Fw 190A Nachtjäger(Eduard Bausätze - Nr. 1144)Produktinfo:
Besprechung:Die Fw 190 ist für einen Modellhersteller aufgrund ihrer Vielseitigkeit ein sehr dankbares Vorbild. Die Ähnlichkeit der Hauptbaugruppen läßt auf den ersten Blick eine Vielzahl von Varianten zu. Man tauscht die MG-Abdeckung des Rumpfes, fügt neue Teile für Außenlasten hinzu oder ergänzt Antennen. Und schon kann man die Versionen A-5 bis A-9 inklusive Jagdbomber-, Schlachtflieger-, Sturmjäger und Nachtjägervarianten aus ein und demselben Grundbausatz abdecken. Von Dragon, Fujimi, Revell über Tamiya bis Hasegawa haben es alle getan. Daran ist grundsätzlich auch nichts auszusetzen. Problematisch wird es dann, wenn man sich die Unterschiede beim Original etwas genauer anschaut und das Gesehene im Modell umsetzen will. In dem Moment greift dieses einfache Konzept meist zu kurz, und es ist dem handwerklichen Geschick oder der Kompromissbereitschaft des Modellbauers überlassen, wie nahe das Modell letztlich dem Original kommt. Eduard beschritt von vornherein mit der Fw 190 einen anderen Weg, indem alle versionsspezifischen Merkmale für jede einzelne Variante konsequent umgesetzt wurden. Damit ist vor allem die anfangs oft gestellte Frage – Noch eine Fw 190? - beantwortet. Als Beispiel sei hier mal die Tragfläche genannt. Sowohl Tamiya als auch Hasegawa gestalten die unterschiedlichen MG-Abdeckungen als gesonderte Teile, die an die entsprechende Stelle der Tragfläche eingesetzt werden sollen. Damit ergeben sich nicht vorbildgerechte Spalte, die verspachtelt und verschliffen werden müssen. Das ist zwar nicht problematisch, einfacher ist es jedoch für jede Version ein komplettes TF-Unterteil mit den entsprechenden Merkmalen anzubieten. Genau das tut Eduard. Ein nächstes Beispiel betrifft die zweite Hauptbaugruppe, den Rumpf. Dafür gibt es bei Hasegawa den Spritzrahmen A, der die Versionen A-5, A-6 und A-8 abdeckt. Da sich die Detaillierung an der A-8 orientiert, ergibt sich für frühere Varianten Korrekturbedarf. Eduard legt auch hierfür versionsspezifische, vorbildgerechte Teile bei. Das führt natürlich auch unweigerlich zu einer großen Anzahl von Spritzrahmen und damit zu einer großen Kiste, wenn man wie im vorliegenden Bausatz, die Versionen A-5 bis A-8 anbietet. Das Problem ist das Wiedereinpacken. Daher an dieser Stelle ein Rat. Wer die Kiste aufmacht, kurz innehalten. Falsch wäre es, sich von den ersten Emotionen übermannen zu lassen und alles mit glänzenden Augen und zitternden Händen herauszunehmen, ohne auf die Reihenfolge zu achten. Man hat unter Umständen Schwierigkeiten beim Einpacken. Wenn man mal kurz überschlägt, welche Teile denn nun genau für zwei Modelle benötigt werden, wird man feststellen, dass eine stattliche Anzahl Teile übrigbleibt. Etwaige Verwendungsmöglichkeiten diverser Tragflächenunterteile oder Rumpfhälften überlasse ich gerne der Kreativität des Modellbauers. Einen Hinweis auf den obigen Text kann ich mir aber doch nicht verkneifen.
Wie war das mit dem Licht und dem Schatten? Dem fortgeschrittenen Modellbauer (und nur für den ist die Kiste zusammengestellt) werden zwei Sachen ins Auge springen. Vergleicht man den Rumpfbug mit Originalaufnahmen, sieht der irgendwie stumpf aus. Meiner Meinung nach ist der Panzerring zu dick, ragt also zu weit in das dahinterliegende ringförmige Rumpfabschlussteil hinein. Hält man die Bauteile aus dem Hasegawa-Kit an die betreffende Stelle, sieht die Frontpartie gefälliger aus. Der zweite Punkt, der immer wieder Anlass zu Kritik gibt, sind die zu schmalen Räder des Hauptfahrwerkes. Das ist aber relativ einfach durch Austausch zu korrigieren. Versionsspezifisch, oben A-8 unten A-5/A-6 Die Konsequenz und die Exaktheit setzt sich auch bei Umsetzung der angebotenen Nachtjagd-Vorbilder fort. Jede Maschine hat eine spezielle Ausrüstung, die sich im Bausatz wiederfindet. Das beginnt bei den verschiedenen Antennenkonfigurationen, geht über Instrumentenbrett-Layouts und endet bei den Abziehbilder-Optionen. Ein kleines Detail ist Eduard aber dann doch durch die Lappen gegangen. Ein wesentlicher Bestandteil der Nachtjäger-Ausrüstung bildet der Landescheinwerfer in der linken Tragflächenvorderkante, den man selber hinzufügen sollte. Ein Highlight sind wiedereinmal die Bemalungsanleitungen – vierseitige farbige Ansichten. Dazu wäre allerdings zu sagen, dass natürlich auch Eduard keinen Zeitzeugen mit fotografischem Gedächtnis finden konnte, und sich auf zumeist bekannte Fotos und Unterlagen stützt. An Stellen, wo man sich deshalb bei den Markierungen unsicher ist, schreibt man dieses ganz klar hin bzw. gibt mögliche farbliche Alternativen auf dem Abziehbilderbogen gleich mit (rotes, gelbes, grünes "X"). Das finde ich beispielgebend. Decals mit Alternativen Eine nette Zugabe ist der kleine Pin mit der "Wilden Sau". Vermutlich ist aus dem Bausatz nur deshalb keine "Royal Class Box" geworden, weil dieser etwas klein gegenüber den sonstigen "Royal Class Box"-Beigaben ausgefallen ist. (Wahrscheinlicher ist jedoch, es liegt daran, dass man nur sechs Vorbilder mit ausreichender Informationssicherheit finden konnte. Die sonstigen "Royal Class Boxen" enthalten alle doppelt soviele Markierungsoptionen.)
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Fazit:Die Komplettheit der Ausstattung (PE-Teile, Masken, Decals) und die sehr detaillierte Darstellung sowohl der Oberflächen als auch der vielen Kleinteile beweist einmal mehr, dass Eduard Bausätze für den Maßstabsmodellbauer entwickelt. Ganz klar - das ist kein Bausatz für Anfänger. Die angebotene Variabilität bedingt eine Fülle von Teilen, die ersteinmal zugeordnet sein wollen. Die Bauanleitung ist dabei sehr hilfreich, aber ebenfalls durchaus komplex. Dennoch, die vorliegende Ausgabe ist ein absoluter Top-Bausatz und wird sicher kein Ladenhüter werden, und das nicht nur wegen des Themas. Weitere Infos:Anmerkungen: Den Bausatz auf der Homepage von Eduard sowie die zugehörige Anleitung erreicht ihr über folgende Links: Diese Besprechung stammt von Kai Röther - 08. März 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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