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Krupp Dolberg D300-2

Damals der erfolgreichste deutsche Kleinbagger

von Holdi Langendorf (1:25 Eigenbau)

Krupp Dolberg D300-2

In 2021 hatte ich meine Leidenschaft für den Scratchbau von Baumaschinen im Maßstab 1:25 entdeckt. Bisher habe ich auf diesem Weg schon fünf Modelle erschaffen, über die Beschreibungen hier in Modellversium nachzulesen sind. Ich betrachte mich noch als „Oldschool-Modellbauer“, da ich ohne 3D-Drucker, CNC-Fräse und auch ohne Spritzpistole arbeite. Lediglich Evergreen-Profile, Cutter, Stahllineal, Kleber, Feilen und Pinsel kommen als Hauptarbeitsmittel zum Einsatz. Mir kommt es beim Modellbau auch nicht auf absolute Gradlinigkeit an, wie sie 3D-Drucker oder Fräse liefern würden. Mir persönlich ist das optische Endergebnis wichtig, wobei ich aber an Details und Funktionalität nicht spare. Das Modell soll dem Original soweit wie möglich nahekommen, zumal mir bei so alten Fahrzeugen meistens auch nur rudimentäre Daten und Abbildungen zur Verfügung stehen.

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Da ich neben dem großen Maßstab auch kleinere Baumaschinen in meiner Sammlung habe, fiel die Wahl auf das herausragende 1:87er Modell eines Baggers der Firma Artitec, den Krupp-Dolberg D300-2. Von den zwei angebotenen Typen wählte ich den mit Tieflöffel. Das Modell passte auch zeitlich in meine bisherige Serie der 1950/1960er Baumaschinen.

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Das Vorbild

Nach dem Zweiten Weltkrieg war aufgrund der Trümmerberge der Bedarf an Baggern sehr groß. Nach Übernahme des Bagger-Herstellers Dolberg-Glaser & Pflaum produzierte Krupp eigene Kleinbagger. Der Beginn war ab 1955 der D200 mit vier Laufrollen. Als Nachfolger wurde der D300-2 mit fünf Laufrollen von 1958 bis 1969 gebaut und war seinerzeit der erfolgreichste deutsche Kleinbagger. Bei der geringen Gesamthöhe des Motorhauses von nur 2,55 Metern kann man wirklich von einem Kleinbagger sprechen. Er konnte sogar auf einer Lkw-Ladefläche transportiert werden. Er wog 9,1 Tonnen, der Motor hatte 36 PS und er besaß einen Tieflöffel mit 0,37 Kubikmeter Fassungsvermögen. Das Modell wurde in den drei Versionen Hoch-, Tieflöffel und Greifer produziert. Neben dem Hausabriss kam auch der Einsatz in Tongruben und Steinbrüchen in Frage.

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Scratchbau

Begonnen habe ich mit dem Laufwerk, da es mir am schwierigsten zu produzieren schien. Wenn ich das bewerkstelligen konnte, dürfte der Rest nicht schwer sein. Da ich so viel wie möglich Funktionalität darstellen wollte, grübelte ich sehr lange, wie ich das Kettenlaufwerk funktionsfähig aus Kunststoffprofilen bauen könnte. Ich entschied mich für die mittlere Breite von im Original 55 cm. Da ich einerseits kein Messing als Material wählen wollte, andererseits mir aber die Details wichtiger waren als die Beweglichkeit, entschied ich mich letztendlich doch für ein statisches Laufwerk, also ohne Funktion. Trotzdem war die Herstellung der Kettenglieder eine Sisyphusarbeit.

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Um die Flexibilität an den Enden zu gewährleisten, verband ich die Glieder an der Innenseite mit einem 0,3 mm dicken Evergreen-Streifen. Genaues Arbeiten war wichtig, damit die Zähne des Antriebsrades in die der Kette griffen. Die zehn Räder zu bauen war die nächste Fleißarbeit. Der nächste Arbeitsschritt war der Unterwagen mit dem Zahnkranz, den ich mit Eisenkieskügelchen beschwerte, damit einerseits die Standfestigkeit und andererseits die Haptik stimmte.

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Das Motorhaus ließ sich recht leicht nachbilden. Hier trat trotzdem das eigentlich größte Problem auf: ich wollte es nicht leer lassen. Und Fotos über das Innenleben gaben leider nicht viel her. Ich musste also, so gut es ging, improvisieren, das betraf aber nur die Details. Da ich plante, die Funktion der Seile nachzustellen, musste ich mir einen Weg ausdenken, die Seilwinden beweglich zu bauen. Der Bagger hat drei Seilwinden. Die beiden großen baute ich von links und rechts auf eine gemeinsame Achse. Auf beiden Seiten erhielten sie Schlitze, um sie mittels Schraubendreher zu bewegen. So ließ sich jede Seilwinde einzeln steuern. Die kleinere Winde vorn rechts ist für den vorderen Baggerarm gedacht und sitzt separat.

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Im Großen und Ganzen bin ich aber mit den Details im Motorraum zufrieden, da man einerseits von außen nicht viel sieht und andererseits ohnehin nur wenige Details nachrecherchiert werden können. Trotzdem gestaltete ich das Dach zur Ansicht abnehmbar. Im Innenraum befindet sich auch das einzige nicht selbstgebaute Fahrzeugteil: der Fahrersitz. Der Motorraum wurde noch mit einigen Details ausgeschmückt: Ölkanister und Eimer aus der Grabbelkiste, dazu ein scratchgebauter Oldtimerfeuerlöscher und eine aus einem Papiertaschentuch gestaltete Arbeitsjacke.

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Der schwierigste Teil beim Bau der Ausleger waren die Seilrollen und die Flasche für den vorderen Kranarm. Hier war sorgfältiges Arbeiten vonnöten, um die Funktionen zu ermöglichen. Letztendlich hat sich die Arbeit gelohnt und jeder Arbeitsschritt lässt sich am Modell nachstellen.

Krupp Dolberg D300-2

Krupp Dolberg D300-2

Der letzte Schritt war die Lackierung. Da ich alle meine Baumaschinenmodelle in gebrauchtem Zustand darstellen möchte, waren hier nur matte Farben angesagt. Nach einer hellgrauen Grundierung erhielt der Bagger einen Rostanstrich. Danach beklebte ich das Modell am Motorhaus mit hauchdünner Bare-Metal-Foil. Es folgte die mittelblaue Lackierung. Diese musste ich aus den Revelltönen 56 und 5 mischen, da es den Farbton von keinem Hersteller gibt. Zum Schluss folgte das Washing und die Verstaubung mit Farbpuder. Um die Gebrauchsspuren zu zeigen, wurden beanspruchte Stellen angeschliffen. An anderer Position wurde die Folie angehoben, um abblätternde Farbe zu imitieren. Die Schriftzüge erstellte ich mit Edding Transfer-Buchstaben, die sich noch in meinem Sortiment befanden.

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Das Diorama

Meine bisherigen Modelle habe ich immer in kleine Dioramen ihrer Arbeitsumgebung gestellt. Aus diesem Grund folgte jetzt der Landschaftsbau. Die Arbeitsumgebung habe ich leicht schräg mit einer Baugrube geschaffen. Der Grundbau besteht komplett aus Kapaline-Platten, bestrichen mit Gips und bestreut mit echter Erde. Einige Details sollten auf dem nackten Diorama für Abwechslung sorgen. Zuerst wurde ein IBC-Behälter (Flüssigkeitstank) gebaut, es folgten Eisenbahnschwellen und Pflastersteine.

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Krupp Dolberg D300-2

 

Da ich bei Kassel lebe, sollte ein örtlicher Bezug nicht fehlen. Neben dem Baumstumpf steckt ein Granitstein im Boden, geschaffen aus Speckstein, wie ihn der Künstler Joseph Beuys 1982 zur Documenta 7 in Kassel in 7000facher Ausfertigung geschaffen hat. Wenn schon Kassel, dann dürfen auch Waschbären nicht fehlen, die allerdings ein 3D-Produkt sind. Abrunden sollten das Ganze noch Metallgitterzäune, wie man sie heutzutage auf allen Baustellen findet.

Hier entstand jetzt der erste zeitliche Widerspruch in meinem Diorama: ein Fahrzeug aus den 1960er Jahren und Ausstattungsmerkmale aus den 1980/1990er Jahren! Zudem waren Baggerarm und Schaufel stark verrostet, was auch nicht nach aktiver Nutzung aussah.

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Also erfand ich zu allem eine kleine Legende: am Zaun prangt ein Schild zu einer Museumsbaustelle. Solche Einrichtungen gibt es schon seit 1997, auf denen sich die Besucher an diversen alten Baumaschinen ausprobieren dürfen. Meine Baustelle ist fiktiv nur einmal im Monat geöffnet und war seit der Coronazeit nicht mehr in Betrieb, da die Aufsicht fehlte. Das deutet auf den starken Rostansatz an der lange Zeit unbenutzten Schaufel hin. Somit erklärt sich auch das Vorhandensein der neueren Gerätschaften. Zum Glück hat sich nun eine neue Aufsichtsperson gefunden, die mit einem Besen bewaffnet im Hintergrund steht. Somit ist der Bogen zeitlich gespannt!

Krupp Dolberg D300-2

Eigentlich sollte hier das Werk abgeschlossen sein. Bei den wenigen Vorbildfotos fand sich eines, auf dem der Bagger einen Autoschütter belädt. Der kleine Bagger passt recht gut zu dem auch nicht so riesigen Schütter. Und zufällig hat Artitec den mittelgroßen Autoschütter 0&K Motrak S18 im Angebot. Also wurde das 1:87er Modell schnell gekauft und scratch in 1:25 nachgebaut. Ein Bericht nebst Fotos erscheint ebenfalls demnächst hier im Modellversium.

Krupp Dolberg D300-2

Holdi Langendorf,
holdi.langendorf@gmx.de

Publiziert am 29. März 2025

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