Bentley 4½ Litre SuperchargedLe Mans 1930, #8 Benjafield/Ramponi - Projekt 2023/24 mit Ece, Kilian, Anton und Aronvon Bastelhorties (1:24 Heller)Das achte 24-Stunden-Rennen von Le Mans......fand am Wochenende vom 21. und 22. Juni 1930 statt. Auch in diesem Jahr brachte kein französischer Automobilhersteller einen Wagen an den Start, der Chancen auf den Gesamtsieg hatte, was Kritik an der heimischen Automobilindustrie auslöste. So waren diesmal erneut sowohl britische Fahrer als auch Autos, die aus dem Königreich kamen, am stärksten vertreten, allen voran Bentley mit insgesamt sechs Fahrzeugen. Drei davon waren Speed Six-Werkswagen mit 6,6 Liter-Sechszylindermotor, mit denen der Hersteller schon im Vorjahr erfolgreich angetreten war. Die drei anderen waren brandneue, von Henry Birkin in Eigeninitiative entwickelte Bentley (Blower) 4½ Litre Supercharged, die von einem kompressorgeladenen Motor angetrieben wurden. Weiterhin waren 1930 als Neuerung neben den Werksteams auch Privatteams zugelassen, so startete mit Odette Siko/Marguerite Mareuse erstmals ein (privates) Damenteam; Alfa Romeo gab mit einem 6C 1750 SS ebenso seine Premiere wie Mercedes-Benz mit dem SSK, beides Wagen mit kompressorgeladenen Motoren und von Privatteams ins Rennen gebracht. Dazu gingen zwei Stutz Model M Blackhawk, die schon im Vorjahr zu sehen waren, ins Rennen. Nachdem W. O. Bentley das Kompressor-Konzept nicht unterstützte, starteten auch die Blower im Privatteam von Dorothy Paget. Während der Trainingswoche stellte sich heraus, dass die Kompressor-Bentleys allesamt an Überhitzungsproblemen litten. Dies wurde auf die hohen Verbrennungstemperaturen des verwendeten Kraftstoffgemisches zurückgeführt. Das Team entschied sich für eine Umstellung auf reines Benzol, was jedoch bedeutete, dass die Verdichtungsverhältnisse des Motors geändert und neue Kolben eingebaut werden mussten. In der Kürze der Zeit konnten nur zwei Fahrzeuge umgerüstet werden, der Blower #7 von Harcourt-Wood/Dunfee ging deshalb nicht an den Start. Da auch in Europa die Folgen der Weltwirtschaftskrise spürbar waren und der Motorsport davon nicht verschont blieb, wurden nur 17 Fahrzeuge in sieben Rennklassen am Start aufgestellt, davon erreichten neun Wagen das Ziel. Es war das kleinste Starterfeld, das jemals in Le Mans ins Rennen ging. Der erste Renntag war sonnig und heiß, Caracciola im Mercedes-Benz SSK #1 übernahm nach dem Start die Führung und stellte bereits in der zweiten Runde mit 6:52 Minuten einen neuen Rekord auf. Aber Caracciola wurde von Birkin im Bentley Blower #9 hart attackiert, der ihn in schon der vierten Runde von der Spitze verdrängte. Birkin jagte dem Deutschen bereits hier seinen Rundenrekord wieder ab: 6:48 Minuten war nun die neue Bestmarke. Obwohl die Fahrer der Werks-Bentleys die Anweisung erhalten hatten, ihre Wagen zu schonen, setzte Davis den Speed Six #3 nach nur zwei Stunden Renndauer in einer Sandkuhle fest. Nachdem das Auto mühsam freigeschaufelt war, kam eine defekte Vorderachse zum Vorschein, die ein Weiterfahren unmöglich machte. Neben den Bentleys und dem Mercedes mischten auch der Alfa Romeo und die beiden Stutz Blackhawk beim Kampf um die vorderen Plätze mit. Hierbei spielte aber nicht nur die Leistungsfähigkeit der Autos und das fahrerische Können der Piloten, sondern vielfach auch technische Probleme (die nicht selten von den Fahrern auf der Strecke behoben werden mussten), Reifenpannen, sowie Ausrutscher von der Piste (hier halfen manchmal auch Zuschauer mit, die Wagen wieder flott zu bekommen) über den gesamten Rennverlauf eine entscheidende Rolle. Schäden an den Fahrzeugen wurden bisweilen mit heutzutage abenteuerlich anmutenden Reparaturen behoben. Zwar waren die meisten Autos auf Dunlop-Reifen unterwegs, aber es fiel auf, dass gerade die Blower-Bentleys gehäuft mit Ablösungen der Laufflächen zu kämpfen hatten.Um 21 Uhr geriet der Stutz #5 von Brisson/Rigal auf der Mulsanne-Geraden wegen eines gebrochenen Auspuffrohres in Brand, der Feuerschein war bis in die Innenstadt von Le Mans zu sehen. Kurz danach fiel auch der zweite Stutz #6 von de Rothschild/Bourlier aus, schon am späten Nachmittag war dessen Hinterachse bei einer Kollision mit einem Erdwall gebrochen (und fuhr trotzdem bis dahin weiter). Bei Einbruch der Dunkelheit kam Giulio Ramponi im Bentley Blower #8 mit hohem Fieber an die Box und wurde von Dudley Benjafield abgelöst, der den Rest des Rennens nun allein fahren musste. Bis in die Nacht hinein lieferte sich Benjafield mit dem Mercedes SSK #1 von Caracciola/Werner ein packendes Duell um die Spitze, aber nach Mitternacht musste schließlich der SSK mit Christian Werner am Steuer nach 85 Runden wegen einer defekten Zündspule abgestellt werden. Dieses Bauteil durfte laut Reglement nicht ausgetauscht werden. Am Morgen, der immer wieder von Regenschauern durchzogen wurde, waren die beiden verbliebenen Werks-Bentleys sicher in Führung, Barnato/Kidston im Speed Six #4 lagen mit sechs Runden Vorsprung an der Spitze. Nachdem sich Birkin/Chassagne im Blower #9 nach fünf Reifenschäden bis Sonntag Mittag schließlich auf den vierten Platz vorgekämpft hatten, musste das Auto nach 138 Runden mit einem gebrochenen Pleuel abgestellt werden. Kaum eine Stunde später, nachdem Benjafield 14 Stunden ununterbrochen am Steuer von #8 gesessen war, musste er nach 144 Runden wegen Motorschaden ebenfalls aufgeben. Letztendlich kämpften jedoch die beiden Blower den Weg für die Werks-Speed Six frei, die am Ende einen Doppelsieg feiern konnten. Der war dann gewissermaßen nur noch eine Formsache; Woolf Barnato überquerte nach 179 Runden bzw. 2.931 gefahrenen Kilometern im Bentley Speed Six Old Number One #4 die Ziellinie und errang damit seinen dritten Gesamtsieg in Folge (er ist damit bis heute der einzige Pilot, der bei jedem Start einen Sieg schaffte). Auch das Damenteam erreichte nach einem für sie problemlosen Rennen das Ziel und feierte mit einem siebten Platz einen Achtungserfolg. Nach vier Siegen in Folge war für Bentley aber der Stern verloschen. Wegen finanzieller Probleme wurde im selben Jahr die Werksmannschaft aufgelöst und die Firma Bentley ein Jahr später an Rolls-Royce verkauft. Der Birkin Blower No. 4 mit der Zulassung UR 6571 - eben das Fahrzeug, mit dem Dudley Benjafield und Giulio Ramponi 1930 in Le Mans starteten - existiert heute noch. Der Wagen wurde 1990 von der englischen Firma Traction-Seabert restauriert, wobei sehr darauf geachtet wurde, ihn in authentischem Zustand zu erhalten. Heute ist der Wagen Teil der Sammlung Ralph Lauren, New York; als eines der wertvollsten Stücke ist er immer wieder bei Ausstellungen und Oldtimerrennen zu sehen. Der BausatzBedauerlich finde ich, dass wegen den vorgeprägten Startnummern auf Kühler und Heckplatte bausatzseitig allein der Bau des Blower mit der #8 von Benjafield/Ramponi ermöglicht wird. Dazu ist die Zulassung BY 2745 nicht nachvollziehbar, die keiner der drei für den Renneinsatz vorgesehenen Blower-Tourenwagen getragen hatte. So griffen wir auf den Le Mans Decals-Bogen zurück, der neben der korrekten Zulasssung für #8 (UR 6571) auch Decals für das Armaturenbrett enthält. Dazu gibt es Decals für die Startnummern auf dem Kühlergrill und der Heckplatte, die sich Heller bei seinem Bogen ebenfalls erspart hat. Trotzdem die Formen gut 45 Jahre auf dem Buckel haben, passen die Teile gut zusammen, was den Bau recht angenehm gestaltete. Hierbei gingen wir alles in allem recht pragmatisch vor: eine explizite Aufteilung in Baugruppen war, wie bisher meistens praktiziert, nicht wirklich möglich. So kam es immer wieder vor, dass manche Baugruppe, die ein Team vorgefertigt hatte, vom anderen Team vollendet und/oder verbaut wurde. Im Wesentlichen haben wir den Bau ooB durchgezogen. Unser ModellIm Gegensatz zu den beiden anderen Le Mans-Fahrzeugen aus unserer Serie fällt hier ein komplett anderer Aufbau des Modells auf. Während die Karosserien der späteren Boliden den (beim Modell nicht/kaum vorhandenen) inneren Aufbau (weitestgehend) verdecken, ist hier Getriebe, Motor und vor allem der Kompressor sowohl sichtbar als auch ansprechend nachgebildet, womit diese Teile wesentliche Komponenten des Modells darstellen. Begonnen hatten Aron und Anton mit dem Montieren des Antriebsstranges, auf den ein Gutteil der Bauteile entfällt. Sie bauten und lackierten Kompressor, Motor, Getriebe und Hinterachse, sowie den Tank. Ece und Kilian kümmerten sich um Rahmen, Räder und Karosserie, ebenfalls mit Bau und Lackierung. Sowohl beim Rahmen als auch bei den Rädern fällt auf, dass etliches vereinfacht ist, so sind Federung und Radaufhängung an den Rahmen anmodelliert, ebenso wie die Bremstrommeln an die Innenseite des Speichenwerkes der Räder. Da die Teile aber insgesamt gut ausgeführt sind, ist das in diesem Maßstab kein wirkliches Manko. Lediglich die Öffnungen der an den Rahmen angegossenen Signalhörner haben wir aufgefräst, ansonsten gleicht eine entsprechende Bemalung hier so manches aus. Für die Lackierung haben wir im Wesentlichen Revell Aqua Colors verwendet, für das British Racing Green kam Humbrol 239 zum Einsatz. Da die Farbe doch sehr stark glänzt, wurde dieser Effekt mit einem leichten Seidenmattlackauftrag bei den funktionalen Teilen auf ein maßstäblich passendes Niveau gedämpft, weiterhin musste ausreichend Trocknungszeit (mindestens drei Tage) einkalkuliert werden. Während Rahmen, Motorhaube und Tank in British Racing Green gehalten sind, wurde die (Holz-)Karosserie mit mattem Revell 67 lackiert und ebenfalls mit Seidenmattlack übersprüht – so ergibt sich ein vorbildgerechter optischer Unterschied zwischen diesen Fahrzeugteilen aus im Originalen unterschiedlichen Materialien. Eine der am schwierigsten zu erstellenden Sektionen an diesem Modell ist der Lenkmechanismus an den Vorderrädern, der grundsätzlich beweglich ausgeführt werden kann. Jedoch sind die an der Vorderachse angegossenen Scharnierzapfen sehr filigran ausgeführt, dazu gestalten die an den vorderen Bremstrommeln anzubringenden Scharnierkrallen den Bau äußerst diffizil. Wir hatten eine bewegliche Montage nicht geschafft, einer der Scharnierzapfen ist uns abgebrochen. Die nun starre Verklebung tut dem Modell aber keinen Abbruch, für die Präsentation in der Vitrine fällt dies so gut wie nicht auf. Wer aber auf eine zuverlässig funktionierende Lenkung Wert legt, sollte die Kunststoff-Scharnierzapfen durch Metallstifte ersetzen. Erste Erfahrungen mit den Le Mans-Decals machten wir bei der Dekoration des Armaturenbrettes: nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Decals eine extrem kurze Weichzeit im Wasser (bei uns waren es kaum drei Sekunden) haben, erkannten wir beim ersten Decal, dass wir es hier mit einem durchgehenden Trägerfilm zu tun hatten. Für die Kinder war das absolut neu, und die Aufgabe, die teilweise sehr kleinen Instrumentenbilder randgenau auszuschneiden, fiel dann mir zu. Die Wirkung der beiden verwendeten Weichmacher (Revell Decal Soft und Micro Sol) stellte sich nicht ganz wie erwartet/erhofft ein, dennoch blieben die aufgebrachten Bilder gut haften. Aron fiel dann die Aufgabe zu, das Armaturenbrett und den Karosserieboden einzubauen, Ece ergänzte Sitze und Schalthebel – nun war die Karosserie fast fertig. Mit der Montage der Karosserie auf das Chassis konnte nun auch das Kühlerteil verbaut werden. Allerdings gefiel hier die Verchromung nicht wirklich, die ungünstig platzierten Angüsse taten ihr Übriges, um dieses Teil – ebenso wie die meisten anderen Chromteile – zu entchromen und neu zu lackieren, meist mit Alclad Polished Aluminium. Der Kühlergrill selbst wurde seidenmattschwarz gepinselt und die Gitterstruktur eisenfarbig, die Startnummer mit mattem Weiß trockengemalt. Da der Motorraum geöffnet gezeigt werden soll, erhielt das Kühlerteil noch einen angedeuteten Kühlwasserbehälter und die Verstrebungen vom Brandschott zur Karosserie haben wir ergänzt. Lediglich die drei Tankdeckel (Kühlwasser, Öl und Treibstoff) wurden unverändert als Chromteile übernommen, nur die Schnellverschlüsse bekamen aufgemalte Holzgriffe. Wenn man das Modell so baut, wie es der Bausatz hergibt, könnte es ein beliebiger der 54 gebauten Bentley Blower Tourenwagen sein – abgesehen von den aufgeprägten Startnummern auf Kühler und Tank. Da es ja aber der Le Mans-Blower von Benjafield/Ramponi werden sollte, waren einige Modifikationen notwendig:
Auch die Steinschlagschutzgitter vor den Scheinwerfern haben wir modifiziert, hierfür habe ich das angedeutete Gitter aus dem Klarteil ausgefräst, so dass nur der äußere Ring stehengeblieben ist, für das Gitter haben wir ebenfalls Meshmaterial verwendet. Die zweite Herausforderung an diesem Modell ist die Montage der Kotflügel. Einerseits muss man beim Herauslösen der Teile aus dem Rahmen und beim Versäubern sehr achtgeben, dass man die filigranen Streben nicht beschädigt, andererseits fällt auf, dass die Passlöcher im Rahmen, in die die Streben einzusetzen wären, allesamt zu klein sind und aufgebohrt werden müssen. Für eine saubere und gleichmäßig ausgerichtete Montage ist dann eine ruhige Hand, viel Geduld und Zeit zum Trocknen lassen nötig. Die Endmontage umfasste hauptsächlich das Anbringen der Räder, weiterhin kamen noch die Heckleuchten, das Lenkrad und die Steinschlagschutzgitter an die Scheinwerfer dran. Die Decals für Startnummern, Union Jack und hinteres Kennzeichen runden nun das Erscheinungsbild unseres Bentley 4½ Litre Supercharged in angemessener Weise ab. Aufgefallen ist, dass das Weiß der Le Mans-Decals nicht optimal deckt, für die Startnummern an den Seiten haben wir daher die Bausatzdecals verwendet. Hier gibt es bei der Verarbeitung keine Probleme, die Heller-Bilder reagieren (wider Erwarten) gut auf Micro Set-Weichmacher und schmiegen sich so gut an die Oberfläche an. Die Kinder schreiben dazuAnton: Ich fand es toll, dass wir viel selbst machen konnten, und das durften wir uns selbst raussuchen. Und das Arbeiten mit der Airbrush fand ich auch richtig cool! Aron: Ich fand es spannend und abwechslungsreich, aber ein paar Dinge waren nicht so einfach, und manchmal hatte ich auch gar keine Lust, weil ein paar Sachen nicht wirklich soo toll waren: dass Teile nicht gehalten haben und abgefallen sind und nach einiger Zeit war es auch nicht mehr so spannend. Aber im großen und ganzen hat es Spaß gemacht war toll. Ece: Ich fand das Besprühen mit der Airbrush am besten und manchmal gab es so kleine Teile, dass es voll schwer war, die rein zu kriegen. Aber wir haben es geschafft! Kilian: Ich fand den Bau sehr spannend. Manchmal war es echt eine Milimeterarbeit und hin und wieder hat man es kaum geschafft, die Teile zusammen zu kriegen.
FazitMit einem Oldtimer sowohl als Vorbild als auch als Bausatz stellte dieses Modell seine ganz eigenen Anforderungen an das Team. So konnten wir hier alle unsere Modellbauerfahrungen erweitern, und es ist ein sehenswertes Modell entstanden, das unser Le Mans-Trio in angemessener Weise ergänzt.
Bastelhorties Publiziert am 09. März 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |