Hawker Hurricane Mk.Ivon Roland Sachsenhofer (1:24 Trumpeter)
Was haben Flugzeuglegenden wie Polikarpovs I-16, die Bf-109 der Luftwaffe oder Japans A6M "Zero" mit der Hawker Hurricane gemeinsam? Nun, sie alle sind Vertreter einer Generation von Jagdflugzeugen, mit der als erster der Sprung vom Doppeldecker mit starrem Fahrwerk, offenem Cockpit und einer relativ leichten Bewaffnung hin zu ungleich leistungsstärkeren und schnelleren, wesentlich schlagkräftiger bestückten Kampfflugzeugen mit geschlossenem Flugzeugführersitz und einziehbarem Fahrwerk gewagt worden ist. Zur Geschichte der HurricaneInnerhalb einer Entwicklungsgeneration wurde die Leistung von Motoren um die 600 Pferdestärken auf über 1000 PS angehoben, die Höchstgeschwindigkeit von etwa 320 km/h auf über 500 gesteigert. Dies gilt im Schnitt für alle oben genannten Flugzeugtypen in Bezug auf ihre jeweiligen Vorgänger. Für die Hurricane Mk.I bedeutet das konkret einen Geschwindigkeitsvorteil von 510 Km/h gegenüber den 340 Km/h, die ihr direkter Vorgänger, der elegante Doppeldecker Hawker Fury mit ihrem 640 PS RR Kestrel Motor, erfliegen konnte. Die Bewaffnung, auch das charakteristisch für diesen Generationenwechsel, wurde von zwei Maschinengewehren auf acht erhöht; eine Bewaffnung, die von mit Sprengmunition bestückten Maschinenkanonen ergänzt werden konnte.
Die Hurricane markiert aber nicht nur durch diesen Pionierstatus einen Meilenstein in der militärischen Luftfahrtgeschichte, sondern ist mit einer ganzen Reihe weiterer interessanter historischer und technischer Aspekte verbunden. Beginnen könnte man etwa bei der charismatischen Persönlichkeit ihres Konstrukteurs, Sydney Camm, der nicht nur mit der Hurricane sondern einer erstaunlichen Reihe weiterer bekannter Hawker-Flugzeugtypen eng verbunden ist. Von der Hawker Hart und Fury bis zum Harrier war er federführender Chefkonstrukteur aller wesentlichen Entwicklungen bei Hawker. Zu manchen Zeiten in den 30er Jahren hatte der gesamte Flugzeugbestand der RAF zu 84 Prozent aus Camms Konstruktionen bestanden! Mit der Konzeption der Hurricane steht auch die Motorenentwicklung bei Rolls Royce in enger Beziehung, die zur Entwicklung der leistungsstarken RR Merlin Triebwerksserie der Leistungsklasse über der 1000 PS Marke geführt hat. Weiters fällt die nicht immer ganz unparteiisch geführte Diskussion über die Vorzüge und Nachteile dieses Typs im Vergleich mit Mitchells großem Wurf, der Supermarine Spitfire, ein. Dieses Thema könnte dann weiter zu einer Beschreibung des erstaunlich vielfältigen Einsatzspektrums der Hurricane führen, das diesem Typ auch lange nach den Tagen der "Luftschlacht um England" einen Platz in den Frontgeschwadern der Royal Air Force sichern sollte. Beginnen möchte ich allerdings mit ein paar Worten zu einem Phänomen, das ebenfalls mit dem Namen „Hurricane“ verbunden ist: der weitverbreiteten Bekanntheit dieses Flugzeugmusters, die wohl nur mit jener der Spitfire konkurrieren muss. Das Erscheinungsbild verkörpert robuste Kraft bei gleichzeitiger schnittiger Eleganz; gute Voraussetzungen, um auch in der populären Wahrnehmung zum Symbol des britischen Widerstandswillens gegen Nazi-Deutschland zu werden. Vor allem das dramatische Ringen um die Lufthoheit über Südostengland und den geplanten Invasionsstränden der „Operation Seelöwe“ während der zweiten Jahreshälfte 1940 festigten den hervorragenden Ruf dieses Jagdflugzeugs. Zwar favorisierte die britische Propaganda die Spitfire und stellte sie als Retterin der Freiheit in den Vordergrund, aber ohne die Hurricane wäre Großbritannien und damit der Kampf gegen Hitler-Deutschland wohl verloren gewesen. Es gehört zur gängigen Überlieferung, dass die Hurricanes, als stabile Waffenplattformen geschätzt, vor allem gegen die deutschen Bomber eingesetzt wurden, während die Spitfires mit dem Jagdschutz beschäftigt waren, um den Hurricanes den Rücken frei zu halten.
Etwa zwei Drittel der Staffeln des „Fighter Command“, also rund 26 Squadrons gegenüber 19 mit Spitfire ausgerüsteten Staffeln, waren zu Beginn dieser schicksalhaften Monate mit der verlässlichen Hurricane ausgestattet. Die im Vergleich mit der Spitfire höheren Abschusszahlen sollten wohl allein schon deshalb nicht überraschen. Die Hurricane konnte auch mit konstruktiven Vorzügen punkten: das breite Fahrwerk erleichterte Start und Landung ebenso wie das Rollverhalten, während der stoffverkleidete Rumpf der Zerstörungskraft von Explosivgeschoßen besser widerstand, als die konstruktiv tragenden und geschlossenen Metallrümpfe ihrer Pendants. Ein weiterer Pluspunkt gegenüber der Spitfire bestand in der Einfachheit und Robustheit der Konstruktion. In Zeiten, in denen die Fertigungszahlen kriegsentscheidend zu werden drohten, machten sich der unkomplizierte Aufbau der Zelle und die resultierende Einfachheit in der Produktion bezahlt. Einzelne Baugruppen konnten von kleineren Betrieben gefertigt werden, montiert und mit Motoren ausgestattet wurde dann bei Hawker.
Wie kam es zur Entwicklung von Britanniens erstem Eindecker-Jäger? 1934 waren bei Hawker vor dem Hintergrund der Air Ministry Specification F5/34 die ersten Überlegungen zu einem „Interceptor Monoplane“ gemacht worden. Was nach diversen Entwicklungsschritten schließlich als Prototyp am 6. November 1934 zum ersten Mal geflogen worden ist, stellte eine relativ geradlinige Weiterentwicklung des bekanntesten Doppeldecker-Jagdflugzeugs des Rüstungskonzerns Hawker, der „Fury“, zu einem Jagdeindecker dar. Die Form des Rumpfes wie des Leitwerks erinnern an den berühmten Doppeldecker-Vorfahren, die „inneren Werte“ dagegen gaben Zeugnis von den neuen Zeiten, die im Jagdflugzeugbau wie in der Fliegerei allgemein angebrochen waren. In den Tragflächen, die ab Frühjahr 1939 anstelle einer stoffbespannten Variante nur mehr aus Metall gefertigt wurden, fanden acht 7,7mm Browning Maschinengewehre Platz. Das relativ kleine Kaliber stellte einen Mangel dar, den man in späteren Versionen mit einer Erhöhung der Anzahl bis auf zehn Maschinengewehre oder dem Wechsel zum Einbau von vier 20mm Kanonen, ab der Mk. II Standard, Rechnung tragen wollte. Zur Vorbildmaschine
Der Mangel an Flugzeugen für die schwer in Bedrängnis geratene Royal Air Force konnte im Laufe des Sommers 1940 zwar ausgeglichen werden, die Versorgung mit ausgebildeten Piloten dagegen blieb ein schwerwiegendes Problem. Zum einen versuchte man durch die Versetzung von fliegendem Personal aus anderen RAF- Kommandos wie der FAA zum „Fighter Command“ dem Mangel entgegen zu arbeiten, zum anderen stellte man nach einigem Zögern schlussendlich auch Piloten jener Länder in Dienst, die zuvor schon von Hitlers Kriegsmaschinerie niedergeworfen worden waren. Die verschiedenen Nationalitäten wie etwa Polen, Tschechen oder Frei-Franzosen wurden in eigenen Einheiten zusammengefasst, die 306 Squadron, jene Einheit, der meine Vorbildmaschine „V-UZ“ mit der Seriennummer V7118 angehört hat, war eine solche. Am 28. August 1940, am Höhepunkt der „Battle of Britain“ formiert und im mittelenglischen Ternhill stationiert, wurde die Staffel unter der Bezugnahme auf eine polnische Stadt der Beiname „City of Torun“ gegeben. Bis April 1941 mit der Hurricane Mk-I, dann mit der MK.II ausgerüstet, flog die 306. bis März 1944 verschiedene Versionen der Spitfire, die dann durch die Mustang Mk. III ersetzt wurden. Aufgelöst wurde der Verband erst im Dezember 1946.
Dank der Tatsache, dass sich die Einrichtung polnischer Staffeln innerhalb der RAF als großer Erfolg zeigte, wurden diese Einheiten von der britischen Presse und Propaganda gerne dargestellt und sind dementsprechend in Wort und Bild recht gut dokumentiert. Dementsprechend finden sich eine ganze Menge brauchbarer Text- und Bildquellen sowie, besonders interessant, auch Filmmaterial sowohl zur 306 Sqdr. wie auch zur Vorbildmaschine. Eine Auswahl davon ist in Form von Links dem Anhang des Artikels beigefügt. Auf verschiedenen Bildern ist auch die „V-UZ“ zu sehen. Diese Maschine wurde den Quellen nach vor allem von den Piloten F/Lt Kennard und F/O Nowak geflogen. Zum Bausatz
Der Bausatz selbst erscheint recht vollständig und solide ausgerüstet. Etwas großzügig könnte man ihn ja sogar einen „Multimediakit“ nennen: neben sehr viel Plastik liegen in der großen und stabilen Box alle drei Reifen sowie etwas Verkabelung für die Darstellung des freigelegten Merlin aus weichem Vinyl vor, zu dem gesellt sich eine bescheidene Ätzteilplatte aus Messingblech, die der Gestaltung des Cockpit dient. Der geätzten Darstellung des Gurtzeugs hätte ein etwas dünneres Material gut getan, insgesamt wirkt der fertig gestellte Innenraum aber durchaus stimmig und gut durchkomponiert. Vinylreifen haben ja ihre Befürworter und Gegner, den einen ist die Gefahr von nach einigen Jahren zerbröselnder Reifen ein Ärgernis, andere schätzen das authentische Aussehen der „Gummi“-Reifen. Für mich persönlich steht die Sache unentschieden. Um eine eventuell sich zersetzende Bereifung reparieren zu können, sind die Radfelgen hier nur aufgesteckt, was durch die akkurate Passgenauigkeit des Bausatzes eine leichte Sache ist. Für Abhilfe müsste so mit einem neuen Satz Reifen leicht gesorgt werden können. Was ich allerdings begrüßt hätte, wäre eine Alternativmöglichkeit in Form von Reifenteilen aus Plastik, diese fehlt im Bausatz leider. Klares Plexiglas wird nicht nur für die Kanzelteile sowie die verschiedenen Verglasungen an Rumpf und Flächen verwendet, sondern auch für die rechten und linken Motorabdeckungen. Hier hatte ich ursprünglich Bedenken, ob die doch etwas andere Oberflächenstruktur der klaren Teile stimmig zu den übrigen Plastikflächen passen würde. Die Sorgen bleiben allerdings unbegründet, allerdings hatte ich vor dem Lackieren die glatten klaren Teile auch etwas angeraut.
Erfreulich ist die wirklich sehr überzeugende Passgenauigkeit der Teile. Alles fällt ineinander oder schließt eben und ohne Spalt an das benachbarte Teil an. Besonders bewundert habe ich das an der nicht unkomplizierten Verzahnung der großen Tragflächenbaugruppe mit dem Rumpf. Die Spachtelmasse, die auf manchen Bildern zu sehen ist, wurde hier mehr aus Vorsicht und Gewohnheit als aus wirklicher Notwendigkeit eingearbeitet. Lackierung und Oberflächengestaltung
Für die Farbgebung und die Oberflächengestaltung habe ich mir einige Zeit genommen. Auf den dem Vorbild entsprechend aus Metall bestehenden Partien kamen folgende Schichten zum Einsatz: Eine erste Grundierung aus Grautönen dient als Basis für einen glänzend schwarzen Überzug; dieser sollte dem folgenden Alclad-Farbton „White Aluminum“ Glanz verleihen. Nun wurde mit einem Kunststoffschwämmchen „Maskol“ aufgetupft. Dieses flüssige Abdeckmaterial härtet aus und schützt die darunter liegende Partie vor den weiteren Farbaufträgen. Nach dem Durchtrocknen des Abdecklacks folgte das Vorschattieren, verstärkt wurde dessen Wirkung mit einem bewussten Aufhellen ausgewählter Areale. Dazu habe ich helle Grautöne verwendet. Abschließend kamen die drei Farbtöne der Unter- und Oberseite auf die Oberflächen. Bei der Gestaltung der Farbgrenzen zwischen „Dark Earth“ und „Dark Green“ wurde zuerst scharfkantig mit Tamiya Maskierband abgeklebt. Unmittelbar nach dem Auftragen der zweiten Farbe wurde die Maskierung abgezogen, um mit freihändig gehaltenem Luftpinsel die Farbkanten aufzuweichen. Dies halte ich persönlich bei der Darstellung britischer Camouflage in allen Maßstäben für angemessen, auf jeden Fall aber wäre eine völlig übergangslose, scharfkantige Farbgrenze im 24er Maßstab fehl am Platz.
Nach Trocknen der letzten Oberflächenfarbe wurde das Maskol abgerieben und die umliegenden Areale mit 1000er Schleifpapier so lange bearbeitet, bis die Farbe einen angemessenen abgewetzten Eindruck machte. Eine nun folgende Schicht glänzenden Klarlacks verhindert das übermäßige „Silbern“ der Decals, eine nachfolgende Schicht sollte die Schiebebilder gänzlich versiegeln und die Markierungen gänzlich optisch mit der Oberfläche verschmelzen lassen. Abschließend wurden sowohl mit trockenem Pinsel wie mit dem Airbrush Paneellinien vertieft, Verschmutzungspuren aufgetragen und allgemein all jene Details aufgebracht, die eine im heftigen Gebrauch stehende Maschine aufweisen sollte. Ein dosiert aufgebrachter abschließender Sprühgang mit mattem Klarlack brachte die Oberflächen in den von mir gewünschten Glanz- beziehungsweise Mattigkeitsgrad. Für die gesamte Farbgebung - bis auf die Alclad-Metalltöne und Pastellkreiden für die Alterung - wurden Acrylfarben von Gunze verwendet. Mein Fazit
Wenn ich oben von der soliden und vollständigen Ausstattung des Bausatzes geschrieben habe, so lässt sich das auch gut auf die Beschreibung der Details, die man am Modell vorfindet, verwenden. Während des Bauens kam mir des Öfteren der Gedanke, dass dieses Modell ganz gut auch aus Teilen eines vergrößerten 1:32er oder gar 1:48er Bausatzes bestehen könnte. Dies beziehe ich auf das Innere des Cockpits, vor allem aber auf die doch recht mäßige Darstellung des prominenten Ölkühlers unter dem Rumpf. Blickt man hier auf das Original, kann man nur bedauern, welche Chancen ungenutzt gelassen worden sind. Die Fahrwerkdetails dagegen finde ich recht gut, die Durchbildung der Rumpf- und Flügeloberflächen gefällt mir sogar exzellent. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 22. Dezember 2015 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |