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Vought SB2U-3 Vindicator

von Bernhard Schrock (1:48 Accurate Miniatures)

Vought SB2U-3 Vindicator

Bausatz

Wie Phönix aus der Asche meldete sich 2005 der für seine bis dato sehr gelungenen Bausätze bekannte US-Hersteller wieder und brachte nach einer mehrjährigen Zwangspause eine neue Eigenentwicklung heraus. Die mit der Dauntless-, Avenger und der F3F Serie gesetzten Maßstäbe für die Bausätze von US-Navy Typen schraubten die Erwartungshaltung der Modellbauszene relativ hoch, und dementsprechend war die Spannung groß, ob AM den Erwartungen gerecht werden würde.

Vom Inhalt und Aufmachung des Bausatzes sowie Detaillierung ist es ein typischer AM-Bausatz: sehr ambitioniert, mit guten Klarsichtteilen, gemischten erhabenen/versenkten Oberflächengravuren, einer kleinen Ätzplatine sowie einem Farbprofile, welches auch als Zwischenboden zum Schutz für die empfindlichen Teile dient.

Den vorgenannten Stärken müssen einige Schwächen des Bauplans sowie leider ein paar Fehler gegenüber gestellt werden.

Vought SB2U-3 Vindicator

Zusammenbau

Sehr gelungen ist die Stoffbespannung, welche allerdings im Rumpfbereich ein wenig durch zu schnelles Herausnehmen der Spritzlinge aus der Form leidet, und an mehreren Stellen Einsinkungen aufweist. Spachteln und geduldiges Verschleifen, zweckmäßigerweise mit einem Schleifklotz, sind hier notwendig.

Den größten Lapsus des Bausatzes haben sich aber die AM-Designer bei der Gestaltung der Glasteile geleistet: der Bereich hinter dem Piloten war beim Original beplankt und nicht verglast! Deswegen ist auch hier Spachteln und Verschleifen angesagt, wobei wegen der relativ tief liegenden Fenster am besten ein nicht schrumpfendes Putty verwendet werden sollte.

Vought SB2U-3 Vindicator

Vought SB2U-3 Vindicator

Generell ist bei den Glasteilen große Aufmerksamkeit geboten: die Schiebekanzel des Piloten als getrenntes Bauteil ist vertikal gesehen zu kurz. Wird das Bauteil auf dem Rücken platziert (Kanzel offen), hängt die Kanzel wegen der Materialdicke scheinbar in der Luft bzw. das Ergebnis sieht nicht optimal aus. Hier landet der Modellbauer leider in einer Sackgasse, da auch die geschlossene Darstellung mit diesem Bauteil nicht mehr möglich ist: auch wiederum wegen der Materialdicke lässt sich das Bauteil hinten nicht tief genug platzieren und hängt somit schief. Natürlich habe ich dieses nach Murphy erst beim Endzusammenbau gemerkt. Nach Abwägen aller Möglichkeiten hat sich für mich die Neuanfertigung (Tiefziehen) der Schiebekanzel als die einzige zufriedenstellende Lösung herauskristallisiert.

Zu aller letzt ein Tipp, welchen ich allen Interessierten an dieser Stelle nur dank meiner Unachtsamkeit geben kann: das Heckrad lässt sich auch ganz zum Schluss durch den Rumpfschlitz korrekt einsetzen und ist somit beim Zusammenbau nicht der Gefahr des Abbruchs ausgesetzt.

Vought SB2U-3 Vindicator

Auch die Auspuffrohre des Bausatzes sind nicht optimal, da im Durchmesser zu klein. Schräggeschnittene Rohrstücke mit ausgedünnten Kanten sorgten für Ersatz.

Es ist nicht wirklich zweckmäßig, den Bombcrutch - auf Neudeutsch: Bombenausdempropellerkreisabweiserbügel :-) - so anzukleben, wie der Bauplan es vorschlägt. Einkleben ganz zum Schluss in die Öffnung nach dem Abschneiden des Querbalkens ist meines Erachtens die bessere Alternative.

Vought SB2U-3 Vindicator

Lackierung und Markierung

Auch die letzte der drei gebauten Varianten wurde in sehr wenigen Exemplaren hergestellt und ist deswegen sehr spärlich mit Fotos dokumentiert. Das Heft Nr. 122 aus der Serie In Action bietet nur eine Handvoll Fotos der „3“, welche oft die Maschinen im „Hellgrau über alles“-Schema darstellen. Glücklicherweise zeigt sich der Bauplan in dieser Hinsicht von seiner positiven Seite und geht textlich sehr ausführlich auf das äußere Erscheinungsbild der Maschinen der VMSB-241 vor der Schlacht um Midway ein. Durch die wohl zum größten Teil aus Erzählungen von Zeitzeugen gewonnenen Informationen wird dem Modellbauer ein gewisser Gestaltungsspielraumraum eingeräumt, den ich ehrlicherweise schamlos ausgenutzt habe.

Vought SB2U-3 Vindicator

Prinzipiell handelt es sich bei der Midway-Staffel um einen standardmäßigen Zweitonanstrich: „Hellgrau“ unten und „Blaugrau“ oben. Bedingt durch die Art der Verwitterung und den Zustand der Maschinen macht aus meiner Sicht eine genaue Angabe dieser beiden Farbtöne in FS-Äquivalenten an dieser Stelle nicht wirklich Sinn. Erfahrungsgemäß gibt das Möwengrau von Humbrol (H129) den Farbton der Unterseite sehr gut wieder. Das Blaugrau hingegen entstand aus gleichen Teilen H127 (Hellgrau), H14 (Französischblau) und H181 (Seeblau).

Bei der Auswertung von Fotos diverser Typen von Vought zeigte es sich, dass die stoffbespannten Bereiche zum stärkeren Ausbleichen neigten als die mit Blech beplankten. Sie wirkten dadurch heller. Kurioserweise blieb der Rumpf von diesem Effekt meistens verschont. Dementsprechend habe ich das Basis-Blaugrau für die stoffbespannten Bereiche bei Tragflächen sowie die Steuerflächen mit H127 aufgehellt. Wichtig war hierbei, dabei nicht zu übertreiben: der Unterschied sollte gerade wahrnehmbar sein und nicht mehr.

Vought SB2U-3 Vindicator

Generell griff ich bei der Lackierung auf meine Standard-Techniken zurück, wie seidenmatte Farben, Post-Shading der Blechstöße, anschließendes Abschwächen mit Grundfarbe sowie Betonen der Panelmitten mit aufgehellter Grundfarbe. Ein unregelmäßiges Übernebeln hier und da mit aufgehellter, abgedunkelter und vor allem mit hellbraun abgetönter Basisfarbe vervollständigte das Werk.

Sehr interessant waren bei der VSMB-241 die Seitenruder, welche vormals mit weiß-roten Streifen versehen waren und bei der Überholung mit Blaugrau übersprüht wurden. Hiefür bietet der Abziehbilderbogen zwei Decals an, welche ich aber der Lackierung vorzog, da erfahrungsgemäß die Stoßstelle an der Hinterkante immer Probleme bereitet. Kurzerhand wurde das Blaugrau mit einem Klecks Rot abgetönt und die Streifen lackiert. 

Vought SB2U-3 Vindicator

Die Höhenflossen sind bezogen auf die Rumpfansätze ein wenig zu dick. An dieser Stelle lohnt es sich, die vier Höhenflossenteile VOR Verkleben auf einer planen Unterlage ein wenig dünner zu schleifen (selbst nicht gemacht, da zu spät gesehen).

Vought SB2U-3 Vindicator

Der Abziehbilderbogen selbst ist, wie bei AM bis dato immer der Fall, spitzenmäßig gedruckt und nennt nebst Elementen für alle Maschinen der VMSB-241 etliche Wartungshinweise sein Eigen. Hauchdünn und satt gedruckt ließen sich die Elemente sehr gut verarbeiten und zwecks Positionierung verschieben. Üblicherweise habe ich jedoch die Modelloberfläche mit überschüssigem Kleber vom Bogen benetzt. Nach einer kurzen Verschnaufpause wurden die Elemente mit dem Microset konfrontiert, um sich dann den Oberflächenkonturen optimal anzupassen.

 

Vought SB2U-3 Vindicator

An einer Stelle blieb mir kurz das Herz fast stehen, als ich die „ungeraden und schiefen“ Sterne sah: beim nochmaligen Nachlesen im Bauplan fand sich an einer Stelle der Hinweis auf ein hastiges Übermalen der alten Abzeichen mit roten Kreisen, wohl mit Hand, was die schiefen Kanten erklärt. Übrigens beinhaltet der Decalbogen blassrosafarbenen Kreise, welche jeweils im Zentrum der Sterne platziert werden (Durchscheinen der roten Farbe).

Vought SB2U-3 Vindicator

Auch bei der Tragflächenbewaffnung kann ich AM nicht wirklich folgen: theoretisch konnte jede SB2U-3 mit vier Maschinengewehren ausgestattet werden. Den mir zur Verfügung stehenden Fotos entsprechend wurde ab Werk nur eines installiert und zwar das im rechten, festen Tragflächestück. Links, da wo es der Bauplan gerne hätte, war meines Erachtens das LSO-Licht eingebaut. Bei der TBD, TBF und SBD war das LSO-Licht auch immer links und es ist kaum anzunehmen, dass die SB2U in dieser Hinsicht aus der Reihe tanzte.  

Der Antennenmast soll gemäß Bauplan stumpf an der Motorverkleidung angeklebt werden. Das ist bezogen auf das Original weder stabil noch korrekt. An dieser Stelle empfehle ich zwei Bohrungen dicht nebeneinander: 1,2 mm stark hinten und 0,8 mm stark vorne.

Vought SB2U-3 Vindicator

Das Cockpit ist sehr gut wiedergegeben und braucht nicht unbedingt Zurüstteile. Die Instrumente wurden aus dem großen Element ausgestanzt und einzeln platziert.

Vought SB2U-3 Vindicator

Vought SB2U-3 Vindicator

Vought SB2U-3 Vindicator

Der Bauplan geht leider nicht auf die Lackierung der Propellerspitzen ein: während der ganzen aktiven Dienstzeit hatten alle drei Varianten der Vindicator dreifarbige Spitzen.

Vought SB2U-3 Vindicator

Meiner Ansicht nach hatte das Original auf jeder Tragflächenoberseite nur ein Positionslicht. Übrigens wurden alle Positionslichter aus Klarsichtmaterial (Acrylstab bzw. eingefärbtes 5 Minuten Epoxy) angefertigt.

Vought SB2U-3 Vindicator

Fazit

Mit der Vindicator ist Accurate Miniatures ein geglückter Wiedereinstieg gelungen. Ungeachtet des „Verglasungslapsus“ ist es eine hervorragende Replik dieses Typs. Für Modellbauer mit ein wenig Erfahrung uneingeschränkt zu empfehlen.

Bernhard Schrock, Mai 2007
Bernhard Schrock, Mai 2007

Bernhard Schrock

Publiziert am 05. Januar 2011

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