German Research Vessel Meteor(Revell - Nr. 05218)Produktinfo:
Besprechung:Zum Vorbild15. März 1986: Das damals modernste Expeditionsschiff der Welt, die neue Meteor, wird in Dienst gestellt. Sie ist bereits das dritte Forschungsschiff dieses Namens und spiegelte den neuesten Stand der Technik wieder. In nur elf Monaten wurde die 97,5 Meter lange Meteor auf der Schlichting-Werft in Travemünde fertiggestellt. Das schwimmende Forschungslabor hat eine Verdrängung von 4.400 Tonnen und erreicht mit seiner dieseleleitrischen Antriebsanlage 15 Knoten (27 km/h); der Aktionsradius beträgt ca. 10.000 Seemeilen (18.000 km). Die Meteor hat 33 Mann Besatzung und bietet 29 Wissenschaftlern ideale Arbeitsbedingungen, die im Auftrag des Deutschen Hydrographischen Institutes auf verschiedenen Gebieten der Meeresforschung tätig sind. Das Programm der Meteor erstreckt sich mit weltweitem Einsatz auf die Gebiete Ozeanographie, Meeres-Chemie, Meeresbiologie, Meteorologie, Geologie, Ökologie sowie Lufttechnik. Für die zahlreichen Experimente stehen Stellflächen für Labor- und Materialcontainer zur Verfügung. Acht Winden mit insgesamt 60 km Seilen und Kabeln erlauben eine Probengewinnung aus bis zu 10.000 Meter Wassertiefe. Neu konzipierte Lotsysteme ermöglichen eine flächenhafte Erfassung des Meeresbodens und dessen Auflösung in die einzelnen Schichten bis zu 70 Meter. Quelle: Revell-Bauanleitung Der Bausatz1987 das erste Mal erschienen, kommt der Bausatz im lockeren Zwanzig-Jahre-Rhythmus nun in der dritten Auflage auf den Markt. Die Boxart wurde von der letzten Edition übernommen, nur das Kartondesign zeigt den aktuellen Standard. Auch der Inhalt blieb im Wesentlichen unverändert, bis auf den Decalbogen wurde (wie bei Revell leider üblich) auf Modernisierungen verzichtet, so dass man als Ergebnis eine Meteor im anfänglichen Bauzustand erhalten wird.
Der InhaltDie Formen haben die Zeit recht gut überstanden, Sinkstellen und Auswerfermarken an später sichtbaren Stellen sind an nur wenigen Teilen zu finden, vereinzelt gibt es Grat und Fischhäute, was aber meist leicht zu entfernen bzw. auszubessern ist. Bei meinem Kit waren die Bausatzbestandteile sehr eng in den Kunststoffbeutel eingepfercht, so dass manche Teile verbogen bzw. beschädigt waren. Die Bauteile sind in dem damals bei Revell üblichen Stil mit recht rudimentärem Detaillierungsgrad ausgeführt, das heißt, wenn man ein sehr gutes Modell dieses Schiffes bauen will, ist einiges an Eigenleistung bzw. Verbesserungen erforderlich.
Der Rumpf aus blauem Kunststoff ist zweiteilig ausgeführt, die Fensterreihen und die Vergitterung der Bugstrahlruder sind als erhabenes Relief vorhanden. Eine Markierung für die Wasserlinie gibt es nicht. Das Ruder ist angegossen, die Schraube als extra anzubauendes Teil ordentlich nachgebildet. Die Nachbildung der Ankertaschen samt „Inhalt“ ist unterste Schublade, hier kann man ob der unsauberen Ausführung kaum erkennen, was das sein soll. Weiterhin gibt es an Kanten und einigen Angussstellen Unsauberkeiten zu entfernen.
Bei den glatten Stahldecks kann man zwar nicht viel verkehrt machen, aber die Installationen auf den Decks sind allesamt angegossen und wirken teilweise nicht sehr überzeugend. Hier wird eine entsprechende Bemalung etliches ausgleichen können, ebenso wie bei der vorderen Ladeluke, die als komplett glatter Kasten ausgeführt ist. Die Nachbildungen der Rettungsinseln vor dem Brückenbau sind ebenso ein schlechter Witz wie die des kieloben verstauten Schlauchbootes auf ebendieser Decksebene. Hier wird man sicher zu drastischeren Mitteln – im Maximalfall Neubau – greifen müssen, um eine Verbesserung zu erzielen. Das Achterdeck zeigt vorbildgerecht eine Holzbeplankung, die durch eine entsprechende Bemalung hervorgehoben werden sollte. Die Ankerwinden auf dem Vordeck sind genauso rudimentär nachgebildet... Für die Seitenwände der Aufbauten gibt es für jedes Wandstück ein extra Teil, die dann schon fast labyrinthartig zusammenzusetzen sind. In der Bauanleitung hat man für den Zusammenbau zwar noch extra Zeichnungen hinzugefügt, die das ganze von oben zeigen, dennoch gilt es hier, gut aufzupassen, damit nichts verwechselt wird und die vertikalen Kanten mit der richtigen Deckung zusammengebaut werden. Von der Detaillierung her sind die Teile ähnlich gestrickt wie die Rumpfschalen: Fensterreihen und Türen sind als erhabene Gravuren vorhanden, für den an der Frontseite der Aufbauten angegossenen Anker gilt im Prinzip das gleiche wie für Schlauchboot/Rettungsinseln.
Eine Besonderheit des Schiffes sind die vielen Kräne, wobei hier explizit auf den Bauzustand zu achten ist. Die im Bausatz vorhandenen geben mit dem großen Kran auf dem Achterdeck einen frühen Bauzustand wieder. Auch hier ist die Detaillierung dieser Teile wieder recht rudimentär, bedauerlich gerade bei diesen markanten Baugruppen, die für eine adäquate Nachbildung ebenfalls etliches an Nacharbeit velangen. Der Schornstein ist schön wiedergegeben, die Auspuffrohre sollten aber aufgebohrt werden. An Masten und Antennen ist zwar kaum Grat zu sehen, einige Unsauberkeiten gibt es dennoch zu entfernen. Anbauteile wie Radarschirme etc. sind in der bisher beschriebenen Manier ausgeführt. Der Heckgalgen... Diesem Bausatz hat der Hersteller eine Reling spendiert, durchaus angemessen bei dem relativ großen Maßstab. Die beiden Spritzlinge kennen wir schon aus dem Kit der Fregatte der F 122-Klasse, hier hat ein Kollege die Materialstärke „in den Dimensionen eines Bohrgestänges“ beschrieben. Bei meinem Bausatz kommen stellenweise dann noch unschöne und teilweise schwer zu entfernende Fischhäute hinzu. Alles in allem sollte man sich nach einer Alternative in Form von Ätzteilen umsehen, was in diesem Maßstab aber gar nicht so einfach ist. Entweder geht man einen Kompromiss ein und benutzt Relingsteile in 1:350, oder greift auf Zurüstsätze aus dem Kartonmodellbau zurück. Die haben dann zwar die richtige Höhe, hier müssen aber die feinen Relingsstützen einzeln aufs Deck geklebt werden, was eine recht mühsame Angelegenheit ist. Der Spritzling mit den Relings ist zweimal vorhanden Auf einigen Modellfotos vom Hersteller sind Niedergänge zwischen den Decksebenen zu sehen, erst nach genauer Analyse des Bausatzinhaltes findet man an dem Spritzling mit den Relings die entsprechenden Teile dazu. Wobei "Teile" nicht wirklich die richtige Bezeichnung ist: es sind zwei Stangen in unterschiedlichen Breiten, von denen man entsprechende Stücke ablängen und anpassen muss. In der Bauanleitung gibt es dazu weder einen Hinweis auf die Rohteile, noch auf die vorgesehenen Positionen geschweige denn Längenangaben. Wieder so eine Sache, mit der man bei Revell-Wiederauflagen leider rechnen muss... Jede Stange ist fünf Zentimeter lang, die Ausführung entspricht dem bisher Beschriebenen Die DecalsDer kleine, aber dennoch umfangreiche Decalbogen ist sauber und scharf auf dünnes Trägermaterial gedruckt. Versatz ist nicht zu entdecken, kleine Schriften sind noch lesbar, einzig der Bundesadler auf dem Flaggendecal wirkt etwas zugelaufen. Die Beschriftungen für Rumpf und Kräne sind das, was ein schönes Modell ausmacht. Aber Bilder, die Rettungsringe und Wandkästen andeuten sollen, sind zwar gut gemeint, wirken im Gesamtkontext jedoch eher lachhaft. Fehlende (dreidimensionale) Strukturen und Details lassen sich halt nicht wirklich durch Decals ausgleichen... Die BauanleitungEbenfalls ein Relikt aus der ersten Ausgabe ist die Bauanleitung, die als zwölfseitiges in schwarz/weiß gedrucktes Heft daherkommt. Die Zeichnungen wurden so gut wie nicht verändert übernommen und zeigen bis auf eine Ausnahme (Baustufe 20) die Perspektive von der Backbordseite. Zusammen mit den verhältnismäßig kleinen und teilweise überladenen Zeichnungen ist das keine allzu übersichtliche Angelegenheit. Paradebeispiel ist Stufe 13, wo eine Vielzahl von verschlungenen Pfeilen eher verwirrend als hilfreich sind. Hier ist man vom neuen Design mittlerweile ganz schön verwöhnt... Der Bau des Schiffes wird in 20 Stufen beschrieben, am Ende gibt es eine Bemal- und Dekorationsanleitung. Der eine Faden, an den die Flagge befestigt werden soll, ist als Taklelung überaus mager, hier wäre ein ausführlicher Plan wünschenswert. Zwar hat das Vorbild nicht viel Takelung, dem Modell würde eine Verspannung aber zweifellos guttun. Hierzu muss man dann wieder Fotos vom Original zu Rate ziehen. Die Farbangaben beziehen sich wie gewohnt allein auf die Revell-Palette, diesmal ganz ohne Mischorgie.
Darstellbare Maschinen: Forschungsschiff Meteor in sehr frühem BauzustandStärken:
Schwächen:
Anwendung: Der Hersteller gibt hier Level 4 an, für ein adäquates Modell ist aber zweifellos einiges an Mehrarbeit und Eigenleistung notwendig Fazit:Ein Bausatz, der seinesgleichen nicht hat, aber längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit ist. Schade, dass der Hersteller bei einem solchen Bausatzschätzchen keine Modellpflege betreibt und Teile zur Detailverbesserung bzw. Aktulisierung des Bauzustandes beilegt. Beispielsweise beim ähnlich alten CH-53 im Quarterscale geht es ja auch, die Aktualisierungen beim Original mit neuen Bauteilen ins Modell umzusetzen. Leider fühlen sich auch Aftermarket-Hersteller nicht gerufen, hier in die Bresche zu springen. Während man offenbar bei Zurüstsätzen (die dann auch noch zeitnah erscheinen) für die achtzehnte `109 vom fünften Hersteller noch ausreichend Marktpotential sieht, bleiben Modelle wie die Meteor gänzlich außen vor. Das Highlight wäre natürlich eine Platin-Edition von Revell, wie man es bei der altehrwürdigen Enterprise in 1:400 gemacht hat... Oob gebaut, erhält man ein rudimentär detailliertes Modell der Meteor. Und egal, was an dem Modell geändert oder verbessert werden soll, man wird eine Menge an Recherchearbeit und Eigenleistung investieren müssen. Trotz allem ist es toll, dass Revell in seinen Zivilschiffefundus gegriffen hat und dieses einzigartige Modell wieder auf den Basteltisch bringt! Diese Neuauflage bereichert das Angebot an zivilen Schiffen ungemein und ist schon alleine deswegen empfehlenswert. Weitere Infos:Anmerkungen: Für eine Nachdetaillierung des Modelles kann das Buch "25 Jahre FS Meteor - Ein Forschungsschiff und seine Geschichte(n)" von N. Jakobi, H. von Neuhoff, B. Springer (Hrsg.) hilfreich sein. Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 11. März 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |