Heinkel He 178Späte Ausführung, Heinkel-Werksflugpatz Marienehe, Ende 1939von Andy Hartung (1:48 Special Hobby)Auf der Suche nach einem neuen Projekt stieß ich auf die kleine Heinkel He 178 in meinem Lager. Ungewöhnlich ist hier für mich vor allem der Maßstab 1:48, auch wenn ich schon Flugzeuge in diesem gebaut habe. Zugegeben, sonderlich angetan war ich von diesem Flugzeug nie, aber irgendwann landete der Bausatz bei mir und als ich nach dem nächsten Projekt suchte, dachte ich: warum eigentlich nicht? Das Flugzeug sollte eine echte Herausforderung werden, welches alles an meinen Modellbauerfahrungen abverlangte, denn dieser Bausatz stammt noch aus der Anfangszeit von Special Hobby bzw. sogar Condor, welche in dem Sinne eine Vorgängerfirma des Herstellers war. Wie in meiner Review zu lesen, ist dieser Bausatz ein absoluter Short run-Kit und bedurfte viel Arbeit. Zum BauZunächst habe ich wie immer die Teile gewaschen und mich direkt an die erste und größte Herausforderung gemacht: das Ausfräsen der späteren Fahrwerksschächte. Hier war das Plastik mehrere Millimeter dick und durch die Krümmung des Rumpfs nochmals etwas verstärkt. Mein Dremel ist hier richtig warm gelaufen und hat sich kaum durch das Plastik kämpfen können. Nach einiger Zeit hatte ich es dann und die beiden Löcher waren da, wenn auch noch sehr unsauber. Außerdem hat das Fräsen sowieso viel Dreck gemacht, ich war froh, als es vorbei war. Anschließend wurden die Öffnungen versäubert. Um zu sehen, ob ich auch richtig gearbeitet habe, wurden direkt die Fahrwerksschächte eingesetzt. Diese haben soweit ganz gut gepasst, Spachtel war zwar nötig, aber in deutlich geringeren Umfang, wie ich es erst befürchtete. Am Spornrad musste auch Plastik abgetrennt und ein kleiner Fahrwerksschacht eingesetzt werden. Zwar sind in der Anleitung Maße für das Loch zu finden, aber es war am Ende trotzdem zu wenig, so dass ich mich blind vortasten musste.
Da auch die Flügelwurzeln abgetrennt werden mussten, habe ich hier wieder die Säge angesetzt, dabei bin ich tief ins eigentliche „gute“ Plastik des Rumpfs abgerutscht, das heißt, auch hier war wieder die Aufgabe, alles zu versäubern, um den Schaden zu beheben. Relativ problemlos gestaltete sich dann aber das Cockpit, welches zwar rudimentär wiedergegeben ist, aber am Ende ausreicht für einen flüchtigen Blick. Eine Vorbildrecherche hat dann gezeigt, dass das Original tatsächlich nur wenig Ausstattung im Cockpit hatte. Mithilfe von PE-Teilen habe ich dann noch das Instrumentenbrett und die Gurte dargestellt. Ein leichtes Chipping und Wash rundete die ganze Sache ab. Theoretisch wäre der Rest flott von der Bühne gegangen: Rumpf zusammensetzten, Übergänge spachteln, Flügel anbauen und lackieren, wenn ich nicht aus Versehen die Flügel verkehrt herum eingesetzt hätte, sprich mit den Ruderklappen nach vorne. Leider ist mir das ganze erst aufgefallen, als ich Aussparungen in den Rumpf gebohrt hatte, um das Flügelpaar halbwegs passend einzusetzen. Es hieß also dann die ganze Sache wieder zu schleifen, irgendwie ist es mir tatsächlich gelungen, das Unheil abzuwenden und das Modell vor der Tonne zu retten. Nachdem ich noch mal die Strukturen nachgefahren bin, konnte dann also lackiert werden. Ich habe die Metallflächen mit verschiedenen Metallicfarben besprüht, die anderen Flächen wurden mit RLM 02 versehen. Es folgte dann die Detailbemalung, Endmontage und Alterung. Decals gab es nur zwei mit dem Schritzug „Heinkel“, mehr war wohl aber auch am Original nicht dran. Entgegen all meiner Erwartungen ist der Flieger dann doch noch vorzeigbar geworden. Zum VorbildDie Heinkel He 178 V-2 gab es in dem Sinne nicht. Denn im August 1939 hob der einzige Prototyp noch mit starren Fahrwerk und kürzeren Flügeln ab. Es folgte im Herbst dann der Umbau mit neuen Flügeln und einziehbarem Fahrwerk. Bereits im Frühjahr 1940 wurden die Versuche dann eingestellt und die He 178 wanderte ins Museum, wo sie 1943 einem Bombenangriff zum Opfer fiel. Man muss dabei bedenken, dass die He 178 nur ein Versuchsflugzeug war, um den Einsatz von Strahltriebwerken zu testen. Entsprechend einfach wurde die Konstruktion gehalten. Sicher hätte man für dieses Flugzeug auch eine militärische Verwendung finden können, doch zeigte das RLM wenig Interesse, immerhin waren ja schon Nachfolgemuster wie die Heinkel He 280 in Planung.
Na ja, ein angenehmer Bau war das ganze nicht, und mittlerweile gewohnten Komfort bietet der Bausatz leider auch nicht. Trotzdem war ich gerade hier stolz, aus dem wirklich anspruchsvollen Kit ein eigentlich sehr gut gelungenes Modell zu machen. Entsprechend bekommt die He 178 einen Ehrenplatz neben meiner Me 262 von HobbyBoss. In einem Baubericht schrieb ich irgendwo, nach Fertigstellung betrachte ich den Flieger als eine Art Meisterbrief. Andy Hartung Publiziert am 04. Januar 2024 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |