Heinkel He 178 V-2 "First Jet Plane of the World"(Special Hobby - Nr. SH48093)Produktinfo:
Besprechung:Zum OriginalIm März 1936 begann Ernst Heinkel mit Dr. Hans J. Pabst von Ohain und seinem Assistenten Max Hahn zusammenzuarbeiten bzw. stellte die beiden in seinem Betrieb ein. Bereits im September 1937 trug diese Kooperation erste Früchte, es wurde das HeS-1 (Heinkel Strahltriebwerk 1) vorgestellt und ging in den Testbetrieb. Angetrieben wurde es mit Wasserstoff und es besaß noch keine Drosselklappe, trotzdem erbrachte es eine Schubkraft von 240 kN. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Tests begann von Ohain mit der Entwicklung eines mit Benzin betriebenen und mit einer geeigneten Drosselklappensteuerung versehenen Triebwerks, dem HeS-3b. Gleichzeitig wurde eine geeignete Flugzeugzelle entwickelt, die darauf ausgelegt war, die Leistungen des Triebwerks auszunutzen. Dieses Flugzeug, welches das erste strahlgetriebene Flugzeug der Welt werden sollte, bekam den Namen Heinkel He 178. Aufgebaut war die He 178 mit einem einteiligen, vernieteten Rumpf aus Metall und Holzflügeln. Bei den ersten Rollversuchen war das Fahrwerk noch fest montiert. Diese begannen am 24. August 1939 und der Erstflug erfolgte kurz vor Beginn des Krieges am 27. August vom Flugplatz Marienehe aus. Damit begann das Zeitalter der Strahltriebwerke und Düsenflugzeuge. Am 1. November wurde das Flugzeug einer Abordnung des RLM vorgeführt. Nach etwa zwölf Flügen hat man das Flugzeug überarbeitet, in der Variante, wie sie hier zu sehen ist: sie erhielt ein einziehbares Fahrwerk, das leistungsstärkere HeS-6, sowie andere und größere Flügel. Eine V-2 gab es so gesehen nicht, es handelte sich nur um die modifizierte V-1. Nach den erfolgreichen Tests und aufgrund des fehlenden Interesses des RLM an den Flugzeugtypen wurde es im Luftfahrtmuseum Berlin ausgestellt. Dort ist es bei einem Bombenangriff 1943 zerstört worden, wie viele andere Exponate auch. Einige Nachbauten existieren allerdings auch heute noch.
Zum ModellObwohl die Heinkel He 178 zumindest meiner Meinung nach ein relativ bekanntes Flugzeug ist, gibt es von ihr nur je eine Bausatzform in 1:72 und 1:48 im Spritzgussbereich. Beide Formen stammen von Condor, ein Label, welches zu MPM gehörte. Logisch, dass Special Hobby die Bausatzformen übernommen hat und im eigenen Sortiment wieder auflegte. Weitere Bausätze aus Vacu-Formen und Weißmetall haben eine eher zweifelhafte Qualität und die Auswahl an Resinbausätzen beschränkt sich meines Wissens nach auf den in 1:32 von Planet Models, mit entsprechedem Preis. Kurz: man hat nicht viel Auswahl, wenn man diesen ersten Strahlflieger bauen möchte. Nachdem Condor die 1:48er Version bereits 1994 aufgelegt hatte, brachte Special Hobby 2009 eine überarbeitete Version der He 178 auf den Markt - dieses Mal die spätere Ausführung der Maschine mit anderen Flügeln und einziehbarem Fahrwerk, welche die Tschechen fälschlicherweise als V-2 bezeichneten. Bereits ein erster Blick in die Schachtel verrät, was los ist: der Bausatz besteht aus der unveränderten Condor-Variante mit einem zusätzlichen Spritzling, Resinteilen, Vacu- und Plastikkanzeln, sowie einer PE-Platine.
Trotz der wenigen Teile und nur vier Seiten Anleitung merkt man schnell, dass hier kein Wochenendprojekt vor einem liegt. Im Gegenteil, der Arbeitsaufwand ist auf keinen Fall zu unterschätzen. Die Plastikteile können ihre Short-Run-Herkunft leider nicht verbergen. Einige Teile sind unsauber gespritzt, Angusspunkte sind teilweise sehr stark ausgeprägt, Sturkuten sind nur spärlich vergeben (außer am Rumpf, dort gibt es dann doch feine versenkte Gravuren), Auswerfermarken findet man nur auf nicht sichtbaren Bereichen, diese sind aber zum Teil derartig ausgeprägt, dass man sie trotzdem entfernt werden sollten, da sie sonst stören. So weit zum ersten Eindruck, doch wie baut sich nun der Bausatz? Bereits im ersten Schritt müssen verschiedene Bereiche aus den beiden Rumpfhälften ausgefräst werden, damit man die V-2 Version auch umsetzen kann. Konkret betrifft das die Flügelwurzeln und die Fahrwerksschächte. Das klingt erst mal leichter als gedacht, doch in der Realität macht das zum einen eine große Sauerei, zum anderen ist das deutlich umständlicher, als es sich anhört. Das Plastik ist gerade im Bereich des Fahrwerks bis zu 3 mm dick, durch die Krümmung teilweise noch stärker. Meine Handfräse ist hier schon sehr warm gelaufen. Beim Ausfräsen für das Spornrad sind in der Anleitung immerhin Maße angegeben, doch auch hier muss man durch die Verjüngung des Rumpfs aufpassen und gegebenfalls weiter aufschleifen. Das Entfernen der Flügelwurzeln ist aus der Anleitung nicht ganz ersichtlich, bzw. ist nicht gleich zu erkennen, was da entfernt werden muss, die Trockenpassung mit den Flügeln schafft dann Klarheit. Sind die Teile erst mal ausgefräst, muss dann ordentlich versäubert und verspachtelt werden, damit ein stimmiges Bild entsteht. Allein hier für den ersten Schritt muss man bereits einiges an Zeit einplanen, danach ist dann aber schon das Schlimmste überstanden.
Das nun folgende Cockpit ist sehr spärlich wieder gegeben, allerdings ist das nicht weiter schlimm, denn auch die echte He 178 hatte wenig an Einrichtung zu bieten. Trotzdem könnte man mit der heutigen Technik deutlich mehr herausholen. So fehlen Strukturen an den Innenseiten. Als PE-Teil liegen aber immerhin das Instrumentenbrett, Bodenstrukturen und die Seitenruderpedale bei, wobei letztere kaum noch zu sehen sind. Der Steuerknüppel ist eher ein Stumpf und hat wenig mit seinem Vorbild zu tun, dieses Teil verschwindet aber fast vollständig unter der Konsole. Ach ja, nicht zu vergessen sind die Gurte, die ebenfalls auf der PE-Platine zu finden sind. Passhilfen gibt es hier leider gar keine. Ein weiteres PE-Teil (ich kann mir leider nicht erklären, was es darstellt) muss hinten am Seitenleitwerk verbaut werden. Das Klarsichtteil, welches aus Plastik beiliegt, ist zerkratzt und leider zu dick bzw. zu breit. Zum Glück liegen hier Alternativen als Vacu-Kanzeln bei - diesen würde ich in dem Fall definitiv den Vorzug geben.
Bemalung und AbziehbilderAls Abziehbilder liegen lediglich die beiden Schriftzüge „Heinkel“ bei. Mehr hatte auch das Original nicht zu bieten. Gut, es handelte sich letztlich um ein Versuchsflugzeug, welches nur firmenintern eingesetzt wurde. Hier gibt aber nichts zu meckern. Es kann nur die späte Version der 178 gebaut werden. Dieses wurde 1939 mehrfach auf dem Flugplatz Rostock-Marienehe, dem Werksflugplatz Heinkels, getestet. Wie bereits eingangs erwähnt, kam das Flugzeug im Laufe des Jahres 1940 in das Luftfahrtsmuseum Berlin, wo es letztlich einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Interessant wäre es gewesen, vielleicht ein What-If im Kleid der Luftwaffe noch anzubieten, das passt zwar nicht zum Stil Special Hobbys wäre aber sicher eine interessante Maschine, vielleicht wird der ein oder andere aber selbst kreativ. Die AnleitungDie Anleitung täuscht schnell über den echten Arbeitsaufwand hinweg. Ein kleines A5-Heftchen mit gerade einmal vier Seiten. Die erste Seite bietet wie immer die Geschichte des Flugzeugs auf Tschechisch und Englisch, gefolgt von der Teileübersicht. Dann kommen wir zum Hauptteil: 11 meistens übersichtliche Schritte führen zum Erfolg. Wie bereits weiter oben erwähnt ist der erste Schritt wohl der komplizierteste. Die Bemalungsanleitung ist auf einer weiteren Seite zu finden. Farben werden von Gunze angegeben. Die letzten beiden Seiten nutzt Special Hobby für eigene Werbung.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Dieser Bausatz ist wirklich nur für erfahrene Modellbauer gedacht, die auch unbedingt eine He 178 haben wollen und / oder eine Herausforderung suchen und wirklich alle möglichen Umbautechniken ausprobieren wollen. Fazit:Mir persönlich war sofort klar, dass dieser Bausatz aufwendiger ist, als es erst erscheint. Wer unbedingt eine He 178 haben möchte, kommt um den Bausatz nicht herum. Man sei aber gewarnt, dass einen wirkliche eine Herausforderung bevorsteht und man nach erfolgreichen Abschluss seinen Meisterbrief in den Händen hat. Nicht das wir uns falsch verstehen, der Bau kann trotz der unzähligen Schwierigkeiten Spaß machen und es ist defektiv möglich tolles Modell zu fertigen. Weitere Infos:Referenzen: Hier gibt es den Bausatz auf der Herstellerseite. Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 17. November 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |