Universal Carrier Mk. IIDer kleine Allrounder in Indochinavon Thomas Ehrensperger (1:35 Tamiya)
Viele Modellbauer werden den 1976 erstmals erschienenen Bausatz des Bren-Carriers (nach dem verwendeten Maschinengewehr benannt) von Tamiya (MM 189) in den vergangenen Jahrzehnten gebaut haben und dürften sich an der Passgenauigkeit erfreut haben. Ursprünglich nur als Nordafrika-Version der „Wüstenratten“ vorgesehen, gehört das Modell zum Kernbestand des japanischen Herstellers. Noch heute wird das Grundmodell nahezu unverändert angeboten, in zwei verschiedenen Bausätzen (#35249, #35175).
Mein BausatzIch habe mir die #35175 vorgenommen. Vorfreude beim Auspacken, da ich das Modell schon dreimal gebaut habe und mich zu erinnern versuchte, was mich erwartet – erstmal gute Erinnerungen. Inzwischen hat sich allerdings mein Blick auf Bausätze etwas geändert. Das Erste was mir beim Betrachten der Spritzlinge auffiel, war die Jahreszahl an einem Spritzlingsrahmen: 1976. Nächstes Jahr 50-jähriges Jubiläum – Zeit für eine Überarbeitung?
Ein als sehr dunkel empfundener Kunststoff in einer Art schwarzgrün durchgefärbt empfinde ich als unangenehm. Die Miene des Modellbauers hellt sich wieder auf, als er die Decals für fünf Versionen vorfindet. Danach fünf Figuren (2x Nordafrika, 3x Europa), mit denen ich mich in einem separaten Artikel beschäftigen möchte. Hinzu kommt eine breite Auswahl an Aus- und Zurüstung (u.a. drei Bren-Maschinengewehre, zwei Enfield-Gewehre, eine Sten-MP, PIAT sowie Munitionskisten).
Folgende britische Versionen bzw. ein kanadischer Kettenschlepper lassen sich mit den mitgelieferten Decals nachbilden:
Aber ich hatte anderes mit dem kleinen Kettenfahrzeug vor …
Exkurs: Ein bisschen GeschichteWährend des Zweiten Weltkriegs waren auch weite Teile von Südostasien von japanischen Truppen besetzt. Nach der Niederlage des japanischen Kaiserreiches wurde dieser Teil der Welt von britischen und französischen Truppen „befreit“ und wieder zu einer französischen Kolonie bzw. entsprechenden Protektoraten. Aus dieser Zeit (1946) stammt mein Bauprojekt: ein französischer Universal Carrier. Recherche ist angesagt; die Ausbeute: mittlerweile acht Fotografien der neuen Nutzer (u.a. Fremdenlegion, französische Marineinfanterie), die den Einsatz des Kleinfahrzeugs belegen. Die größte Überraschung: Ein UC im Elefantengras, neben ihm stehend eine ehemalige deutsche Halbkette (Sd.Kfz. 251), darauf zehn Franzosen und Vietnamesen. Dies belegt den Mangel der französischen Truppen an defacto allem. So findet sich im Nachkriegsindochina nicht nur am Boden manches aus ehemaliger deutscher Produktion. Da sich auf MV viele für Luftfahrt interessieren, sei auf die intensive Nutzung alter Muster vom Fieseler Storch (Criquet) bis zur Junkers Ju 52 (Toucan) hingewiesen.
Der Bau des Bren-CarriersDer Bau ging wie erwartet flott von der Hand, (nahezu) alles passte dort, wo es hinsollte. Sogar die Vinylketten ließen sich problemlos aufziehen, vorsichtshalber wurden die Klebestellen mit Feinsand (Schwanheimer Spezial-Füllstoff) und aufgeträufeltem Cyankleber verstärkt. Schwierigkeiten machte die verwinkelte Frontwand mit dem kanzelartigen Vorsprung für den Beifahrer/MG-Schützen: Sie war zu breit, der Winkel zwischen Fahrer- und Beifahrerseite etwas zu klein, zu strammer Sitz war die Folge. Das Ganze wurde mit Feile, Klebstoff und sanfter Gewalt in Form gezwungen. Ergebnis: erstmal unschöne Lücken und Überstände. Im Wiederholungsfall würde ich dieses Frontteil splitten und die Teile separat verkleben und -spachteln. Seitenschürzen und Aufstiegsleitern wurden vorbildgerecht weggelassen. Das Front-MG wanderte ins Magazin, die Frontluke wurde mit etwas Kunststoff verschlossen, so dass nur noch ein schmaler Sehschlitz übrigblieb. Ansonsten beschränkte sich die Frankonisierung eher auf das Weglassen der Zurüstung. Die französischen Truppen verfügten wohl über das System PIAT zur Panzerabwehr, aber wozu? Es gab damals in Indochina keine gegnerischen Panzerfahrzeuge. Verwendung fanden aber Bren-Maschinengewehre, Lee-Enfield-Gewehre und in geringerer Zahl Sten-Maschinenpistolen, die dem Bausatz beiliegen.
Bemalung
Wie immer war der richtige Farbton ein Kapitel für sich, nicht nur bei Fahrzeugen der Wehrmacht. Auch Briten diskutieren die Farbgebung in englischsprachigen Modellbau-Foren. Beruhigend, wie ich finde. Da es sich beim Bren-Carrier um ein Second-Hand-Fahrzeug handelt, wird man mit einem Dunkelgrün beginnen und mit verschiedenen farblichen Maßnahmen (v.a. Washings, Dry-brushing) die gleichförmige Oberfläche auflockern, um abschließend mit Schmutz und Staub zu harte Farbkontraste wieder einzudämpfen.
Decals
Die Decals wurden nach dem ersten Wash – gebrauchtes Fahrzeug – aufgebracht und versiegelt. Die Kennzeichnung der in Indochina eingesetzten Fahrzeuge folgten einem einfachen Muster – von links nach rechts: französische Nationalflagge – IC für Indochine – Bindestrich – fünfstellige Zahl. Zum Einsatz kamen übriggebliebene Decals eines Kleinserienherstellers. Name und Kennzeichen des Fahrzeugs sind fiktiv, wie übrigens auch die Bemalung.
FazitViel Bauspaß – bei übersichtlichen Kosten. Wer tiefer in die Tasche greifen möchte, wird bei RIICH ein zeitgemäß produziertes, deutlich anspruchsvolleres Modell finden; Bausätze, die sicher mehr bieten als der nächstjährige Jubilar.
Wenn ich mir nun den 11 cm langen Winzling betrachte, denke ich mir, dass es auch ein guter Grundstock für eine Sammlung Klein- und Kleinstpanzer in 1:35 wäre:
Und natürlich der Universal Carrier bei seinen "Nachnutzern":
Ein kleines Vitrinen-Museum nimmt in Gedanken Form an … Aber nicht alle Ideen kann (muss) man realisieren. Leider!
Thomas Ehrensperger Publiziert am 06. November 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |