Bf 110C(Eduard Bausätze - Nr. 8201)Produktinfo:
Besprechung:HistorischesDie Bf-110 geht zurück auf eine Ausschreibung des Reichs-Luftfahrt Ministeriums (RLM) für einen "Zerstörer" von 1934. Die Idee des "Kampfzerstörers" entstand während des ersten Weltkrieges. Ein schwer bewaffnetes aber dennoch agiles Flugzeug sollte in der Lage sein, tief in feindliches Gebiet einzudringen, um dort sowohl Luft- als auch Bodenziele bekämpfen zu können. Das heißt also, große Reichweite, starke Bewaffnung und offensive Luftkampffähigkeit. In logischer Konsequenz skizzierte das RLM ein zweimotoriges, zweisitziges Flugzeug mit internem Bombenschacht und starrer Kanonen- und MG-Bewaffnung. An der Ausschreibung beteiligten sich die Firmen Henschel (Hs 124), Focke Wulf (Fw 57) und die Bayrischen Flugzeugwerke (Messerschmitt, Bf-110). Der Entwurf Messerschmitts entsprach am wenigsten von den drei Konkurenzmustern den Forderungen. Ein Umdenken im RLM führte 1935 zu einer Änderung der ursprünglichen Ausschreibung. Ein wesentlicher Teil dieser Änderung bestand in der Streichung des internen Bombenschachtes. Da Messerschmitt ohnehin auf diesen verzichtet hatte, war er gegenüber der Konkurenz nun plötzlich im Vorteil, und bekam letztlich den Auftrag seinen Entwurf zur Serienreife zu entwickeln. Es schloß sich eine Versuchsserie von wenigen Maschinen an, der eine kleine Serie mit der Bezeichnung Bf-110B folge. Diese Serie war noch nicht mit dem eigentlich für das Muster vorgesehene Triebwerk (DB 601) ausgerüstet, statt dessen griff man auf die schwächeren Jumo 210 zurück. Als das Triebwerk von Daimler Benz Ende 1939 zur Verfügung stand, konnten die notwendigen konstruktiven Arbeiten für den Einbau durchgeführt werden. Im Ergebnis entstand die Bf-110C, welche die erste in größeren Stückzahlen an die Luftwaffe ausgeliefert Version der Bf-110 darstellt (145 Stück). Die Bf-110 konnte zum Beginn des zweiten Weltkrieges die in sie gesetzten Erwartungen weitestgehend erfüllen. Sowohl bei der Invasion Polens als auch im Frankreichfeldzug war die Bf-110 ihren Gegnern überlegen. Das änderte sich mit der Luftschlacht um England im September 1940. In Luftkämpfen mit modernen einsitzigen Jagdflugzeugen (Hurricane und Spitfire) machte sich die Größe dann doch bemerkbar. Diese Auseinandersetzungen zeigten, dass die geringere Wendigkeit gegenüber einmotorigen Jägern nicht mehr durch starke Bewaffnung und hohe Geschwindigkeit kompensiert werden konnte. Im Einsatz gegen Bomber jedoch, kamen die Vorzüge der Bf-110 immer noch voll zum Tragen. Eine Aufklärungsmission des britschen Bombercommand über der deutschen Bucht im Dezember 1940 endete in einem Debakel. Die Formation wurde durch Bf-110 des ZG-76 so stark dezimiert, daß man in der Folge Bombenangriffe bei Tageslicht einstellte. Statt dessen spezialisierte sich die Royal Airforce auf Angriffe bei Nacht. Damit deutete sich ein weiterer Verwendungszweck für die Bf-110 an - die Nachtjagd. Für diese Rolle schien das Flugzeug wie geschaffen - lange Flugzeiten, starke Bewaffnung, gegenüber Bombern hohe Geschwindigkeit und die Möglichkeit weitere Einrüstungen vornehmen zu können. Das Potential wurde erkannt und genutzt. Das ZG-1 bildete die Keimzelle für die entstehende Nachjagd. Viele Zerstörerbesatzungen wechselten in die neue Rolle. Die Bf-110 wurde das Standardmuster. Durch ständige Weiterentwicklung und Optimierung für die Nachjagd konnte sie bis zum Kriegsende erfolgreich eingesetzt werden. Zum BausatzWer kennt das nicht, ein Projekt spukt im Kopf herum, für den Start fehlt aber noch dieser oder jener Zurüstsatz. Die Beschaffung dauert, und man widmet sich in der Zwischenzeit anderen Projekten. Das eigentliche Projekt bleibt liegen. Genau hier setzt Eduard mit seiner "Orange Box" an. Alles was der geneigte Maßstabsmodellbauer benötigt, enthält bereits die nicht gerade kleine Kiste. Dazu gehören neben erstklassigen Spritzgußteilen auch Platinen mit Fotoätzteilen, ordentlich recherchierte Decalvarianten und Maskierfolie als Lackierhilfe. Man erkennt unzweifelhaft die Wurzeln von Eduard als Zubehörhersteller im Scale Model Bereich.
Was die Proportionen angeht, so kann man feststellen, dass die äußere Form sehr gut wiedergegeben ist. Die Abmessungen stimmen mit den unten angegeben Quellen überein. Erste Passproben mit den Großteilen lassen auch eine sehr gute Passgenauigkeit erwarten. Einzig der Übergang Triebwerksverkleidung-Tragfläche zeigt einen Spalt - kein wirkliches Problem, da gut zugänglich.
Die Oberflächenbeschaffenheit kann man nur als hervorragend gelungen betrachten. Panellinien, bei deren Beschreibung das Wort knackig durchaus treffend ist. So überzeugend dargestellte Strukturen stoffbespannte Ruder sind auch keine Selbstverständlichkeit. Nietreihen, deren Abstand und Tiefe wesentlich realistischer wirken, als bei manch anderem Hersteller.
Die Reichhaltigkeit an Details sucht im Moment seinesgleichen. Vergleichbares gibt es in dieser Hinsicht im Moment vor allem im eigenen Haus (I-16, Fw-190). Allein für den Zusammenbau des Cockpits sind ca. 110 Einzelteile vorgesehen.
KlarsichtteileDie Transparentteile sind dünn und glasklar. Sehr schön ist, dass der hintere Haubenteil als geschlossene und offene Variante beiliegt. Die Frontpanzerung kann ebenfalls optional verwendet werden, da separat vorliegend.
ZubehörDie Bauanleitung ist das Beste, was es zur Zeit gibt. Ein durchgehend farbiges Booklet im Format A4 zeigt deutlich die einzelnen Montage-Schritte. Die Zeichnungen der Bemalungsanleitungen stellen so manches in den Schatten, was in Büchern zu finden ist. Dazu kommen sehr konkrete Angaben über den Einsatzort und die -zeit des Originals. Der Druck der Abziehbilder ist ebenfalls Spitze, kein Versatz und dünn. Die Ätzteile sind zum Teil bedruckt. Auch hier wurde wieder eine sehr sinnvolle Auswahl getroffen. Sehr komfortabel gestaltet sich das Abkleben der recht komplexen Kabinenhaube mit der beigelegten Maske. Das spart viel Zeit beim Lackieren.
Mögliche MarkierungenDie Markierungen, für die der Kit Abziehbilder mitbringt, sind auf den Kartonseiten abgebildet. Selbstverständlich gibt es die Vierseitenrisse am Ende der Bauanleitung. Im Einzelnen sind das:
Fazit:Hin und wieder liest man, dass Eduard mit seinen neusten Releases schlecht baubare Kits auf den Markt gebracht hat, weil sie in zu viele Einzelteile zerlegt sind, und die Montage dadurch unnötig verkompliziert wird. Man sollte jedoch berücksichtigen, wen Eduard mit seinen Kits anspricht. Das ist in erster Linie der ambitionierte Modellbauer, dessen Wunsch nach hoher Detailliertheit von vornherein konsequent unterstützt wird, indem viele Details ordentlich ausgeformt als Einzelteile vorliegen. Darüber hinaus stimmen die äußeren Proportionen sehr gut mit dem Original überein (insbesondere beim hier besprochenen Kit). Das hat natürlich auch seinen Preis. Zieht man aber die umfangreiche Ausstattung in Betracht, relativiert sich auch der. Insgesamt macht dieser Kit wieder einen sehr hochwertigen Eindruck. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Den Bausatz auf der Homepage von Eduard sowie die zugehörige Anleitung erreicht ihr über folgende Links: Ankündigungen von Eduard weisen darauf hin, dass die Reihe der Bf-110 mit den späteren Versionen fortgesetzt wird. Vielleicht gibt es ja auch irgendwann einmal ein Spezial zum Thema Nachtjagd - so vielleicht als Dual-Combo ;o) Diese Besprechung stammt von Kai Röther - 28. Januar 2010 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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