Fw 190D-9(Eduard Bausätze - Nr. 8184)Produktinfo:
Besprechung:Nach den sehr erfolgreichen Bausätzen der Sternmotor getriebenen Fw 190 bringt Eduard nun den Bausatz der späteren, Reihenmotor getriebenen Version "D" in den Handel. Bei diesem Modell hängt die Messlatte durch Bausätze von Trimaster (später von Dragon, Italeri, Revell neu aufgelegt) und Tamiya relativ hoch. Wobei Tamiya weniger durch Formtreue, sondern vielmehr durch sehr gute Baubarkeit punktet. Wie positioniert sich Eduard vor diesem Hintegrund? Zunächst erst einmal ist zu sagen, dass auch diese "Orangebox" alle Ausstattungsmerkmale der "Profipack"-Linie enthält. Dazu zählen die olive-farbenen Spritzlinge, ein umfangreicher Abziehbilderbogen für sechs verschiedene Varianten, Lackierhilfen in Form von vorgestanzten Masken und nicht zu vergessen ein Bogen Photoätzteile. Soviel bieten die anderen Hersteller nicht. Wobei dem Trimaster-Kit bereits ein Bogen Ätzteile beilag, zur damaligen Zeit sehr innovativ (80er Jahre). Bei vielen Rezessionen zu den früheren Eduard-Bausätzen war zu lesen, dass sie (insbesondere Fw 190A) "overengineered" seien. Soll meinen, zu viele Teile und zu komplizierter Zusammenbau. Darüber lässt sich sicher trefflich streiten, hängt es doch im Wesentlichen vom Modellbauer und dessen Voraussetzungen ab, ob und wie er aus dem Bausatz ein Modell zusammenfügt. Wie dem auch sei, hat sich Eduard scheinbar der Kritik angenommen, und bei der Fw 190D-9 eine etwas einfachere Aufteilung der Teile gesucht. Im Wesentlichen ist der Aufbau der Baugruppen sehr ähnlich den bereits erschienen Bausätzen für die "A". Solche Details, wie separate Teile für offene und geschlossene Darstellung der Schiebehaube oder Instrumentenabdeckung als ein Teil, oder die nahezu vollständige Darstellung der Bewaffnung usw. findet man hier wieder. Im Folgenden möchte ich daher nur auf ein paar Besonderheiten eingehen. Die Rumpfteile liegen klassischerweise als linke und rechte Halbschale vor, eine vorherige Montage des Triebwerkes entfällt. Allerdings bedingt das Original doch ein paar Einbauten in diesem Bereich. Grund hierfür sind die beim Original durch den geöffneten Fahrwerksschacht sichtbaren rückwärtigen Motorteile nebst Aggregate. Bei keinem der mir bekannten Kits anderer Hersteller ist dieser Bereich in der von Eduard gestalteten Weise umgesetzt. Stattdessen wurde immer die Darstellung der geschlossenen Fahrwerksschächte vom Modell der Version Fw 190A übernommen. Das ist für den Eduard-Bausatz das erste Alleinstellungsmerkmal und verdient Lob. Das nächste Lob gibt es für die liebevoll herausgearbeiteten Oberflächendetails, die sehr gefällig wirken und mittlerweile zum Eduard-Standard gezählt werden dürfen.
Die einzige mir aufgefallene Schattenseite des Bausatzes ist zweifelsfrei die zu flache Haube für eine gewölbte Darstellung. Unten ist ein Bild mit dem entsprechenden Teil aus dem Tamiya-Bausatz angefügt, das beim Vergleich mit Originalbildern mehr überzeugt. Der nächste Punkt, der auffällt, ist die Darstellung der geöffneten Kühlerjalousie. Die einzelnen Lamellen sind relativ dick, verjüngen sich aber zu den Rändern hin gegen Null. Dadurch kann erreicht werden, dass die einzelnen Lamellen sauber voneinander getrennt sind, das gesamte Teil aber dennoch ausreichend stabil ist. Sowohl im Bausatz von Tamiya als auch von Trimaster sind die Lamellen zwar dünner aber untereinander bis etwa zur Mitte verbunden, was so nicht der Realität entspricht. Die Lamellen sind zudem alle an einer Scheibe angeformt, was für Stabilität sorgt. Einfacher wäre es wahrscheinlich, die Lamellen als Einzelteile zu gestalten. Das würde natürlich wieder die "Overengineered"-Rufe laut werden lassen. Insofern scheint mir die von Eduard gewählte Variante erklärlich. Ich halte den von Eduard beschrittenen Weg im Vergleich zu dem von Trimaster/Tamiya für den besseren Kompromiss. Ein Ausdünnen der Klappen ist machbar, wenn man entsprechende Vorsicht walten läßt. Lässt man das Teil unkorrigiert, wird man im Übrigen bei eingebautem Zustand auch schon ziemlich genau hinschauen müssen, damit einem die "Kissenform" auffällt. Für die Darstellung der Rückseite des Kühlers ist ein separates Teil vorhanden. Bei Tamiya ist eine erhabene Struktur angedeutet. Bei den Trimaster-Modellen wurde auf die Darstellung verzichtet. Wieder ein Punkt für den Eduard-Kit. Details Als nächstes Bauteil wäre die Rumpf-MG-Adeckung zu bemerken. Für diese gibt es eine ganze Reihe von Varianten, die sich zwar nicht grundsätzlich in der Form unterscheiden, jedoch an verschiedenen Stellen verschiedene Beulen haben. Auch ist das Teil im Original nicht immer aus der gleichen Zahl Bleche zusammengfügt (Stichwort Gravurlinien). All das ist bisher ebenfalls von keinem Hersteller berücksichtigt worden. Eduard tut das. Zwar nicht in letzter Konsequenz (der Kit sollte schließlich bezahlbar bleiben), aber immerhin geht man auf dieses Detail ein. Konkret sieht es so aus, dass alle Beulen vorhanden sind, und die für die jeweilige Bemalungsvariante nicht zutreffenden zu entfernen sind. Fehlende Gravuren wären zu ergänzen. Hierbei gibt die Bauanleitung genau Auskunft, was für welche Variante zutrifft. Ein durchaus akzeptabeler Weg. Den einen wird das nicht interessieren, und er wird das Teil so verbauen wie es ist. Der andere wird mehr wollen, ist dann aber meist in der Lage ohne Umstände die entsprechenden Arbeiten vorzunehmen. BTW - das war das nächste Alleinstellungsmerkmal. Bei den Bemalungsvorlagen hat man sich an die hervorragenden Bücher von Japo und Jerry Crandall gehalten. Das ist kein Nachteil, da beide Publikationen gründlich recherchiert sind. Im Endeffekt gibt es sechs verschiedene Varianten, die im Detail durch Fotos belegt sind. Das Vertrauen in die Bemalungsvorlagen ist also nicht unbegründet. Der Druck der Abziehbilder ist, wie bei Eduard gewohnt, vom Feinsten. Und natürlich verdient die Bauanleitung (Format A4) wieder eine gesonderte Erwähnung. Alle Bauabschnitte sind in deutlichen Schritten erklärt. Der Ausdruck erfolgte farbig und die Bemalungsanleitungen gibt es als Vierseitenrisse. Was will man mehr? Zum derzeitigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden können Fragen nach Passgenauigkeit und Baubarkeit. Hierüber werden jedoch die sicher bald zahlreich erscheinenden Bauberichte Auskunft geben. Zur Formtreue sei noch angemerkt, dass sich die Rumpfhälften und die Tragflächen saugend auf die Risse aus dem Buch von Jerry Crandall anschmiegen. Inwieweit die Risse stimmen, vermag ich nicht zu sagen, aber insgesamt habe ich für mich die Bücher als vertrauenswürdig eingestuft. Darstellbare Maschinen:
Stärken: Ausstattung, Preis, pfiffige Lösungen, Details, Bemalungsvarianten, Decaldruck ... eigentlich alles. Schwächen: Wenn überhaupt, dann die etwas zu flache Ausformung der gewölbten Haube. Anwendung: Man sollte schon so ein bis zwei Modelle, mit etwas gehobenem Anspruch an sich selbst, gebaut haben ... schon um den Bausatz genießen zu können. Fazit:Klasse Bausatz mit vielen Dingen, die bei bisher erschienenen Bausätzen anderer Hersteller unberücksichtigt blieben. Dazu kommen sauber recherechierte Bemalungsvarianten und eine schon gewohnt gute Ausstattung. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Der Bausatz lässt es vermuten, und Eduard hat es bereits angekündigt, die Reihe der "Langnasen" wird fortgesetzt. Als Nächstes wird ein Bausatz in der Limited-Edition Reihe erscheinen: Fw 190D-11 des JV-44. Den Bausatz auf der Homepage von Eduard sowie die zugehörige Anleitung erreicht ihr über folgende Links: Diese Besprechung stammt von Kai Röther - 19. Januar 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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