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Coanda (1910)

von Jürgen Wagenknecht (1:72 FanKit Models)

Coanda (1910)

Heute möchte ich ein sehr ungewöhnliches Flugzeug vorstellen, die Coanda 1910, die es als Resin Bausatz von Fan Kit Models gibt.

Coanda (1910)

Das Original

Die Coanda des jungen rumänischen Konstrukteurs Henri Coanda wurde im Oktober 1910 beim Salon de l‘Aéronautique in Paris ausgestellt. Ihre Besonderheit war, das ihr Kolbenmotor über ein Übersetzungsgetriebe mit einem Zentrifugalkompressor verbunden war, der sich in der Rumpfspitze befand. Dadurch war die Coanda das erste strahlgetriebene Flugzeug der Welt. Des Weiteren waren die Stangen und Verstrebungen auf ein Minimun reduziert worden und die Coanda war das erste komplett mit Holz verkleidete Flugzeug der Welt. Vergleicht man sie mit anderen zeitgenössischen Flugzeugen, erkennt man ihre elegante Linienführung.

Coanda (1910)

Ob die Coanda je geflogen ist, darüber gibt es unterschiedliche Aussagen. Rein mit dem Kompressor, der eine Leistung von 220 kg leistete, war es nicht möglich, aber Coanda selbst gab Jahre später an, den Kompressor quasi als Thermojet betrieben zu haben, d.h. Kraftstoff eingespritzt zu haben und ihn damit wie einen modernen Nachbrenner betrieben zu haben. Bei einem Triebwerkstest wurde Coanda von der Leistung überrascht, als die Maschine im wahrsten Sinne losdüste und er aus dem Cockpit geschleudert wurde. Die Maschine hob ab und wurde bei der Landung zerstört und brannte aus. Coanda war danach von seinem Bestreben ein Pilot zu sein kuriert und arbeitete später noch als Konstrukteur bei Bristol.

Coanda (1910)

Bei dem Test entdeckte er ein Phänomen, nämlich, dass die Gase aus dem Kompressor der Kontur des Rumpfes folgen. Ein Phänomen, welches heute als Coanda Effekt bekannt ist.

Quellen: Kenneth Munson: Flugzeuge der Jahre 1903 - 1914; Enzo Angelucci: Falken-Handbuch in Farbe Flugzeuge von den Anfängen bis zum 1. Weltkrieg, Wikipedia

Coanda (1910)

Das Modell

Das Model kommt in einem kleinen stabilen Karton mit Klappdeckel daher. Dieser ist so kurz, dass der Rumpf diagonal eingelegt werden musste. Die Flügel und der Rumpf sind in Luftpolsterfolie eingewickelt, die Kleinteile liegen in einem separaten Beutel bei. Neben den Resinteilen liegen noch eine kleine Platine mit einem fotogeätzten Teil für den Lufteinlass und ein paar Drähte bei. Einen Bauplan gibt es nicht, dafür liegt ein A4 großes Papier bei, indem das Modell fertig gebaut aus verschiedenen Ansichten zu sehen ist, mit Benennung der einzelnen Teile, die auch noch einmal auf einem Foto einzeln nummeriert abgebildet sind. Das ist bei diesem Modell auch absolut ausreichend.

Bei der Abbildung der Teile fehlt allerdings ein Bauteil, der Steuerknüppel, der auch konsequent bei den Abbildungen nicht benannt wird.

Coanda (1910)

Gegenüber den abgebildeten Teilen hatte mein Rumpf einen kleinen Unterschied: Die Cockpitöffnung war kleiner als in der Abbildung und leider falsch. Somit musste sie zusätzlich ausgefräst werden.

Einige Kleinteile lagen doppelt bei, auch der Lufteinlass auf der PE-Platine ist doppelt vorhanden. Leider sind die Speichenräder keine PE-Teile, sondern als Resin-Teile ausgebildet. Diese haben keine durchbrochenen Speichen, das hätte man besser machen können. Insgesamt sind die Teile aber schön detailliert und mit nur kleinen Angüssen versehen. Blasen gab es kaum, allerdings hatte ich welche in zwei der vier Höhen-/Seitenruder, wodurch hier jeweils ein Stück fehlte, welches mit Spachtelmasse nachgeformt wurde.

Coanda (1910)

Es sind für fast alle Teile Passzapfen vorhanden und die Passgenauigkeit ist auch recht gut, bis auf eine Ausnahme: Die hinteren Streben für den oberen Flügel sind nicht annähernd genug ausgeformt. Glücklicherweise lassen sie sich ausreichend biegen, aber die Montage des oberen Flügels wird dadurch sehr erschwert. Bei den Abbildungen des gebauten Modells wurde dieses Problem offensichtlich umgangen, indem die Stützen weiter auseinander montiert wurden. Das ist aber falsch, wenn man sich die wenigen Originalfotos der Coanda an sieht.

Die Farbgebung der Maschine ist ein kleines Rätsel für sich. Zwar sind fast alle farbigen Abbildungen, die von der Maschine existieren und diverse Nachbauten in einem Rotbraun gehalten, aber es stellte sich die Frage, ob man eine Holzmaserung sehen kann. Nach meinen Recherchen war die Coanda zwar mit Mahagoni Holz beplankt, aber dieses wurde lackiert. Auf einigen der Originalfotos kann man recht gut erkennen, dass das Holz komplett überstrichen war und somit keine Maserung mehr erkenntlich ist. Hier können einen Farbfotos von Repliken ganz schön in die Irre führen.

Coanda (1910)

Lackiert habe ich die Maschine mit einer Mischung aus Rost und Feuerrot von Revell Aqua Color. Die paar Holzteile wurden mit Ölfarbe gemasert. Auch die restlichen Teile wurden mit Revell-Farben bemalt.

Im Original wirkt die Maschine etwas dunkler, als auf den Fotos zu sehen, aber leider hat mein Fotoapparat die Farbe etwas verfälscht.

Insgesamt bekommt man von Fan Kit Models ein sehr schönes Modell eines sehr interessanten Vorbilds. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht das Modell zu bauen und ich hoffe es gefällt nicht nur mir.

Jürgen Wagenknecht

Publiziert am 23. Juli 2014

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