Curtiss P-40N Warhawkvon Daniel Stihler (1:72 HobbyBoss)Zum Original
Die von Curtiss entwickelte P-40-Serie ging aus der P-36 hervor, einem erfolgreichen Jagdflugzeug der Vorkriegszeit, dessen luftgekühlter Sternmotor gegen einen flüssigkeitsgekühlten V-Motor ausgetauscht wurde. In gewisser Weise war die P-40 das "Arbeitspferd" unter den Jagdflugzeugen der Alliierten im Zweiten Weltkrieg. Ohne den Glamour von Maschinen wie der "Spitfire" und der "Mustang", trotz sukzessiver Leistungssteigerungen vielfach auch den gegnerischen Flugzeugen unterlegen (z.B. bei Geschwindigkeit, Steiggeschwindigkeit, Wendigkeit, Maximalhöhe), spielte sie trotzdem vor allem in den frühen Kriegsjahren eine wichtige Rolle als Jäger und wurde teilweise bis 1945 als Jagdbomber eingesetzt. Sie war leicht zu fliegen, einfach zu warten, mit sechs MGs des Kalibers .50 gut bewaffnet, konnte relativ schwere Lasten tragen (z.B. 1000-kg-Bomben), war sehr robust und und blieb auch bei erheblichen Schäden flugfähig.
Insgesamt wurden knapp 14.000 Flugzeuge gebaut und an fast allen Fronten eingesetzt, vom Mittelmeerraum über die Sowjetunion und Alaska bis China und den Pazifik. Die N-Version war die letzte in Großserie produzierte Variante. Es handelte sich um eine Leichtbauversion mit verlängertem Rumpfheck sowie Änderungen im hinteren Bereich des Cockpits und bei der Cockpithaube, die eine bessere Sicht nach hinten erlaubten.
"Meine" P-40N gehörte der No. 120 (Netherlands East Indies) Squadron der Royal Australian Air Force (RAAF) an. Als die Japaner zwischen Januar und März 1942 die niederländischen Kolonien im heutigen Indonesien eroberten, gelang es einigen Piloten, nach Australien zu entkommen. Mit ihnen wurden mehrere Geschwader gebildet. Sie waren zwar organisatorisch Teil der RAAF und wurden von australischem Bodenpersonal gewartet, trugen aber niederländische Kennzeichen und bildeten somit eine Art niederländisch-ostindische Exilluftwaffe.
Zu Kampfeinsätzen kamen die mit B-25 "Mitchell"-Bombern ausgestattete No. 18 Squadron und die am 10. Dezember 1943 in Canberra aufgestellte 120 Squadron. Die mit P-40 Kittyhawk-Jägern ausgestattete Einheit umfasste anfangs 28 niederländische Piloten und 213 Mann Bodenpersonal der RAAF. Im Mai 1944 wurde sie auf den Flugplatz von Merauke an der Südküste von Neuguinea verlegt und kam ein Jahr später nach Biak, auf eine Insel vor der Nordküste Neuguineas. Da es keine nennenswerten japanischen Luftstreitkräfte mehr gab, flogen die "Warhawks" von beiden Basen aus nur noch Jagdbomber-Einsätze. Bei diesen nicht ungefährlichen Tiefflugangriffen gingen eine ganze Reihe von Flugzeugen und Piloten verloren.
Nach dem Ende des Kriegs wurde das Geschwader nach Java verlegt und wieder niederländischem Kommando unterstellt. In der Folge gab es im Verlauf der indonesischen Revolution weitere Kampfeinsätze, bis die Einheit 1950 aufgelöst wurde. Später fand der Traditionsname noch einmal für eine in den 1960er Jahren aufgestellte, mittlerweile aber auch nicht mehr existierende Einheit mit Boden-Luft-Raketen Verwendung. Das Modell
Hobbyboss hat in seiner "Easy Build"-Serie einige wirklich gelungene Bausätze im Angebot (wenn man sich an den konzeptbedingt meist spartanischen Cockpits nicht stört), aber auch ein paar, die mehr oder weniger missraten sind. Leider gehört auch die P-40N in diese Kategorie. Das Modell hat fein gravierte Blechstöße und sieht auf den ersten Blick sehr ordentlich aus, aber die Passgenauigkeit ist leider nur mittelprächtig. Vor allem gibt es einen sichtbaren und sehr störenden Absatz zwischen dem unteren und dem oberen Rumpfteil, der daher kommt, dass das obere Element breiter als das untere ist. Eine ähnlich hässliche "Stufe" gibt es bei dem Einsatz für den hinteren Teil des Cockpits. Diese Idee hat sich Hobbyboss offenbar bei Academys P-40M/N abgeschaut. So kann mit demselben Rumpf sowohl die M- als auch die N-Version angeboten werden. Allerdings ist die Passgenauigkeit bei Academy deutlich besser.
Auch die Aufhängung des Abwurftanks (oder einer Bombe) ist nicht sehr überzeugend und sieht aus, als hätte man beim Original Vierkanthölzer verbaut. Da eine Korrektur dieser Mängel eine maßlose Spachtel- und Schleiforgie notwendig gemacht hätte, habe ich mich darauf beschränkt, ein wenig zu schimpfen und ansonsten OOB zu bauen. Vom Inneren des Cockpits sieht man aufgrund der Verstrebungen sowieso wenig. Deshalb habe ich lediglich mit einem feinen Pinsel und runden Farbpunkten ein Armaturenbrett simuliert und Sitzgurte aus Tamiya-Tape ergänzt. Ansonsten ist der Bausatz in maximal einer halben Stunde zusammengeklebt, was ja auch den Reiz des Hobbyboss-Konzepts ausmacht.
Lackiert wurde nach einem Preshading mit mit den Xtracrylix-Farben "Neutral Grey", "Faded Olive Drab" und "Middle Green". Die Decals für eine chinesische Maschine mit Haifischmaul und eine der 49th Fighter Group mit Totenkopf machen einen guten Eindruck. Ich habe stattdessen aber die von einer späten Version des alten Matchbox-Bausatzes der P-40N mit niederländischen und australischen Markierungen verwendet. Obwohl sie 20 bis 30 Jahre Jahre alt waren, ließen sie sich problemlos verarbeiten. Um die Blechstöße hervorzuheben habe ich erstmals mit dem "Weathering Set" von Revell gearbeitet, was sehr gut funktioniert hat. Außerdem kamen die bewährten "Weathering Master"-Sets von Tamiya zum Einsatz, um Staub, Schmutz, Abgas- und Schmauchspuren der MGs zu simulieren. Kratzer und Stellen mit abgeplatztem Lack habe ich mit einem Silberstift hinzugefügt. Der Antennendraht ist aus EZ-Line. Trotz der erwähnten Mängel lässt sich das Endergebnis dann doch einigermaßen sehen... Daniel Stihler Publiziert am 17. April 2017 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |