Pz.Kpfw.VI Ausf.B Königstiger with Henschel Turret(ICM - Nr. 35363)Produktinfo:
Besprechung:Der Tiger II war eine direkte Weiterentwicklung des Tiger I. Die Arbeiten an diesem Fahrzeugtyp begannen bereits Anfang 1943, nachdem man festgestellt hatte, dass der Tiger I über eine ungünstige Form der Panzerung verfügte, sowohl was die Geometrie als auch deren Stärke anging. Außerdem war die Duchschlagskraft der L/56 KwK seit dem Auftauchen des T-34 eher unzureichend. Der Tiger II, von den Alliierten auch "Königstiger" genannt, verfügte daher über eine besonders starke Fronpanzerung und einen "modernen" Turm mit einer gegenüber dem Tiger I verlängerten 88mm Kampfwagenkanone L/71. Mit dieser Kanone konnte der Tiger II gegnerische Panzer in 3.000m Entfernung ausschalten. Seine Stärken waren gleichzeitig auch seine größten Schwächen. Durch die lange Kanone war der Tiger II recht unhandlich, insbesondere im Waldkampf. Das durch die Panzerung und den neuen Turm auf fast 70t gestiegene Gefechtsgewicht erwies sich im Gefecht als sehr hinderlich, da es nur wenige Brücken gab, die das Fahrzeug tragen konnten. Außerdem war eine Bergung fast unmöglich, weshalb viele beschädigte und liegengebliebene Fahrzeuge zurückgelassen und gesprengt wurden. Auch die Verladung war nicht gerade einfach. Für den Eisenbahntransport musste eine extra Verladekette aufgezogen werden, welche gut 20cm schmaler war als die Gefechtskette. Zudem war der Tiger II notorisch untermotorisiert, zwar leistete der Maybach HL230 gut 700PS, jedoch war die gesamte Mechanik dem Gewicht einfach nicht gewachsen. Hinzu kam noch der aberwitzige Verbrauch von 1.000L Kraftstoff im Gelände, was gerade mal für 80km reichte. Mit 17 km/h im Gelände war der Tiger II eher von der gemütlichen Sorte, schnelle Verlegung war also nicht gerade "sein Ding". Zu allem Überfluss konnte die Produktion irgendwann nicht mehr die benötigten hochwertigen Stahlsorten in den benötigten Mengen liefern, so dass auch die Panzerung in Mitleidenschaft gezogen wurde und die "Unverwundbarkeit" nicht mehr gegeben war. Das Sd.Kfz.182, so die offizielle Bezeichnung des Tiger II, war mit zwei verschiedenen Türmen ausgestattet. Die ersten 50 Exemplare verfügten über den sogenannten Porsche-Turm, erkennbar an der Ausbuchtung im Bereich der Kommandantenkuppel, und der Rest über den von Henschel gebauten (aber bei Krupp entwickelten) "Produktionsturm". Bis zum Kriegsende wurden knapp 490 Königstiger gebaut, die ausnahmslos bei den schweren Panzerabteilungen zum Einsatz kamen.
2016 ist anscheinend das Jahr des Könisgtigers. Neben den Neuankündigungen von Meng und Takom möchte auch ICM aus der Ukraine seinen Teil vom Kuchen abhaben. Der Bausatz kommt wie gewohnt in der sehr stabilen und praktischen Faltbox daher. Die sechs Gussrahmen und zwei Wannenteile sind in einer einzelnen Tüte verpackt. Mit "nur" knapp 370 Enzelteilen fällt das Modell vergleichsweise übersichtich aus, wenn man bedenkt, wie aufwändig das Kettenlaufwerk aufgebaut ist. Das liegt im Wesentlichen daran, dass die Kette aus Gummi bzw. Vinyl gefertigt ist und aus nur vier langen Einzelsegmenten besteht. Die Detaillierung ist wie bei ICM üblich sehr gut. Der Aufbau der Wanne ist insofern ungewöhnlich, als dass die Unterwanne aus drei Teilen besteht, während oben die Seitenschürzen an der Wanne mit angegossen sind. Diejeigen, die einzelne Segmente davon nicht am Modell haben wollen (so wie auf vielen Bildern zu sehen), müssen zur Säge greifen. Auf der Oberwanne finden sich einige sehr schöne Details, das ganze wird mit zahlreichen Anbauteilen wie z.B Werkzeugen noch weiter verfeinert. Obwohl es keine Inneneinrichtung gibt können alle Luken geöffnet gebaut werden, auch die Innenseiten der Deckel sind entsprechend nachgebildet. Vielleicht kommt ja noch ein Bausatz mit Inneneinrichtung, denn auch die Motorzugangsklappe ist separat ausgeführt. Oder wenigstens eine passende Besatzung...
Der Produktionsturm ist erfreulicherweise aus einem Stück gefertigt. Die Schweißnähte sind sehr subtil wiedergegeben. Auch hier sind alle Luken offen baubar. Außer der Rohrwiege gibt es aber keine Innendetails. Die KwK L/76 Kanone ist leider vertikal geteilt, und zwar bis nach vorne an die Mündung. Das heißt dann wohl umständliche Schleifarbeiten, bis die Naht beseitigt ist. Wer will kann aber auf gedrehte Aluminiumrohre von Aber oder Schatton zurückgreifen. Auf eine bewegliche Kanone hat man dieses Mal verzichtet. Die ganzen Laschen und Halterungen, an denen die Ersatzkettenglieder befestigt sind, müssen alle einzeln angeklebt werden, immerhin 24 Stück an der Zahl. Die Einzelglieder sind hervorragend detailliert, schade, dass man nicht eine Einzelgliederkette in derselben Qualität beigelegt hat. Das Kettenlaufwerk ist trotz der Gummiketten der umfangreichste Bauabschnitt. Ganze acht Seiten der Bauanleitung sind diesem Teil gewidmet. Die benötigten Einzelteile befinden sich auf vier identischen Rahmen. Die Laufrollen sind allesamt einteilig ausgeführt und werden paarweise zusammengeklebt, viel Spaß bei der Bemalung der insgesamt 36 (metallenen) Laufflächen ;) Neben dem geteilten Geschützrohr sind die Gummiketten der zweite große Schwachpunkt an dem Bausatz. Zwar ist die Detaillierung auf der Außen- wie auch auf der Innenseite sehr gut, das Material weigert sich jedoch beharrlich sich flach hinzulegen, d.h. an irgendeiner Stelle hängt die Kette immer in der Luft. Man müsste das fertige Modell schon ganzflächig auf dem Untergrund festkleben, damit das nicht passiert. Schade eigentlich, denn sonst ist der Bausatz wirklich nicht schlecht gemacht!
Der kleine Decalbogen ermöglicht uns den Bau von vier Fahrzeugen in unterschiedlichen Tarnungen. Zwei Fahrzeuge waren bei der Schwere Panzerabteilung 503 im Osten im Einsatz. Während eines der Fahrzeuge Ockergelb über alles ist trägt das andere eine Wintertarnung. Die beiden anderen Fahrzeuge der Schwere Panzerabteilung 501 tragen den dreifarbigen Anstrich aus Rotbraun, Ocker und Dunkelgrün. Das Stabsfahrzeug hat zusätzlich Farbpunkte innerhalb der Tarnflecken aufgemalt. Keines der Fahrzeuge ist mit Zimmeritbelag versehen, da zu dem Zeitpunkt (Dezember '44 bzw. März '45) dieses nicht mehr verwendet wurde. Die Bauanleitung ist ein 24-seitiges Heft mit farbigem Deckblatt, welches auch die Bemalungsanleitung enthält. Die einzelnen Bauabschnitte sind sehr übersichtlich dargestellt und lassen eigentlich keine Fragen offen. Die Bemalungsvorschläge beziehen sich auf die Paletten von Revell und Tamiya.
Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Es ist sicherlich kein High Tech Bausatz à la Trumpeter oder Dragon, dafür dürfte der Zusammenbau aber zügig und ohne Komplikationen vonstattengehen. Einzige Wermutstropfen sind die Ketten und das Kanonenrohr, für letzteres gibt es aber Alternativen auf dem Zubehörmarkt. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz auf der Homepage von ICM findet ihr hier: Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 14. Oktober 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
Modellbauer-Profil Frank RichterLand: Beiträge: 32 Dabei seit: 2003 Neuste Artikel:Alle 32 Beiträge von Frank Richter anschauen. |