NJ-22 Orao(Litaki - Nr. 72002)Produktinfo:
Besprechung:
Zum VorbildDie NJ-22 Orao (serb. „Adler“) ist ein Mehrzweckkampfflugzeug aus den 1980er Jahren, das im ehemaligen Jugoslawien entwickelt wurde. Es konnte sowohl als Jagdbomber als auch als Aufklärer eingesetzt werden. Die Entwicklung erfolgte in Zusammenarbeit zwischen Jugoslawien und Rumänien und war eine eigenständige Konstruktion, beeinflusst durch sowjetische Technikstandards. Die NJ-22 war bekannt für ihre robuste Bauweise und konnte auch von weniger befestigten Rollbahnen aus operieren. Zwei D-30-Kerosin-Triebwerke ermöglichten dem Flugzeug eine hohe Beweglichkeit und Geschwindigkeit. Die jugoslawische Luftwaffe setzte die Orao vor allem zur Luftnahunterstützung, Aufklärung und bei Präzisionsangriffen ein. Ihre Feuerprobe erlebte die Maschine während der Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren. Auch nach dem Zerfall Jugoslawiens blieb die Orao weiterhin im Bestand der serbischen Luftwaffe sowie der Luftstreitkräfte der Republik Srpska. Bis heute wird das Flugzeug modernisiert und weiterhin verwendet. Zum BausatzDie NJ-22 ist die zweisitzige Version der hier ebenfalls vorgestellten Soko J-22 Orao. Zuvor gab es von diesem Flugzeugtyp lediglich einige Resin-Bausätze. Litaki hat sich die J-22 als Erstlingswerk vorgenommen und nach dem Einsitzer nun 2024 auch den Doppelsitzer aufgelegt. Damit schließt der neue Hersteller eine weitere Lücke in der Modellbaulandschaft. Der attraktive Stülpkarton zeigt eine serbische Maschine im Flug. Da wir bereits den zuvor erschienenen Bausatz vorgestellt haben, kann ich sagen: Die hervorragende Qualität setzt sich auch hier nahtlos fort. Der Karton ist randvoll gefüllt, und die Teile sind mit ausreichend Dämmmaterial gesichert – absolut vorbildlich, da kann beim Transport nichts beschädigt werden.
Die sieben grünlichen Spritzlinge sind in zwei Folientüten verpackt. Auffällig ist, dass alle Gussrahmen in einer länglichen Form gehalten sind. Zusätzlich liegen die Klarteile separat verpackt bei und sind mit Schaumstoff extra geschützt. Als weitere Highlights enthält der Bausatz Fotoätzteile (PE-Teile), Lackiermasken, Abziehbilder, eine ausführliche Anleitung, zwei Seiten mit insgesamt sechs Farbvorschlägen sowie sogar ein kleines Poster des Titelmotivs. Die Teile sind sehr sauber gegossen und hervorragend detailliert – keine Spur von Short-Run-Qualität oder Ähnlichem. Auf den ersten Blick müssen sich hier selbst etablierte Hersteller warm anziehen.
Der Bau beginnt mit dem Cockpit. Schon die Instrumententafeln bestehen aus mehreren Teilen – das selbe Bild zeigt sich bei den Sitzen. Auch die sonst übliche, einteilige Cockpitwanne sucht man hier vergeblich, sie muss vollständig selbst aufgebaut werden. Dabei wurde auf viele kleine Details geachtet: Sogar die winzigen Seitenruderpedale bestehen aus fein gearbeiteten Spritzgussteilen. Die Instrumente an den Seiten und an der Front werden zunächst mit Fotoätzteilen (PE-Teilen) dargestellt, um die passende Struktur zu erzeugen. Anschließend kommen Abziehbilder zum Einsatz, die die eigentlichen Anzeigen darstellen. Dabei wurde auch der Unterschied zwischen dem vorderen und dem hinteren Pilotenplatz berücksichtigt. Auch die Schubregler sind nicht einfach angegossen, sondern als separate Teile beigelegt – eine gelungene Lösung, die allerdings eine gewisse Vorliebe für Kleinteile voraussetzt. Die beiden Schleudersitze bestehen aus fünf Plastikteilen und werden zusätzlich mit passenden PE-Teilen aufgewertet, was zu einem wirklich hohen Maß an Detailtreue führt. Etwas störend ist jedoch, dass die PE-Teile keine Falthilfen haben – man muss also alles freihändig biegen, was etwas Fingerspitzengefühl erfordert. Die Detailbemalung gestaltet sich schwierig, da die Anleitung nur sehr grob und ungenau darauf eingeht. Eine eigene Recherche ist hier dringend zu empfehlen. Auch auf den Unterschied zwischen frühen und späten Varianten der NJ-22 wird eingegangen: Vor 1993 war das Cockpit in Grün gehalten, spätere Maschinen erhielten hingegen eine türkisfarbene Innenraumgestaltung. Nach dem Cockpit folgt der Zusammenbau der Triebwerke. Dabei werden unter anderem die Nachbrennerringe sowie das Schubrohr eingebaut. Auch hier wird auf den Unterschied zwischen den frühen und späten Triebwerksvarianten eingegangen: Für die frühe Ausführung muss das Schubrohr entsprechend gekürzt werden. Anschließend geht es mit dem Zusammenbau der Fahrwerksschächte weiter. Auch hier begegnet einem wieder das Prinzip „Klein in Klein“ – die Baugruppen bestehen aus mehreren, teils sehr kleinen Teilen. Passhilfen sind dabei kaum vorhanden; bestenfalls finden sich kleine Markierungen, zum Beispiel am Boden des Cockpits, die beim Ausrichten helfen. Der Rumpf ist horizontal geteilt – eine Lösung, der ich persönlich gar nicht abgeneigt bin, da sich horizontale Trennkanten oft einfacher versäubern lassen als vertikale. Bevor es an den Zusammenbau geht, müssen jedoch einige Löcher gebohrt werden. Anschließend werden die Fahrwerksschächte, die Triebwerke sowie das Cockpit eingesetzt. Auch das nötige Gegengewicht in der Nase darf nicht fehlen. Typisch hierbei: Eine exakte Angabe zum benötigten Gewicht fehlt, man muss also selbst ein wenig abschätzen. Die Passgenauigkeit ist nicht ideal – an einigen Stellen muss nachgearbeitet und versäubert werden. Besonders beim Einbau des Cockpits hatte ich Schwierigkeiten, da es nicht sauber passte und entsprechend angepasst werden musste. Nachdem der Rumpf fertiggestellt ist, werden die Flügelhälften zusammengesetzt. Auch die Triebwerksringe – wahlweise in der frühen oder späten Variante – sowie die Lufteinläufe werden angebracht. Vor allem Letztere erfordern jedoch wieder sorgfältiges Angleichen, um saubere Übergänge zu erzielen. Danach geht es erneut ins Detail: Die Räder sind mittig geteilt, und die Fahrwerksbeine des Hauptfahrwerks bestehen jeweils aus sieben winzigen Einzelteilen – beim Bugfahrwerk sieht es ähnlich aus. In den abschließenden Bauschritten folgen die Fahrwerksklappen, die Pylone sowie die Cockpitverglasung. Letztere setzt sich aus vier Teilen zusammen, was eine offene Darstellung des Cockpits erleichtert – ein schönes Detail. Neben den Lufteinläufen sind auch zwei doppelläufige GSh-23L-Kanonen verbaut. Die Luftbremsen lassen sich optional ausgefahren darstellen. Für die Außenlasten steht eine beachtliche Auswahl an Bewaffnung zur Verfügung, darunter Zusatztanks, BL755-Streubomben und Raketenbehälter. Am Heck befinden sich zudem drei kleine Täuschkörperwerfer. Zum Abschluss werden noch feine Details wie Antennen und das Pitotrohr angebracht. Besonders positiv fällt auf: Für die Klarsichtteile sowie die Radfelgen liegen passende Masken bei – ein löblicher Service, der zeigt, dass der Hersteller wirklich Wert auf Qualität legt.
Bemalung und AbziehbilderDie Abziehbilder stammen von DecoGraph und überzeugen mit guter Genauigkeit, scharfer Druckqualität und einem stimmigen Farbbild. Die Trägerfolie ist angenehm dünn, matt und sehr eng an den bedruckten Bereichen zugeschnitten, was das Finish deutlich aufwertet. Der Bausatz ermöglicht den Bau von insgesamt sechs verschiedenen Flugzeugen, die sich vom Tarnmuster her nur in Nuancen unterscheiden – ideal für Modellbauer, die auf kleine Unterschiede achten oder ein bestimmtes Vorbild darstellen möchten.
Die Bauanleitung......macht insgesamt einen hochwertigen Eindruck. Sie beginnt mit einer übersichtlichen Teileaufstellung und einigen grundlegenden Arbeitshinweisen. Allerdings ist die Anleitung nicht durchgehend selbsterklärend – insbesondere bei der Detailbemalung bleiben gelegentlich Fragen offen oder Angaben fehlen ganz. Positiv hervorzuheben ist, dass Unterschiede zwischen frühen und späten Maschinen im Bauverlauf klar gekennzeichnet sind. Am Ende der Anleitung finden sich die möglichen Waffenkonfigurationen sowie eine gut strukturierte Farbtabelle. Diese enthält Angaben für Farben von Mr. Color, Ammo by MiG, AK Interactive und Tamiya – hier wird wohl jeder fündig. Außerdem bietet die Anleitung eine kurze Übersicht zur Geschichte der sechs dargestellten Vorbilder. Ergänzend liegen zwei separate A4-Blätter bei, auf denen die Positionierung der Wartungshinweise (Stencils) sowie die Bemalungsvorschläge für alle sechs Flugzeuge dargestellt sind. Als kleines Extra ist zudem ein A4-Poster mit dem Coverbild enthalten – eine nette Dreingabe, die das hochwertige Gesamtpaket abrundet.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Aufgrund der vielen Kleinteile ist der Bausatz nur dem fortgeschrittenem Modellbauer zu empfehlen. Fazit:Im Bereich Spritzguss ist dieser Bausatz ohnehin alternativlos – vergleichbare Modelle sucht man vergeblich. Doch nicht nur das: Die Vielzahl an Details, die hochwertigen Zugaben wie Masken, PE-Teile, umfangreiche Decals und sogar ein Poster sprechen ganz klar für sich. Trotz kleiner Schwächen, etwa bei der Anleitung oder Passgenauigkeit mancher Baugruppen, bleibt unterm Strich ein rundum überzeugender Bausatz. Daher kann ich hier eine uneingeschränkte Kaufempfehlung aussprechen. Weitere Infos:Referenzen: Hier gibt es den Bausatz beim Hersteller direkt. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 08. Mai 2025 © 2001-2025 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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