Messerschmitt Bf 110 G-4geflogen von Oberleutnant Heinz Wolfgang Schnaufer, "Ghost of St. Trond"von Alex Grivonev (1:72 Eduard Bausätze)
Vor nicht allzu langer Zeit musste ich feststellen, dass von über 150 von mir in 30 Jahren gebauten Modellen keine einzige Bf 110 dabei war. Um diese Nachlässigkeit zu korrigieren, nahm ich mir den Eduard-Bausatz in der Nachtjägerversion G-4 zur Brust und machte mich an die Arbeit.
Begonnen wurde wie immer mit dem Cockpit, welches durch die beiliegenden, farbig bedruckten Ätzteile in der Profipack-Box so richtig zum Leben erweckt wird.
Der Kit an sich ist zwar üppig ausgestattet, dennoch kam ich um ein paar Extra-Leckerbissen nicht herum. Gedrehte Kanonen- und MG-Läufe, sowie Radarantennen von Master mussten schon sein. Außerdem kamen noch Navigationslichter von CMK und paar Ätzteile für die zweite Antenne hinzu. Die Markierungen stammen von OWL.
Qualitativ ist der Kit auf Höhe der Zeit und ließ sich geschmeidig bauen. Gespachtelt werden musste an zwei Stellen: Hinterkante der Landeklappen, wo sich nach dem Verkleben der Tragflächenteile ein ordentlicher Spalt wiederfand und am Übergang zwischen Höhenleitwerk und Rumpf. Entweder habe ich dort Mist gebaut oder den Tschechen ist er ordentlich misslungen. Wo beim Original fließende und glatte Formen sind, gibt es beim Modell scharfe Kanten, Abstufungen und große Spalte zwischen den Bauteilen. Hier musste ebenfalls mit Spachtelmasse nachgeholfen werden.
Besondere Sorgfalt erfordert die Kabinenhaube. Das "Glashaus" der Bf 110 besteht beim Modell aus mehreren Segmenten und man braucht viel Fingerspitzengefühl, um diese sauber und gerade miteinander zu verkleben, ohne alles mit Klebstoff vollzuschmieren. Die beiliegenden Lackiermasken erleichtern die Abklebearbeit der unzähligen Scheiben erheblich.
Die farbigen "Glühbirnen" für die Positionslichter aus dem CMK-Set wurden in die vorher sauber ausgefrästen Mulden platziert und das Ganze wurde mit einem Tropfen UV-Klebstoff versiegelt, welcher nach dem Trocknen mit einen UV-Taschenlampe bereits nach 10 Sekunden in Form geschliffen und poliert werden konnte.
Die große FuG 220-Antenne aus dem Bausatz ist zwar wirklich fein ausgeführt, dennoch ließ ich es mir nicht nehmen, dafür die noch feineren aus Messing gedrehten von Master zu verwenden. Um die Dipole sauber und gerade mit den Trägern zu verkleben, wurden die Bauteile erst mit Hilfe einer Maskierband-Schneidelehre ausgerichtet und mit Klebeband fixiert, um mit einem kleinen Tropfen Sekundenkleber miteinander verbunden zu werden.
Die von mir gebaute Maschine war zusätzlich mit einer kleineren FuG 202-Antenne an der Nasenspitze ausgestattet, diese habe ich einem Eduard-Ätzteileset entnommen.
Lackiert wurde wie immer mit Mr. Hobby- und Tamiya-Acrylfarben. Zuerst wurde die Standard-Werkslackierung in RLM 76/75/74 gespritzt. Anschließend wurde sie lasierend mit Grautönen übernebelt, wobei ich ich die Werkslackierung etwas durchschimmern ließ, um das Grau nicht zu einheitlich wirken zu lassen. Eine Tragflächenunterseite wurde in RLM22 schwarz lackiert.
Gebaut wurde die Maschine von Oblt. Wolfgang Schnaufer, dem wohl bekanntesten aller Nachtjäger, dem 121 Feindabschüsse zugeschrieben werden. Die geisterhafte Lackierung macht dem "Ghost of St. Trond" alle Ehre!
Die Decals von OWL sind von hervorragender Qualität und ließen sich sehr gut verarbeiten. Alterungs- und Schmauchspuren wurden mit bekannten Mitteln wie Washings, Pigmenten, Ölfarben, Pastellkreiden, Graphit etc. nachempfunden. Zu guter Letzt kam ein feiner Antennendraht von "Ammo" hinzu.
Die Bewaffnung bestand aus 2 x 30 mm Mk 108, sowie 2 x 20 mm MG 151 im Bug, 2 x 20 mm MG FF "Schräge Musik" im hinteren Cockpitbereich, sowie ebenfalls hinten im Cockpit ein MG 81Z für die Rückraumverteidigung.
Nachtjäger haben es mir schon immer besonders angetan. Mit primitivster Funkmesstechnik ausgestattet stürzten sich die furchtlosen Piloten in tiefster Dunkelheit einem vielfach überlegenen Gegner entgegen und erzielten dabei teilweise beachtliche Erfolge. Die grotesken Antennengebilde und die sehr speziellen Lackierungen sind einfach immer ein Hingucker! Alex Grivonev Publiziert am 21. September 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |