Coanda-1910Erster Jet der Weltvon Thomas Brückelt (1:72 FanKit Models)
Henri Coanda war seiner Zeit weit voraus. 1910 wurde der Coanda Jet auf der Luftfahrtausstellung in Paris der Öffentlichkeit präsentiert. Der Antrieb (Thermojet) bestand aus einem Verbrennungsmotor (Clerget, 4 Zylinder, 50 PS), der einen Verdichter antreibt und die komprimierte Luft in eine Brennkammer befördert, wo sie dann mit Kraftstoff vermischt und gezündet wird. Dadurch expandiert das Gemisch und erzeugt Schub. Ein ungewollter „Hüpfer“ im Rahmen eines Triebwerktests endete im Bruch, wobei der Coanda Jet verbrannte.
Das exotische Modell stammt vom rumänischen Hersteller FanKit models und wurde von mir für meinen Fliegerfreund Dieter gebaut, der eher im Maßstab 1:1 und RC-Modellbau unterwegs ist. Bei der Recherche hat man es nicht leicht, da vom Original nur sehr spärliches Bildmaterial vorhanden ist. Es gibt Nachbauten, die in Museen stehen, aber jeder Nachbau sieht anders aus. So bleibt viel Raum für Spekulation.
Ich interpretierte in die Bilder hinein, dass das Triebwerk in Naturmetall (stumpfes Aluminium) war, nur die Einlauflippe war farblich abgesetzt, ich entschied mich hier für ein Dunkelrot (Humbrol 20). Das Flugzeug an sich dürfte in Naturholz gewesen sein. Das scheint mir logisch. Schließlich wiegt Farbe nicht gerade wenig, wenn man ein ganzes Flugzeug anstreicht und kostet Geld. Für ein Testflugzeug in dieser Form wäre das sicher „Perlen vor die Säue geworfen“.
Zwei Replikas wurden auch gemäß letzterer Vermutung (in Naturholz) gebaut, hier zu sehen. Eine Weitere wurde in einem dunklen Rotbraun angestrichen, diese ist mit einem funktionsfähigen Triebwerk versehen und rollt hin und wieder vor dem Museum herum. Allerdings ist das Flugzeug an sich in dem Fall nur sehr grob dargestellt, daher klammerte ich diesen Nachbau für meine Recherche recht schnell aus. Die etwas detailgereueren Nachbauten weisen auf den Tragflächen eine Maserung in Längsrichtung auf, ich pinselte die Maserung entlang der Querachse auf, wie es im Flugzeugbau üblich ist. Die Räder sehen auf den Bildern des Originals hell aus, ich beschloss daher, eine gelbgrüne Farbe anzumischen, die Naturkautschuk darstellt.
Der Bausatz ist nichts für Anfänger, neben Resinteilen liegen Fotoätzteile und dünne Drähte bei. Die Bauanleitung zeigt numerierte Einzelteile auf und Bilder von einem gebauten Modell, in denen die Nummern angezogen sind.
Die Oberflächendetaillierung ist sehr filigran und sauber dargestellt. Die Passgenauigkeit der Teile ist größtenteils auch gelungen, allerdings passen die Streben nicht zu den Vertiefungen in den Tragflächen. Das machte das Anpassen und Ausrichten der Tragflächen zu einer nervenzehrenden Aufgabe. Um das Problem zu lösen, versetzte ich die Bohrungen. Dazu schloss ich die bereits Vorhandenen, indem ich Sekundenkleber-Gel hineinfüllte.
Vor der Endmontage lackierte ich die Teile, was recht aufwendig war. Zunächst strich ich sämtliche Teile - bis auf das Triebwerk – mit Ziegelrot ( Revell 37) ein. Dann klebte ich die einzelnen Holzpaneele ab und stellte die Maserung durch Trockemalen dar mit den Revellfarben Lederbraun 84 und Erdfarbe 87. Matter Klarlack versiegelt das exotische Gerät. Der Bau war recht anspruchsvoll, aber wenn´s einfach wär´, kanns ja jeder... Thomas Brückelt, Publiziert am 19. Februar 2020 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |