Lee-Richards Annular Monoplanevon Siegfried Mühlnikel (1:72 AviS)Dieser Bausatz wurde lt. Deckelbild in einer Auflage von nur 500 Stück hergestellt. Da die Form so außergewöhnlich ist, habe ich ihn mir sofort zugelegt und ihn in meine Flotte der „fliegenden Kisten“ eingefügt. Da über das Original recht wenig bekannt ist, hier ein kleiner Überblick über die Entstehungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Flugzeugs. Die Geschichte entnahm ich aus der September- und Oktober-Ausgabe von Aeroplane monthly 1976. Zum VorbildWie viele Produkte der frühen 1900er, begannen die „Ring-Flugzeuge“ ihr Leben als patentierte Idee. Dass solch eine unwahrscheinliche Konzeption eine praktische, dreidimensionale Wirklichkeit werden sollte, ist größtenteils der Entschlossenheit und den finanziellen Mittel eines Mannes, Mr. Cedric Lee aus Manchester, zu verdanken. Cedric Lee, ein wohlhabender Weber und Ingenieur, dessen Vater ein Partner der Textilfirma „Tootal, Broadhurst, Lee and Co.“ aus Manchester war, kaufte 1910 das Flugzeug von einem Mr. John George Aulsebrook Kitchen aus Scotforth, Lancaster. Der hatte, zusammen mit einem Mr. Storey aus Ambleside, Westmorland ein erstes Ringflügel-Flugzeug entwickelt. Storey brachte die Theorien und Kitchen setzte sie um. Sie bauten auch nach dem Verkauf des Flugzeugs weiterhin Ringflügler. 1912 bekamen sie ein Patent für ein gemeinsam entwickeltes Flugzeug. Richards, ein ehemaliger technischer Zeichner bei Rolls-Royce, begann zu diesem Zeitpunkt ein Interesse an Flugzeugkonstruktionen zu entwickeln und wurde ein Gründungsmitglied des Manchester Aero Club. Lee und Richards waren beide Mitglieder des „Manchester Aero Club“, der bereits 1909 (!) bestand. Sie trafen sich zum ersten Mal 1910 wobei Richards gefragt wurde, ob er nicht Ingenieur bei Lee werden wollte und zwar bei der Entwicklung von Kitchens Flugzeugen. Bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges wurden auch mehrere Flugzeuge getestet und ständig verbessert. Sie wurden auch immer wieder vom Testpiloten Gordon Bell geflogen, der allerdings auch einige Unfälle wegstecken musste, aber wie durch ein Wunder, immer nur leicht verletzt wurde. Der letzte Flug mit dem Annular Monoplane fand am 26. August 1914 von Lee selbst statt. Da er nur sehr wenig Erfahrung im Fliegen eines Flugzeugs hatte, geschah was geschehen musste: Auch er stürzte ab, jedoch auch er erlitt nur leichte Verletzungen. Nach diesem letzten Absturz wurden die Experimente eingestellt und Lee, der dreieinhalb Jahre damit verbracht und 17.000 Pfund-Sterling dafür eingesetzt hatte, trat danach dem Anson-Battallion der Royal Navy Division bei. Richards wurde später Inspekteur des Luftfahrt-Ministeriums für Marineflieger. Später gab er sein Offiziers-Patent zurück und wurde Konstrukteur. Anschließend wurde er noch Angestellter des Science-Museums. Er starb 1960 im Alter von 75 Jahren. Lee wurde 84 Jahre alt und starb 1976.
Das Modell des Annular Monoplanes ist recht klein und dementsprechend gering ist die Anzahl der Teile, die auf zwei Spritzrahmen passen. Hier zunächst eine Übersicht über die vorhandenen Teile des Bausatzes.
Hier ist die Steuerbordseite des Rumpfes von innen zu sehen. Der Sitz und der Steuerknüppel wurde bereits eingebaut. Auf dem nächsten Bild habe ich den Rumpf bereits zusammengeklebt. Leider sieht man von dem Aufwand im Cockpit nur sehr wenig. Hier ist zu sehen, dass das Fahrwerk bereits angeklebt wurde. Es ist ein Dreibein-Fahrwerk, wobei zumindest im Modell der Schwerpunkt sehr weit hinter dem Hauptfahrwerk liegt. Nun musste auch eine neue Strebe über dem Bugrad angefertigt und eingebaut werden, da ich durch meine Unachtsamkeit dieses Teil irreparabel zerbrochen habe. Auf dem unteren Bild ist sie in Weiß dargestellt, da sie aus Profilmaterial erstellt wurde. Ebenso wurden nun das Leitwerk und der Propeller angebracht. Damit das ganze Flugzeug zum Schluss nicht auf dem Hintern sitzt, habe ich den gesamten Hohlraum vor dem Hauptfahrwerk mit Bleischrot ausgefüllt. Das hat gleichzeitig das gesamte Modell ziemlich schwer gemacht. In der Zwischenzeit wurden die Räder angemalt und die Klebenähte verspachtelt. Der nächste Schritt war die Befestigung des Ringflügels. Da er aber nur aus einem Teil besteht, war das Ganze recht einfach. Anschließend wurde noch die Klebenaht auf dem Rumpf verspachtelt. Das war übrigens die einzige Naht, die sichtbar ist. Alle anderen sind so angelegt, dass sie kaum als solche erkannt werden können. Also ein gut durchdachter Bausatz. Der letzte Schritt auf diesem Bild war das Ausschneiden und neu Einsetzen der Höhenruder. Auf dem nächsten Bild sieht man schon den durchgeführten nächsten Schritt: Das ganze Modell wurde mit Gunze Farbe Nr. H85 (Sail Colour) gespritzt. Das Bild zeigt das Modell von vorne. Hier kann man auch erkennen, dass ich das Cockpit mit Schaumstoffresten ausgestopft habe, damit beim Spritzen keine Farbe in‘s Cockpit kommt. Außerdem sieht man die Höhenruder ganz gut. Nun sind auch der Propeller und und das Fahrgestell angemalt. Ebenso wurde auch der Verspannungsmast auf dem Rumpf angebracht. Auf dem nächsten Bild sieht man meine ersten Versuche mit Takelgarn. Das Modell zu verspannen ist ein mühseliges Unterfangen. Aber auch diese Stufe wurde durchschritten und führte schließlich zu einem guten Ergebnis. Damit die Belastung am Verspannungsmast immer symmetrisch ist, habe ich immer den Verspannungsdraht unter dem Rumpf am Fahrgestell befestigt, durch die erste Bohrung geführt, am Mast befestigt und durch die gegenüberliegende Bohrung wieder nach unten zum Fahrgestell geführt und dort mit Sekundenkleber fest geklebt. Damit ich den Faden auch durch die Bohrungen bekomme, habe ich mir aus Kupferdraht eine solche Schlinge gedreht und durch die Bohrung gesteckt. In die große Öse wurde der Faden durchgezogen und anschließend das Ganze durch die Bohrung gezogen. So bekam ich schnell den Faden ohne große Probleme durch die Tragflächen. Hier kann man die Schlinge in der Anwendung sehen. Auf diesem Bild ist bereits der innere Ring der Verspannung durchgezogen. Die Steuerseile für das Seiten- sowie für die Höhenruder wurden mittlerweile auch angebracht.
Jetzt fehlen nur noch die Räder für das Fahrgestell. Diese entnahm ich aus meiner Grabbelkiste, da die Räder des Bausatzes nicht zu gebrauchen waren. Hier sieht man nun das fertige Modell mit Verspannung und Rädern. Als Fazit kann ich sagen, dass dieses Modell eine richtige Freude war, es zusammenzubauen. Die Farben kamen von Gunze, Mr. Hobby und Tamiya. Einzig die Verspannung bereitete mir am Anfang etwas Kopfzerbrechen. Nach dem Ausprobieren einiger Verspannungstechniken ging auch das recht flott von der Hand. Aber es ist ein Bausatz, der wegen der vielen Verspannungen leider nicht mal eben zwischendurch zu bauen ist. Siegfried Mühlnikel Publiziert am 22. Juni 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |