Battleship Tirpitz(Revell - Nr. 05099)Produktinfo:
Besprechung:Das Vorbild
Vorbemerkung – ich habe nicht viele Semester auf Kriegsmarine studiert und weiß über diese Schiffe, was ein Großteil von uns sowieso weiß. Ich bin von daher nicht in der Lage, über die Vorbildgetreue und die Korrektheit der diversen Arkana zu befinden – ich halte das aber auch in diesem Fall nicht für notwendig. Die Tirpitz war das letzte und größte deutsche Großkampfschiff. In Wilhelmshaven gebaut und in Kiel ausgerüstet, verbrachte sie den Krieg zuerst in der Ostsee und ab Januar 1942 in Norwegen, wo sie feindliche Kräfte binden und die britischen Konvois in die Sowjetunion bedrohen sollte. Obwohl die Tirpitz nie einen Konvoi angriff, erforderte doch ihr Vorhandensein einen enormen Deckungsaufwand und band zahlreiche schwere britische Einheiten. Ihre Liegeplätze mussten andererseits gegen die zahlreichen britischen Angriffe möglichst gut gesichert werden. Ihren größten Einsatz hatte sie im September 1943 mit dem Unternehmen „Sizilien“. Zusammen mit der Scharnhorst und neun Zerstörern griff sie Spitzbergen an und zerstörte alliierte Einrichtungen dort. Ein Angriff mit Kleinst-U-Booten kurz darauf richtete schwere Schäden an, das Schiff konnte jedoch repariert werden; erst der wiederholte Einsatz überschwerer Spezialbomben führte am 29. Oktober 1944 zum Verlust des Schiffes und zum Tod von 1.204 Mann der Besatzung. Nach dem Verlust der Tirpitz konnte die Royal Navy umgruppiert und starke Kräfte in den Pazifik verlegt werden.
Warum dieser Bausatz?
„Nicht schon wieder eine Tirpitz!“ hallte es durch die Foren, als dieser Bausatz herauskam. Tatsächlich gibt es zahlreiche Bausätze dieses Schiffes und auch der Bismarck, und wir Enthusiasten würden uns mehr über das freuen, was noch nicht erhältlich ist, als über die umpfzigste Me 109, den ebensovielten Panther oder Tiger, und eben über die soundsovielte Tirpitz. Ist ja alles richtig – aber: Bismarck, Tirpitz, Arizona, Missouri, Yamato, vielleicht noch eine der King George V, das sind die bekanntesten und meistgebauten Schiffe weltweit, auch außerhalb des Kreises der Enthusiasten. Jede Firma, der daran gelegen ist, Geld mit ihren Produkten zu verdienen, wird sich freuen, Dinge im Programm zu haben, die sich langfristig gut verkaufen. Und da Revell nicht unerheblichen Aufwand betrieben hat, um Bismarck und Tirpitz im großen Sammlermaßstab herauszubringen, wäre es unverständlich, die gesammelten Daten nicht zur Produktion eines detaillierten, aber erschwinglichen und baubaren Kits zu nutzen. Zumal die bislang im Programm enthaltenen Boxscale-Bausätze modernen Ansprüchen in keiner Weise mehr genügen.
Der BausatzWas bekommt man nun für die um die 20 Euro, die dieser Kit kostet? Zuerst einmal bekommt man leider einen sehr kleinen Karton, der prall gefüllt und am Ende zu öffnen ist. Drinnen finden sich zehn Spritzlinge unterschiedlicher Größen, allesamt sehr sauber hergestellt, und mit insgesamt 317 Einzelteilen. Es ist auch tatsächlich eine Tirpitz, mit ähnlich vielen Unterschieden zur Bismarck in den Teilen wie beim großen Gegenstück. Die Detaillierung erinnert an den großen Bausatz und ist für diesen Maßstab sehr gut. Es gibt Teile, die andere Hersteller feiner produzieren, so zum Beispiel die leichte Flak. Allerdings kosten diese Zurüstsätze bald genau so viel wie hier der gesamte Bausatz, und die feinen Teile lassen sich entsprechend schwerer verarbeiten. Der Rumpf ist nicht in der Wasserlinie geteilt, wer also in diesem Sammlermaßstab ein Wasserlinienmodell bauen will, wird um Sägearbeit nicht herumkommen - das halte ich noch für das größte Manko, weil es heutzutage eigentlich Standard ist. Die Bauanleitung ist im Prinzip revelltypisch, also gut lesbar und logisch von der Bausequenz her. Die Farbangaben für zwei verschiedene Tarnmuster beziehen sich wie stets nur auf Revellfarben, so dass drei Töne gemischt werden müssen. Die Farbangaben als solche sind sehr umfassend und weisen sogar auf die Farbgebung der Ankerspills hin. Leider ist die Anleitung aber recht klein gedruckt (wohl, um in den sehr kleinen Karton zu passen), und darunter leidet die Lesbarkeit - besonders bei den recht komplexen Tarnmustern. Der Wasserpass und ein Teil des Tarnmusters für „Sizilien“ liegen als Decals vor, wie gut sich diese verarbeiten lassen, kann nur der Bau des Modells zeigen. Die Decals sind sehr umfassend sowie fein und sauber ausgeführt, auch die Kennungen der Bordflugzeuge sind gut lesbar. Flaggen, Wappen für den Bausatzständer und Fliegerkennungen sind ebenfalls im Decalbogen enthalten.
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Die Philosophie von Revell, ein erschwingliches Produkt für breitere Käuferkreise anzubieten, das dem Enthusiasten trotzdem eine gute Basis für Verfeinerungen bietet, kann ich voll und ganz verstehen. Obwohl es die umpfzigste Tirpitz am Markt ist, und obwohl jeder von uns Enthusiasten jede Menge andere Wünsche hätte, kann ich die unternehmerische Entscheidung verstehen und halte sie für richtig. Je mehr Leute sich für einigermaßen schlankes Geld Bausätze kaufen und diese dann auch zu Ende bringen, umso mehr bleiben vielleicht auch beim Hobby und sorgen für Nachwuchs! Weitere Infos:Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 12. April 2011 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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