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Straßen und Mauern und deren Details

Anregungen und Tipps zum Dioramenbau

von Holdi Langendorf (1:25 verschiedene Hersteller)

Meiner Meinung nach gehört der Dioramenbau zur Krönung der Modellbaukunst. Ein noch so gut gebautes Modell wird auf jeden Fall gewinnen, wenn es in einer authentischen Umgebung präsentiert wird. Gute Fotos solcher in Dioramen platzierten Modelle können sogar manchen Modellbauer zweifeln lassen, ob es nun Modell oder Original ist. Hierbei spielt natürlich auch der Aufnahmewinkel eine Rolle.

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Und so habe ich seit vielen Jahren auch immer wieder versucht, gelungene Modelle in einer kleinen Szene darzustellen. Im nachfolgenden Bericht möchte ich beschreiben, wie ich persönlich eine Szene oder entsprechendes Zubehör im Maßstab 1:25 gefertigt habe. Natürlich wird es verschiedene Wege geben, solch ein Ergebnis zu erzielen, deshalb sind meine Tipps auch rein subjektiv. Und es spricht dafür, dass jeder mit entsprechendem Geschick sie kopieren kann, da ich dazu lediglich Bastelmesser, Stahllineal, Farbe, Pinsel, Feilen und Kleber verwendet habe. Keine Spritzpistole, keinen 3D-Drucker und keine CAD-Programme und Fräsen usw. Allerdings wurden zum Werkzeug noch diverse Materialien verwendet, je nach Objekt.

Zuvor sei gesagt, dass schon ein klein wenig Geschick dazugehört - und eine gute Beobachtungsgabe. Man sollte sich auf jeden Fall vorher das nachzubauende Objekt genau ansehen, vermessen und fotografieren. Und man sollte versuchen, die Gebrauchspuren im Modell ein wenig zu übertreiben, um sie sichtbar zu machen, allerdings auch nicht zu viel. Im Nachfolgenden möchte ich vom Groben ins Detail gehen, also zuerst den Grundaufbau erläutern und danach auf das Zubehör eingehen.

Als Beispiel zur Beobachtungsgabe - mehr zu dem Gullydeckel später
Als Beispiel zur Beobachtungsgabe - mehr zu dem Gullydeckel später

Straßenbelag

Vor vielen Jahren habe ich einmal entdeckt, dass sich das Material „Kapaline“ hervorragend für Strukturgestaltung eignet. Das weiße Material bekommt man in gut sortierten Bastelgeschäften leider nur in relativ großen Platten von 70 x 100 cm. Dieses ist ein beidseitig mit Papier kaschierter Schaumstoff (Polyurethan). Wer schon mal eine Präsentation erlebt hat, kennt die sogenannten Metaplanwände, in die man Notizzettel mit Nadeln anheften kann. Dieses ist ebensolches Kapalinematerial. Wer es nicht vor Ort erhalten kann, dem sei der Versandhändler Modulor aus Berlin empfohlen. Zu beachten ist aber, dass das ähnliche Material „Depafit“ nicht für die Zwecke geeignet ist, da die Strukturen schlecht eingraviert werden können.

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Um es für unsere Zwecke zu nutzen, muss das Papier abgezogen werden. Danach können die Strukturen mit diversen Werkzeugen (Cutter, Hölzchen, Schraubendreher) eingeritzt werden. Vorher am besten mit Filzstift vorzeichnen. Diese Strukturen bleiben im Material erhalten und „federn“ nicht wieder heraus, wie bei dem ähnlichen Material „Depafit“. Hier geht Probieren über Studieren, einfach mal testen! Danach geht es dann ans Bemalen.

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Wichtig ist, das Papier immer beidseitig abzuziehen, da sich das Material sonst leicht wölben kann. Kapaline hat mehrere Vorzüge: sehr leicht, mit Uhu verklebbar, macht keinen Schmutz (wie Gips) und ist mit lösungsmittelhaltigen Farben bemalbar. Auch Fehler kann man wie bei einer Intarsienarbeit durch Einsetzen eines neuen Stückchens reparieren.

Ich habe das Material verwendet für die Gestaltung von Mauern und Pflastersteinen. Das durch den Asphalt herausscheinende Pflaster in dem einen Diorama habe ich erreicht, indem ich auf das eingeritzte Pflaster noch eine hauchdünne Schicht Kapaline oben drauf geklebt habe.

Ein Tipp noch für die Straßenpflasterung: die Reihen der Pflastersteine sind immer quer zur Fahrbahn, nicht längs. Sonst könnten Zweiradfahrer in eventuellen Rillen stürzen. Also: Vorbildstudium!

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Mauern

Um Mauern darzustellen, geht man mit Kapaline vor wie bei dem Pflaster. Statt aus Kapaline kann man Mauern aber auch aus echten Steinen nachbauen. Dazu gibt es über das Internet eine große Auswahl an Mauersteinen aus Keramik in diversen Maßstäben oder Farben. Man kann diese Steine jetzt einfach aufeinanderkleben, wie es bei neuen Steinen der Fall ist. Man sollte aber vorher am Vorbild den Mauerverbund studieren, um nicht Fehler zu begehen, die in der Realität nicht vorkommen würden. Ich habe solch einen Fehler bei meiner ersten Mauer am Schrottplatz bei einer Wand begangen. Wenn die Wand aus einer Schicht von zwei Steinen besteht, müssen immer Steine quer gelegt werden, um die beiden Schichten miteinander zu verbinden. Ansonsten könnten die Mauern auseinanderfallen – theoretisch.

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Man kann aber auch den Steinen durch abgeplatzte Kanten ein gebrauchtes Aussehen verleihen. Dazu habe ich fast alle Steine im Diorama des Demag-Krans akribisch angeschliffen. Mehrere Hundert, eine Sisyphusarbeit. Man denke daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Mauersteine der zerstörten Häuser von den sogenannten „Trümmerfrauen“ aufgearbeitet und für neue Häuser verwendet wurden. Damals war auch schon Nachhaltigkeit angesagt. Man beachte: ein Stück Mauer in meinem Diorama habe ich als Ausbesserungsarbeit mit „neuen“ Steinen nachgebildet.

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Gullydeckel

Meiner Meinung nach sind Gullydeckel oder andere Wartungsdeckel das i-Tüpfelchen auf jedem Diorama. Es gibt solche Deckel von 1:87 bis 1:25 von diversen Herstellern. Allerdings sind das immer neutrale Deckel ohne irgendwelche Beschriftungen. Also fing ich vor vielen Jahren einmal an, eigene Deckel zu „schnitzen“. Ich verwendete dazu Architekturkunststoff. Eine genaue Vermessung war vorher natürlich notwendig. Alle Deckel (außer 1:35) enthalten korrekte Beschriftungen, die ich nur mit Cutter und Lupe eingraviert habe. Teilweise sind die Buchstaben nur einen halben Millimeter groß.

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Inzwischen verfüge ich über diverse Deckel in den Maßstäben 1:12, 1:18, 1:25 und 1:35. Es sind aktuelle deutsche und amerikanische und Vorkriegsmodelle dabei. Von allen Deckeln habe ich Resinabgüsse erstellt, die ich auch auf Ausstellungen verkauft habe.

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Mülltonnen

Für das Diorama mit dem Demag-Kran wollte ich Mülltonnen zum Einsatz bringen. Da auf dem Diorama aber Modelle aus den 1960er Jahren dargestellt werden, wollte ich nicht auf die im Zubehörhandel erhältlichen aktuellen Kunststofftonnen zurückgreifen. Die alten Blechmülltonnen mussten her! Aber die gibt es nicht als Modell. Die Recherche ergab, dass es sogenannte Ringmülltonnen waren, die vom Müllwerker am runden Deckelgriff festgehalten und rollend zum Müllwagen bewegt wurden. Eingesetzt wurden sie bis in die sechziger Jahre. Diese Tonnen habe ich aus Bleifolie und Draht gefertigt. Dazu mussten vorher auch einige Kunststoffformen gebaut werden, über die ich dann das Blei in die jeweilige Form trieb. Das Blei selbst konnte unbemalt bleiben, da es der Ursprungsfarbe ähnelt. Einige Dellen sollten angebracht werden, da Vorbildfotos solche Gebrauchsspuren bewiesen. Die Deckel sind natürlich beweglich.

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Fensterscheiben

In dem Diorama des Schrottplatzes habe ich in einem Fenster echte Glasscheiben eingebaut. Dazu wurden hauchdünne Scheiben aus dem Mikroskopiebedarf verwendet, mit denen man normalerweise Objekte abdeckt. Diese Scheiben habe ich zwischen Holzrahmen eingeklebt und dann ganz vorsichtig „eingeschlagen“ Das sieht realistischer aus, als wenn man Kunststoff nimmt und diesen einritzt.

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Holztor

Für das Holztor im Diorama des Demag-Krans verwendete ich Lindenholz. Dieses gibt es über das Internet in diversen Stärken. Im Gegensatz zu Balsaholz ist es robuster, und es lassen sich hervorragend auch feine Strukturen einritzen. Man denke an Nägel bei Zaunlatten oder unten von Feuchtigkeit ausgefranste Türen.

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Stacheldraht

Beim Diorama des Lotus Super Seven habe ich zwischen Holzpfosten an der Landstraße Stacheldraht gespannt. Es gibt wohl welchen als photogeätzte Teile, diese sind aber weniger dreidimensional. Folglich nahm ich dünnen Draht und erzeugte die Stacheln genau wie beim Original. Um den Führungsdraht herum wurden die Stacheln wie folgt erzeugt: mit einem Drahtstückchen werden die beiden Spitzen nach oben, mit einem zweiten Drahtstückchen die beiden Spitzen nach unten gebogen. Man muss es sich nur vorher genau ansehen. Vorbildstudium ist deshalb immer wieder wichtig.

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Rost

Für die Nachbildung von Rost kann man natürlich auf die im Handel erhältlichen Rostfarben zurückgreifen. Die ergeben zwar den Farbton, aber nicht die Struktur von Rost. Auch Pigmentpulver färbt nur ein. Ich habe echten Rost verwendet, den ich in die noch feuchte Rostfarbe am Modell eingestreut habe. Dann wurde der Rost etwas angetupft. Nach Trocknung wurden überschüssige Partikel abgeschüttelt bzw. mit einem festen Pinsel abgekehrt.

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Woher den Rost nehmen? Vor Jahren gab es noch Küchenschwämme aus Metall ohne Reinigungsmittel. Die Akopads-Schwämme habe ich befeuchtet und im Freien trocken lassen. Dabei rosteten sie vor sich hin. Den feinen Rost konnte man dann ausklopfen. Das konnte man so lange treiben, bis der ganze Schwamm sich in Rost verwandelt hatte. Und der Rost war hauchfein! Heute geht das mit den Schwämmen nicht mehr, da sie schon eine Reinigungssubstanz enthalten. Also besorgt man sich als Beispiel von einem Eisenträger Roststückchen. Diese muss man dann aber zerstoßen, um maßstäbliche Partikel zu erhalten.

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Gitterkorb für Stapler

Für das Modell des Ladestaplers Volvo LM218, siehe Bericht hier im Forum, wollte ich als Ladegut nicht nur einfach Holzpaletten einsetzen, sondern einen Gitterkorb verwenden. Im Zubehörhandel gibt es dazu einen Fotoätzbausatz im Maßstab 1:25. Der Nachteil ist nur, dass trotz Falten der Teile der Korb eher zweidimensional wirkt. Folglich verwendete ich Evergreenprofile in U-Form. Daraus wurde der Rahmen gefertigt. Holzlatten aus Balsaholz bildeten den Boden. Allerdings hatte ich kein passendes Metallgitter mehr. Da fielen mir die Reste eines Fliegengitters aus Kunststoff in die Hände, das genau dem Gitterabstand entsprach. Dieses wurde zugeschnitten und in die U-Profilrahmen geklebt. Nach der Bemalung sah man nicht mehr, dass es kein Metallgitter war. Eine passende Beschriftung vervollständigte den Minibausatz.

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Dieses sollen einige Anregungen zu Zubehörteilen für Dioramen sein. Natürlich kann man über diverse Internetadressen auch Zubehörteile in 1:25 finden. Das ist jedem selbst überlassen, nur ist die Auswahl nicht gerade riesig. Hier haben es die Fans von Militärmodellen etwas einfacher. Für sie gibt es im Maßstab 1:35 eine Unmenge an Ausstattungsteilen, da kann man als Modellbauer des Maßstabs 1:25 richtig neidisch werden. Aber reizt es einen nicht manchmal, etwas zu bauen, das andere eben nicht haben? Scratchbau ist dann angesagt. Eventuelle Fragen können gern an meine E-Mail-Adresse gerichtet werden.

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Holdi Langendorf,
holdi.langendorf@gmx.de

Publiziert am 28. Oktober 2023

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