Mirage F.1CG(Special Hobby - Nr. SH72294)Produktinfo:
Besprechung:
Die Mirage F.1 begann ihr Dasein als eine private Initiative von Dassault zu einer Zeit, als man gerade damit beschäftigt war, einen Entwurf für die französische Luftwaffe für ein neues Flugzeug anzufertigen, das sowohl für die Abfangjagd als auch für taktische Einsätze geeignet war. Es sollte sowohl mit konventionellen als auch nuklearen Waffen bestückt werden können. Zunächst gab es eine ganze Reihe von Entwicklungen, die allesamt das Ziel hatten, die in die Jahre gekommene Mirage III zu ersetzen, welche aktuell diese Rolle erfüllte, darunter die Mirage IIIT, Mirage IIIF, Mirage G und G8. Die Mirage G Serie verfügte über Schwenkflügel und wurde schließlich von der Armée de l’Air gegenüber den anderen Entwürfen bevorzugt, jedoch entschied man sich, nicht zuletzt wegen der zu erwartenden langen Entwicklungszeit des Schwenkflügelprinzips, für eine vereinfachte Zwischenlösung auf Basis der Mirage IIIF. Diese, inzwischen als F.2 und F.3 bezeichnet, wurden vom US-amerikanischen Pratt & Whitney JFT10 Triebwerk angetrieben. Parallel dazu verfolgte Dassault die Entwicklung einer kleineren, stark vereinfachten Version der F.2/3 mit dem Atar 9K Triebwerk. Eben diese Version war es schlussendlich, welche von der französischen Luftwaffe beschafft wurde, nachdem die beiden anderen Entwürfe zu komplex und zu teuer geworden waren. Die fortan als Mirage F.1 bezeichnete Maschine hatte keinen Deltaflügel mehr, sondern war ein Hochdecker mit konventionellen Tragflächen und separaten Höhenleitwerken.
Der Erstflug der Mirage F.1 fand am 23. Dezember 1966 statt, die späteren Serienmaschinen wurden als Mirage F.1C (Einsitzer) und F.B (Doppelsitzer) bezeichnet. Zunächst verfügten die Maschinen nur über eine einfache elektronische Ausstattung, mit der Einführung der F.1C-200 wurden einige Komponenten nachgerüstet, darunter auch ein Radarwarnempfänger vom Typ BF, erkennbar an den beiden charakteristischen „Zipfeln“ an der Vorder- und Hinterkante des Seitenleitwerkes. Außerdem konnten dann auch feststehende Tanksonden angebracht werden. In den 1980er Jahren wurden auf Basis der F.1C-200 die bewaffnete Aufklärerversion Mirage F.1CR sowie noch später dann das taktische Kampfflugzeug Mirage F.1CT eingeführt. Damit konnten dann auch Präzisionswaffen abgefeuert werden. Die Mirage F.1C wurden bereits in den 1980er und 1990er Jahren durch die Mirage 2000 abgelöst. Die letzten Mirage F.1CR wurden erst 2014 außer Dienst gestellt und waren bis zum Schluss im Kriegseinsatz gegen Libyen und in Mali. Insgesamt flogen 246 Maschinen unter der Tricolore.
Neben der französischen Luftwaffe wurde die Mirage F.1 auch von zahlreichen ausländischen Luftwaffen eingesetzt. Zwar konnte sie sich seinerzeit nicht gegen die F-16 als NATO-Standardjäger und F-104 Nachfolger behaupten, dennoch wurden über 400 Maschinen exportiert, darunter nach Spanien, Griechenland, Südafrika, Ecuador, Marokko, Jordanien und viele der Golfstaaten. Auch in vielen dieser Länder wurden die Mirage F.1 im Kampf eingesetzt, insbesondere von Südafrika. Auch heute noch sind viele Maschinen im Einsatz, obwohl mittlerweile technisch veraltet. So haben sowohl Libyen als auch Gabon kürzlich Teile ihrer Flotte modernisiert, und auch im Iran trifft man noch auf einige einsatzbereite Maschinen. Diese stammen übrigens ursprünglich aus dem Irak, von wo aus sie sich während Desert Storm absetzten. Einige Jahre zuvor flogen die Iraker noch Kampfeinsätze gegen den Iran!
