigator im verglasten Rumpfbug ein. Der eher konservative Entwurf wurde auch zum Atomwaffenträger - wenigstens bei Nukleartests und eher aus politischer Entscheidung - denn zur Ausschöpfung des Leistungspotenzials der Maschine. Das Muster hat einem Aktionsradius bis zu 1.200 km, entsprechend einer Reichweite von 2.400 km.

Einige französische Exemplare wurden für Aufklärungs- und Eloka-Missionen modifiziert, wenige Maschinen blieben nach dem aktivem Einsatzende 1978 als Zielschlepper und Versuchsmuster für Radargeräte im Betrieb.

Die letzte der 140 Vautour II wurde Anfang der 1980er Jahre ausgemustert. Als einziger Exportkunde erhielt Israel 30 Maschinen des Typs. Das französische Muster war nie in Kampfhandlungen verwickelt, während 15 israelische Maschinen im Einsatz verloren gingen. Überlebende Exemplare sind in israelischen und französischen Museen zu finden, etwa im „Musee des Ailes Anciennes de Toulouse".

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Vautour IIN Armee de l´Air All Weather Fighter

 

Der Bausatz

Der Erstauflage von 2011 unter dem Label Azur folgten vier Versionen, jetzt bei Special Hobby. Bei gleichen Gießästen in Polystyrol für alle Bausatzversionen unterscheiden diese sich durch unterschiedliche Resinteil- und Decalsätze. Der stabile Stülpkarton enthält einen klassischen Mulitmaterialbausatz mit vier Spritzrahmen in grauem Kunststoff, einen Spritzrahmen aus - wie oft noch üblich - zu dickem, leicht verzerrendem Klarmaterial, 38 Resinteile, eine Ätzteilplatine, einen Fotofilm für den Cockpit-Uhrenladen, einen Markierungsbogen und die farbigen Bauanleitung.

Als Bausatz klassischer Kleinserienfertigung ist der Kit grat- und versatzfrei gespritzt. Altersbedingte, kleinere Beschädigungen an einigen Oberflächen und etwas Fischhaut an den Kanten zur Cockpitverglasung oder den Wartungsklappen wird der geübte Modellbauer mit wenig Mühe putzen. Bei guter Paßform der Teile und ohne sichtbare Auswurfmarker wird der Spachtelaufwand gering bleiben. Einige Resinteile bedürfen mehr Putzaufwand. Feine versenkte Gravuren und Details kommen aus einer sehr glatt polierten Form. Nach alkoholischer Reinigung werden sicherlich Airbrushfarben auf Wasserbasis der glatten Oberfläche trotzdem gut anhaften.

Interessant finde ich den einteiligen Spritzguß der dünnen Flächenprofile mit gewölbter Vorderkante sowie feinen Endkanten. Ich hoffe auf Formstabilität der großen Tragflächen in der Zeit nach dem Bau. Die transparenten Kanzelteile sind - wie im PS-Spritzguß verbreitet noch üblich - zu dick und verzerren den Durchblick. Bei dem Mehrversionsbausatz ist etwas Überlegung bei der Bauvorbereitung für den Vautour II N notwendig, damit die richtigen Bauteile für die Grabbelkiste übrig bleiben.

Als Optionen ist das separat gefertigte Seitenruder angelenkt einsetzbar, sind beide Versionen des Höhenruders vorhanden und geöffnete Wartungsklappen an den Triebwerksgondeln darstellbar. Das einspurige Fahrwerk mit zwei „Diabolo" Radsätzen im Rumpf erfordert kein Trimmgewicht im Bug. Ohne Passzapfen sind die Bauteile stumpf, aber gut ausrichtbar zu verleimen. Die Tragflächen werden mittels Laschen an den Rumpf gesteckt. Die unterschiedlichen Höhenruder müssen anhand innen markierter Stellen positioniert und besser mit metallischen Achsen stabilisiert eingesetzt werden.

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Vautour IIN Armee de l´Air All Weather Fighter

 

Die Bauanleitung

Die Bauanleitung hat 12 farbig gedruckte Seiten, deren Zeichnungen leicht verständlich sind. 25 Baustufen führen zum fertigen Modell, für die Lackierung und Platzierung der Decals aller Darstellungsoptionen helfen Vierseitenzeichnungen. Ich bin kein großer Fan dieser farbigen Hochglanzbroschüren und komme auch mit ressourcenschonender Bauanleitung zu ordentlichen Modellbauergebnissen. Farbangaben sind für Gunze Sangyo angegeben.

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Der Markierungsbogen

Der Decalfilm ist dünn und seidenmatt bedruckt, der Druck scheint feiner und dadurch detailreicher als bei der Erstauflage. Achtung: bei den dünnen Decals schimmert gerne die Metall- bzw. Untergrundfarbe durch. Es sind ausreichend Wartungshinweise etc. vorhanden, um das 72er Modell lebendig, aber nicht überladen zu markieren.

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Darstellbare Maschinen:
  • 306, 30MA, EC 2/30 „Normandie-Niemen", Orange-Caritat, Frankreich 1963
  • 357, 92AD, EB 1/92, Bourgogne, Frankreich
  • 333, 6QQ, EC 2/6 „Normandie-Niemen", Algerien 1960
  • 338, 30OE, ECCT 1/30 „Loire", Creil, Frankreich 1962
Stärken:
  • Sehr detailliertes Cockpit
  • Versenkte Gravuren stimmig für ein Modell dieses Maßstabs
  • Sehr glatte Oberfläche der Zellenteile mit feiner Detaillierung
  • Komplett neu gestaltete Bauanleitung im Vergleich zu Azur
  • Ein großes 1:72er Modell
Schwächen:
  • Die Resinteile der Schubdüsen scheinen zu kurz
  • Die Reifen sind nur in unbelasteter Ausführung vorhanden - naja
  • Die Luftbremsen sind geschlossen - Fotos zeigen sie am Boden fast immer ausgefahren
  • Nur einteilige Kabinenabdeckung - was sich aber Scratch vom Modellbauer ändern ließe
  • Zusatztanks können über das Set Q72262 von CMK nachgerüstet werden
Anwendung: Zu empfehlen, aber eher dem erfahrenen Modellbauer

Fazit:

Trotz guter Paßform ist an einigen Klebeflächen spiegelbildlicher Teile Nacharbeit notwendig, um Spachtel- und Schleifaufwand gering zu halten - da läßt sich das Alter der Spritzgußformen ahnen. Diesen Multimaterialbausatz und seine "Metalliclackierung" - also der Oberflächengestaltung in Naturmetal - zeigt mehr auf den erfahrenen Modellbauer. Die dünnen Decals bleiben Herausforderung fürs saubere Aufbringen auf der metallischen Außenhaut - manche werde ich lieber airbrushen wie die französischen Landesfarben aufs separate Seitenleitwerk oder rote "Zierstreifen". Maßstäblich korrekt läßt sich aus dem gut aufgebauten und detaillierten Bausatz eine realistische Miniatur des Vautour aus französischer Entwicklung und Fertigung vor Airbus bauen. Und mit wenigen Detailänderungen im Scratch wird der Bausatz kein Pleitegeier fürs Modellbaubudget, Detailsets des After-Markets bleiben überflüssig.

Weitere Infos:

Referenzen: Eine direkte Bestellmöglichkeit beim Hersteller gibt es hier, wo auch die Bauanleitung für private Zwecke heruntergeladen werden kann.

Diese Besprechung stammt von Klaus Rick - 09. August 2021

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