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A-20G Havoc "Low Altitude Raiders"

(Special Hobby - Nr. SH72478)

Special Hobby - A-20G Havoc

Produktinfo:

Hersteller:Special Hobby
Sparte:Flugzeuge Militär WK2
Katalog Nummer:SH72478 - A-20G Havoc "Low Altitude Raiders"
Maßstab:1:72
Kategorie:Bausätze (Plastik)
Erschienen:März 2023
Preis:ca. 24 €
Inhalt:
  • 4 Spritzlinge in grau
  • 1 klarer Gußrahmen
  • Abziehbilderbogen
  • Anleitung 

Besprechung:

Zum Vorbild

Die Douglas A-20G Havoc stellte eine bedeutende Weiterentwicklung der leichten Bomber- und Angriffsflugzeuge der USAAF dar. Im Gegensatz zu den früheren Versionen A-20B und A-20C verzichtete die G-Variante vollständig auf den verglasten Bug mit Bombenschützen und ersetzte diesen durch eine massive Nase mit sechs fest eingebauten 12,7 mm-Maschinengewehren. Damit war die A-20G eine der ersten alliierten Maschinen, die in großer Stückzahl als Gunship eingesetzt wurden.

Sie markierte den Beginn eines neuen Einsatzprinzips: schnelle, tief fliegende Angriffsflugzeuge mit konzentrierter Feuerkraft, die aus eigener Bewaffnung heraus massive Zerstörung entfalten konnten – insbesondere in Dschungelregionen, bei Angriffen auf Nachschubwege oder auf den kleinen Pazifikinseln erwies sich diese Taktik als äußerst effektiv.

Angetrieben wurde die A-20G von zwei Wright R-2600-23 Twin-Cyclone-Motoren mit jeweils 1.600 PS, was ihr eine Höchstgeschwindigkeit von über 540 km/h ermöglichte. Die Kombination aus robuster Zelle, hoher Feuerkraft und guter Wendigkeit machte sie zu einem geschätzten Arbeitspferd, insbesondere bei den Verbänden der 5th Air Force im Pazifikraum. Einsätze erfolgten unter anderem über Neuguinea, den Philippinen und später auch über dem japanischen Festland. Doch auch in Europa wurde die A-20G geflogen. Neben der USAAF setzte auch die Royal Australian Air Force diesen Typ ein.

Special Hobby - A-20G Havoc "Low Altitude Raiders"

Zum Bausatz

Die Douglas A-20 Havoc ist im Modellbau bereits seit Jahrzehnten vertreten – Revell, Monogram und andere Hersteller brachten schon in den 1960er- und 70er-Jahren eigene Bausätze dieses Musters auf den Markt. Danach wurde es lange still um den Typ, bis MPM im Jahr 2007 damit begann, die Havoc-Serie Stück für Stück in unterschiedlichen Versionen neu aufzulegen. In der Folge übernahm Special Hobby die Formen und führte die Reihe kontinuierlich weiter – zuletzt sogar mit einem komplett neu entwickelten Formenwerkzeug für die frühen Varianten der A-20, das bereits unter anderem bei Azur-Frrom zum Einsatz kam. Auch Revell hatte in der Vergangenheit zwei Kits mit Special-Hobby-Ursprung im Programm. Heute werfen wir jedoch einen genaueren Blick auf die Gunship-Version der A-20G, die Special Hobby im März 2023 unter eigenem Label neu aufgelegt hat.

Das dynamisch gestaltete Deckelbild zeigt die „Little Kitten“ während eines Tiefflugangriffs auf japanische Nachschubkolonnen – eine stimmungsvolle Szene, die gut zur Rolle der A-20G passt. Wie bei den meisten Special-Hobby-Kits kommt der Bausatz in einem praktischen und stabilen Stülpkarton daher. Der Karton bietet ausreichend Platz, um bei Bedarf auch zusätzliche Zurüstsätze sicher unterzubringen. Im Inneren finden sich vier sauber gespritzte Gussrahmen aus grauem Polystyrol sowie ein transparenter Klarsichtrahmen. Die Formen sind insgesamt gut ausgeführt – Grat oder Fischhäute sind nicht zu erkennen. Lediglich bei der Innendetaillierung könnten die Bauteile etwas filigraner sein, hier merkt man dem Kit sein Alter leicht an. Allerdings muss man dem Bausatz zugutehalten, dass er zu den ersten MPM-Kits gehört, die bereits aus Stahlformen gefertigt wurden – ein deutlicher Schritt hin zur industriellen Qualität und weg vom klassischen Short Run-Charakter.

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A-20G Havoc "Low Altitude Raiders"

 

Der Bau beginnt, wie üblich, im Cockpit. Dieses setzt sich aus einer Bodenplatte, dem Instrumentenbrett, einem Steuerhorn und dem Pilotensitz zusammen. Zwei Seitenwände mit angedeutetem Cockpitrelief werden direkt in die Rumpfinnenseiten eingeklebt. Für den Blick durch die Cockpitscheibe mag dieser Detailgrad ausreichen, wer das Cockpit jedoch geöffnet darstellen möchte, könnte hier mehr erwarten. Positiv hervorzuheben ist das gut gestaltete Instrumentenbrett, für das sogar passende Decals beiliegen. Gurte sind im Bausatz leider nicht enthalten und müssen bei Bedarf selbst ergänzt werden. Im Bereich des Heckstandes enthält der Bausatz lediglich den Drehturm mit zwei Browning-Maschinengewehren, allerdings mit eher einfachen Details. Der eigentliche Arbeitsplatz des Heckschützen ist nicht dargestellt – schade, denn in anderen A-20-Versionen ist zumindest eine rudimentäre Ausstattung angedeutet. Abhilfe schafft hier das Zubehörset von CMK (Nr. 7427), das diesen Bereich deutlich aufwertet.

Positiv fällt auf, dass Special Hobby für die unterschiedlichen Versionen jeweils angepasste Rumpfhälften entwickelt und beigelegt hat. Das zeigt sich unter anderem an den Gravuren auf der Rumpfunterseite, die bei dieser Version deutlich besser erhalten sind als beispielsweise bei der A-20B, die wir an anderer Stelle bereits vorgestellt haben. Die Passgenauigkeit der Teile ist erfreulich gut: Es entstehen kaum nennenswerte Spalten, und die Übergänge lassen sich in der Regel zügig versäubern. Die geschlossene Bugsektion erleichtert zudem das Einbringen der empfohlenen 10?g Trimmgewicht – ideal, da in diesem Bereich ausreichend Platz vorhanden ist. Lediglich der Übergang zwischen Bug und Rumpf erfordert möglicherweise etwas Nacharbeit. Vorteilhaft ist dabei, dass hier keine Klarsichtteile betroffen sind, die beim Schleifen beschädigt werden könnten. Die vier MG-Läufe in der Nase sind relativ schlicht ausgeführt und sollten für ein realistisches Erscheinungsbild vorsichtig aufgebohrt werden.

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A-20G Havoc "Low Altitude Raiders"

 

Die Flügel sowie die Höhenruder sind klassisch vertikal in Ober- und Unterseite geteilt. Leider fallen die Ruderkanten nicht besonders scharf aus und lassen sich auch nicht beweglich darstellen. Dafür sind die Gravuren – wie auch am restlichen Modell – sauber und dezent versenkt ausgeführt. Die Motorgondeln sind ebenfalls mittig geteilt. In den Fahrwerksschacht werden drei separate Seitenwände eingesetzt. Das Fahrwerk selbst ist dem Original entsprechend relativ robust und einfach gehalten – hier kann ein passendes PE-Set zusätzliche Feinheiten liefern. Generell wirken viele der Kleinteile eher grob und nicht besonders filigran, was für ein Modell dieses Alters aber verschmerzbar ist.

Ein leichter Formversatz ist an einigen Teilen erkennbar, lässt sich jedoch mit etwas Nacharbeit problemlos beheben. Interessant ist die gewählte Bautechnik: Das Fahrwerk wird zuerst an der Flügelunterseite montiert, bevor anschließend die Motorgondel darübergeschoben wird. Dieses Verfahren hat sich bei meiner A-20B im Vorjahr bereits bewährt und dürfte auch hier keine Schwierigkeiten bereiten.

Die beiden Wright R-2600-23-Sternmotoren mit jeweils 1.600?PS sind in vereinfachter Form dargestellt und bestehen aus zwei Zylinderkränzen und einem Kurbelgehäuse. Auch hier ließe sich mit Aftermarket-Teilen mehr herausholen – allerdings verschwindet der Motor später ohnehin unter der geschlossenen Cowling. Immerhin sind die Abgasrohre an der Rückseite bereits vorgebohrt und sauber wiedergegeben. Weniger überzeugend sind die Reifen: Sie kommen ohne jegliches Profil daher. Wer hier mehr Realismus möchte, greift besser zu Ersatz aus Resin.

Die Klarsichtteile sind separat verpackt und machen einen durchweg guten Eindruck. Neben der Glaskuppel für den Geschützturm und der Cockpitverglasung liegen drei weitere Fenster sowie ein Klarsichtteil für den Abschluss am Heck bei. Positiv hervorzuheben ist, dass das Cockpit mit etwas Geschick auch geöffnet dargestellt werden kann – eine Option, die sich vor allem in Kombination mit einem aufgewerteten Innenraum anbietet.

Bemalung und Abziehbilder

Der Decalbogen ist – wie bei Special Hobby üblich – sauber und versatzfrei gedruckt. Der Trägerfilm ist angenehm dünn, was eine problemlose Verarbeitung erwarten lässt. Die Anzahl der Wartungshinweise (Stencils) hält sich in Grenzen, was jedoch dem Original entspricht und daher kein Kritikpunkt ist. Mit dem Bausatz lassen sich zwei verschiedene Maschinen der A-20G Havoc darstellen. Die Markierungsoptionen sind ansprechend gewählt und gut dokumentiert.

  1. Die auf dem Cover gezeigte Douglas A-20G Havoc mit der Seriennummer 43-9105, genannt „Sweet li’l Kitten“, gehörte zur 312th Bomb Group, 388th Bomb Squadron der USAAF. Stationiert war die Maschine im Sommer 1944 auf Neuguinea. Sie kam im Februar desselben Jahres zur Truppe, wurde von Sgt. Archie Kachel gewartet und meist von Capt. Harold H. Fisher geflogen. Insgesamt absolvierte „Sweet li’l Kitten“ beachtliche 85 Einsätze und wurde dabei nur ein einziges Mal durch Granatsplitter beschädigt. Im Oktober 1944 musste das Flugzeug schließlich abgeschrieben werden – nicht durch Feindeinwirkung, sondern aufgrund schwerer struktureller Schäden, die durch die starke Beanspruchung auf den rauen, provisorischen Feldflugplätzen entstanden waren. Dies verdeutlicht eindrucksvoll den hohen Verschleiß, dem solche Maschinen im Pazifikraum ausgesetzt waren.
  2. Die zweite darstellbare Maschine trägt die Werknummer 43-22148 und gehörte zur No.?22 Squadron der Royal Australian Air Force (RAAF), die im Herbst 1944 auf Morotai stationiert war. Dabei handelte es sich um eines der letzten A-20G-Kontingente, das von der USAAF an die RAAF übergeben wurde. Die Maschine war vermutlich vom 12. Oktober 1944 bis zum 7. Februar 1945 in australischem Dienst, ehe sie an die USA zurückging. Zum Einsatz kam sie vor allem bei Angriffen auf japanisch besetzte Stellungen auf den Philippinen. Bei einem Nachtangriff Ende Februar 1945 erlitt die Staffel schwere Verluste – etwa die Hälfte der Maschinen ging verloren. In der Folge wurde das Einsatzpotenzial der Einheit mit britischen Bristol Beaufighters wieder aufgefüllt. Ein interessantes Detail: Während an Rumpfseiten und Oberflügeln australische Roundels angebracht wurden, blieben die US-Hoheitszeichen auf der Flugzeugunterseite offenbar unverändert
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A-20G Havoc "Low Altitude Raiders"

 

Anleitung

Die typische Special-Hobby-Anleitung beginnt mit einem kurzen Einführungstext und einer übersichtlichen Teileübersicht. In insgesamt 14 klar gegliederten Bauschritten wird man Schritt für Schritt zum fertigen Modell geführt. Positiv hervorzuheben ist, dass die Detailbemalung jeweils direkt mit Farbangaben versehen ist – das erleichtert die Arbeit deutlich. Wie üblich enthält die Anleitung auch Werbung in eigener Sache, wobei insbesondere die hauseigenen Zurüstsets vorgestellt werden – in diesem Fall sogar durchaus praktisch und thematisch passend. Auf zwei Farbseiten werden die beiden Markierungsoptionen mit etwas ausführlicheren Hintergrundtexten und Vierseitenansichten dargestellt. Gröbere Schnitzer sind mir nicht aufgefallen – die Anleitung führt zuverlässig und verständlich durch den Bau.

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Darstellbare Maschinen:
  1. Douglas A-20G Havoc Nr. 43-9105, Kennung: J, „Sweet li´l Kitten“ flown by. Capt. Harold H. Fisher, 312th BG, 388th BS, USAAF, Gusap (Neuguinea), Sommer 1944
  2. Douglas A-20G Bosten, Nr. 43-22148, Kennung DU-R, No. 22 Squadron, RAAF, Morotai (Indonesien) Herbst 1944
Stärken:
  • versionsspezifische Details
  • wohl immer noch die beste 72er Havoc am Markt
Schwächen:
  • Details sind teilweise etwas einfach ausgeführt
  • Arbeitsbereich des Heckschützen ist nicht dragestellt
Anwendung: Der Bausatz ist nicht übermäßig komplex und sollte sich, mit etwas Grundkenntnis, bereits für Modellbauer mit etwas Erfahrung, etwa beim zweiten oder dritten Flugzeugmodell, gut bewältigen lassen.

Fazit:

Mit der A-20G präsentiert Special Hobby eine weitere gelungene Variante seiner stetig wachsenden Havoc-Reihe. Der Bausatz bietet eine solide Grundlage, ist gut zu bauen und stellt auch weniger geübte Modellbauer vor keine größeren Herausforderungen. Für mich weiterhin eine empfehlenswerte Reihe – der Bau geht zügig von der Hand und lässt sich mit etwas Zurüstmaterial wunderbar aufwerten.

Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 06. August 2025

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