Lange mussten wir auf das Erscheinen dieses Bausatzes warten, nun ist es endlich soweit, die erste Schachtel der Mirage F.1 ist im Handel verfügbar. Den Anfang macht die griechische Mirage F.1CG. Verteilt auf vier Teilerahmen präsentieren sich die knapp über 160 Bauteile in recht ordentlicher Gussqualität. Stellenweise gibt es ein wenig Grat, aber das kennt man ja eigentlich. Die Oberflächendetaillierung besteht aus einem Mix wzischen versenkten Gravuren und erhabenen Details. Einige Bleche am Rumpf sind erhaben und machen das Ganze etwas lebendiger. Auf Nietenreihen hat man verzichtet, ebenso auf die typischen Schnellverschlüsse an den abnehmbaren Panels. Schade eigentlich, andererseits kann man die aber bei Bedarf noch nachrüsten. Die Gravuren mögen dem Einen oder Anderen einen Tick zu mächtig geraten sein, ich persönlich ziehe diese aber vor, da man nach dem Lackieren noch welche "übrig" hat, um diese dezent zu betonen. An einigen Bauteilen gibt es Sinkstellen, die man natürlich vor der Lackierung auffüllen sollte. Die Aufteilung und auch die zahlreichen nicht benötigten Bauteile lassen auf viele weitere Versionen und "Themenboxen" hoffen, wobei ich kein allzu großer Fan von letzteren bin.
Die Detaillierung der relevanten Bereiche Cockpit, Fahrwerk, und Triebwerk sind, gemessen am Maßstab, sehr gut. Die Cockpitwanne und auch das Instrumentenbrett weisen alle nötigen Details auf. Wer möchte, kann ein Decal für die Instrumente verwenden. Der Schleudersitz besteht aus drei Teilen und man braucht hier lediglich ein paar Gurte zu ergänzen. Übrigens liegen dem Bausatz jeweils zwei sehr schön gemachte Martin Baker Mk.4 und zwei Mk.10 bei, sowie drei Instrumentenbretter, es bleibt also genügend Futter für die Restekiste übrig. Die Fahrwerksschächte sind schön tief ausgeführt und weisen auch einige Details auf. Je nachdem, ob man die Klappen offen oder zu anbaut (beides ist möglich), bietet sich ein Nachdetaillieren an, da das Original hier recht komplex aufgebaut ist. Es macht aber bereits aus dem Kasten gebaut einen sehr guten Eindruck. Die Räder muss man noch ein wenig zurechtschleifen, da es wie so oft einen leichten Formversatz (oder einen heftigen Grat, wie man's nimmt) gibt. Die Schubdüse ist in voller Tiefe ausgeführt und die charakteristische Struktur mit sich überlappenden Wellblechen ist ganz gut wiedergegeben. Die Schubdüse selbst ist sehr schön gemacht, wer diesen Bereich noch etwas aufbrezeln will, kann auf ein passendes Detailset aus der Quick & Easy Reihe zurückgreifen, siehe unten. Besonders gelungen sind meines Erachtens die Lufteinläufe, diese sind ein komplett eigenständiges Bauteil mit einer geschlossenen Kontur, die bisherigen Bausätze hatten immer zweigeteilte Einläufe. Die gerundete Kontur ist sehr gut wiedergegeben und auch die Tiefenwirkung wirkt überzeugend, obwohl kein Einlaufkanal vorhanden ist.
Etwas weniger gut gelungen finde ich die Trennstelle des Radoms. Diese liegt nicht, wie man vermuten könnte, an einer Gravurlinie, sondern etwas weiter hinten und sie ist sehr stark abgeschrägt. Es gibt zwar eine passende Panellinie beim Original, jedoch nur an den neueren Maschinen, und dann auch nicht so ausgeprägt. Ich vermute es hat was mit den erhältlichen Detailsets für das Radar zu tun, damit man die Verschlüsse beim Verschleifen der Klebenaht unberührt lassen kann. Die Option mit der Tanksonde vergessen wir für eine CG mal, ich denke nicht, dass die Griechen diese Option nutzten, zumindest habe ich keinen Fotobeweis dafür finden können. Die Luftbremsen sind fest angegossen, ebenso wie sämtliche Steuerflächen. Auch beim Seitenleitwerk kann man erkennen, das weitere Versionen folgen, es sind drei Stück vorhanden, die ganz frühe Version ohne Radarwarnempfänger, die Version mit den zipfelförmigen BF Detektoren sowie die spätere Ausführung mit dem Aigle-System, erkennbar an den eckigen Gehäusen der Empfänger.
Bei den Außenlasten bietet uns Special Hobby das volle Programm. Schade nur, dass man für die CG eigentlich nur die Tanks verwenden kann, die restlichen Sachen wurden bei der griechischen Luftwaffe nie verwendet. Leider liegen keine Sidewinder-Raketen bei, denn diese waren die einzigen, die man hätte an das Modell dranhängen können. Da aber französische Außenlasten in 1:72 Mangelware sind, freuen wir uns natürlich trotzdem über:
Die Pylone für die Tragflächen AIM-9 sowie die Startschienen für die Flügelspitzen liegen als Resinteile bei. Wie gesagt, es fehlen halt die Sidewinder. Die beiliegenden Decals machen einen sehr guten Eindruck, schließlich stammen sie ja aus Italien von Cartograf. Special Hobby hat drei verschiedene Markierungsoptionen beigelegt, entsprechend dem Thema der Box allesamt griechische Maschinen, einmal im klassischen französischen Blau mit aluminiumfarbener Unterseite, einmal im späteren Dreifarb-Rundum-Tarnanstrich sowie eine Sonderlackierung anlässlich der Außerdienststellung der Mirage F.1 im Jahre 2003. Eine Fotostrecke zu zweien der drei Maschinen findet sich auf redstar.gr: Mirage F.1 CG "TALOS", Dassault-Breguet Mirage F.1CG. Eine vierte Option kann man sich angeblich über die Webseite von Special Hobby besorgen, habe dazu aber nichts finden können. Der Druck der Decals ist hervorragend und ohne Versatz, die kleineren Schriftzüge lassen sich noch gut entziffern. Das kleine Heft der Bauanleitung im DIN A5 Format ist wie üblich komplett in Farbe. Die Zeichnungen sind detailliert und man findet sich trotz der etwas geringen Größe gut zurecht. Mit der Option der Tanksonde in Baustufe 5 bin ich nicht ganz einverstanden, da mir kein Bild vorlag, welches diese an einer griechischen Maschine zeigt. Die Farbangaben beziehen sich wie gewohnt auf die Palette von Gunze.
Wie seit einiger Zeit üblich bei Special Hobby sind zeitgleich zum Bausatz auch einige Detailsets in der CMK Produktlinie erschienen. Wir haben vier davon zu Vorstellung hier erhalten, nämlich das Wheels Set, die Afterburner Unit and Engine Nozzle sowie zwei Ausführungen des Radars, einmal mit abgedeckten Schirm und einmal ohne. Die Teile ersetzen jeweils 1:1 die Bausatzeile und sind - bis auf die Bugräder - deutlich besser detailliert. Das offene Radar ist im Bausatz nicht vorgesehen und somit eher ein Ergänzungsset. Man sollte bei deren Verwendung das Bausatzradom ein wenig dünner schleifen, damit das Ganze realistisch aussieht. Für eine ausführliche Ansicht der Sets einfach den jeweiligen Links folgen. Ich würde mal sagen "to be continued...", es gibt nämlich noch mehr. Hier geht's zu den Artikeln:
Ich habe mir auch mal die Mühe gemacht die einzelnen Teile mit den Plänen aus dem Buch von Lela Presse zu vergleichen, mit sehr positivem Ergebnis. Es gibt keinerlei Abweichungen zwischen den Teilen und der Zeichnung, deren Stimmigkeit einmal vorausgesetzt! Wo ich die Teile schon mal von den Rahmen getrennt hatte, bot sich dann auch ein Trockenbau an. Klebestreifen rausgeholt und los geht's. Die Passgenauigkeit ist überwiegend gut, es gibt ein paar Stellen, wo man sicherlich vor- und nacharbeiten muss. Dazu gehören die Klebestellen der Lufteinläufe, die Nase und auch an den Tragflächen wird man nicht ganz ohne Spachtel auskommen. Die unteren Einsätze der Flügel müssen, was ihre Höhe bzw. Dicke angeht, noch angepasst werden, im Moment stehen diese noch leicht über. Die Klarsichtteile scheinen sehr gut zu passen, schade, dass sie so dickwandig sind. Stärken:
Schwächen:
Anwendung:
Fazit:Das Warten hat sich meiner Meinung nach definitv gelohnt. Die Detaillierung ist sehr gut und die variantensprezifischen Unterschiede wurden sehr gut umgesetzt. Wir sind gespannt auf die weiteren Auflagen, insbesondere die CT und natürlich den Doppelsitzer! Einziger Schwachpunkt sind die fehlenden Sidewinder Raketen für diese spezielle griechische Version, und wo wir gerade dabei sind - ich finde diese extreme Spezialisierung auf ein Thema nicht wirklich toll. Es gibt sooo viele Möglichkeiten, um eine Mirage F.1 zu bauen, da muss man doch nicht für jedes Land einen eigenen Bausatz herausbrigen... Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Frank Richter - 02. März 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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