Tai-atari Yuyoku Funshindan(Planet Models - Nr. 281)Produktinfo:
Besprechung:zum Vorbild:Im März 1945, als die Angriffe amerikanischer B-29-Bomber auf Japan immer intensiver wurden, erhielt das japanische Luftwaffenamt (Kokukyoku) von der Marine den Auftrag, eine neue Abwehrwaffe zu entwickeln. Vorgesehen war eine lenkbare Boden-Luft-Rakete, die per Autopilot auf die Bomberpulks zusteuern sollte. Anstelle einer Sprengladung sollte der Abschuss durch direktes Rammen erfolgen – das Geschoss sollte anschließend wieder landen und somit erneut einsatzfähig sein. Unter Leitung von Yujiro Murakami nutzte man als Basis den Abfangjäger J8M Shusui, die japanische Version der Messerschmitt Me 163. Daraus entstand die unbemannte Shusui-shiki Kayaku Rakete, die Planet Models ebenfalls als Bausatz anbietet und die wir hier bereits vorgestellt haben. Das Tragwerk erhielt eine Pfeilung von 30 Grad und war mittig am Rumpf angebracht. Vier Raketentriebwerke sollten das Geschoss von einer Startschiene auf bis zu 9.000 m Höhe bringen – in etwa 100 Sekunden. Eine Serienfertigung bei Kawasaki war geplant, kam kriegsbedingt jedoch nicht mehr zustande. Parallel dazu existierten auch Skizzen einer bemannten Version, bezeichnet als Tai-atari Yuyoku Funshindan. Diese unterschied sich hauptsächlich in der Cockpitgestaltung und verfügte über stärker gepfeilte Flügel (45 Grad). Auch dieses Gerät war als Rammjäger vorgesehen. Im Idealfall sollten die Piloten nach dem Angriff zum Flugplatz zurückkehren, sodass die Maschine mehrfach eingesetzt werden konnte. Aufgrund der Kriegslage blieb es jedoch bei groben Planungen – weiterführende Umsetzungen oder konkrete Besprechungen fanden nicht mehr statt. zum Bausatz:Planet Models überrascht Modellbauer immer wieder mit außergewöhnlichen und teils kaum bekannten Flugzeugprojekten – und schließt damit so manche modellbauerische Lücke. Während das Programm früher fast ausschließlich aus Resinbausätzen bestand, hält mittlerweile auch der 3D-Druck immer stärker Einzug beim Hersteller. Vor einigen Monaten habe ich bereits die unbemannte Version vorgestellt und gebaut, heute widmen wir uns nun der bemannten Variante. Der Bausatz ist bislang der erste und einzige, der diesen seltenen Typ darstellt. Planet Models bietet ihn sowohl im Maßstab 1:72 als auch 1:48 an – vorliegen habe ich hier die kleinere 1:72-Ausgabe. In der kleinen, stabilen Faltschachtel liegen zwei Klarsichtbeutel. Darin finden sich vier 3D-Druck-Blöcke sowie ein Vacu-Streifen mit insgesamt vier Cockpitscheiben. Wer sich zunächst Sorgen macht, sich für eine der beiden Versionen entscheiden zu müssen, kann beruhigt sein: Im Bausatz sind beide Varianten enthalten – wir erhalten also gleich zwei dieser Raketen. Im ersten Beutel befinden sich zwei alte Bekannte, die bereits aus dem Set der Shusui-shiki Kayaku bekannt sind: die Rollwagen. Hier hätte die Verpackung allerdings etwas großzügiger ausfallen dürfen, denn beim Auspacken verkanteten sich die beiden Druckblöcke, was das Herausnehmen erschwerte. Dabei löste sich das Deichselrad eines Rollwagens – glücklicherweise ohne größere Schäden. Auf den ersten Blick mag der massive 3D-Druckblock mit seinen angedeuteten Teilen etwas befremdlich wirken, doch das Ablösen gestaltet sich recht einfach: Zunächst trennt man die vier äußeren Stützstreben an den Sollbruchstellen ab. Anschließend werden die verbleibenden Supportstrukturen vorsichtig mit einem scharfen Skalpell entfernt. Danach genügt es, die Kontaktstellen wie bei einem normalen Spritzgussteil zu verschleifen – und schon sind die Bauteile einsatzbereit. Die beiden Rollwagen sind identisch aufgebaut und bestehen aus dem Gestell, drei Rädern, der Deichsel sowie dem Verschluss des Schemels. Druckrillen waren an meinem Exemplar kaum sichtbar, die Details sind insgesamt sehr sauber wiedergegeben.
Im zweiten Beutel finden sich schließlich die eigentlichen Flugkörper. Positiv hervorzuheben ist, dass Planet Models zwei unterschiedliche Granulatfarben verwendet hat – so lassen sich die Teile der beiden Varianten problemlos auseinanderhalten. In Orange liegt die Funshindan mit der runden Vollglas-Kanzel bei. Diese Variante besteht aus sieben Bauteilen plus der Vacu-Kanzel, die alle auf einem Druckblock angeordnet sind. Der 3D-Druck erlaubt hier sehr filigrane Details, was sich besonders am Instrumentenbrett und am Triebwerk zeigt. Für das Cockpit sind ein Sitz, der Steuerknüppel sowie die Instrumententafel enthalten. Rumpf und Flügel sind jeweils als einteilige Druckteile ausgeführt. Die Details wirken stimmig, lediglich leichte Druckrillen müssen gegebenenfalls verschliffen werden. Wie bereits erwähnt, liegt die Verglasung als Vacu-Teil bei und wird mit einem scharfen Bastelmesser vorsichtig abgetrennt. Praktisch: Eine zweite Kanzel ist als Reserve ebenfalls enthalten. Für den grauen Druckblock gilt im Wesentlichen dasselbe wie für die orangefarbene Variante. Lediglich Rumpf und Instrumentenbrett sind an die kantigere Cockpitform angepasst. Auch hier überzeugt der hohe Detailgrad, und es liegen ebenfalls zwei Vacu-Kanzeln bei. Bei einer Realisierung wäre diese Version vermutlich bevorzugt worden, da die eckige Kanzel stabiler gewirkt hätte. Die Teile lassen sich problemlos mit Sekundenkleber verarbeiten, was die Montage erleichtert. Einen Kritikpunkt möchte ich jedoch nicht unerwähnt lassen: Für diese sehr kleinen Modelle veranschlagt der Hersteller einen Preis von 38,60 €. Das ist ein stolzer Betrag, den man erst einmal bereit sein muss zu zahle
Bemalung und AbziehbilderFür jede Rakete liegt ein eigener kleiner Decalbogen bei. Die Jungs von Planet Models waren dabei wieder ausgesprochen kreativ: Zu den Bemalungsvorschlägen haben sie sogar kleine fiktive Geschichten samt passender Markierungen entwickelt. Die Variante mit der Vollglaskanzel nutzt die Abziehbilder des kleineren Bogens, während die Version mit dem eckigen Cockpit den größeren Bogen erhält.Natürlich kann der Modellbauer auch seiner eigenen Kreativität freien Lauf lassen und die Maschinen nach Belieben gestalten. Versatz oder Druckfehler sind mir bei den Decals nicht aufgefallen.
AnleitungDie Anleitung liegt in Form eines A4-Blattes bei und beginnt mit einer kurzen Einleitung – ein sinnvoller Zusatz, da sich im Netz kaum Informationen zu diesem Projekt finden lassen. Auf derselben Seite befindet sich auch die Teileübersicht. Der eigentliche Bau wird auf nur einer Seite in drei Schritten dargestellt. Angesichts der geringen Teilezahl ist das jedoch vollkommen ausreichend und weitgehend selbsterklärend. Auf den letzten beiden Seiten folgen die Bemalvorschläge. Zwar sind Farbangaben enthalten, allerdings ohne Bezug zu einem bestimmten Hersteller, sodass hier gegebenenfalls eigene Recherche notwendig ist.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Leicht, auch ein Einsteiger mit dem Material kommt hier zurecht Fazit:Ich persönlich bin von solchen Bausätzen immer sehr angetan. Der Bau ist unkompliziert, und das fertige Modell wird auf Ausstellungen garantiert für neugierige Blicke und Fragen sorgen. Lediglich der recht hohe Preis trübt die Freude ein wenig – dennoch bleibt die Tai-atari Yuyoku Funshindan ein spannendes und außergewöhnliches Projekt für die Vitrine. Weitere Infos:Referenzen: Hier gibt es den Bausatz beim Hersteller zu erwerben: https://www.specialhobby.eu/tai-atari-y-yoku-funshindan-japanese-rocket-plane-project-1-and-2-1-72 Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 23. August 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |