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…here you can here a Chevy rust!

von Michael Winkler (1:24 verschiedene Hersteller)

…here you can here a Chevy rust!

Prolog

Was macht man mit den vielen geplünderten Bausätzen, die als Teileträger für diverse Projekte so anfallen? Normalerweise ab in die Grabbelkiste und einlagern, nicht so in diesem Fall. Aus den Resten eines ‘68 Chevrolet El Camino SS396 von AMT entstand dieser Schrotthaufen.

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Die Karosserie

Ein Schrottfahrzeug zeichnet sich durch Durchrostungen, blassen Chrom oder sonstigen fehlenden Teilen aus. Beulen können, müssen aber nicht sein. Durchrostungen sind einfacher herzustellen als man denkt. Von innen wird mit einem Kugelfräser die Karosserie so lange bearbeitet, bis das Material durchscheinend ist. Das dünne Material wird dann vorsichtig nach außen gebogen oder entfernt je nach dem wie die Löcher aussehen sollten.

Die Fahrertür wurde mit einer feinen Säge ausgeschnitten und mit Scharnieren versehen. Hierfür wurde Draht und Sheetstreifen verwendet. Die Blechstruktur der Türinnenseite wurde in Ermanglung eines Originalfotos weitgehend fiktiv dargestellt. Für die Motorhaube spendete eine Revell oder AMT Pro Street Chevelle ihre Motorhaubenscharniere. Leider ist eins beim Vorbereiten für die Lackierung durch den Abfluss verschwunden, damit war eine Neuanfertigung aus Sheetstreifen erforderlich. Die Haube sitzt jetzt schief in der Karosserie, so als ob die Scharnierbefestigung an der Karosserie weggerostet wäre. Zusätzlich wurde noch aus Draht die Haubenverriegelung angebracht.

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Einige Schriftzüge bzw. Zierleisten wie auch Türgriffe und Sidemarkerlights wurden teilweise entfernt. Die Befestigungslöcher wurden mittels eines 0,4 mm Bohrer gebohrt. Der Türgriff auf der Fahrertür wurde im Bereich der Griffmulde aufgebohrt und die Öffnung mit einem Skalpell erweitert (siehe Skizzen). Die Vertiefung für den linken Außenspiegel ist mit Sheet verschlossen worden, während auf der rechten Seite nur der Spiegelfuß angebracht worden ist. Entgegen der Bauanleitung wurde die Innenverkleidung der Pickupbox zuerst in der Karosserie verklebt. Dies macht das Lackieren einfacher. Der Holzboden wurde separat lackiert und gealtert. Dieser wurde später von unten eingesetzt. Neben den Lüftungsschlitzen in der Motorhaube wurde auch der Grill durch fotogeätzte Teile aus dem El Camino Detail Set von Modelcar Garage ersetzt.

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Die noch vorhandenen Schriftzüge wurden vor dem Lackieren mit Bare Metal Folie verchromt. Die so vorbereitet Karosserie wurde zunächst mit Rust von Polly S lackiert. Der Farbton war jedoch zu hell, so dass als nächstes eine Mischung aus Testors Rust und Revell Gunmetall aufgetragen wurde. Um einen verwitterten, abgeplatzten Lack zu bekommen, wurde das ganze Modell mit Billighaarspray eingesprüht und Salz mehr oder weniger stark auftragen.  Darüber wurde dann Testors Copenhagen Blue flächig gesprüht. Mit einer alten Zahnbürste und Handbürste wurde das Salz nach dem Trocknen unter fließendem Wasser entfernt. Dabei kam das unter dem Testors Rust liegende Polly S Rust stellenweise hervor - ein nicht geplanter, aber doch passender Effekt. Im Bereich der Schriftzüge wurde die Farbe mit 2000er Schmirgelpapier vorsichtig entfernt, bis die Chromschicht sichtbar wurde. Der Detail Set von Modelcar Garage enthält ebenfalls sehr schöne Schriftzüge, aber diese sind flach und nicht gewölbt. Zierleisten, Fensterrahmen usw. wurden danach mit Bare Metal Alu Folie verchromt.

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Die weitere Alterung erfolgt mit Rust all und diversen Pigmenten oder Pastellkreide.  Bei Rust all handelt es sich um drei flüssige Komponenten und einem gräulichen Pigment. Die erste Komponente ist ein Washing mit einem Rostton, danach folgt ein Washing mit verdünntem Schwarz und als drittes ein weißliches Washing. Normalerweise wird das Modell dann in einer Tüte gesteckt, die Pigment rein und kräftig schütteln - fertig ist das ganze. Dieser Schritt wurde weggelassen.

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Nach dem die Karosserie lackiert war, konnten jetzt das Vinyldach und der Dachhimmel in Angriff genommen werden. Das Vinyldach war im Bereich der linken B-Säule mit einem kräftigen Sinkmark versehen. Dieses wurde verspachtelt und somit musste die Struktur des Vinyldaches wieder hergestellt werden, nur wie? Modelcar Garage bietet hier für schwarzes oder weißes Vinyldachmaterial an. Es handelt sich dabei um selbstklebendes Material, das entsprechend dem Vorbild zuzuschneiden ist und auf dem Modell aufgebracht wird. Da ein altes Vinyldach sich mit der Zeit vom Untergrund ablöst, wurden kleine Schnitte an einigen Stellen angebracht und das Material vom Untergrund abgehoben. Die Klebewirkung ist relativ schwach und dadurch ist es recht leicht, ein verschlissenes Vinyldach darzustellen.

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Da bei alten Autos sich unter Umständen der Himmel löst oder der Zerstörungswut einzelner Zeitgenossen zum Opfer fällt, wurde der Dachhimmel mit einem in verdünnten Weißleim getunkten Papiertaschentuch dargestellt. Auch hier wurden wie beim Vinyldach mit dem Skalpell einige Schnitte angebracht und das Papiertaschentuch vom Untergrund gelöst. Dies ergibt wunderbare Fetzen, die von oben runterhängen. 

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Der Innenraum

Die Teile des Innenraums wurden bis auf die Türverkleidung links komplett zusammengebaut. Diese wurde im Bereich der Türfalz getrennt und an der Bodenplatte verklebt. Das Armaturenbrett wurde zusätzlich eines Teiles der Instrumente beraubt. Die Schienen des Fahrersitzes links wurden aus 2 mm U-Profilen dargestellt. Der Teppichboden wurde, wie auch der Dachhimmel, aus einem in Weißleim getränkten Papiertaschentuch gefertigt. Auch hier wurden wieder Schnitte mit einem Skalpell angebracht. Pedal und einige Schriftzüge stammen wieder aus dem Detail Set von Modelcar Garage. Der Müll im Innenraum stammt aus unterschiedlichsten Quellen.

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Das Chassis

Die Hinterachse samt Federn und Stoßdämpfern wurde bereits unter einem anderen Modell verbaut. Somit blieb nur von der Vorderachse übrig. Diese wurde auf der Fahrerseite mit einer offenen scratchgebauten Trommelbremse versehen. Hierzu wurde die Rückseite einer abgegossen Bremsplatte mit Bremszylinder, Bremsbacken und Radaufnahme versehen. Auf der Beifahrerseite wurde eine Resin-Bremstrommel von Scenes Unlimited verwendet. Scenes Unlimited hat neben der Bremstrommel auch offene Trommelbremsen und einzelne Bremsbacken im Programm.

Zwecks Detaillierung wurden Bremsleitungen und Spritleitungen aus Draht am Chassis angebracht. Die Auspuffanlage ist nur noch auf der rechten Seite vorhanden, während der Schalldämpfer der linken Seite zusammen mit den Auspuffrohren gealtert auf der Pritsche landeten.

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Der Tank wurde mit Testors Aluminium lackiert und erhielt ein Washing aus verdünnter Ölfarbe. Das Chassis und die Unterseite der Inneneinrichtung wurden mittels der vorher beschrieben Methode gealtert.

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Der Motor

Der Motor aus dem Bausatz wurde einiger Teile beraubt. So wurde ein Zylinderkopf samt Ventildeckel weggelassen. Vier 2 mm Bohrungen wurden stattdessen zur Darstellung der Zylinderöffnung angebracht. Da auch der im Bausatz ursprünglich enthaltene Kompressor bereits für ein anderes Projekt verwendet wurde, fand eine Ansaugbrücke von RnD Unqiue Verwendung. Leider hat sich RnD Unique Anfang 2010 vom Markt zurückgezogen. Als Alternative kann man den gestrippten Motorblock aus einer 66er Nova II von AMT oder einen der Resinmotoren von Ross Gibson einbauen. Auch Ross Gibson ist vom Markt verschwunden. Bei diesen Motoren sind die Zylinderbohrung bereits vorgesehen

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Lackiert wurde der Motor in Chevrolet Engine Red von Testors. Ansaugbrücke und Getriebe wurden dagegen mit Testors Aluminium lackiert. Testors Steel wurde im Bereich des fehlenden Zylinderkopfes und des Vergasers aufgetragen. Gealtert wurde der Motor mit verdünnter Ölfarbe, Gunze Oil und Pigmenten. Der Krümmer wurde wie bereits beschrieben mittels Salztechnik gealtert. Die Verkabelung wie auch die Wasserschläuche wurden weggelassen, da der Motor nur noch rudimentär vorhanden ist.

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Das Diorama

Für den Aufbau der Grundplatte wurden die üblichen Mittel wie Depafit Platte, Holzbrettchen, Streugras etc. verwendet. So langsam aber sicher neigt sich mein Vorrat an rotem Sand aus dem Monument Valley dem Ende zu. Die einzelnen Teile auf dem Diorama stammen aus unterschiedlichsten Quellen. So stammt die Getriebeglocke von Scenes Unlimited. Die Hohlsteinblöcke sind Resinabgüsse aus einem 50er Ford Convertible von AMT. Für den Schutthaufen wurde Bauschutt von einer benachbarten Baustelle verwendet.

Bei der Alterung des Wellblechs und den beiden U-Profilträgern wurde erst Strukturspray von Scale Motorsports aufgetragen. Das Strukturspray erzeugt eine pickelige, raue Oberfläche. Danach erfolgte der erste Farbauftrag mit Testors Rust. Die bereits beschrieben Salztechnik zusammen mit Testors Steel ergeben die rostige Oberfläche. Verfeinert wurde das Ganze mit Rustall und verdünnter Ölfarbe.

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Fazit

Eine Resteverwertung dieser Art ist immer noch besser als das Horten von geplünderten Bausätzen. Und wenn man genau hinhört, kann man den Chevy rosten hören.

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Hintergrund

Ford wagte 1957 den Schritt, einen auf einem Pkw basierenden Pickup auf den Markt zu bringen, den Ranchero. Chevrolet konnte diesem nur den auf dem Pickup 3100 basierenden Cameo entgegensetzen. Erst 1959 folgte als Antwort auf den Ford Ranchero der El Camino. Basis war wie auch bei Ford ein Fullsize Stationwagon. Chevrolet leitet den El Camino vom  Chevrolet Brockwood ab. Bereits mit dem Modelljahr 1960 war der El Camino wieder Geschichte, wegen mangelnder Verkaufszahlen. Dies lag mit daran, dass Ford den Ranchero mit dem Modelljahr 1960 auf die Basis des kompakten Falcon umstellte und damit dem ersten großen Downsizing in der amerikanischen Automobilindustrie Rechnung trug. GM hatte mal wieder den Anschluss verpasst. 

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Erst mit dem Modelljahr 1964 kehrte der El Camino wieder auf den Markt zurück. Anders als die Konkurrenz, wählte man bei GM nicht den kompakten Nova II als Basis, sondern das Mittelklassemodell Chevelle. Mit dem Modellwechsel 73/74 wurde als Basis der Malibu bzw. Monte Carlo eingesetzt. Die Produktion lief 1987 aus. Ford hatte den Ranchero bereits 1979 sterben lassen.

Mit dem Conceptfahrzeug Pontiac G8T kamen 2005 Spekulationen über die Rückkehr des El Camino auf. Bedingt durch Budgetkürzungen und den finanziellen Schwierigkeiten von GM wurde nichts daraus. Bis zum Ende der Automobilefertigung bei Holden und Ford in Australien wurden dort Pickups auf PKW-Basis, die sogenannten Utility Trucks oder UTE gefertigt.

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Michael Winkler

Publiziert am 28. Dezember 2021

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