Heinkel He 162 D Salamander(AZ model - Nr. AZ7826)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildDie Heinkel He 162 war neben der Messerschmitt Me 262 und der Arado Ar 234 der dritte Strahltriebjäger der deutschen Luftwaffe, der noch zum Einsatz gelangte. Beachtlich ist die extrem kurze Entwicklungszeit des Flugzeugs. Denn erst am 8. September 1944 erfolgte die Ausschreibung im Rahmen des Jägernotprogramms. Hier wurden eine leichte Steuerung, geringes Gewicht, mindestens 30 Minuten Flugdauer, gute Flugleistungen und kurze Startbahnen ausgeschrieben. Nur 69 Tage später startete Gotthold Peter in Wien-Schwechat zum Erstflug. Dieser verunglückte wenige Tage später bei einer Flugvorführung in der Maschine tödlich. Als Schwachpunkt zeigte sich die Verleimung des Holzes, die zum Bruch des Flügels führte. Daraus schlussfolgerte man, dass man künftig nicht schneller als 600 km/h fliegen sollen durfte. Im allgemein war das Flugzeug recht einfach aufgebaut, ein BMW-003 Strahltriebwerk sorgte für gute Flugleistungen, welche allen alliierten Jägern überlegen war. Auch ein Schleudersitz war verbaut. Bewaffnet war die He 162 mit zwei MG 151/20, der erste Einsatz erfolgte am 26. April 1945. Es sollen noch zwei Abschüsse stattgefunden haben, die aber nicht mehr bestätigt werden konnten. Das Flugzeug war für seine Piloten aber ebenfalls sehr gefährlich, aufgrund der Kriegslage und der kurzen Entwicklungszeit konnten die Fehler nicht mehr behoben werden und einige Piloten starben durch Unfälle. Hinzu kam die kurze Einweisung in nur knapp 100 Stunden, die meisten Piloten waren noch Jugendliche. Noch kurz vor Kriegsende wurde durch die OKL ein Nachfolger gesucht. Tatsächlich wurden auch noch verschiedene Varianten realisiert oder geplant. So war die hier gezeigte Varianten D tatsächlich in Planung. Diese sollte, wie die Variante C, mit einem HeS 011A angetrieben werden und besaß ein V-förmiges Seitenleitwerk, allerdings sollten die Flügel negativ gepfeilt sein, was eine deutlich bessere Manövrierbarkeit zur Folge gehabt hätte. Realisiert wurde das Projekt aber nicht mehr. Zum BausatzVom "Volksjäger" sind im Laufe der Zeit bereits einige verschiedene Bausatzformen in 1:72 ganz unterschiedlichem Alters und Qualität auf dem Markt gekommen. An dieser Stelle möchte ich kurz auf die kleine Gegenüberstellung vom Modellbaukollegen "S M" auf Scalemates aufmerksam machen, der die wesentlichen Bausatzformen gegenüber gestellt hat. Das Maß aller Dinge ist bisher Special Hobby mit seiner Bausatzform aus 2020 gewesen, ob daran AZ-Models mit seiner Bausatzform aus 2022 etwas ändern kann, werden wir gleich erfahren. AZ-Models hat einige interessante Bausätze auf dem Markt, alleine von der He 162 gibt es (Stand 2024) 19 verschiedene Auflagen in unterschiedlichen Ausführungen und teils sehr exotischen und fantasievollen Bemalungen. Fast hätte ich schon den Spruch "Masse statt Klasse“ auf den Lippen gehabt, der ist aber auch nicht so weit hergeholt, denn bei diesen Bausätzen handelt es sich sehr offensichtlich um Short Run–Kits. Daher versucht man wohl auch in kurzer Zeit viele verschiedene Varianten auf den Markt zu werfen. Bei einem Preis von um die 10 € ist der Bausatz aber günstiger als seine Konkurenz. Der Bausatz wird in einem kleinen Faltkarton geliefert. Auf dem Cover sehen wir, wie bei allen aktuellen Bausätzen aus dem Hause KP und AZ, ein farbenfrohes animiertes Bild. Zu sehen ist die fiktive He 162D des Jagdgeschwaders 26 im siegreichen Luftkampf mit einer De Haviland Vampire. Auf der Rückseite finden wir die vier Farbvorschläge. Im Inneren sind die Teile zusammen mit einer einfach gehaltenen Bauanleitung und den Decals in einer Folie verpackt. Ich bin mir leider nicht mehr ganz sicher, ob auch die Klarteile extra verpackt waren.
Die beiden Spritzlinge zeigen auf den ersten Blick bereits ihren Short Run-Charakter: dicke Angüsse, unsauber gegossene Teile und keine Passstifte. Auch das Plastikmaterial fässt sich leider sehr komisch an, eher wie Kerzenwachs und relativ weich. Beim Bau zeigte sich auch, dass dieses Plastik mit dem Revell Contacta lange braucht, um richtig auszuhärten und es auch schnell weich und verformbar in dieser Zeit ist. Was aber an dem Flugzeug ganz gut überzeugen kann, sind die Strukturen und können hier durchaus als gelungen bezeichnet werden. Die Seitenwände des Cockpits sind nur durch eine Gitterstruktur dargestellt, der Pilotensitz ist recht detailliert. Leider sind die Teile auch nicht so einfach gerade zusammenzusetzen, hier ist immer wieder Nacharbeiten und Schleifen notwendig. Das Teil für das Bugfahrwerk ist absolut fehlerhaft und scheinbar nicht richtig ausgeformt, denn es fehlt der vordere Teil, was dazu führt, das man einfach in den Rumpf schauen könnte. Überhaupt muss man eine ganze Weile austesten, wo es richtig hingehört, um möglichst das ganze Fahrwerk abzudecken. Im Cockpit werden dann noch Instrumententafeln per Decals angebracht, die Seitenruder einfach an der Seite des eben angesprochenen Bugfahrwerks befestigt, wobei man schon etwas Fantasie braucht, um hier die Ruderpedale zu erkennen. Neben den angesprochenen Schwierigkeiten haben wir aber dennoch ein ganz gut dargestelltes Cockpit, sollte man diese Probleme beheben können. Das Triebwerk besteht aus einem Luftrad, welches aber erst mal in die richtige Form geschliffen werden muss, und dem Triebwerksauslass. Ebenso gibt es ein eigentlich ganz gut gemachtes Fahrwerk, gerade der Hauptfahrwerksschacht ist ganz ordentlich gelungen. Die Räder sind leider in der Mitte geteilt und auch alles andere als sauber gespritzt. Man sollte hier überlegen, ob es sich lohnt, diese durch Resinteile zu ersetzen. Die Passung des Rumpfs ist ebenfalls eher schlecht. Es sollten genug Klammern verwendet werden und es muss überall noch gespachtelt und geschliffen werden. Auch beim V-Leitwerk muss geschliffen werden, damit das Teil vernünftig in den Rumpf passt. Die Seitenflossen selbst liegen separat bei, leider fehlen hier wie auch an den Flügeln entsprechende Passstifte, es empfiehlt sich auf alle Fälle hier selbst welche mit z. B. kleinen Drahtstiften anzufertigen, um so mehr Stabilität in das Projekt zu bringen. Das Klarteil passt erstaunlich gut, es ist auch frei von Kratzern und ermöglicht einen sauberen Einblick in das Cockpit. Auch wenn ich bisher viel Kritik geäußert habe, möchte ich dennoch betonen, dass das Projekt durchaus Spaß macht und trotz der vielen Arbeit zügig von der Hand geht. Zumal es die einzige He 162 D auf dem Markt sein dürfte und der Preis von um die 10 € auch nicht zu viel verlangt ist.
Bemalung und AbziehbilderDie Abziehbilder lagen leider lose in der Folie, nicht einmal eine Schutzfolie hat man beigelegt. Die Decals beinhalten neben den vier Flugzeugmarkierungen auch Gurte und Anzeigen für das Cockpit. Wartungshinweise oder Stencils sucht man dagegen leider vergeblich. Der Bausatz schlägt zwei deutsche und zwei italienische Maschinen vor, durchaus logisch, wenn man den Gedanken "What-if" weiter spinnt, letztlich wäre eine ausgereiftere He 162 auch ein effektives und gleichzeitig günstiges Flugzeug für die Verbündeten gewesen, wäre der Krieg anders verlaufen. Auch wenn es sich hier um ein What-if handelt, habe ich zu den potentiellen Vorbildern etwas recherchiert:
AnleitungDie Anleitung ist nur ein Faltblatt. Auf Seite 1 finden wir die Historie in englisch und tschechisch, auch die Farbangaben und Arbeitshinweise sind hier zu finden. Zwar wird hier auch auf die Quellen eingegangen, aber diese scheinen auf die Bf 109 getrimmt zu sein und sind scheinbar falsch. Es folgt dann eine Teileübersich und die insgesamt 14 übersichtlichen Arbeitsschritte. Auffällig ist direkt, dass man die Anleitung der He 162 D und der He 162 C einfach in eine Anleitung gepackt hat und die Unterschiede nur in Schritt 10 erläutert. Eigentlich gar nicht dumm, um Geld zu sparen in der Produktion, zumal beide Bausätze bis auf die Decals identisch sind. Zuletzt wird nochmal eine Vierseitenansicht des Flugzeugs in beiden Versionen gezeigt. Die Bemalungsanleitung finden wir auf der Kartonrückseite - vielleicht für den einen oder anderen daher etwas klein dargestellt.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Auch wenn der niedrige Preis Einsteiger anlockt, ist dieser Bausatz für Fortgeschrittene für zwischendurch, da die schlechte Bausatzqualität viel Nacharbeit erfordert. Fazit:Insgesamt fällt mir ein Fazit schwer, irgendwie gefällt mir der Bausatz trotz aller Kritikpunkte dennoch und alle Fehler lassen sich dann doch schnell beheben. Natürlich muss man bedenken, dass es bei Short Run-Bausätzen auch sein kann, dass man einen Bausatz erwischt, der aus der jüngeren Form stammt und damit besser verarbeitet wurde. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man hier trotzdem gerne zugreifen und kommt mit Geduld dennoch zu einem guten Ergebnis. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 25. April 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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