M274 Mule mit rückstoßfreiem M40-GeschützTet-Offensive in Hue/ Vietnam 1968von Stefan Szymanski (1:72 Germania-Figuren)Zum Vorbild
Wie man dem Namen schon entnehmen kann (Mule = Esel) handelte es sich bei dem M274 Mule um ein kleines, leichtes Transportfahrzeug der US-Armee und des US Marine Corps, welches von 1957 bis Mitte der 80iger Jahre bei den Streitkräften im Einsatz war. Den größten Bekanntheitsgrad erhielt der Mule während des Vietnam-Krieges. Dort diente das Kleinfahrzeug sowohl als Transporter für Munition, Treibstoff und Verwundete, sowie als Waffenplattform für Geschütze und schwere MGs. Angetrieben von einem Zwei-Zylinder-Motor erreichte der Mule eine Höchstgeschwindigkeit von knapp 40 km/h. Mit Ausnahme der A5-Version verfügten die Fahrzeuge zudem über zwei lenkbare Achsen, was den Wendekreis auf sechs Meter begrenzte. Den Platz des ausgemusterten Mules haben mittlerweile Quadbikes übernommen, wobei die US Armee seit 2000 auch einen direkten Nachfolger mit dem M-Gator in den Streitkräften eingeführt hat. Der Bausatz
Wie vielleicht schon der eine oder andere bemerkt hat, hat der Kleinserien-Hersteller Germania-Figuren den Vietnam-Krieg als ein neues Betätigungsfeld für sich entdeckt. In diesem Zusammenhang hat der Hersteller nun auch vier verschiedene Mule-Varianten in seinem Sortiment. Einer dieser Kits bezieht sich dabei auf den Mule mit dazugehörigem rückstoßfreien 105 mm-Geschütz plus Besatzung. Der Bausatz bietet eine überschaubare Anzahl an Bauteilen, der niemanden vor große Herausforderungen stellt und in Sachen Detaillierung noch Luft nach oben lässt. Alle Teile sind aus Resin gegossen und sehr filigran. Ein wirklich positiver Aspekt sind die drei beiliegenden Figuren, die einfach über eine überdurchschnittliche Qualität verfügen. Während zwei Figuren nur mit dem Geschütz kombinierbar sind, zeigt die dritte Figur das Laden des M79-Granatwerfers und ist so auch mit anderen Szenerien kombinierbar.
Weiteres Zubehör
Zu dem Mule orderte ich bei dem gleichen Hersteller noch ein Figuren-Set, der US-Infanteristen bei der berühmten Schlacht um Hue beinhaltet (STL Vietnam 0011), sowie ein Set, das man gut mit dem erwähnten 105 mm-Geschütz kombinieren kann und passende Kartuschen, Geschosse und Hülsen beinhaltet (GF 72-CW-2502). Gerade die Figuren lassen hier überhaupt keine Fragen offen und sind wie auch die Figuren des Mule einfach nur hervorragend. Eine gute Lösung hat man sich hier mit den Waffen einfallen lassen. So bilden die jeweiligen Waffen mit den Händen ein Bauteil und müssen nur noch mit der eigentlichen Figur verklebt werden. Die Montage ist dabei mehr als einfach und der Vorteil liegt darin, dass man so die diversen Posen viel realistischer und einfacher gestalten kann.
Der Bau des Modelles
Den Anfang macht der Mule. Die für Resin typischen Versäuberungsarbeiten hielten sich dabei in Grenzen, da der Hersteller schon bei der Herstellung großes Augenmerk darauf legt, gewisse Resin-Anguss-Blöcke etc. in Grenzen zu halten. Der Modellbauer dankt es ihm. Leider musste ich aber feststellen, dass einige Bauteile leicht verzogen waren. Das bezog sich auf das Unterteil des Mules, sowie den Lauf des Geschützes. Während der Unterbau des Mules durch eine punktuelle Montage mit Sekundenkleber keine Probleme bereitete, sah es bei dem Geschützlauf leider anders aus. Vielleicht lag es an den eigenen Unzulänglichkeiten, jedenfalls brach mir der Lauf bei der Bemühung des Richtens unter heißen Wasser leider ab. Zwar wäre alles reparabel gewesen, doch griff ich nun kurzerhand auf einen Ersatzlauf zurück, den ich glücklicherweise in meiner Reste-Kiste hatte.
Dadurch, dass der Mule über kein Führerhaus verfügte, ist alles sehr gut einsehbar. Dementsprechend unverständlich ist es dann, dass man die typischen Schalthebel und Handbremse im Kit nicht berücksichtigt hat. Hier war also Eigenarbeit angesagt. Mit Plastik-Sheet war aber auch das Problem schnell gelöst. Nachdem ich noch im Vorderbereich den Anlasser (im Original eine Reiß-Schnur wie beim Rasenmäher oder Außenborder) angebracht hatte, waren die eigentlichen Arbeiten am Mule abschlossen. Auch beim Geschütz war noch einiges an Eigenarbeit nötig. So fehlt dem Bausatz (auch wieder unverständlicherweise) das komplette Verschluss-System. Auch hier war Plastik-Sheet wieder die Lösung. Zudem ersetzte ich das Handrad zur vertikalen Geschütz-Verstellung durch ein Ätzteil. Für die folgenden Lackierarbeiten hatte ich nun drei Baugruppen: den Mule, dass Geschütz mit Sockel, sowie die separaten Räder.
Die Lackierung
Bei der Lackierung des Mule griff ich auf das Olive Drab von Tamiya (XF-62) zurück, was sich am besten für die typische Farbgebung der US-Fahrzeuge im Vietnam-Krieg eignet. Feinarbeiten folgten mit dem Pinsel. Der untere Bereich des Fahrzeugs, sowie die Reifenprofile wurden mit den passenden Pigmenten bearbeitet, die auch später im Diorama Verwendung finden sollten. Der hölzerne Pritschen-Bereich sowie das Gestänge des Rundlaufs erhielten hier noch eine ausgiebige Alterung, da diese damals beim Original der meisten Abnutzung ausgesetzt waren. Nach Abschluss aller Farbarbeiten konnten nun die einzelnen Baugruppen miteinander verbaut werden. Bei der Positionierung des Geschützes musste beachtet werden, dass sich diese mit der Pose der beiliegenden Schützen-Figur deckte. Die vorderen Räder brachte ich mit einem leichten Einschlag an. Auch die Geschoss-Kartuschen, die ich vorher zu einem Stapel verbaut hatte, fanden nun ihren Platz. Als kleinen „Eye-Catcher“ fertigte ich noch aus schmalen (passend zurecht geschnittenen) Abklebe-Band zwei Abspann-Gurte, die ich lose im Bereich der Kartuschen positionierte.
Der Bau des Dioramas
Schon zu Anfang war mir klar, dass ich eine typische Szenerie während der Tet-Offensive in Hue darstellen wollte. Immerhin tobten damals dort die heftigsten Kämpfe, bei denen der Mule in allen Belangen zum Einsatz kam. Die Planungen begannen auf einen Blatt Papier, auf dem ich Größe und Aufteilung genau festlegte. Bei der Mauer holte ich mir mit Sichtung vieler Originalbilder mehr als genug Inspirationen. Aber auch hier skizzierte ich die Struktur im Maßstab 1:72 vorher genau auf einen Blatt Papier, um hier die richtigen Größen proportional genau zu bestimmen.
Den Anfang machten dann eine Pressspanplatte und Zierleisten, die ich passend zurecht sägte, verleimte, verputzte und anschließend in meinem bevorzugten Farbton „schwarz seidenmatt“ lackierte. Um den lackierten Rahmen vor späteren Verschmutzungen zu schützen, klebte ich diesen anschließend mit Krepp-Band ab.
Den Bürgersteig und die Mauer fertigte ich aus Styrodur, einem Material, was sich hervorragend für solche Arbeiten eignet, aber zum Teil auch sehr grobporig/ löchrig und sehr empfindlich gegen Lösungsmittel ist. So wurde die fertig gebaute Mauer und der Bürgersteig mit Primer und Acrylfarbe mit mehreren Anstrichen versiegelt. Das machte das Material zum einen gegen die spätere Farbgebung in Verbindung mit Lösungsmitteln unempfindlich und verschloss zudem all die kleinen Poren, die das Gesamtbild erheblich gestört hätten.
Für die Herstellung des Baumes griff ich auf ein echtes Ästchen aus Mutter Natur zurück, welches ich farblich bearbeitete und damit gleichzeitig versiegelte und mit dem typischen Zubehör von MiniNatur austattete. Bei der Darstellung des Asphalts verwendete ich einfach nur feines Schmirgelpapier. Passend zurecht geschnitten und farblich einmal nachbehandelt verliert dieser Schmirgel schnell seine raue Eigenschaft und eignet sich gerade zur Darstellung von Straßen sehr gut. Den Strommast fand ich beim typischen Modelleisenbahn-Zubehör in HO. Hier ergänzte ich nur noch die oberen Querstreben mit Isolatoren.
Bei der Farbgebung kann man sich wieder sehr gut auch an aktuellen Originalbildern orientieren. So findet man gerade auch in Hue und im Umkreis des ehemaligen Kaiserpalastes sehr schöne Farbkombinationen in gelb, hellblau, rose und bordeaux vor, die zum Teil auch stark verwittert sind. Ich entschied mich hier für ein dunkles Gelb, kombiniert mit Grau. Dabei unterzog ich gerade die Mauer vielen Washings und arbeitete zuzüglich mit Ölfarben, um einen starken Verwitterungs-Effekt zu erzielen. Auch den Strommast ließ ich mit diversen Rosttönen in Form von Ölfarben weiter altern.
Nach Beendigung der eigentlichen Farbarbeiten bearbeitete ich den unbefestigten Boden ausschließlich mit verschiedenen Pigmenten und fixierte diese mit einem passenden Pigment-Fixer. Nun ging es an die Vegetation. Die Hauptaufmerksamkeit galt hier gerade dem Bereich des Strommastes, sowie kleinerer Bereiche an der Mauer. Hier kamen wieder verschiedene Produkte von MiniNatur und auch FredericusRex zum Einsatz. Auch hier bearbeitete ich die Gräser und Blätter noch mit Ölfarben weiter nach.
Zu guter Letzt nebelte ich das ganze Diorama noch dezent mit einem Tamiya „Buff“ ein. Dahinter steckt der Sinn, alle Gegebenheiten des Dioramas leicht einzustauben und damit farblich ein wenig anzugleichen. Der Vorteil liegt darin, dass bei der Betrachtung nichts aufgesetzt wirkt und alles eher farblich miteinander verschmilzt. Nun brauchte nur noch das Abklebe-Band von den Zierleisten entfernt und das passende Sockel-Schildchen (Diosockel) angebracht werden.
Die Figuren
Wie schon vorher beschrieben, zeichnen sich die Figuren durch eine gute Aufteilung der Bauteile auf (wenn denn nötig), so dass die Montage sehr einfach und das Resultat sehr überzeugend ist. Die Bemalung erfolgte hier ausschließlich durch Ölfarben.
Inspirationen und Lektüren über die Uniformen der Marines in Vietnam gibt es mehr als genug. Gerade, wenn man sich die jeweiligen Farbtöne selbst zusammen mischen will, ist gutes Anschauungsmaterial unersetzlich. Nach der Bemalung wurden die Figuren noch komplett mattiert und mit einem sehr dezenten Drybrushing (warmes grau) versehen.
Nun brauchten die Figuren nur noch auf den vorgesehenen Positionen auf den Diorama gesetzt werden, womit die Arbeiten dann auch endgültig abgeschlossen waren. Stefan Szymanski Publiziert am 06. Mai 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |