Zlin Z-256AFS Akrobatvon Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)
Es verwundert nicht, dass sich der tschechische Hersteller Eduard mit besonderer Liebe und Könnerschaft der Zlin Z-526 angenommen hat: Konstruktionen des tschechischen Flugzeugproduzenten Zlin (ursprünglich: Zlínska letecká akciová spole?nost) spielen seit langem in der obersten Liga des Hochleistungs-Kunstflugs mit. Einige dieser Flugzeuge dürfen als Legende bezeichnet werden - und die hier im Modell vorgestellte Z-526 AFS Akrobat zählt sicher dazu! Zur Zlin Z-526AFS Akrobat
Die Verwandtschaft zur bekannten (und von Eduard auch jeweils schon mit hervorragenden Bausätzen geehrten) Z-126, Z-226 beziehungsweise Z-336 „Trenér“-Reihe ist nicht zu verkennen, wobei die hier dargestellte Version sicher jene mit den dynamisch-schnittigsten Formen ist. Dies liegt vor allem am einsitzigen Layout und der einteiligen, relativ eng am Rumpfverlauf geführten Glaskanzel, die der Z-526 einen dynamischen Auftritt mit der gewissen Warbird-Anmutung sichert.
Auch wenn man es ihr nicht ansieht: die Geschichte der Zlin begann schon vor über fünf Jahrzehnten: die Z-526AFS „Akrobat“ wurde als Ableitung von der Z-526F im Oktober 1971 zum ersten Mal geflogen. Neu waren die schon erwähnte Kanzelhaube sowie eine gekürzte Spannweite, die dynamischere Flugfiguren erlaubte. Dies wurde durch eine weitere Neuerung verstärkt: die Landeklappen entfielen, so dass die Querruder über die gesamte Länge der Tragflächen-Hinterkante geführt werden konnten.
Zum Einbau kam ein luftgekühlter Sechszylinder Reihenmoter M-137A mit 180 PS. In den Westen exportierte Maschinen konnten mit einem leistungsstärkeren 200 PS Lycoming AIO-360-B1B ausgerüstet sein. Die Spannweite von 8,84 m bei einer Länge von 7,80 m zeigt die für ein Kunstflugzeug typischen kompakten Abmessungen, dazu passt auch eine maximale Startmasse von 740 kg. Mit den an diesem Modell gezeigten Zusatztanks an den Flächenspitzen stieg die Reichweite auf 750 Kilometer, ist die Maschine alleine mit ihren internen Tanks unterwegs, schrumpft diese auf 360 Kilometer.
Zu den großen Erfolgen der Zlin Z-526 Akrobat zählte gleich am Beginn ihrer Karriere der Sieg der DDR-Mannschaften bei den Kunstflugweltmeisterschaften des Jahres 1968; dies gelang sowohl in der Einzel- wie auch in der Mannschaftswertung. Die hinter den Piloten stehende paramilitärische ostdeutsche GST (Gesellschaft für Sport und Technik) nutzte zu dieser Zeit neben neun Zlin Z-526A und Z-526F noch elf Z-526AFS. Der Einsatz dieses Kunstflugzeuges blieb aber nicht auf die Ostblockstaaten beschränkt, denn die leistungsfähige und agile Konstruktion war auch im Westen bekannt und (nach-) gefragt. Bis 1974 wurden im Zlin-Werk in Ostrokovice 324 Exemplare der Z-526 produziert. Zum Vorbild: Zlin Z-526AFS Akrobat I-1010, Aero Club Sassuolo
Die hier dargestellte Maschine hat in der Produktionsgeschichte des Typs einen besonderen Platz: sie wurde 1974 als letzte AFS gebaut. 1977 wurde sie nach Parma, Italien, verkauft, wo sie zwei Jahre später von Dr. Silvio Bellei, einem innovativen und erfolgreichen Geschäftsmann sowie Mäzen der italienischen Sportfliegerei und Präsident des Aero Club Sassuolo, erworben wurde. Von hier aus und in der gezeigten attraktiven Lackierung flog sie Signore Bellei in den folgenden Jahren.
Während dieser Zeit war I-1010 nur einmal in einen gefährlichen Vorfall involviert - der dann auch tatsächlich spektakulär verlaufen ist. Bei einem missglückten und schlecht abgesprochenen Landemanöver endete die Zlin buchstäblich auf dem Rumpfrücken einer Partenavia Oscar, die auf den letzten Metern ihres eigenen Landeanflugs war. Mit unwahrscheinlichem Glück wurde dabei keiner der Piloten ernsthaft verletzt, beide Maschinen gelangten in einem Stück auf den Boden: und zwar buchstäblich! Die Zlin musste danach mit einem Kran vom Rücken der Oscar gehoben werden… Sie konnte repariert werden und befindet sich noch heute, nach wie vor für den Kunstflug genutzt, beim Aero Club Sassuolo. Zu Bausatz und Bauprozess
Wenn es den einen Bausatz gibt, zu dem ich nur lobende Worte finden kann, dann steckt er in einer der Schachteln der Zlin Trenér- und Akrobat-Baureihe von Eduard! Geht man die Qualitäten durch, die einen guten Bausatz ausmachen, ist hier hinter jeder Kategorie jeweils ein dickes Plus anzumerken. So findet sich hier eine Ausstattung mit detailliert ausgeformten und sauber gegossenen Kunststoffteilen, üppigen Ätzteilplatinen, mit Maskierfolien für die Klarteile sowie scharf gedruckte und auf hauchdünnem Trägerfilm aufgebrachte Decals. Auch die Wohltat einer tatsächlich verständlichen Bauanleitung weiß zu erfreuen.
Nach dem Baustart erwies sich die Passgenauigkeit durchgehend als beeindruckend gut, auch die Klarsichtteile können mit überzeugender Transparenz ihrem Namen alle Ehre machen. Eduard gelingt es weiters sehr gut, die Unterschiede zwischen den einzelnen dargestellten Maschinen deutlich werden zu lassen. Die benötigten alternativen Teile liegen jeweils bei, es bleibt also ein relativ großer Anteil für die Restekiste.
Last but not least erwähne ich die gelungene Auswahl der Decal-Versionen: beinahe tut man sich schwer, aus den fünf attraktiven Vorschlägen jene eine auszuwählen, die man dann verwirklichen will. Meine Lösung hat dann auch so ausgesehen, dass ich mehr als nur eine Zlin Z-526 gebaut habe: die parallel gebaute zweite „Akrobat“ möchte ich Euch in einem folgenden Artikel zeigen!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 04. März 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |