Eisbrecher Arktika(Alanger - Nr. 040013)Produktinfo:
Besprechung:Das Original:Die frühere Sowjetunion baute 1959 den ersten Eisbrecher mit Atomantrieb, die „Lenin“. Dieser folgten bis heute neun weitere Schiffe, von denen sechs der Arktika-Klasse angehören. Die übrigen drei sind der Containerfrachter „Sevmorput“ und die Fluß-Eisbrecher „Taimyr“ und „Vaigach“. Von den sechs Arktikas sind augenblicklich (Mitte April 2007) vier einsatzfähig. Sie werden einerseits dazu benutzt, die Nordpassage um Rußland herum von der Barents-See zur Beringstraße offenzuhalten, darüber hinaus können sie für wissenschaftliche Expeditionen eingesetzt werden. Seit 1989 ist es auch möglich, auf einigen der Schiffe als Tourist – ggfs. bis zum Nordpol – mitzureisen. Betreiber ist die Murmansk Shipping Company. Die Schiffe haben einen doppelwandigen Rumpf von bis zu 48 mm Stärke. Der Wasserballast zwischen den Rumpfschalen kann getrimmt werden, um das Eisbrechen zu erleichtern. Ein Wasserdüsensystem, das neun Meter unter der Wasserlinie bis zu 24 m³ Wasser pro Sekunde ausstößt, verstärkt das Eisbrechen zusätzlich. Die Arktikas können sowohl vorwärts als auch rückwärts Eis brechen. Sie können nur in kaltem Wasser betrieben werden, da sie kein eigenes Kühlsystem für die Reaktoren haben und das kalte Meerwasser dazu nutzen. Eine Verlegung aus der Arktis ist deshalb nicht möglich. Nur einer der beiden Reaktoren wird normalerweise benutzt, während der andere als Reserve dient. Die Seeausdauer beträgt siebeneinhalb Monate, eine neue Brennstoffladung wird etwa alle vier Jahre fällig. Die Schiffe tragen einen bis zwei Hubschrauber sowie mehrere Beiboote, darunter bis zu vier Zodiacs. Sie sind verhältnismäßig luxuriös ausgestattet mit Schwimmbad, Sauna, Kino und Sportstudio. Die Bordrestaurants haben auch eine Bar, einige der Schiffe haben eine Bibliothek und mindestens eines ein Volleyballfeld. NS Arktika: Die Arktika wurde als Typschiff der Klasse im April 1975 in Dienst gestellt. Am 17. August 1977 erreichte sie als erstes Überwasserschiff den Nordpol. Ende der 1990er wurde sie modernisiert, nach 30 Jahren im Dienst hatte sie 2005 eine Million Seemeilen zurückgelegt. Zur Zeit (April 2007) liegt sie nach einem Feuer an Bord, das einige Kabinen und eine Elektroverteilung zerstörte, in ihrem Heimathafen Murmansk. Ihr weiteres Schicksal ist noch unklar. Das geringe Transportaufkommen in der Arktis macht den Betrieb aller Arktikas auf Dauer unprofitabel, so daß bei Kürzungen wohl zuerst die ältesten Schiffe außer Dienst gestellt werden. Technische Daten:
Der BausatzAlanger hat den Bausatz der Arktika von Maquette wieder aufgelegt. Die sehr stabile und geräumige Schachtel enthält drei Spritzlinge aus mittelgrauem Kunststoff, in meinem Fall fast ohne „Flash“. Generell ist alles sehr stabil und knorrig ausgeführt, und beim Betasten der Rumpfhälften gewinnt man den Eindruck, auch das Modell könnte zumindest die Eisschicht, wie man sie in einem durchschnittlichen Whiskyglas vorfindet, durchbrechen. Im Großen Ganzen sieht alles recht angenehm aus, wobei erst der Zusammenbau zeigen wird, was von der Passung zu halten ist. Die Länge beträgt 38 cm, was einer Originallänge von 152 m entspricht und für mich genau genug ist. Die Bullaugen sind sauber eingetieft, die Ankerklüsen fehlen. Der Eisbrecherbug ist schön wiedergegeben, weitere Details fehlen. Namen und Abzeichen sind erhaben ausgeführt. Die Angüsse sind gröber als bei den modernsten Bausätzen, sollten aber keine weiteren Probleme aufwerfen. Die Decks weisen vergröberte Details und angegossene Ankerketten auf, der Helikopterlandeplatz ist erhaben eingeprägt.
Spezifische Ätzteilsätze sind mir nicht bekannt. Meine Nachfrage bei John Snyder von WEM ergab, daß von ihnen auch kein eigener Ätzteilsatz zu erwarten ist (das hätte mich bei diesem eher exotischen Bausatz auch schwer gewundert); John schlug mir ihr Set mit modernen USN-Relings in 1:350 vor, das auch fünfzügige Relings enthält (WEM PE 3562), allerdings dürfte es etwas zu groß werden. Das gleiche gilt für Saemanns Reling in 1:350/400 Nr. 3033, die allerdings auch nur drei Unterzüge enthält anstatt vier. Die Höhe von 3,2 mm dürfte grenzwertig passen, aber das sieht man wohl erst beim Anbauen. Hinsichtlich der Gittermasten und -rahen empfahl John, einen Blick auf ihre diversen Sets für russische Schiffe zu werfen. Die demnächst erscheinenden Sets für die Slavas und Udaloys könnten ebenfalls nützliche Teile enthalten. Das wäre allerdings ein sehr teures Vergnügen, bei dem, wie man hierzulande sagt, die Brühe teurer käme als die Brocken... Also ein Fall für die mehr oder minder gut bestückte Grabbelkiste. Hatte der Maquette-Bausatz übrigens noch Nasschiebebilder, hat man bei Alanger darauf verzichtet – schließlich sind alle Beschriftungen und Markierungen ja erhaben am Modell ausgeführt...
Einige Teile sind sehr schön gemacht (z.B. die Barkasse), andere sind system- und altersbedingt grob, wie der Hubschrauber, die Niedergänge und Fachwerkmasten. Der Großteil der zahlreichen Fensteröffnungen ist sauber ausgeführt, nur ausgerechnet die Brückenfenster sind alles andere als rechteckig und werden einiges an Nacharbeit erfordern. Auswerfermarken finden sich teils an sehr unangenehmen Stellen. Die Schotten liegen als einzelne Teile bei, was einerseits gut ist, weil man sie dann vor Anbringen von Ätzteilen nicht abschleifen muß, andererseits aber angesichts der unübersichtlich und lieblos gehaltenen Bauanleitung die Arbeit erschwert.
AnleitungDiese ist ein Schwachpunkt des Bausatzes und genau die gleiche wie bei Maquette, und damit um Lichtjahre hinter den Anleitungen von z.B. Zvezda zurück (s.Bild). Die Bemalungsanleitung ist besonders rudimentär und verweist nicht auf einen Farbhersteller – es werden nur Grundfarben angegeben. Während die Arktikas früher ockergelbe Aufbauten hatten, zeigen neuere Bilder verschiedene orange Farben. Der neueste Eisbrecher, die „Jamal“, trägt darüberhinaus das vermutlich größte Haifischmaul der Welt an seinem Bug. Hier ist, wie bei allem, was mit diesem Bausatz zu tun hat, eigene Recherche und Initiative gefragt.
Fazit:Stärken:
Schwächen:
Fazit:Dieser Bausatz ist nichts für Anfänger, außer zur Abschreckung. Mit einer besseren Bauanleitung sähe das schon ganz anders aus, denn auch wenn vieles schwach detailliert und vergröbert ist, so scheint der Kern der Sache doch in Ordnung zu sein, wenn auch weit von einem modernen Hypersuperwunderkit entfernt. Aber für mich muß das auch gar nicht jeder Kit sein – ich freue mich, wenn ich mit Eigeninitiative etwas verbessern kann. Je nach dem Aufwand, den man zu betreiben gewillt ist, läßt sich daraus bestimmt ein sehr ansehnliches Modell bauen, das zwischen all den grauen Pötten eine willkommene Abwechslung darstellt. Aber der Weg dorthin, der dürfte kein leichter sein... Weitere Infos:Referenzen:
Diese Besprechung stammt von Frank Spahr - 19. April 2007 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |