T-55 AGM Tifon 2von Stefan Szymanski (1:72 Modelltrans)Zur Geschichte
Dieser Panzer entsprang dem Bedürfnis der peruanischen Armee, die vorhandenen völlig veralteten T-55 kostengünstig zu modernisieren. In einer Kooperation des ukrainischen Werkes Morozov und des peruanischen Herstellers DICSAC wurde ein bemerkenswertes Upgrade für den T-55 entwickelt, welches 2010 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde und angeblich über die gleichen Offensiv- wie auch Defensivfähigkeiten eines T-80 verfügen sollte. Dieses ca. 1,5 Millionen US-Dollar teure Upgrade pro Stück verfügt über eine KBM1 125 mm-Glattrohrkanone, einem vom Inneren des Panzers steuerbares 12,7 mm-NSV-MG, eine Kontakt 5-Reaktivpanzerung, fortschrittliche elektronische Störsysteme, sowie Wärmebild-Systemen für den Nachtkampf mit einer Reichweite von 12 Kilometern. Ein neuer 850 PS-Motor, sowie ein moderner Ladeautoamt, der den Ladeschützen ersetzt und damit die Besatzung auf drei Mann reduziert, komplettiert das Upgrade. Geplant war es, nach und nach die ca. 300 T-55 der peruanischen Armee in der Ukraine zu modernisieren, doch scheint dieses Gemeinschaftsprojekt nie zu Stande gekommen zu sein. Je nach Quelle sollen nur ein oder wenige Prototypen in der Ukraine existieren. Es bleiben hier bis dato immer noch Fragen offen, warum und ob dieses Projekt nun gescheitert ist. So gab es im peruanischen Verteidigungsministerium wohl immer wieder Diskussionen, das Tifon 2-Upgrade doch fortzusetzen. Ein wesentlicher Grund des Scheiterns könnte man im jüngsten Ukraine-Konflikt sehen, der schon 2014 mit der illegalen russischen Annexion der Krim seinen Anfang nahm. So ist es auch nicht abwegig, dass mittlerweile der eine oder mehrere Prototypen des AGM Tifon 2 gegen die russischen Streitkräfte schon zum Einsatz gekommen sein könnte. Belegbar ist dies zum jetzigen Zeitpunkt (Juni 2023) aber noch nicht… Zum ModellModelltrans, ein enthusiastischer Kleinserienhersteller aus Essen (Deutschland), der es mittlerweile immer besser versteht, gewisse Nischen des Modellbaus im kleinen Maßstab zu füllen, hat sich nun auch dieses sehr interessanten und doch eher unbekannten Version des T-55 angenommen. Wie sich auch ein Modellbauer immer weiter entwickelt, bzw. entwickeln sollte, so hat sich auch die Qualität der Kits aus dem Hause Modelltrans immer weiter verbessert. So setzt sich auch dieser Modellbausatz aus größeren Resin- und Kleinteilen aus dem 3D-Druck zusammen und braucht so den Vergleich zu modernen kommerziellen Spritzgussbausätzen nicht scheuen. Die Bauteile verfügen dabei über eine sehr schöne und knackige Detaillierung und versprechen schon auf den ersten Blick keine großen Komplikationen beim Zusammenbau. Die wenigen Originalbilder des Tifon 2 zeigen eine Version in dreifarbiger Wüstentarnung ohne irgendwelche Kennzeichnungen, so dass hier auch keine Decals benötigt werden. Die beiliegende Bauanleitung bezieht sich auf wenige Bilder des zusammengebauten Modells mit der Nummerierung der jeweiligen Bauteile und ist vollkommen ausreichend. Trotzdem ist es immer ratsam, sich zuzüglich an Originalbildern zu orientieren. Die Hauptkomponenten im Überblick Der BauWie schon erwartet, gestaltete sich der Zusammenbau absolut unkompliziert. Wie auch schon bei anderen Modellen, teilte ich diesen Kit in mehrere Baugruppen auf, um mir damit die folgenden Lackierungs- und Alterungsarbeiten immens zu erleichtern. In diesem Fall bildete das Chassis, der Turm und das Fahrwerk jeweils eine separate Baugruppe. Gerade das Fahrwerk wurde von Modelltrans einfach hervorragend und anwenderfreundlich im 3D-Druck konstruiert. Es bildet jeweils eine komplette Einheit und lässt sich problemlos am Chassis montieren. Als einzigen Wermutstropfen muss man die akkurate gleiche Ausrichtung der Laufrollen sehen. Hier soll aber laut Hersteller in naher Zukunft Abhilfe geschaffen werden. Die einzelnen Baugruppen im Überblick Die FarbgebungAls Vorlage kann man sich hier nur an den wenigen Originalbilder orientieren, die jeweils einen interessanten Wüstentarnanstrich zeigen. Nach einer Grundierung machte hier ein „Medium Brown Dark Earth“ von Ammo/MIG (A.MIG-0070) den Anfang. Als nächstes kam nun Maskiermasse von Liquidscale zum Einsatz. Dabei wurden die Bereiche des Modells maskiert, die die braune Farbgebung behalten sollten. Anschließend wurde das ganze Modell mit einem „Gelbbraun“ (A.MIG-0016) lackiert. Nun konnte die Maskierung wieder entfernt werden, bevor ich mit einem Pinsel und „Matt Black“ (A.MIG-0046) die letzten kleinen Akzente setzte. Auch alle anderen Farbarbeiten wurden jetzt nur noch mit dem Pinsel durchgeführt. Nach Abschluss der „Basisfarbarbeiten“ wurde das ganze Modell mit Glanzklarlack versiegelt, um für folgende Alterungsarbeiten eine glatte Oberfläche zu erhalten. Den Anfang machte ein Earth Brown Die AlterungFür die eigentlichen Alterungsarbeiten kamen nun vorwiegend Ölfarben zum Einsatz. Den Anfang machte dabei ein metallischer Brauneffekt, den ich dezent an den Stellen aufbrachte, die besonderen Verschleiß ausgesetzt sind (wie z.B. Kanten, Turmlukbereich etc.). Mit einem kleinen gekürzten Pinsel wurden diese Aufträge vertikal verrieben, um eben dezente Rostschlieren dazustellen. Ebenfalls mit grauer und grüner Ölfarbe wurden noch leichtere Wetterschlieren sehr dezent(!) aufgebracht. Auch dabei leistete mir der gekürzte Pinsel mit der gleichen Technik gute Dienste. Nun folgte ein dunkelbraunes punktuelles Washing, welches durch ein anschließendes Drybrushing mit weichen Sandtönen weiter optimiert wurde. Mit zwei Farbfiltern (Ammo/ MIG F242 „Tan for tritonal Camo“ und F430 „Sun bleach“) wurde dann die bisherige Farbgebung und Alterung weiter harmonisiert. Im Bereich der Laufketten arbeitete ich dabei mit diversen Metall- und Rosttönen. Nachdem ich anschließend das ganze Modell nun mit matten Klarlack versiegelt hatte, folgte das obligatorische Übernebeln per Airbrush mit Tamiya „Buff“. Erst danach wurde mit Pigmenten und passenden Pigment-Fixer verstärkt im Fahrwerks- / Kettenbereich gearbeitet. Dabei nutzte ich hier schon die gleichen Pigmente, die später auch auf dem Diorama zum Einsatz kommen sollten. Jetzt erst waren alle Arbeiten am Modell abgeschlossen, so dass nun die Hochzeit der Baugruppen, also der Zusammenbau erfolgen konnte.
Das DioramaWer den Baubericht bis jetzt gründlich verfolgt hat, der wird wissen, dass wir bei dem Tifon 2 eher über einen Prototypen reden, der nie den Status der Serienfertigung erreicht hat. So kann man die von mir gestaltete Szenerie auch als fiktiv bezeichnen! Es geht also um eine Szenerie, wie diese hätte sein können! Auf Grund der Wüstentarnung des Tifons bot sich hier eine trockene, wüstenähnliche Landschaft als passendes Diorama an. Den Anfang machte hier (wie immer) eine passend zurecht gesägte Pressspanplatte und Holzleisten, die verleimt, verschliffen, lackiert und anschließend zum Schutz vor Verschmutzungen abgeklebt wurden. Aus Vogelsand und Heilerde wurde mit Hilfe eines Holzleim-/ Wassergemisches der Untergrund geschaffen. Um in der doch eher öden Wüstenlandschaft mehr Kontraste zu schaffen, wurden dabei noch mehrere Steine gerade im Außenbereich des Dioramas eingearbeitet. Nach dem Abtrocknen ging es nun zur Farbgebung. Dabei arbeite ich ausschließlich mit Pigmenten und Pigment-Fixer. Das Hauptpigment bildete hier der „Negev Sand“ von Ammo/MIG (A.MIG-3024), den ich je nach Bedarf ein wenig aufhellte oder auch abdunkelte. Da mir das Gesamtbild immer noch zu eintönig erschien, arbeite ich noch eine trockene Vegetation ins Diorama ein. Dabei griff ich auf Grasbüschel diverser Hersteller, sowie Buschwerk des noch eher unbekannten Herstellers Diorama Presepe zurück. Auch wenn ich alles andere als ein Botaniker bin, eignete sich gerade dieses Buschwerk für eine eher trockene Steppe. Und wenn man dieses Buschwerk botanisch auch nicht unbedingt definieren kann, so passte es doch gut zu der bisherigen Wüstenlandschaft. Natürlich wurden hier bei den Grasbüscheln und auch dem Buschwerk mit dem Pinsel noch kleiner Farbanpassungsarbeiten durchgeführt. Den Abschluss bildete hier wieder die alte bekannte Übernebelung mit einem Tamiya „Buff“.
Die FigurenBei der doch eher kleinen Vignette sah ich zwei Figuren einer Panzerbesatzung als vollkommen ausreichend an. Ich griff dabei auf einen Set von FC Modeltrend zurück (72511 „Ukraine Tank Crew Set 1“), was natürlich der ukrainisch-peruanischen Kooperation des Tifons auch eine besondere Note gab. Die Bemalung erfolgte hier ausschließlich mit Ölfarben. Nach einer finalen Mattierung fanden diese Figuren dann ihren Bestimmungsort im Tifon. FazitEin Modell, welches einfach Spaß macht. Wenige Bauteile, eine gute Detaillierung, ein einfacher und unkomplizierter Zusammenbau, sowie Seltenheit/Bekanntheitsgrad des Originals machen den Tifon doch zu etwas Besonderem. So kann ich nur eine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen, wenn man seine Modellbausammlung um eine interessante und „sexy“ Rarität bereichern will. Stefan Szymanski Publiziert am 29. Juni 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |