Grumman OV-1C Mohawk BuNo 61-272173rd Aviation Company, Vung Tau, Vietnam 1967von Oliver Zwiener (1:72 Hasegawa)
Das Original:Ende der 1950er Jahre starteten die US Army und das US Marine Corps ein gemeinsames Programm für eine kurzstreckenfähige Plattform zur Beobachtung und Überwachung der aktuellen und zukünftigen Gefechtsfelder. Grumman entwickelte dafür ein Zwillings-Turbopropflugzeug mit dreiteiligen Seitenleitwerk und kurzen Tragfügeln mit geringer Streckung, um eine gute Manövrierfähigkeit zu erreichen. Der Erstflug fand am 14.04.1959 statt und die YAO-1 bewies schon bald Ihre Eignung für den Betrieb von schmalen, kurzen und unbefestigten Pisten auf Feldflugplätzen, wie es im Ernstfall auch von ihr gefordert werden würde. Neun Prototypen wurden angeschafft, bevor weitere 64 AO-1A folgten. Erst später erfolgte die Typenbezeichnung OV-1. Die Mohawk war neben der Bild- vor allem für die Augenaufklärung ausgelegt und verfügte neben diversen Kameras über eine kurze Flugzeugnase und stark nach außen gewölbten Seitenscheiben, die eine hervorragenden Rundumsicht, insbesondere nach unten auf den Boden ermöglichte. So verbarg diese Maschine hinter dem plumpen Äußeren und ihren großen Insektenaugen jede Menge Technik wie etwa Infrarot- und Seitensichtradargeräte und versorgte auf diese Weise die Truppenkommandeure mit präzisen und aktuellen Informationen über die Entwicklungen auf dem Gefechtsfeld und dessen unmittelbarer Umgebung. Schon bald hat man diese Fähigkeiten mit der gleichzeitigen Entwicklung der OV-1B und OV-1C ausgebaut. Dazu wurde die Flügelspannweite der OV-1B um 179 cm verlängert und durch einen kanuförmigen Behälter mit dem großen APS-94 Seitensichtradar ergänzt, der unter den Vorderrumpf montiert wurde. Die OV-1C behielt die kurzen Flügel und erhielt stattdessen in der Rumpfwanne den UAS-4 Infrarotsensor. 101 OV-1B und 133 OV-1C wurden in Dienst gestellt und damit eine enorme Steigerung der Luftbildkapazität erzielt, indem die Bewegungen von gepanzerten Fahrzeugen durch Schrägaufnahmen überwacht wurden und alle anderen Ziele bei Nacht, unter Schlechtwetterbedingngen oder selbst im Dschungel erkannt werden konnten. Im Vietnamkrieg beschafften so alle drei Versionen die nachrichten-dienstlichen Informationen für die unterschiedlichen Teilstreitkräfte. Einige dieser Flugzeuge wurden an den äußeren Pylonen mit leichten Waffen wie Luft-Boden-Raketen XM-157 und XM-159 oder einer M3 cal .50 Maschinenkanone bewaffnet, wesentlich häufiger markierten sie jedoch mit Rauchraketen Ziele, die dann durch andere Waffensysteme bekämpft wurden. Die modernsten Varianten der Mohawk waren die OV-1D und die RV-1D. Beide verfügten inzwischen mit dem APR-25/26 und ALQ-147 über die erforderlichen Gegenmassnahmen für radar- und infrarotgesteuerte Lenkflugkörper, über IFF Freund-Feind-Kennung, über das ASN-86 Trägheitsnavigationssystem sowie das AN/ARN-130 TACAN als taktisches Flugnavigationssystem, eine automatische Funkpeilanlage ADF und ein UKW-Drehfunkfeuer. Technisch so hochgerüstet flogen militärische Nachrichtenbataillone Missionen über Mittelamerika, um die Operationen der Guerilla in Nicaragua im dichten Dschungel auszumachen. Die Schwerpunkte in den 1980er Jahren waren jedoch Deutschland und Südkorea, wo beide Typen gemeinsam in einer gemischten Form von Radar und Infrarot sowohl die mobilen Radarsysteme überwachten als auch mittels elektronischer Aufklärung die gegnerischen Fernmeldeverbindungen abhorchten, um so die militärischen Entwicklungen in den kommunistischen Ländern zu kontrollieren. In der Operation Desert Storm verzeichnete sie 1991 noch zahlreiche Einsätze, letztlich wurde die Mohawk erst im September 1996 außer Dienst gestellt. Auch die Luftstreitkräfte in Israel und Argentinien setzten den Irokesen ein, seit dem Jahr 2015 fliegen jedoch nur noch wenige zivile Maschinen auf Luftfahrtshows.
Technische Daten:
Interessante Referenzen: Sammelwerk AERO, Squadron Signal, Youtube, defensemedianetwork.com, pinterest, wikipedia, http://showcase.netins.net/web/OV-1Mohawk/rvn65/rvn265.htm
Modellbausatz: Hasegawa 1:72Der Bausatz ist ursprünglich von 1968, 1992 kamen mit dem Rebox lediglich neue Abziehbilder hinzu. Dieser verfügt mit vier Spritzgußrahmen über insgesamt 54 Bauteile sowie einem Spritzling mit drei Klarsichtteilen. Das Modell ist wenig detailliert und leider von katastrophaler Qualität, denn an wirklich jedem Bauteil, ausnahmslos, befindet sich entweder Fischhaut oder Grat. Der Rumpf hat Sinkstellen, es gibt weniger Pylone als Bohrungen und eine mögliche Bewaffnung ist nicht vorhanden. Die Liste der Mängel ist sehr lang. Eine ärgerliche, mehr als nüchterne Cockpiteinrichtung, zwei völlig gleichartige Pilotenfiguren, aufgesetzte Gravuren, viele fehlende Details am Fahrwerk und letztlich die Qualität des Plastiks im Vergleich zu Herstellern aus der Gegenwart wie RODEN oder CLEAR PROP ! MODELS. Den Zubehörhandel bedienen lediglich zwei Hersteller, BLACKBIRD MODELS und COBRA COMPANY. Die wenigen Modellbauer, die das OV-1A/B Cockpit Detail Set for Hasegawa kits Nr. CC72022 oder das Wheel well / Wing set Nr. 72026 besitzen, waren leider nicht bereit, diese zu veräußern. Leider ist das erste Produkt die einzige Möglichkeit an einen Martin Baker J5A Schleudersitz zu kommen. Also bleibt zukünftig nur die Hoffnung, dass EDUARD – MODEL ACCESSORIES ltd., Czech Republic, die Hasegawa OV-1B Mohawk für sich entdecken. Lediglich ein Modellbauer aus Malta war bereit, mir die Reste seines IsraDecal Nr. IAF-51 OV-1 Mohawk for the Hasegawa OV-1 kits über SCALEMATES mit Paypal zu verkaufen - lieben Dank dafür, Joseph. Bis dato ist es somit der einzige Bausatz in 1:72, CLEAR PROP ! MODELS hat aber bereits zwei nagelneue Bausatzformen einer JOV-1A und D-Version online für 2021 angekündigt. Hasegawa BT16 ( Nr. 02616 ) OV-1B Mohawk 1:72 - Boxart Referenzen für die Detailtreue und Fliegercomics VietnamkriegObwohl es an Fachliteratur wie dem Sammelwerk AERO oder zwei Ausgaben von Squadron Signal nicht mangelt, findet man kaum Referenzen zur OV-1C, da die meisten Autoren sich mit den B- oder D-Varianten beschäftigen. Insgesamt betrugen die Flugzeugverluste im Vietnamkrieg lediglich 65 Stück, kein Vergleich zu den anderen als "FAC" (Forward Air Control) eingesetzen Musten O-1 Bird Dog, O-2 Skymaster und OV-10 Bronco. Wer besonderes Interesse an der Thematik FAC und Vietnamkrieg hat, empfehle ich persönlich die Fliegercomics von Michel Koeniguer „Bomb Road" 2015 - 2019 sowie „Misty Mission" 2016 - 2019 und die Filme BAT-21 „Mitten im Feuer" und „Flug durch die Hölle" (Originaltitel: Flight of the Intruder). Die Filme sind auf DVD oder Youtube erhältlich. Squadron/Signal Publications OV-1 Mohawk - Walk Around No. 49 aus 2007 Bau/Lackierung Teil 1: Innenausbau und CockpitOffen oder geschlossen, diese Frage erübrigte sich sehr schnell angesichts der spartanischen Cockpiteinrichtung ohne Steuerknüppel und Armaturen. Von den beiden Pilotenfiguren wurde eine ersetzt durch REVELL 02402, denn dort haben nicht alle Besatzungen schon die moderne Atemmaske vor dem Gesicht. Mit Blick auf eine spätere, mögliche Diorama-Gestaltung wurden zudem noch vier Figuren von ITALERI ex. ESCI Nr. 1246 NATO Pilots and Ground Crews bereit gehalten. Damit das Modell kein „tailsitter" wird, wurde mit Modelliermasse sowie Bostik Blu Tack Gewicht in die Bugnase und hinter der Trennwand eingefügt. Zusätzlich wurde das Cockpit um einen Steuerknüppel und Fotoätzteile aus der Restekiste ergänzt, die Kulisse für die Schubhebel, die Deckenkonsolen und eine Hand für den Copiloten ergänzt. Das riesige Loch im vorderen Fahrwerkschacht wurde mit Polystyrene Plastikstreifen ausgekleidet, während drei Versuche notwendig waren, um die drei Teile der Cockpitkanzel mittels Klebestreifen halbwegs passend zum Rumpf vorab zu verkleben. Unzeitgemäss, dass HASEGWAWA hier nicht gleich nur zwei Klarsichtteile zur Montage verwendet - definitiv nichts für unerfahrene Anfänger - hier ist Frust vorprogrammiert! Nachdem Zusammenkleben der Runpfhälften und der Montage der Flügel und Leitwerke wurden erst einmal alle erhabenen Strukturen plan geschliffen und sämtlche Spalten , insbesondere die Flügelwurzeln unten und der Übergang des mittleren Leitwerks zum Rumpfrücken, mit Vallejo Plastic Putty verspachtelt. Spartanische Cockpiteinrichtung ohne Steuerknüppel und zwei völlig gleichartige Pilotenfiguren Bau/Lackierung Teil 2: Rumpf , Anbauten und FigurenDann wurden aus dünnen Stecknadeln und Fotoätzteilen die Aufnahmen der Drahtantennen für den HF-Funk mittels BONDIC UV-lichthärtendem Flüssigkunststoff Klebstoff montiert. Die Führung unterscheidet sich sehr von der D-Version, denn es fehlen noch die VHF-FM Blattantennen und das TACAN. Es folgten der Bau der zwei Zusatztanks, der beiden 70 mm Raketenwerfer sowie die vorbereitenden Arbeiten an den Fahrwerkskomponenten, bevor mit der Lackierung des Cockpits und den Figuren begonnen wurde. Vietnam OV-1C Piloten , Flugzeugwarte und Sicherheitsoffizier Bau/Lackierung Teil 3: Cockpit, Fahrwerk, Propeller und BewaffnungNach der Fertigstellung des Cockpits wurde die Kanzel im Bereich der Oberlichter mit GUNZE Grün Transparent schattiert, anschließend verklebt und maskiert. Ehrgeizig wurde es bei den HF-Funk-Drahtantennen, zum einen, weil keine scharfen Nahaufnahmen aus der Vietnamkrieg-Ära aufzufinden waren, zum anderen, weil die konstruktionelle Umsetzung sich sehr schwierig gestaltete. Nachdem der erste Versuch scheiterte, weil die mit Sekundenkleber gespannten Antennen ohne Fremdeinwirkung auf einmal wieder durchhingen, wurde entschieden, alles zu entfernen und noch einmal neu zu konstruieren. Anschließend wurden sämtliche Baugruppen mit Ausnahme der beiden Propeller in mattweiss grundiert und die Fahrwerkschächte mit Bostik Blu Tack Putty, einer Art Knetgummi, maskiert. Pilot und Systembediener Grumman OV-1C Mohawk Bau/Lackierung Teil 4Die nächsten Schritte waren die Lackierarbeiten. Revell grau 57 für die Walkways auf den Tragflächen, Mattschwarz als Blendschutz vor dem Cockpit und sowohl an den Kanten der Tragflächen als auch an denen der Seiten- und Höhenruder. Als Hauptfarbe kam dann Ammo AMIG-925 RLM83 Olive Drab Dark zum Einsatz. Nach dem Demaskieren wurde alles mit Revell 01 farblos glänzend eingenebelt und die grauen Walkways mit schwarzen Streifen von XTRADECAL XPSA umrandet. Danach wurden die Nass-Schiebebilder von IsraDecal Nr. IAF-51 "OV-1 Mohawk for the Hasegawa OV-1 kits" und die dem Bausatz beliegenden Exemplare aufgetragen. Anschließend wurden die Propeller, Zusatztanks und Raketenwerfer montiert, die zwei HF-Funk-Drahtantennen als dünne Perlonschnur mit Sekundenkleber gespannt und zum Abschluss unter hohen Druck alles noch einmal mit matten Klarlack eingenebelt, bevor die Kanzel vom HUMBROL Maskol befreit wurde - fertig! Revell Grau 57 für die walkways auf den Tragflächen und Maskierarbeiten Galerie 1Vietnam Revetment 73rd Aviation Company , Vung Tau , Vietnam 1967 Vietnam Revetment 73rd Aviation Company, Vung Tau, Vietnam 1967 Teil 1 Galerie 2Walkaround Grumman OV-1C Mohawk BuNo 61-2721 Walkaround Grumman OV-1C Mohawk BuNo 61-2721 Teil 1 EpilogDie Bauzeit von Oktober 2020 bis Fertigstellung des Modells am 13. März 2021 war ungewöhnlich lang. Während andere Modellbauer den zweiten Corona-Lockdown dazu nutzen, ihre Schlagzahl deutlich zu erhöhen, wurde im Hause Zwiener umfangreich renoviert. Als dann in der zweiten Februarwoche Ostwestfalen eine Woche lang durch eisige Schneestürme und tagsüber auch zweistelligen Minustemperaturen in ein Verkehrschaos gestürzt wurde, war mit dem Heizlüfter im Bastelkeller keine Bastelatmosphäre mehr herzustellen. Letztendlich verstarb auch noch meine geliebte Mutter kurz vor Weihnachten auf tragische Weise, daher steht dieses Modell auch in Ihrem Gedenken.
Oliver Zwiener Publiziert am 27. März 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |