Mercedes 300 SLR Mille Miglia(Revell - Nr. 7204)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildDer Mercedes-Benz 300 SLR war ein offener zweisitziger Rennsportwagen, der für die 1953 neu eingeführte Sportwagen-Weltmeisterschaft entwickelt wurde und nur im Jahr 1955 mit neun gebauten Exemplaren zum Einsatz kam. Der Aufbau des Chassis entsprach weitestgehend dem des Formel1-Wagens W 196: Gitterrohrrahmen, schräg zur Längsachse angeordneter Achtzylinder-Reihenmotor, groß dimensionierte im Chassis liegende Trommelbremsen, Treibstofftank hinter dem Cockpit. Eine Besonderheit für den Einsatz in Le Mans war die Luftbremse, ein breiter Schild hinter dem Fahrer, der hydraulisch aufgestellt werden konnte, um den Luftwiderstand drastisch zu erhöhen und die Bremswirkung der Trommelbremsen aus hohen Geschwindigkeiten zu unterstützen. Der Achtzylinder-Reihenmotor kam aus dem Formel1-Wagen und wurde auf 2.983 cm³ erweitert. Er war in zwei Vierzylinderblöcke geteilt, die Kraft wurde in der Mitte abgegeben, um ein übermäßiges Verwinden der extrem langen Kurbelwelle zu vermeiden. Neu war die Benzin-Direkteinspritzung, die in Deutschland entwickelt wurde und hier das erste mal bei einem Ottomotor zum Einsatz kam. Statt Ventilfedern gab es eine Desmodromik (Zwangssteuerung) zum Schließen der Ventile, die den Motor drehzahlfester machte. So war eine Leistung von 196 kW (266 PS) bei 7.450/min verfügbar, womit Geschwindigkeiten bis 290 km/h erreicht werden konnten. Das erste Rennen für den 300 SLR war am 1. Mai 1955 die Mille Miglia, die Moss mit Beifahrer Jenkinson gewann. Wenige Wochen später beim Eifelrennen auf dem Nürburgring siegte Fangio vor Moss; Kling wurde Vierter. Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans fuhren die Mercedes nicht zu Ende. Aufgrund des unverschuldeten Unfalles von Pierre Levegh, der zur bislang schwersten Katastrophe im internationalen Rennsport führte, wurden die beiden verbliebenen Wagen im Laufe der Nacht aus dem Rennen genommen. Beim Großen Preis von Kristianstad (Schweden) erzielten Fangio und Moss einen erneuten Doppelsieg, dem ein Dreifacherfolg von Moss/Fitch, Fangio/Kling und Trips/Simon bei der RAC Tourist Trophy in Dundrod (Nordirland) folgte. Am 16. Oktober gewannen Moss/Collins vor ihren Markengefährten Fangio/Kling die Targa Florio und sicherten Mercedes-Benz die Sportwagen-Weltmeisterschaft des Jahres 1955. Danach zog sich das Unternehmen für viele Jahrzehnte vom Rennsport zurück. Quelle: Wikipedia Der Bausatz......kam 1993 zum ersten mal auf den Markt und war ein Derivat des „Uhlenhaut Coupés“, das ein ein Jahr zuvor erschien und auf MV schon vorgestellt wurde. In der Folgezeit gab es den 300 SLR als Bestandteil des „Silberpfeil“-Sets von 1999, eine weitere Edition erschien 2005, seither erfolgte keine Neuauflage mehr. Mit dem Kit ist der Bau des Wagens von Stirling Moss und Denis Jenkinson, mit dem die beiden die Mille Miglia von 1955 gewonnen hatten, möglich. Der InhaltDer Kit wird in dem allseits bekannten Schüttkarton ausgeliefert, in dem die doch recht umfangreichen Bausatzbestandteile gerade so Platz finden. Trotz des hohen Alters meines Bausatzes war alles unversehrt. Die Herstellungsqualität der Spritzrahmen ist altersentsprechend, immer wieder sind Fischhäute, Formtrennnähte, Auswerfermarken und Sinkstellen zu finden. Dennoch gibt es auf den Bauteilen schöne Detaillierungen zu sehen, die – hat man die Unsauberkeiten erst einmal ausgebügelt – im Endergebnis ein schönes Modell versprechen. Das Highligt des Bausatzes ist das vollständig nachgebildete Rohrrahmenchassis. Mit detailliertem Motor, Trommelbremsen, Öltank, Treibstofftank und weiteren Anbauteilen ist eigentlich alles dabei, damit das Modell auch ohne Karosserie wirken könnte. In wie weit der Motorblock authentisch nachgebildet ist, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden, die vielen Anbauteile wirken jedenfalls stimmig und dürften später vom Motorblock nicht mehr allzuviel sehen lassen. Diese Baugruppe mit Kabel und Leitungen noch weiter zu detaillieren und vervollständigen bietet sich hier geradezu an. Die Räder werden aufgesteckt und mit den auf den Achsenden zu verklebenden Radmuttern gehalten. Hier gilt es, die Klebermenge sorgfältig zu dosieren. Die Vorderräder können lenkbar gebaut werden.
Die recht spartanische Ausstattung des Cockpits entspricht dem Vorbild. Das Armaturenbrett ist vorbildgetreu nachgebildet, für die Instrumentenanzeigen liegen Decals bei. Lenkrad und Schaltknüppel sind ebenfalls gut wiedergegeben. Die Sitze wirken ziemlich einfach gestrickt, aber auch das entspricht dem Vorbild. Für die Bezüge gibt es Decals, die das Bezugsmuster gut darstellen. Allerdings sollte der Glanz der Bilder durch eine Schicht Mattlack gebrochen werden. Cockpitwanne Die Karosserie ist einteilig, mit zu öffnender Motorhaube, um das schön nachgebildete Innenleben zeigen zu können. Die Ausführung ist im Wesentlichen sauber, nur an einigen Stellen gibt es Formtrennnähte und Grat zu entfernen. Die Schlieren, die im silbergrauen Kunststoff zu sehen sind, haben keinerlei Auswirkung auf die Gussqualität.
Allerdings trüben die unscharfen versenkten Gravuren, die sehr tief und breit sind, den Gesamteindruck des Karosserieteiles. Im Gegensatz dazu sind Firmen- und Typenembleme als scharfe und feine erhabene Reliefs ausgeführt, die Luftöffnungen vor dem Cockpit sind durchbrochen dargestellt. Für die Vergitterung des Lufteinlaufes in der Motorhaube gibt es ein extra Teil, das zwar mit einer entsprechenden Strukturierung, aber nicht durchbrochen ausgeführt ist.
An verschiedenen Einzelheiten ist erkennbar, dass als Grundlage für die Karosserieform die des Uhlenhaut-Coupés Pate stand, so ist für eine korrekte Nachbildung einiges zu ändern:
Der Rahmen mit den Chromteilen umfasst im Wesentlichen Teile für die Speichenfelgen und Zierleisten. Grundsätzlich ist die Auswahl sinnvoll, die Chrombeschichtung wirkt aber einerseits sehr dick und andererseits recht aufdringlich glänzend, was ich für ein Rennfahrzeug nicht passend empfinde. Nach einer Entchromung und sauberen Neulackierung dürften auch die sehr fein nachgebildeten Speichen besser zur Geltung kommen. Die Reifen sind aus Vollgummimaterial hergestellt, eine Formtrennnaht ist nicht zu erkennen. Das Profil ist stimmig nachgebildet, die Reifenflanken tragen einen Dunlop-Schriftzug. In wie weit dies korrekt ist, kann an dieser Stelle nicht beurteilt werden, in Le Mans waren die 300 SLR jedenfalls mit Continental-Bereifung unterwegs.
Der kleine Rahmen enthält lediglich fünf Klarsichtteile. Die Frontscheibe sieht man in guter Qualität ausgeführt, das Material könnte allerdings ein Stück dünner sein. Anders verhält es sich bei den Scheinwerfergläsern: das ungleichmäßig starke Material verursacht Verzerrungen, und die Innenseiten der beiden Teile wirken, als hätte man sie mit dem Hammer zurechtgedengelt. Im Gegensatz zu den Heckleuchten findet man die vorderen Blinker bei den verchromten Teilen.
Die DecalsDer kleine Decalbogen ist sauber, scharf und versatzfrei auf dünnes, glänzendes Trägermaterial gedruckt. Manche Schriften sind so winzig, dass sie zwar nicht mehr lesbar, aber dennoch erkennbar sind. Neben den Startnummern gibt es noch Decals für die Sitzbezüge, wie die sich verarbeiten lassen, muss sich beim Bau zeigen. Als Nummernschild einfach ein „300 SLR“ zu verwenden ist dürftig, hier gäbe es konkrete Vorlagen. Was für den Mille Miglia-300 SLR fehlt, sind zwei Union Jacks (für die Nationalität der Besatzung), die auf den Außenseiten der beiden Höcker am Heck platziert werden müssten. Die Bauanleitung
Die 16-seitige einfarbig gedruckte Bauanleitung ist im damals üblichen Stil gestaltet und führt in 46 Schritten zum fertigen Modell. Die Zeichnungen sind recht einfach gehalten, aber meist dennoch aussagekräftig. Einzig für die Montage des Rohrrahmens wären bisweilen deutlichere Zeichnungen wünschenswert gewesen. Am Ende ist eine Dekorationsanleitung zu finden, die Farbangaben beziehen sich wie übich allein auf die Revell-Palette. Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Gehobener Durchschnitt, um die Detailschwächen auszubügeln, sollte man aber wissen was man tut. Fazit:Revell hat hier das Modell eines Rennsportwagenklassikers im Fundus, der wie kein zweiter Triumph und Tragödie in sich vereint. Obwohl Ausführung und Herstellungsqualität in manchen Bereichen nicht mehr zeitgemäß ist, punktet der Kit mit vollständig vorhandenem Innenleben, das sich für eine weitere Detaillierung geradezu anbietet. Andererseits gilt es, für ein originalgetreues Modell Vorbildfotos zu studieren und abzuwägen, für welchen Bauzustand man sich entscheidet. Trotz allem wäre eine Wiederauflage dieses bislang konkurrenzlosen Kits ohne Frage wünschenswert. Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 17. Februar 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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