Heinkel He 162 DII. / JG 26 „Schlageter“, Prag, Mai 1945von Andy Hartung (1:72 AZ model)Manchmal bin ich einfach froh, ein kleines Projekt, wo ich wenig darüber nachdenken muss, zu haben. Man spricht auch häufig vom Wochenendbausatz. Dabei muss das ausgewählte Projekt nicht mal langweilig sein, oft sind es ja gerade Schulungs- und Jagdflugzeuge, die in diese Richtung gehen. Das What-if passte genau in die Kategorie. Doch nach dem anfänglichen Optimismus kann sich schnell Ernüchterung breitmachen und das Modell verlangt nach mehr Arbeit, als eigentlich vorgesehen war. So geschehen bei der hier gezeigten He 162 von AZ-Modell. Das Modell ist bereits im Frühjahr 2023 nach der sächsischen Plastikmodellbauaustellung in Siebenlehn mit nach Hause gewandert. Nach einer kurzen Durchsicht habe ich dann den Bausatz erst mal im Lager verstaut und dort blieb er auch. Ein Freund von mir wollte nun auch in den Modellbau einsteigen und fragte, ob man nicht mal zusammen ein Nachmittag bauen und ich ihn die Grundlagen zeigen könnte. Natürlich stimmte ich zu und suchte nach einem kleinen vorzeigbaren Projekt, welches innerhalb weniger Tage fertig gebaut sein sollte. Zum BauZum Bausatz selbst gibt es wenig zu sagen und ist alles in der Vorstellung von mir präsentiert worden. Zwei kleine Spritzgussrahmen und zwei Klarteile, mehr braucht es gar nicht. Was allerdings dann doch störend ist, ist schlicht die eher mäßige Qualität. Das Plastik ist recht weich und fühlt sich zum Teil wie Kerzenwachs an, einige Teile sind nicht richtig ausgeformt und wenn man versucht, ein Teil wie den Rumpf zusammenzusetzen, entstehen unschöne Lücken. Das heißt also im Umkehrschluss: sehr, sehr viel Arbeit, um das Flugzeug ordentlich darstellen zu können. Der Bau begann im Cockpit, welches eigentlich gar nicht schlecht dargestellt wurde. Der Sitz besteht aus mehreren Teilen, ist aber aufgrund der schlechten Gussqualität windschief und nur schwer gerade einzubauen. Erschwernd kommt hinzu, dass der Revell Contacta lange braucht, um so auszuhärten, dass es auch hält. In der Zwischenzeit verhält sich die bestrichene Stelle wie Gummi und ist schnell zu verformen. Der Fahrwerksschacht des Bugfahrwerks ist nicht richtig ausgeformt und musste irgendwie repariert werden, außerdem entstand hier ein ziemlicher Versatz, wenn man beide Hälften dieses Teils zusammenfügen wollte. Das Innere habe ich dann bemalt. Das Instrumentenbrett sowie die Sicherheitsgurte und ein Hinweisschild wurden per Decals dargestellt. Ich ergänzte noch ein paar Leitungen. Die Nase des Cockptis wurde mit Bleikügelchen ausgekleidet, direkt hinter dem Rumpf wurde noch ein Trimmgewicht von 5 Gramm eingeklebt. Der Fahrwerksschacht ist überraschend gut dargestellt. Zwar ist das Teil, wie am ganzen Bausatz festzustellen, nicht ganz sauber gegossen. Ich habe erst mal angefangen, das Teil zu versäubern. Das Triebwerk ist nur angedeutet durch das Luftrad, einem eher ovalen als runden Teil. Danach habe ich den Rumpf zusammengesetzt. Tija, neben einem Versatz sind es vor allem auch sehr große Spalte, die es zu versäubern galt. Die Bilder zeigen das Ausmaß.
Hier habe ich das Flugzeug dann erst mal zu Gunsten der vor kurzem gezeigten Douglas A-20 ruhen lassen. Ich wollte sowieso, dass die Teile richtig aushärten können, damit der Rumpf sich nicht verschiebt oder beim Bearbeiten aufspringt. Nachdem ich das ganze mit viel Mühe versäubert habe, sollten die Flügel dran. Leider gab es hier keine Passhilfen, das heißt, die Flächen richtig glatt schleifen und die Flügel dann entsprechend fixieren. Auch hier musste ich die Lücken verschließen, zu letzt habe ich mit einem Zirkel die Gravuren noch nachgezogen. Lackiert wurde die Maschine dann mit Farben von Ammo of Mig, aus dem Set „Luftwaffe End War“. Ich habe hier lange überlegt, ob ich die deutsche oder die italienische Maschine baue, habe mich aber letztlich für die auf dem Cover entschieden. Der Rumpf selbst wurde grau-blau, die unteren Flügel hellblau, der Rumpfrücken braun-violett und die Flügel bekamen grüne Tarnflecken. Nach dem Klarlack folgte eine Alterung. Nach dem Lackieren setze ich das Fahrwerk noch dran, hier machte sich die lange Trocknungszeit des Klebers wieder bemerkbar, denn das Fahrwerk musste ich immer wieder nachjustieren. Die Abziehbilder von AZ-Models wurden durch Stencils der MiG-21 von Eduard ergänzt.
Zum VorbildIch entschied mich, die Heinkel He 162D der II. Staffel des Jagdgeschwaders 26 „Schlageter“ im Einsatz über Prag im Mai 1945 zu zeigen. Natürlich ist mir klar, dass es sich hier um ein What-if handelt und weder die He 162D wirklich zum Einsatz war, noch dass sie überhaupt gebaut wurde. Allerdings wäre bei einem anderen Kriegsverlauf der Einsatz verbesserter He 162 durchaus möglich gewesen. Im Mai 1945 fand in Prag noch die letzte große Schlacht des Zweiten Weltkriegs in Europa statt. Die echte II. Staffel des JG 26 war zu Beginn 1945 mit Focke-Wulf Fw 190 A und D ausgestattet und nahm direkt am 1. Januar 1945 an der Operation „Bodenplatte“ teil, der letzte große Luftangriff an der Westfront, bei dem verschiedene Flugplätze der Alliierten angegriffen wurden. Der Verband griff hier den Flugplatz Brüssel-Evere an, der schwer beschädigt wurde. Aufgrund hoher Verluste kam es zu keinem derartigen Einsatz mehr. Die Staffel verlegte am 25. März nach Celle, am 6. April nach Uetersen, am 1. Mai nach Neumünster und erlebte das Kriegsende ab dem 2. Mai in Husum.
FazitAm Ende ist von den Schwierigkeiten und der eher mäßigen Qualität des Bausatzes nichts mehr zu sehen und ein absolut sehenswertes kleines Flugzeug entstanden. Bei dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und freue mich über meine kleine He 162 im Regal. Viel Zeit habe ich für den Bausatz dann tatsächlich nicht gebraucht, wenn man die Trocknungszeiten mal außer acht lässt. Andy Hartung Publiziert am 11. Juni 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |