M24 Tank Chaffee (Koreakrieg 1950-1953)(AFV Club - Nr. 35209)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildAls Nachfolger des M3/M5 Stuart löste der leichte Panzer M24 Chaffee seinen Vorgänger erst gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ab, weshalb er nicht die Bekanntheit namhafter Typen erlangte. Zudem wurde bei den US-Truppen bereits 1952 damit begonnen, ihn durch den M41 Walker Bulldog zu ersetzen. Allerdings wurde der M24 noch lange nach Kriegsende weltweit weiterverwendet und über mehrere Jahrzehnte in verschiedenen Konflikten und Kriegen eingesetzt, u.a. in Vietnam, wo er unter dem Namen „Bison“ zuerst von französischen Truppen eingesetzt wurde. Der M24 - nicht unbedingt ein Exportschlager, aber als Second-Hand-Modell durchaus gefragt. Teilweise gab es sogar mehrfach Vorbesitzer. Mehr zu Geschichte und Technik:
Der BausatzVon 2013 bis 2015 hat sich AFV-Club aus Taiwan die unterschiedlichen Ausführungen zum Vorbild genommen und für verschiedene Einsatzzeiten angepasst. Auf die Variante aus dem Korea-Krieg (#35209) folgte die norwegische Variante des MM-116 (#35S82), mit verschiedenen Verbesserungen bis 1992/93 im Dienst des NATO-Landes, v.a. zu nennen der Umbau auf eine französische 90 mm-Kanone. 2014 folgten die US-Version aus dem Zweiten Weltkrieg (#35054), die Variante der japanischen Nachkriegsstreitkräfte (#35S74) und die französische Version aus dem ersten Indochinakrieg (#35S84). Die Serie beendete die britische Ausführung mit Decals für Fahrzeuge zwischen 1944 und 1946 (#35210). Die BauanleitungDie Bauanleitung ist ein 16seitiges Heft im Hochformat, das in 28 Bauschritten und übersichtlichen SW-Zeichnungen zum fertigen Modell führt. Allein die Abbildungen auf den Seiten 14f. erscheinen im Hinblick auf die Positionierung der Decals etwas klein, die sich aber mit Hilfe der on-line-Fassung auf dem Bildschirm vergrößern lassen. Ansonsten bietet die Bauanleitung Information im gewohnten Umfang: historische Einführung in Englisch und Chinesisch, Piktogrammerklärung, Verarbeitungshinweise für die Decals. Das Heft schließt typisch für AFV-Club mit der Bauteileübersicht. Vermissen mag man individuelle Angaben zu den vier darstellbaren Panzern (Einheit, Ort, Zeit). Die Verarbeitungshinweise scheinen soweit abgebildet eindeutig. Allerdings gibt es keine Zusammenbauhinweise für das Front-MG. Hier muss man auf die Bauanleitung des Indochina-Modells ausweichen.
Der BausatzDie Teile machen insgesamt einen sehr guten Eindruck: fein detailliert und präzise gespritzt, wie man es vom taiwanesischen Hersteller gewohnt ist. Ober- und Unterwanne sind aus sehr dünnem Material, die weitere Detaillierung erfolgt davon ausgehend additiv. Das selbe Verfahren findet beim Turm Anwendung. Das Modell verfügt über keine Inneneinrichtung, auch wenn sich die Luken ggf. geöffnet darstellen lassen. Gleiches gilt für den Motorraum. Es lässt sich quasi nur eine Außenhülle ohne Innenleben bauen. Trotzdem besteht das Fahrzeugmodell aus knapp 500 Teilen, was ein komplexes Bauvorhaben erahnen lässt. Eine detaillierte Ausstiegsklappe innen am Fahrzeugboden erscheint etwas übermotiviert. Mit der beeindruckenden äußeren Detaillierung geht aber eine gewisse Vielteiligkeit einher. Ein Beispiel hierfür mögen die Laufrollen sein, von denen jede aus sechs Teilen zusammenzubauen ist. Auch die Aufhängungsteile sind aus mehreren Teilen komplex konstruiert und sollten einen individuellen Federweg jedes Rades ermöglichen. Die Teile sind teilweise recht winzig (z. B. Bolzen), was nicht nur Nadelpinzetten alles abverlangen dürfte. Vorsicht gilt es bei den Mini-Positionierungsnasen walten zu lassen, ein aggressiver Klebstoff wird sie vermutlich bei kleinstem Druck auflösen. Nacharbeiten sollten dafür über das Auslösen und Versäubern der Teile hinaus jedoch nicht groß anfallen.
Metall- und KlarsichtteileBesonders hervorzuheben ist das einteilige gedrehte Alurohr, dem eine Feder beigegeben ist, um die Rücklaufmechanik zu simulieren. Die PE-Teile machen einen guten Eindruck und sind u.a. in den Bereichen Motorraumabdeckung und Seitenbleche vorgesehen. Die elf Klarsichtteile (v.a. optische Einrichtungen, Schutzscheibe für den Fahrer) fügen sich in den sehr guten Eindruck der bisher betrachteten Teile ein. Auch die Kommandantenkuppel ist ein Klarsichtteil, bei dessen Bemalung die sechs Sichtfenser des Panzerkommandanten freizulassen sind.
Die KetteBeigefügt ist eine Vinylkette mit scharf ausmodellierten Oberflächen, die sich auch auf der Innenseite sehen lassen kann. Innovativ ist der Verschluss mit zwei Stahlstiften, die durch Ösen an den Enden der Kette durchgeführt werden sollen. Allerdings haben sich diese Stifte im Tütchen mit dem Alu-Rohr gut versteckt. Zumindest ausprobieren möchte ich die Kette, zumal auf Vorbildfotos die Kettenspannung als stramm bezeichnet werden darf. Bemalung und DecalsFarbangaben (S.2) erfolgen für drei Hersteller (Tamiya, Revell, Lifecolor) und drei Produktlinien (Gunze Sangyo). Vom Einheitsoliv abweichende Farben werden bei den jeweiligen Teilen angegeben. Die Bemalung müsste sich unproblematisch gestalten, zumindest bei den olivfarbenen Varianten. Das Tigergesicht mit dem aufgerissenen Maul (siehe Deckelbild, das auch als Farbdruck nochmals beiliegt) erfordert vom Modellbauer eine Lackierung in Schwarz und Gelb, auf die dann die Decals aufgebracht werden. Die Decals beschränken sich ansonsten hauptsächlich auf US-Sterne und etwas fahrzeugspezifisches Dekor. Sie scheinen dünn und von guter Qualität zu sein. (Problem: weiße Decals auf weißem Papier). Darstellbare MaschinenVier nicht näher bezeichnete Panzer aus dem Korea-Krieg, wobei die Variante mit der gelb-schwarzen Tigerdarstellung auf der Panzerfront gegenüber dem ansonsten vorherrschenden Oliv hervorsticht. Meine Recherchen haben ergeben, dass das erste Fahrzeug zum 187th Regimental Combat Team (Airborne) gehörte und im April 1951 nahe Yeongdeungpo (Seoul) im Einsatz war. Der zweite M24 Chaffee, mit dem Namen "Eagle Claw", wurde 1951 bei der 3rd Ranger Infantry Company der 3rd Infantry Division eingesetzt. Der Panzer mit dem ikonischen Tigergesicht auf dem Titelbild gehörte dem 79th Tank Battalion der 25th Infantry Division an, diese Fahrzeuge wurden unter anderem bei der Schlacht am Han River im Jahr 1950 eingesetzt. Lediglich den letzten M24 Chaffee konnte ich trotz intensiver Suche nicht eindeutig identifizieren. Am Turm ist der Name "Mar-San" angebracht, die Seriennummer deutet darauf hin, dass das Fahrzeug 1945 bei Cadillac gebaut wurde und ursprünglich zu den amerikanischen Besatzungstruppen in Japan gehörte. Demnach war dieser Panzer wahrscheinlich eine der ersten Einheiten, die im Rahmen der Task Force Smith in den Koreakrieg eingriffen. AnmerkungAber auch andere Einsatzmöglichkeiten (z.B. Ardennen, Indochina, Vietnam) lassen sich recht problemlos umsetzen. Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Ein Modell, das für alle, die im Umgang mit einer Vielzahl kleiner und kleinster Teile erfahren sind, machbar sein sollte. Wer es einfacher und günstiger mag, sollte besser zum Konkurrenzprodukt greifen, das deutlich weniger fordernd ist. Fazit:Ein nicht mehr taufrischer Bausatz, der aber durchaus noch zu gefallen weiß. Ob man besser zum 2025 neu erschienen Konkurrenzprodukt von Italeri greift, das meines Wissens auch über ein gedrehtes Alurohr und sogar zusätzlich über eine De-Facto-Einzelgliederkette verfügt, dürfte oft schon die Preisfrage regeln. Weitere Infos:Referenzen:
Anmerkungen: Für das europäische Auge eher ungewöhnlich erscheinen auf Panzerfronten aufgebrachte Darstellungen von Tigern, die den Rachen aufreißen und ihre Zähne zeigen. Diese tauchen immer mal wieder bei Vorbildern und Modellen aus dem asiatischen Raum auf: vgl. beim nationalchinesischen M4 von Dragon oder Rye Field oder dem M113 von Academy in der südkoreanischen Version. Diese spektakulär lackierte Drohgebärde dürfte in der Realität wohl bald wieder durch ein weniger auffälliges Oliv ersetzt worden sein. LINK Diese Besprechung stammt von Thomas Ehrensperger - 25. Juli 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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