Bedford QL & 6 Pounder Gun(Revell - Nr. 03030)Produktinfo:
Besprechung:zum Original:Der Bedford war mit mehr als 52.000 gebauten Exemplaren der meistverbreitete britische LKW in der 3 t-Klasse. Er wurde für die verschiedensten Aufgaben verwendet, wie z. B. als Zugfahrzeug für Artillerie, klassischer Logistik-Lkw oder eben als Gun-Portee für die 6 Pfünder-Geschütze. Die Idee, leichte Artillerie auf LKW´s zu setzen, stammt aus dem Ersten Weltkrieg und fand auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz wieder Verwendung. Dafür wurde die Pritsche speziell modifiziert. Der LKW konnte 96 Schuss Munition mitführen. Das Geschütz konnte sowohl von vorne als auch nach hinten gerichtet eingesetzt werden, ferner auch geschleppt über die Anhängerkupplung. Von den ursprünglich 2.400 bestellten Exemplaren wurden nur 388 ausgeliefert, die restlichen wurden schließlich zum normalen LKW umgerüstet. Zwar blieben die 6 Prd-Gun noch bis Kriegsende im Einsatz, doch die Gun-Portees wurden ab 1943 außer Dienst gestellt und umgerüstet. Mit dem 72 PS starken Motor schaffte der QL 70 km/h. Die Besatzung bestand aus Fahrer, Geschützführer und vier Mannschaftler. Der BausatzDer Bedford QL ist im Modellbau keineswegs unbekannt. Im Kern gibt es zwei Bausatzformen im Militärmaßstab 1:35. Die erste liegt uns hier vor und hat seine Ursprünge in den 1970er Jahren, genauer gesagt 1974 in Japan bei Tomy, es folgten regelmäßige Wiederauflagen: 1975 bei Peerels Max, 1976 bei Airfix, 1984 bei Italeri (bis hier war das Cover meist immer gleich), dann 1998 diese Version bei Revell und 2008 letztmalig erneut bei Italeri. Alle Auflagen zeigten den QL als Gun-Portee oder einfachen Pritschenwagen. Um noch weitere Varianten darzustellen, bedurfte es Umbauten oder Umrüstkits. 2013 erschien dann die Ablösung bei IBG. Bis 2020 erschien der LKW dann als Logistiker, Truppentransporter, Munitionsschlepper sowie als Tankwagen. Das Erscheinungsjahr 1974 schreckt sicher erst einmal die „Detailhaie“ ab, doch ist diese Skepsis berechtigt? Auf den ersten Blick ist der Bausatz ganz gut umgesetzt, sauber gespritzt und nur wenige Angusspunkte und Fischhäute sind zu sehen, dafür aber viele Trennnähte und Auswerfmarken an sichtabren Stellen, auch fällt das dunkle, grüne Plastik negativ ins Auge.
Der Bau beginnt wie bei Lkws üblich mit Fahrzeugrahmen und Motor. Es folgen Kühler, Federn und Achsen. Die Spalte beim Zusammensetzen sind leider relativ ausgeprägt, man muss viel verspachteln und verschleifen. Die Details sind zum Teil etwas verwaschen. Außerdem sieht man starke Trennnähte an den Achsen. Hier muss überall viel verschliffen werden. Doch bereits jetzt fällt auf, dass dieser Bausatz seiner Zeit voraus war und auch heute noch ganz akzeptabel ist, gerade wenn man das Ersterscheinungsjahr vor Augen hat. Grob kann man den Bausatz in vier Teile aufteilen: Fahrzeugrahmen, Fahrerhaus, Aufbau und die 6-Pfünder-Kanone. Der zweite Teil ist demzufolge der Führerstand. Dieser besteht aus relativ großen Teilen wie der Seitenwand und dem Fahrzeugboden. Die Pedale sind nur als Relief dargestellt, auch der Faltenwurf der Sitze ist lässt eher zu wünschen übrig. Schön finde ich das Relief auf dem Armaturenbrett, es gibt die Anzeigen relativ gut wieder, andere Teile im Inneren lassen aber wieder zu wünschen übrig, wie z.B. das Teil, durch das die Lenkstange durchgesteckt wird. Hier fehlen die verschiedenen Schalter für die Zündung, Licht usw.. Die Außenteile des Fahrerhauses passen eher mäßig gut und müssen verspachtelt werden. Hier findet man aber auch schöne Strukturen am Kühler und es werden hier auch noch die Scheinwerfer und Einheitentafel angebracht. Das Verdeck halte ich leider auch nicht für gelungen, hier sollte man selbst tätig werden. Für ein Stoffverdeck ist es einfach zu glatt. Der Aufbau ist relativ aufwändig, hier werden viele schmale balkenähnliche Teile verbaut. Es folgen weitere Staukisten sowie Kanister, die aber leider gar nicht überzeugen. Es handelt sich hier eher um quadratische, strukturlose Blöcke mit Griff. Steigbügel, Spritzschutz und Gitter sind deutlich zu stark dargestellt.
Man hat die Möglichkeit, das Geschütz nach vorne oder nach hinten gerichtet aufzustellen, wobei mir nur Vorbilder für die nach vorne gerichtete Kanone bekannt sind. Entscheidet man sich aber für die nach hinten gerichtete Kanone, müssen Löcher gebohrt werden. Es finden sich nette Details auf der Ladefläche, wie z.B. Einhängehaken, wo das Geschütz befestigt wurde, eine Seilwinde ist auch zu finden. Im Set liegen auch zwei Rampen bei, man kann also auch die Verladung darstellen. Das Geschütz ist voll beweglich, wenn man es richtig baut. Wie aber auch bei den anderen Bauteilen muss man schauen, dass Lücken und Spalte verschlossen werden. Das ist besonders bei dem Geschützrohr wichtig, da es in der Mitte geteilt ist. Ein Punkt, den man bei den meisten vorherigen Auflagen aber deutlich besser gemacht hat, ist aber die Auswahl der Plastikfarbe. Was, bitte hat man sich hier bei Revell gedacht? Das dunkle Grün frisst viel an Details und man erkennt auch die Fehler, welche ausgebessert werden müssen, kaum. Zum Glück hat man in Bünde gelernt und verzichtet jetzt meistens auf diese Farbe.
Bemalung und AbziehbilderDie Abziehbilder weisen beim Wappen der "Desert Rats" leichten Versatz auf, sind aber ansonsten scharf gedruckt. Leider bleicht das Trägerpapier jetzt nach 25 Jahren langsam aus, das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Nassschiebebilder brüchig sind. Es empfiehlt sich hier auf alle Fälle, die Decals nochmal mit Klarlack zu versiegeln, bevor sie genutzt werden. Drei Fahrzeuge sind darstellbar. Beim ersten Fahrzeug handelt es sich um einen Bedford des 11th Royal Horse Artillerie Regiment, welche so der 1st Armoured Division in El Alamein 1942 unterstellt war. Dieses Fahrzeug ist auch auf dem Cover zu sehen. Das zweite glatt sandgelbe Fahrzeug gehörte zum 1st Royal Horse Artillerie Regiment, welche der 4th Armoured Brigade unterstellt und ebenfalls 1942 in Nordafrika im Einsatz war. Der Verband verlor nach der ersten Schlacht von El Alamein derart viele Panzer, dass sie zur Jahreswende zur 4th light Armoured Brigade umbeannt wurde. Das dritte Fahrzeug ist grün mit schwarzen Flecken lackiert worden. Es handelt sich um ein Fahrzeug, welches vermutlich 1940 als Vorführfahrzeug genutzt wurde. Entgegen der Darstellung von Revell hatte das Fahrzeug lediglich die Seitennummer an der Tür, bei den letzten beiden Ziffern handelt es sich auch nicht um eine "34", sondern eine "24". AnleitungHier haben wir noch die guten alten Revell Anleitungen, man merkt aber schnell, was man an den heute farbig gedruckten Heftchen hat. Diese sind so ganz übersichtlich, aber es gibt auch einige Bauschritte, wo man etwas rätselt, was hier von einem gewollt wird, auch weil man zum Teil die Nummern der Bauteile vertauscht hat. Wer sich damit aber auseinandersetzt, wird schon klar kommen.
Darstellbare Fahrzeuge:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Wer daraus ein gutes Modell machen möchte, muss schon fortgeschritten sein Fazit:Ein Fazit fällt mir hier schwer, da der Bausatz vieles versucht, aber an der damaligen Technik scheiterte (nach dem Motto "gewollt, aber nicht gekonnt"). Man kann aber mit viel Arbeit und dem Einsatz von Detailsets etwas Schönes daraus machen. Wer also eine Herausforderung sucht oder eben jenen Bausatz unbedingt möchte, kann hier zugreifen. Aber Achtung: der Bausatz ist nur noch auf Ebay und Flohmärkten zu finden, hier werden zum Teil weit übertriebene Preise verlangt (bis zu 70€ habe ich schon gesehen), bezahlt das bitte nicht! Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 22. September 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |