Junkers Ju 88(Airfix - Nr. )Produktinfo:
Besprechung:Bei ebay entdeckte ich ein Angebot des alten Airfix-Bausatzes der Junkers Ju88 A-4, der als besonderes Highlight einen zusätzlichen Decalbogen von TALLY HO! enthielt. Die Decals reizten mich mehr als der Bausatz, schließlich gibt es moderne Ausgaben der A-4 im Maßstab 1:72. Offensichtlich dachten viele so, denn bald hielt ich den Bausatz in meinen Händen. Die Decals waren toll, der Bausatz eine Kiste voller loser Teile. Auf den ersten Blick dachte ich: „Revell noch mal". Aber bei genauer Betrachtung sieht man, es ist doch ein völlig anderer Bausatz. Die einzigen Gemeinsamkeiten sind die erhabene Nietenstruktur und die spärliche Cockpiteinrichtung.
Der Rumpf der Airfix-Maschine ist kantiger als der bei Revell, was mehr dem Original entspricht. Dafür sind die Triebwerksverkleidungen bei Airfix etwas zu kantig ausgefallen. Aber insgesamt macht der Airfix-Bausatz einen besseren Eindruck. Bei den Triebwerken der Airfix-Ausführung fällt jedoch sofort auf, dass die asymmetrische Verkleidung an der Unterseite (ein typisches Merkmal der Ju88A-4) fehlt. Sie liegen auch nicht als Einzelteile bei wie bei AMTech-Bausätzen. Da ich solche Teile aber in der Ersatzteilkiste habe, wäre die Ergänzung kein Problem.
Dann fallen die Propeller ins Auge - die Ju88A-4 flog mit dem VS-11 Propeller mit breiten Holzpropellerblättern, der Bausatz enthält jedoch nur Propeller mit schmalen Blättern. Diese entsprechen den VDM-Metallpropellern der Ju88A-5.
Ein weiteres Detail fällt auf: In den Motorgondeln fehlen die Öffnungen für den Heißluftaustritt vor der Tragflächenvorderkante. Bei der A-5 sind es zwei unverkleidete Öffnungen, während sie bei der A-4 eine stromlinienförmige Verkleidung tragen (beim Italeri-Bausatz sind sie sehr schön ausgebildet; bei Revell fehlen sie).
Es fehlen also wesentliche Merkmale der Ju88A-4, sie sind sicher schnell zu ergänzen. Aber es sind auch Merkmale, die die Ju88A-4 von der A-5 unterscheiden. Also reifte schnell der Gedanke heran, aus dem Airfix-Bausatz die Vorgängerversion der A-4, die Ju88A-5, zu bauen. Eine wesentliche Veränderung musste noch durchgeführt werden: Das Seitenruder der Junkers Ju88A-5 war gerade. Im Gegensatz dazu hatte das A-4-Seitenruder am oberen Ende eine Ausgleichfläche. Ein kurzer Schnitt und etwas Spachtelarbeit brachten das gewünschte Ergebnis.
Von den vielen kleinen Unzulänglichkeiten des Airfix-Bausatzes sind drei gleich in den Müll gewandert: die Räder des Hauptfahrwerks (sie werden durch Resin-Räder von Pavla-Models ersetzt), die Sturzflugbremsen (Ersatz durch AMTech-Teile) und die ETC-Bombenträger (ebenfalls von AMTech).
Noch ein Wort zu den Decals: aufgrund des Alters sind sie schon recht vergilbt, ob sie noch brauchbar sind, habe ich noch nicht getestet. Das gelbe D ist versetzt gedruckt, wenn man die Buchstaben benutzen will, sollte man sie einzelnen ausschneiden und nicht in dem vorgesehenen Block verwenden. Aber es empfiehlt sich, die gegebene Kennung nicht zu verwenden, denn sie ist falsch. Erstens: Einsatzflugzeuge trugen keinen Vierbuchstabencode. Vier Buchstaben stellen die Werkskennung dar. Zweitens: Der Decalbogen enthält ein Staffelwappen, einen schwarzen, herabstürzenden Adler auf gelben Schild - III. Gruppe / Kampfgeschwader KG30 „Adlergeschwader". Das KG30 trug jedoch die Geschwaderkennung 4D. Der vierte Buchstabe B steht aber nicht für die III. Gruppe sondern für die I. Gruppe / Stab. Somit muss der dritte Buchstabe nicht gelb sondern grün sein. Also sind eigentlich nur die Balkenkreuze verwendbar. Aus all den anderen Teilen wird die Junkers Ju88A-5 mit der Kennung L1+BB entstehen, die hoffentlich auch bald an dieser Stelle zu sehen sein wird. Fazit:Ein alter Bausatz mit vielen Schwächen, der nicht mehr zeitgemäß aber teilweise besser als der Revell-Bausatz ist. Eine A-4 daraus zu bauen erfordert viele Umbauten, eine A-5 ist einfacher zu bewerkstelligen. In Ermangelung eines A-5-Bausatzes auf dem Markt, macht das gerade den Charme des alten Airfix-Bausatzes aus. Diese Besprechung stammt von Enrico Friedel-Treptow - 05. April 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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