Crusader IIIvon Daniel Stihler (1:72 Hasegawa)Das Original:Der A15 "Crusader" war ein Ergebnis der britischen Panzerkriegsdoktrin der Zwischenkriegszeit, die zwischen schwer gepanzerten, langsamen "Infantry Tanks", wie dem bekannten "Matilda" Mk II, und schnellen, leicht gepanzerten "Cruiser Tanks" unterschied. Erstere sollten Infanterieangriffe unterstützen, zweitere in der Rolle der Kavallerie die in die gegnerischen Linien gebrochenen Lücken zu schnellen Vorstößen in deren Hinterland nutzen. Die erste Variante des "Crusader", der mit einer 2-Pfünder-Kanone (40 mm) bewaffnete Mk I, kam erstmals 1941 in Nordafrika zum Einsatz und erwies sich als relativ schnell (bis zu 42 km/h auf Straßen) aber technisch unzuverlässig und unterbewaffnet. Aufgrund der Erfahrungen wurden alsbald der Mk II mit verbesserter Panzerung und der Mk III mit dem "6-Pounder" entwickelt, einem deutlich stärkeren Geschütz (57 mm). Der Mk III kam erstmals in der Schlacht bei El Alamein im Oktober 1942 zum Einsatz. "Crusader" wurden von den britischen Panzertruppen bis zum Ende des Afrikafeldzugs verwendet, aber schrittweise durch amerikanische Produkte wie den "Grant" und den "Sherman" ersetzt, die den neueren deutschen Typen eher gewachsen waren. "Crusader" dienten auch als Basis für Selbstfahrlafetten für Flak oder Artillerie und andere Spezialfahrzeuge. Insgesamt wurden rund 5.000 aller Varianten gebaut. Der Bausatz:Der "Crusader" ist einer von vielen erstmals in den 1970er und 1980er Jahren von Hasegawa produzierten Bausätzen. Er gilt bis heute als relativ gelungen. Natürlich entspricht er nicht mehr dem heutigen Standard, aber die Konkurrenz in 1:72 ist auch überschaubar. Abgesehen von einem Airfix-Bausatz mit ähnlich ehrwürdigem Alter und ähnlichen Macken (an dessen Bau vor etwa 30 Jahren ich mich vage erinnern kann) gibt es meines Wissens nur noch "Easy Assembly"-Versionen des Mk I von Armourfast und S-Model, die aber eher für Wargamer als für Modellbauer gedacht sind. Hauptsächlicher Schwachpunkt der Hasegawa-Variante sind die Vinylketten, die zwar eine akzeptable Außenseite, aber eine Innenseite fast ohne Details haben. Dazu lassen sie sich ohne großzügigen Gebrauch von Sekundenkleber kaum in eine akzeptable Form bringen und die Farbe hält nur schlecht. Etwas altmodisch ist auch die angegossene Schaufel am Turm. Dem Vernehmen nach gibt es auch bei der Dimensionierung Schwächen, insbesondere ist der Turm zu flach. Ein weiteres Manko ist das Fehlen der "Sandschürzen" vor den Laufwerken. Wie auch die Bemalungsanleitung zeigt, hat der "Crusader" der zur 8th Army gehörenden "9th Queen's Lancers" eben diese Schürzen. Man muss sie also entweder selbst bauen oder auf die - eigentlich sehr attraktive - Wüstentarnung verzichten. Da ich schlicht und einfach zu bequem war, habe ich zweiteres getan und mich stattdessen für den auf dem Deckel abgebildeten, 1943 in Tunesien eingesetzten "Crusader" der 6th Armoured Division entschieden. Positiv ist die sehr gute Passgenauigkeit der Teile, das Fehlen von Graten und ein Panzerkommandant, der zwar in den Details etwas verwaschen wirkt, das Modell aber trotzdem deutlich aufwertet. Sehr schön sind die Oberflächendetails wie Nieten und diversen Luken und Klappen. Angesichts der niedrigen Teilezahl (etwa 30) war der Bausatz schnell fertig gestellt. Zur Bemalung habe ich eine Humbrol-Acrylfarbe aus einem alten Airfix-Starterset verwendet, bei der die Nummer bereits abgescheuert war. Es könnte Hu 30 ("dark green") gewesen sein. Dieser Farbton schien mir vom Augenschein her sehr gut zur Illustration auf der Schachtel zu passen (eine nicht gerade wissenschaftliche Methode, ich geb's zu...). Die Ketten wurden mit einer Mischung aus Revell Acryl Rost und Eisen bemalt, die Gummiteile der Laufräder mit Revell Acryl Anthrazit, das Koaxial-MG mit Tamiya "Gun Metal" und die Auspuffrohre mit einer Mischung aus Revell Acryl Eisen und Ziegelrot. Die Decals waren relativ dick, ließen sich aber problemlos verarbeiten. Es folgten Washings mit Revell Anthrazit und Vallejo Model Wash Rust sowie ein Drybrushing mit Revell Eisen. Abschließend habe ich noch großzügig Tamiya Weathering Master Sand über das ganze Vehikel gebürstet. Am Schluss kamen als einzige Zugabe zu dem ansonsten OOB gebauten Modell zwei Antennen aus gezogenem Gussast hinzu. Derartig empfindliche Teile pflege ich erst im allerletzen Moment zu ergänzen, da ich sie wegen meiner Schusseligkeit sonst mehrfach abbreche. Ich habe sie dann eben beim Fotografieren umgeknickt, aber für solche Fälle haben wir stets ausreichend Sekundenkleber im Haus. Als Hintergrund zum Fotografieren fand das sehr schöne Mini-Diorama für den Panzer II von Revell (ex Matchbox) mit einem zerschossenen arabischen Haus Verwendung. Daniel Stihler Publiziert am 21. Januar 2016 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |