Westland Lynx Mk.88A / HMA8 / Mk.90B(Airfix - Nr. 10107)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalDer Lynx wurde Anfang der 1970er Jahre von Westland als Mehrzweckhubschrauber entwickelt. Er wird in land- und seegestützten Versionen gebaut und hat sich seither als vielseitiges, leistungsfähiges und zuverlässiges Fluggerät bewährt. Bisher sind über 400 Maschinen gebaut worden, die eine große Anzahl von Nutzern auf der ganzen Welt in unterschiedlichen Ausführungen betreiben. Auch das Marinefliegergeschwader 3 in Nordholz ist seit 1988 mit 22 Sea Lynx Mk.88A ausgerüstet. Die Hubschrauber sind auf Fregatten der Deutschen Marine stationiert und dienen hier hauptsächlich als verlängerter Arm des Schiffes zur U-Bootjagd, übernehmen aber ebenso Transport- und SAR-Aufgaben innerhalb des Schiffsverbandes. In neuerer Zeit helfen die Helikopter bei der Überwachung des Schiffsverkehrs vor der libanesischen Küste und bei der Bekämpfung der Piraterie im Golf von Aden. Die Maschinen sind so ausgelegt, dass sie mit wenigen Handgriffen auf die entsprechende Aufgabe umgerüstet werden können. Im Jahr 1984 stellte ein Lynx mit 400,87 km/h einen über 25 Jahre bestehenden Geschwindigkeitsrekord für Hubschrauber auf. Der BausatzDer in diesem Jahr von Airfix neu herausgebrachte Bausatz des Lynx wird in einem stabilen Stülpkarton ausgeliefert. Er enthält vier hellgraue, in einem Plastikbeutel eingeschweißte Spritzrahmen, die Klarsichtteile sind extra verpackt. Der Karton ist für den Inhalt etwas knapp bemessen. Bereits beim Auspacken waren einige Teile trotz der relativ großen Angussstellen von den Spritzlingen gelöst, andere an ihrer Position verbogen. Die Teile an den Spritzrahmen sind allesamt sauber gefertigt, lediglich an den Rahmen selbst sind Fischhäute vorhanden, was sich aber nicht auf die Teilequalität auswirkt. Sinkstellen oder Auswerfermarken an sichtbaren Bereichen findet man nicht.
Sämtliche Teile haben eine matte Oberfläche, die Rumpfteile weisen versenkte Gravuren sowie fein und scharf ausgeführte erhabene Rumpfstrukturen und Nietenreihen auf. Zusammen mit der Vielzahl der zu verbauenden Kleinteile entsteht ein fein detaillierter Außenbereich. Der Bausatz bietet hier einen sauber nachgebildeten Haupt- und Heckrotor, abgeflachte Fahrwerksreifen, freistehende Scheibenwischer und dünnwandig ausgeführte Auspuffrohre. Als Option für die britische Version können Heckausleger und Hauptrotor (Rotorblattstützen sind ebenfalls mit dabei) eingefaltet dargestellt werden. Haupt- und Heckrotor können jedoch nicht drehbar gebaut werden. Auch der gesamte Innenraum ist sehr gut detailliert, hier ist die schön nachgebildete Innnenwandverkleidung erwähnenswert. Ebenso hinterlassen die aus fünf Einzelteilen bestehenden Pilotensitze einen guten Eindruck, ergeben aber mit den angegossenen Gurten und dem glatten, mit Decals zu dekorierenden Instrumentenbrett leichten Punktabzug. Die Klarsichtteile sind ausreichend dünn, gleichmäßig und ohne Kratzer gefertigt. Nur bei den Cockpittüren sind leichte Schlieren zu sehen. Die Vergitterungen der Lufteinlauföffnungen für die Triebwerke hat Airfix hier als Klarsichtteile ausgeführt. Ob dies eine glückliche Wahl ist, muss sich zeigen.
Der Rumpf selbst ist modular aufgebaut und deshalb stark zergliedert, besonders im Bereich von Triebwerken und Getriebe sowie der Nase. So lassen sich zwar die Details an den Einzelteilen sehr schön wiedergeben, wie gut jedoch die Passgenauigkeit der einzelnen Rumpfteile zueinander ist und Spachtelarbeiten nötig macht, muss sich erweisen. Andererseits ist dieser Aufbau erforderlich, da in den erwähnten Bereichen Alternativen zu berücksichtigen sind, um die verschiedenen Versionen vorbildgerecht bauen zu können. Der Bausatz bietet die Option für drei verschiedene Versionen, die wiederum unterschiedlich in den Bereichen Inneneinrichtung, Sensorik, Bewaffnung und Außenlasten ausgerüstet werden können. Somit spiegelt auch der Bausatz die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Originals wider. Allerdings muss man sich bereits bei Baubeginn für eine Variante entscheiden, um die dafür notwendigen Vorarbeiten ausführen zu können. Für die deutsche Version ist jedoch nur die Ausführung für den Anti-Piraten-Einsatz und die SAR-Ausrüstung vorgesehen, obwohl dem Lynx als Bordhubschrauber bei der Deutschen Marine auch die Aufgabe der U-Bootbekämpfung zufällt. Das Equipment für diesen Aufgabenbereich liegt allein für die britische Version bei. Unangenehm fallen hier weiterhin das recht einfach detaillierte M3M samt Lafette und die falsche Position der Rettungswinde auf.
Die DecalsDer sehr umfangreiche Decalbogen stammt von Cartograf. Er ist auf dünner, matter Trägerfolie scharf, sauber und versatzfrei gedruckt und beinhaltet Markierungen für drei Versionen. Neben den versionsspezifischen Markierungen sind eine Vielzahl von Wartungshinweisen und anderen Bildern enthalten, so dass hier kaum Wünsche offen bleiben dürften. Die BauanleitungDie Bauanleitung ist als DIN-A4-großes, 24-seitiges Heft mit insgesamt 141 Baustufen beigelegt. Zu Beginn findet man eine Erläuterung in fünf Sprachen über die zu bauenden Versionen. Die Zeichnungen sind in der Regel recht übersichtlich ausgeführt, nur bei Baustufen, die Alternativen beschreiben, fehlt es manchmal an Übersichtlichkeit. Hier muss man sehr genau hinschauen, damit man sich die Aussagen der Zeichnungen erschließen kann. Das Highlight ist jedoch die Bemalungs- und Markierungsanleitung. Für jede Version liegt ein Blatt in DIN-A-3-Format bei, auf dem sämtliche erforderlichen Angaben vermerkt sind. Die detaillierten Grafiken der Bemalungsanleitung sind farbig ausgeführt, die Farbangaben beziehen sich allein auf Humbrol-Farben. Auf der Rückseite ist jeweils analog zur Bemalung eine einfarbige Markierungsanleitung zu finden. Mit diesen Anleitungen lassen sich auch etliche Unklarheiten der Bauanleitung klären.
Darstellbare Maschinen:
Fazit:Airfix hat hier einen relativ teuren, aber schönen Bausatz des Lynx herausgebracht, der den aktuellen Erwartungen an Detaillierung und Teilequalität weitestgehend entspricht. Die Variabilität bedingt eine starke Zergliederung des Rumpfes, was den Bausatz nicht gerade anfängerfreundlich gestaltet, die Grabbelkiste mit den übrig gebliebenen Teilen aber ordentlich anfüllt. Dass dabei wichtige Konfigurationen - hier sei die U-Jagd-Ausrüstung für die Deutsche Marine zu nennen - nicht berücksichtigt wurden, ist bedauerlich, eröffnet aber Möglichkeiten für die Hersteller von Zurüstteilen. Manche Schwächen und Fehler im Detail beeinträchtigen zwar etwas die Freude an dem ansonsten tollen Bausatz und sollten in dieser Preisklasse nicht unbedingt vorkommen, dürften sich aber mit relativ geringem Aufwand beheben lassen. Für Modellbauer, die bereits Erfahrung mit ihrem Hobby haben, ist dieser Bausatz empfehlenswert. Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 01. August 2012 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |