Blohm & Voss BV 155 V-1 "Karawanken"(Special Hobby - Nr. SH 72340)Produktinfo:
Besprechung:Zum OriginalSpätestens ab der zweiten Kriegshälfte sah sich das Deutsche Reich mit den endlosen Bomberströmen der Alliierten konfrontiert. Gegen Ende des Kriegs erfolgten die Angriffe in immer größeren Höhen und spätestens die neue B-29 erreichte 10.250 m Gipfelhöhe. Entsprechende Jäger brauchte nun also die Luftwaffe. Messerschmitt begann damit, die Me 155 zu entwickeln, bei diesem Flugzeug handelte es sich jedoch zunächst um einen Marinejäger für die nie fertiggestellten deutschen Flugzeugträger. Das RLM passte seine Ausschreibung mit der Zeit jedoch an und forderte nun auch die Möglichkeit, den Jäger auch in großen Höhen einzusetzen. Doch Messerschmitt war mit weiteren Projekten ausgelastet, so dass das RLM das Projekt an das Hamburger Unternehmen Blohm & Voss übertrug. Der Chefkonstrukteur Richard Voss hielt jedoch nichts von dem Entwurf und begann mit der kompletten Überarbeitung. Unter anderem wurde das Flugzeug deutlich größer und erhielt einen Vierblattpropeller. Der Jäger sollte von einem turbogeladenen DB-603U angetrieben werden. Geplant wurde das Flugzeug mit einer 30 mm-MK 108 in der Nase und zwei 20 mm-MG 151/20 in den Tragflächen. Neben der fertiggestellten V-1 wurde auch die V-2 und V-3 zumindest begonnen. Der Erstflug wird oft in den September 1944 datiert, die Flugbücher des Betriebsflugplatzes Finkenwerder finden allerdings entsprechende Einträge erst im Februar 1945. Aus den Erfahrungen des Testflugs wurde später noch die BV 155 C abgeleitet, bei dem die auffälligen Kühler unter den Flügeln nun unter den Rumpf wanderten. Die Maschine wurde von den Briten erbeutet und soll wohl nun in einem Depot in den USA liegen. Der BausatzDie Blohm & Voss BV 155 hatte im Modellbau bisher relativ wenig Bekanntheit. Die überwiegende Mehrheit der vorhandenen Kits sind Resin- und Vacubausätze, wobei wohl hier der Pegasus-Kit mit Motornachbildung der interessanteste sein dürfte. Im Spritzguss finden wir dann 2003 erstmals die BV 155 im Karton von Special Hobby. Die Form wurde erneut 2010 weitgehend unverändert von den Tschechen verlegt. 2018 erfolgte dann die Überarbeitung der Box und der Anleitung, auch das Vacu-Klarteil wurde nun in Spritzguss beigelegt und die Resinteile sehen deutlich besser aus als früher. Neben dem Prototyp gab es im selben Jahr noch eine Auflage mit fiktiven Einsatzmaschinen. Ende 2022 wurde dann der Kit unverändert wieder ins Sortiment genommen. Einen weitgehend ähnlichen Bausatz gibt es noch von ARTmodel aus der Ukraine. Der Bausatz kann nicht mit den aktuellen des Herstellers mithalten, so viel sei vorweggesagt. Doch trotzdem finden wir feine und sauber gespritzte Teile im Karton. Passstifte sucht man vergebens, ebenso Teilenummern. Außerdem sind die Ränder der Bauteile oft minimal unsauber. Kleinere und feinere Details gibt es nur sehr wenige, die man in einer Ecke des Gussrahmens C findet. Das macht sich bereits im Cockpit bemerkbar, hier hat man nur eine rudimentäre Ausstattung. Cockpitseiten und Boden sind glatt wie ein Babypo. Gurte für den Sitz liegen ebenfalls keine bei. Lediglich der Steuerknüppel, Ruderpedale und die Instrumentenpanels bringen etwas Struktur in das Ganze. Die Lufteinlässe der Kühler und des TKL-15 sind leider zugegossen, wodurch diese Teile sehr grob wirken.
Für das Fahrwerk liegen zwei Resinteile bei, die praktisch als Seitenwand des Fahrwerksschachts dienen. Das wertet das Flugzeug aber deutlich auf. Am Fahrwerk findet man leider einige Trennnähte. Die Ränder der Popellerblätter müssen gut versäubert werden. Die Oberflächenstruktur am Rumpf und den Flügeln weiß allerdings durchgehend zu überzeugen. Hier muss der Modellbauer aufpassen, beim Verspachteln die feinen Details nicht zu zerstören. Die markanten Lufteinlässe bestehen aus zusätzlich vier Teilen. Die Passung hier und am Übergang zu den Flügeln bedarf jedoch viel Schleifarbeit, damit diese einigermaßen sauber sind. Die Lösung von Special Hobby finde ich daher nicht so ganz gelungen und hätte eine andere Idee doch besser gefunden. Bei den Rumpfhälften ist ebenfalls nach dem Zusammensetzen einiges an Nacharbeit geboten, damit die Übergänge sauber werden. Am besten versäubert man das erst richtig, bevor man die Flügel anbringt.
Die Cockpitscheibe ist einteilig, was bedeutet, man muss diese erst zersägen, wenn man Einblick ins Cockpit gewähren möchte. Es besteht die Möglichkeit, auch das Zielfernrohr anzubringen. Ansonsten ist das Teil klar und sauber. Der relativ große Landescheinwerfer ist am Flügel nicht berücksichtigt und nur durch ein Relief angedeutet. Auch hier wäre ein Klarteil sehr schön gewesen. Bemalung und AbziehbilderDer Abziehbilderbogen ist sehr übersichtlich und enthält nur ein Minimum an Stencils. Außerdem ist das Instrumentenbrett berücksichtigt wurden. Ansonsten waren die Markierungen auch an der originalen V-1 sehr beschränkt. Lediglich Balkenkreuze und die Swastika sind vorhanden. Wie bereits angedeutet, gibt es nur einen Bemalvorschlag der fertigstellten BV 155 V-1. Die Farbgebung scheint mit den mir bekannten Bildern nach auch relativ stimmig zu sein. Erprobt wurde das Flugzeug auf dem damaligen Betriebsflughafen von Blohm & Voss, Finkerwerder westlich von Hamburg. Heute ist dies übrigens der Werksflughafen von Airbus. Vielmehr ist über den Einsatz dieser wirklich interessanten Maschine nicht bekannt. Es gibt Gerüchte, dass auch die Briten den Flieger noch weiter erprobt haben sollen. Die Anleitung......ist nun die farbig gedruckte, auf Hochglanzpapier. Sie startet mit einem kurzen historischen Abriss auf Englisch und Tschechisch, geziert von einer Risszeichnung des Bemalvorschlags. Dann folgt die hier so wichtige Teilübersicht, da Teilenummern am Gussrahmen fehlen. Der Bau selbst erfolgt dann in zwölf übersichtlichen Schritten. Die Detailbemlaung wird dabei immer farbig dargestellt. Auf der letzten Seite sehen wir dann den übersichtlichen Bemalplan. Die Farbangaben beziehen sich dabei auf die Gunze-Palette.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: SH ist immer eher für fortgeschrittene Modellbauer gedacht, doch da der Bausatz übersichtlich ist, kann auch ein fortgeschrittener Anfänger sich ans Werk wagen. Fazit:Special Hobby ist ja bekannt für ungewöhnliche Vorbilder, auch dieser Bausatz bildet da keine Ausnahme. Der Bausatz mag zwar verhältnismäßig einfach gehalten sein, lässt sich aber gut bauen und bietet ein seltenes Modell. Weitere Infos:Referenzen: Hier gibt es das Modell beim Hersteller: Diese Besprechung stammt von Andy Hartung - 05. August 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |