Zlin Z-526AFSvon Roland Sachsenhofer (1:48 Eduard)
Manchmal lohnt es, Altvertrautes oder scheinbar Selbstverständliches aus ungewöhnlicher Perspektive zu betrachten. So ist der Begriff „Kunstflug“ uns allen bekannt und jeder wird wohl gleich Bilder von spektakulär kurvenden, kontrolliert trudelnden oder Looping fliegenden Maschinen vor dem geistigen Auge haben, aber, so seltsam es auch klingen mag: gibt es eigentlich ein anderes technisches Verkehrsmittel, dessen Fortbewegung zu einer eigenen Kunstform erhoben worden ist?
Mir fällt da nichts Vergleichbares ein, allein dem Fliegen scheint es vorbehalten, auch vom Boden aus als ästhetischer Genuss wahrgenommen werden zu können. Der choreographierte Tanz am Himmel dient dabei keinem anderen Zweck, als innerhalb der Spielregeln des Kunstflugsports genossen, bewertet und wertgeschätzt zu werden. So betrachtet, ist das „Kunstfliegen“ tatsächlich sehr bemerkenswert!
Dass die Stunde des willentlichen Kunstfliegens gleich in den ersten Jahren nach dem Meistern des Fliegens schwerer als Luft geschlagen hatte, darf als allgemein bekannt gelten. Igor Nestorows erster Looping im Jahr 1913 brachte ihm unter der Anklage „Gefährdung der Flugmaschine“ noch Anzeige und gar mehrtägige Haft ein, allerdings ebenso einen Eintrag in die Geschichtsbücher. Alfred Friedrich erntete dagegen im selben Jahr für das erste bewusst eingeleitete (und auch wieder ausgeleitete!) Trudeln schon mehr Lob und Anerkennung.
Der Erste Weltkrieg brachte nicht nur die Entwicklung der Flugzeugtechnik mit Siebenmeilenstiefeln voran, sondern setzte auch vollkommen neue Standards bezüglich Flugmanövern und Beherrschung der Maschine in den unterschiedlichsten Flugzuständen. Nicht ohne Grund gehören in jenen Jahren entwickelte Flugfiguren wie der „Immelmann“ auf Flugshows, nun losgelöst von ihrem militärischen Hintergrund, noch immer zum Standardprogramm. Wie sehr das fliegerische Ausreizen des Materials und die Fähigkeit zur vollkommenen Beherrschung des Fluggeräts noch immer Grundlage des militärischen Einsatzes von Flugzeugen ist, zeigt das grandiose Können der vielen Kunstflugteams, die von den unterschiedlichen Luftwaffen dieser Welt unterhalten werden.
Eine weitere Quelle des Kunstflugs ist sicherlich der hohe Schauwert von über den Himmel turnenden Flugzeugen. Der Reiz von kaum für möglich gehaltenen Flugfiguren sowie der dabei stets mitschwingende Nervenkitzel latenter Gefahr vermengt sich mit dem ästhetischen Eigenwert eleganter Bewegung, in der Sonne glitzernden Metalls und des eindringlichen Klangs von unter unterschiedlicher Last arbeitenden Motoren. Vielsagend ist eine im Englischen existierende Unterscheidung zwischen „Stuntflying“- hier liegt das Hauptaugenmerk auf die eben genannten Aspekte des Schauwertes- und den davon unterschiedenen „Aerobatics“!
Hier liegen die Dinge etwas anders: „Aerobatic“ wird unter Beachtung genauer Regeln als Hochleistungssport betrieben. Seit 1961 verwendet die CIVA, der Kunstflugkommision der FAI, verbindlich die Aresti-Symbole zur Kennzeichnung genau definierter Kunstflugfiguren. Damit steht für nationale und internationale Kunstflugwettbewerbe ein exaktes Regelwerk für Vorbereitung und Durchführung sowie zur anschließenden Bewertung der Piloten zur Verfügung. „Aerobatic“ ist so nie nur das adrenalinreiche Spiel mit spektakulären Flugfiguren, sondern stets eine präzise kalkulierte und ebenso sicher ausgeführte Demonstration von fliegerischer Könnerschaft auf höchstem Niveau.
Dies leitet auch zu einem letzten Aspekt des Kunstflugs über, den ich noch erwähnen möchte. Eine Ausbildung zum Kunstflug befähigt die Piloten zur sicheren Beherrschung ihres Fluggeräts - und dient so auch ganz allgemein der Erhöhung der Sicherheit in der Sportfliegerei. Kunstflugtraining ist deshalb auch immer öfter in der Pilotenschulung zu finden. Zum Bauprozess
Zu Beginn des Textes habe ich von lohnendem Perspektivwechsel gesprochen: dieser Gedanke war auch, was mich zu dieser eigenwilligen Darstellung des Modells gebracht hat! So gut Flugzeuge auf ihren Rädern am Boden aussehen können, so sehr fordern die schnittigen Linien mancher Entwürfe dazu auf, sich über eine „fliegende“ Darstellung zu wagen. Ziel ist hier, die Flugzeuge so in ihrem angemessenen Element zu zeigen. Eine Kunstfluglegende wie die Zlin Z-526 Akrobat verlangt über das hinaus noch eine besondere Inszenierung: hier wollte ich unbedingt eine in einer Kunstflugfigur befindliche Maschine darstellen!
Diese Entscheidung wurde durch das geringe Maß an dafür notwendigen Umbauten erleichtert. Umzubauen im eigentlichen Sinn war nur das Fahrwerk, dass eingezogen dargestellt werden muss - das erwies sich als leicht zu bewerkstelligen - sowie die Improvisation eines „drehenden“ Propellers. Dies habe ich in inzwischen schon bewährter Form versucht, indem ich zwei dünne Streifen Klarsichtfolie ein wenig mit dem Airbrush bearbeitet habe. Hinzuzufügen war lediglich ein Pilot. Für diesen wählte ich einen WW2-Veteranen der US-Navy von „PJ Production“ aus. Nach ein wenig Chirurgie, bei der er um die Fliegerbrillen kam und einer teilweisen Neu-Einkleidung mit einem aus Tamiya-Tape zurechtgeschnittenem Flieger-Overall war es auch schon getan.
Als Ständer hatte ich geplant, einen dicken Metalldraht zu einem möglichst eleganten Bogen zu biegen, den ich an seinem unteren Ende mit einer Bohrung an der Bodenplatte befestigen würde. Der Draht sollte auch den Rauch tragen, der die Flugbahn der Zlin, ganz nach Flugshow-Brauch, nachzeichnen würde. Dazu würde ganz einfach herkömmliche Watte um den Draht geflochten. Je nachdem, ob dies enger oder etwas weniger dicht geschehen würde, sollte sich auch das Bild einer sich nach hinten ausbreitenden Rauchwolke ergeben. Um der Watte dauerhaften Sitz auf dem Metall zu geben, sollte der Draht vor dem Aufbringen der Watte unkompliziert mit gängigem Gel-Kleber präpariert werden. Nun, das war der Plan. Was soll ich sagen? Dieser Plan ließ sich auch ganz passabel in beschriebener Weise umsetzen! Zum Vorbild
Die dargestellte Zlin Z-526AFS mit der charakteristischen „Nose Art“ eines Cartoon-Zwerges stammt aus Eduards ausgezeichnetem neuem Bausatz. Die Zlin Akrobat mit der Kennung OOK-CXA nahm in der hier gezeigten Form an den Europameisterschaften 1975 im dänischen Esbjerg teil; sie wurde dabei von der tschechoslowakischen Kunstfluglegende Jiri Kobrle geflogen. Die nächsten Jahre wurde die Maschine unter wechselnder Lackierung vom südböhmischen Aero-Club geflogen. 2012 ging sie, nun im Besitz des Aero Clubs Budweis, bei einem schweren Landeunfall verloren.
Dieser Bau schließt das letzte „Doppel“ zum Thema Zlin Z-526 fürs erste einmal ab. Ich darf alle, die an einer näheren Bausatzbeschreibung interessiert sind, auf meinen ersten Artikel zur parallel gebauten Z-526AFS „I-1010“ verweisen. Der Bausatz mit all seinen attraktiven Varianten und Möglichkeiten hat es mir derart angetan, dass ich bei Gelegenheit sicher wieder einmal ein Zlin der „Trener“- oder „Akrobat“-Serie in Angriff nehmen werde. So wird es nicht überraschen, dass ich diese Zlin-Bausätze von Eduard wärmstens allen Interessierten empfehle!
Wenn Ihr Euch selbst ein Bild vom Bausatz und dem Bauprozess machen möchtet, kommt Ihr hier zu einem ausführlichen Baubericht auf „Scalemates“. Wie immer stehe ich für Anregungen und Fragen offen: ro.sachsenhofer@gmx.at Roland Sachsenhofer Publiziert am 28. März 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |