Sachsen-Class Frigate(Takom - Nr. 6001)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildAnfang der 1980er Jahre nahm Deutschland am Projekt „NATO Frigate Replacement for 90s“ (NFR-90) teil, das zum Ziel hatte, für alle acht partizipierenden NATO-Länder ein einheitliches Fregattendesign zu entwickeln. Eine Einigung konnte letztendlich nicht erzielt werden, so wurde für die US Navy die Arleigh Burke-Klasse und für Großbritannien, Italien und Frankreich die Horizon Common New Generation Frigate (Horizon CNGF) konzipiert. Spanien, Deutschland und die Niederlande verständigten sich auf ein trilateral zu entwickelndes Grunddesign, das national gebaut und ausgestaltet werden würde. Im Rahmen dieses Abkommens entstand in Spanien die Álvaro-de-Bazán-Klasse, in den Niederlanden die De-Zeven-Provinciën-Klasse und in Deutschland die Klasse F 124 (Sachsen-Klasse). Da die Schiffe der Sachsen-Klasse auch ohne weitere Unterstützung im Alleingang operative Aufträge im Rahmen der Seekriegsführung erfüllen können, handelt es sich trotz der offiziellen Einstufung als Fregatte aufgrund ihrer Größe und ihrer Bewaffnung de facto um Zerstörer. Aufgrund ihrer Konzeption können die Schiffe auch in Flottenverbänden zur Luftabwehr eingesetzt werden. Die drei Einheiten der Klasse F 124 ersetzen die zwischen 1998 und 2003 außer Dienst gestellten Zerstörer der Lütjens-Klasse im Verhältnis 1:1. Sachsen wurde am 4.11.2004, Hamburg am 13.12.2004 und Hessen am 21.4.2006 in Dienst gestellt. Die vierte Einheit – Thüringen - wurde nicht gebaut. Die Schiffe der Sachsen-Klasse sind 143 m lang, 17,44 m breit, haben einen Tiefgang von 6 m und eine Verdrängung von 5.800 t. Die Besatzung setzt sich aus 255 Mitgliedern zusammen. Als Antrieb dient eine Kombination aus zwei Dieselmotoren und einer Gasturbine als CODAG-Antrieb. Bei diesem wirken eine Gasturbine vom Typ GE 7-LM2500 von General Electric mit 23.500 kW sowie zwei Dieselmotoren 20 V 1163 TB93 von MTU mit je 7.400 kW über ein Cross-Connect-Getriebe von Renk auf die beiden Wellen mit Verstellpropeller. Somit steht eine Gesamtleistung 38.000 kW (51.700 PS) zur Verfügung, womit eine Geschwindigkeit bis zu 29 kn möglich ist. Sie sind bewaffnet mit zwei Vierfach-Startern für RGM-84 Harpoon, einem Mk 41 Vertical Launching System (VLS) mit 32 Zellen und zwei RIM-116 RAM-Starten. Als Rohrbewaffnung kommt ein Oto Melara 76/62 Compact-Geschütz, zwei MLG-27 Revolverkanonen und zwei Dreiersätze für MU-90 Torpedos dazu. Zur Bekämpfung von Seezielen, die außerhalb der Waffenreichweite der Fregatte selbst liegen und zur U-Boot-Jagd sind zwei Helikopter vom Typ Westland Sea Lynx Mk.88A an Bord. Für Gegenmaßnahmen steht ein SRBOC Täuschkörperwerfer-System zur Verfügung. Weiterhin sind die Einheiten mit einer umfangreichen und leistungsfähigen Sensorik ausgerüstet. Das APAR – im Aufbau über der Brücke installiert – ist ein dreidimensionales Mehrzweckradar und dient zur Feuerleitung für die SM-2- und ESSM-Flugkörper und der beschränkten Volumensuche, sowie zur Abwehr von Angriffen manövrierfähiger Seezielflugkörper mit Stealth-Eigenschaften. Darüber befindet sich das FL 1800 S EloKa-System, das entwickelt wurde, um Massenangriffe von Seezielflugkörpern mittels elektronischer Gegenmaßnahmen abzuwehren. Am hinteren Mastaufbau ist das SMART-L installiert, das als rotierendes Weitbereichsradar in der Lage ist, auch Tarnkappenflugzeuge zu orten. Als Bugsonar ist das DSQS-24B zur U-Boot-Ortung eingebaut. Zusammen mit der Bewaffnung wird die Sensorik im Führungs- und Waffeneinsatzsystem Combat Direction System (CDS), das das deutsche Gegenstück zum amerikanischen Aegis-Kampfsystem ist, zusammengeführt, so dass Flugabwehr, Überwasserkampf, U-Boot-Jagd, EloKa, Navigation und Kommunikation von einem Rechnerverbund ausgeführt werden können. Durch ihr Design haben die Schiffe Stealth-Eigenschaften, die Aufbauten sind gegenüber der Wasseroberfläche abwechselnd geneigt (X-Form), was die Radarsignatur erheblich reduziert. Dazu wurde durch eine Reihe von Maßnahmen die Standkraft erhöht. Entsprechende bauliche Maßnahmen in Längs- und Querrichtung des Schiffsrumpfes sorgen für wesentlich mehr Stabilität, so dass im Falle von Treffern ein Auseinanderbrechen weitgehend verhindert werden kann. Lüftungs-, Feuerlösch- und Energieversorgungssysteme sind so ausgelegt, dass sie für jede Abteilung autark arbeiten können. Inzwischen sind an den Schffen einige Umbauten und Modernisierungen erfolgt. So wurden beispielsweise die SRBOC gegen modernere MASS-Täuschkörperwerfer ausgetauscht, bis 2017 erfolgte eine Modernisierung von Hard- und Software des CDS. Seit August 2022 wird auf der Sachsen ein Hochenergielaser als Waffe zur Bekämpfung von Drohnen im Nah- und Nächstbereich getestet. Ab 2024 soll als Weitbereichsradar das neue TRS-4D/LR ROT eingerüstet werden, das wesentlich leistungsfähiger ist als das bisher verwendete SMART-L. Ab 2032 ist vorgesehen, die Schiffe durch sechs Einheiten der Fregatte 127 zu ersetzen. Quelle: Wikipedia Der BausatzSpritzgussbausätze in größeren Maßstäben von Überwassereinheiten der Bundesmarine sind nicht gerade häufig anzutreffen - die letzten hatte meines Wissens nach Revell in den 1990er Jahren neu auf den Markt gebracht. So ermöglicht der in Kooperation von Takom, Snowman Models und Das Werk entstandene Bausatz der Sachsen-Klasse die Nachbildung von aktuellen, modernen, im Dienst stehenden Schiffen der deutschen Marine und dürfte somit eine willkommene Neuheit sein. In dem „3 in 1“-Kit sind Decals für alle drei Einheiten der Sachsen-Klasse vorhanden.
Der InhaltDer Kit wird in einem stabilen Stülpkarton ausgeliefert, sämtliche Bestandteile des Inhaltes sind in wiederverschließbaren Klarsichtbeuteln verpackt. Das verwendete graue Kunststoffmaterial macht einen stabilen Eindruck. Die Fertigungsqualität der Rahmen ist hoch, Fischhäute und Auswerfermarken an sichtbaren Stellen sucht man vergebens. An manchen Teilen kann man leichten Grat entdecken, der aber in aller Regel einfach zu entfernen ist. Das Schiff kann als Wasserlinien- oder Vollrumpfmodell gebaut werden, dabei ist das Unterwasserschiff als extra anzubauende Sektion ausgeführt. Alle Rumpfteile wirken stimmig und in ihren Proportionen korrekt. Die Bordwandteile sind sauber nachgebildet. Seilklüsen sind durchbrochen ausgeführt. Im Heckbereich gibt es einige Rumpföffnungen, die beim Vorbild verschließbar ausgeführt sind. In verschlossenem Zustand fügen sich die Deckel nahezu nahtlos in die Ausschnitte ein bzw. an das Außenhautniveau an. Was die Modellnachbildung nun zeigen soll, ist nicht eindeutig: für eine geöffnete Darstellung fehlt der Durchbruch, für eine geschlossene liegt das Niveau deutlich zu tief. Dazu gibt es am Heckspiegel eine Öffnung zuviel. Hier sollte der erfahrene Modellbauer auf jeden Fall Vorbildfotos zu Rate ziehen und nachbessern.
Das Unterwasserschiff ist mit Ruder- und Schraubenanlage, Schlingerkielen und separat anzubauendem Bugsonar ansprechend nachgebildet. Im Rumpfboden müssen die Öffnungen für die mitgelieferten Ständersäulen aufgebohrt werden, entscheidet man sich für eine andere Art der Präsentation, freut man sich über ein unversehrtes Unterwasserschiff. Auf den Decksteilen sind etliche An-/Aufbauten und Strukturen sauber und scharf nachgebildet. Hier ist besonders der Bereich des VLS und die Ankeranlage auf dem Vordeck zu erwähnen, für die Ankerkette liegt ein Stück feingliedriger Messingkette bei. Einzig auf dem VLS-Deck ist eine formenbautechnische Unsauberkeit zu erkennen, die aber leicht zu versäubern ist. Auch das Helideck zeigt einiges an Detaillierung, hier hat man meiner Ansicht nach aber schwer übertrieben. Die Löcher für die Tie Downs und die Nuten, die das Schienensystem darstellen sollen, sind hier, finde ich, reichlich zu tief geraten, dafür hat man sich bei der Nachbildung der runden Gitterstruktur, in die die gelandeten Helikopter einhaken, sehr zurückgehalten.
Die Teile für die Aufbauten und Deckshäuser zeigen moderne Formenbaukunst vom Feinsten. Die vorhandenen Details an diesen Teilen sind eine Augenweide. Einzig bei den Schornsteinhauben sollten einige Öffnungen aufgebohrt werden. Auch die Decksausrüstung wie Beiboote samt Davits und Rettungsinseln ist ansprechend gestaltet. Einige Teile sind in Side-Mold-Technik hergestellt. Aber lassen wir hier die Bilder sprechen:
Ebenso geht es mit den Bauteilen für die Bewaffnung weiter. Der Turm des 76/62 Compact hat die richtige Form, am korrekt gestalteten, beweglichen Geschützrohr ist der Hülsenabweiser angegossen. Die MLG´s bestehen aus jeweils zwei winzigen Teilen, hier dürfte es ebenso wie beim Hauptgeschütz eine Herausforderung sein, die Rohre unversehrt aus dem Rahmen zu lösen. Die Harpoon-Starter ebenso wie die RAM-Starter glänzen durch feinste Details und korrekte Wiedergabe. Einzig bei den Teilen für die SRBOC-Werfer wirkt die Detaillierung übertrieben. Der Rumpf des Bordhubschraubers wird aus Klarsichtteilen gebaut, der Hauptrotor liegt in gefalteter und offener Version bei. Der Turm des 76/62 Compact Die ÄtzteileDer kleine, zweistufig geätzte Bogen enthält Messingteile für die Lagergestelle der Rettungsinseln, die Schaubenschutzbügel am Heck, die Deckplatten für die RAM-Starter, dazu Flaggenstöcke und einige Antennen – beleibe aber nicht alle. Die Auswahl ist hier im wesentlichen sinnvoll, bei den Flaggenstöcken kann wieder das Argument der flachen Ätzteile bemüht werden, die Antennen sollten aus Stabilitätsgründen aus gezogenem Gussast oder Draht gefertigt werden. Es stellt sich aber eine große Frage: wenn man schon einen Ätzteilbogen vorgesehen hat, warum in Gottes Namen, sind keine Teile für die Reling mit dabei und – eigentlich noch viel wichtiger – keine Fangnetze für das Landedeck??? AnmerkungWie schon an anderer Stelle angemerkt, ist bei diesem Modell ein Mischmasch aus verschiedenen Bauzuständen vorzufinden. Meine Recherchen haben folgendes ergeben:
Hier obliegt es dann dem Modellbauer zu recherchieren und entsprechend zu entscheiden, ob er sich mit dem vom Bausatz angebotenen zufrieden gibt, oder in Eigenititiative einen konkreten/korrekten Bauzustand darstellen will.
Der Decalbogen......ist verhältnismäßig umfangreich und enthält Bilder für den Bau aller drei Schiffe der Sachsen-Klasse. Die Bilder sind auf dünnes, mattes Trägermaterial gedruckt, bei den Farben Blau und Gelb ist ein leichter Versatz erkennbar, der aber nicht wirklich ins Gewicht fällt. Die weißen Zahlen der Ahming sind zugelaufen und nicht mehr lesbar. Darüber hinaus sind Bilder für die Markierungen des Helikopters enthalten. Balkenkreuz und Kennnummer hängen nicht zusammen. Für die laufende Nummer (83+xx) sind Zahlen bis 30 enthalten, aber nur in einfacher Ausführung. Das heißt, für die zweite Seite muss die laufende Nummer aus den Resten zusammengefriemelt werden. Vom Titelbild auf den Decalbogen nicht geschafft haben es leider die Rufzeichen, die mittels Flaggenalphabet auf den Aufbauten über/hinter der Brücke angebracht sind - schade! Wie gut sich die Bilder verarbeiten lassen, muss sich beim Bau zeigen. Die Bauanleitung......liegt als 20-seitiges Heft im ca. A5-Querformat bei, die in 25 Baustufen zum fertigen Modell führt. Die in schwarz/weiß gehaltenen Zeichnungen sind klar gegliedert und aussagekräftig, dazu werden einige Bauschritte durch Detailzeichnungen verdeutlicht. Für meinen Geschmack dürften die Zeichnungen durchaus größer sein, was aber auch ein größeres Heftformat erfordern würde (einen Download der Bauanleitung im PDF-Format gibt es hier). Auch die Verarbeitung der Ätzteile ist dargestellt, diese Teile sind durch ein eigenes Symbol gekennzeichnet. Auch wenn die Takelage nicht sehr umfangreich ist, wäre ein Takelplan doch durchaus hilfreich - aber hier leider Fehlanzeige. Am Ende ist eine farbig gedruckte Bemalungs- und Dekorationsanleitung zu finden, die Farbangaben beziehen sich hier alleine auf die Ammo of MIG Jiminez-Palette.
ZubehörHilfreiches Zubehör gibt es von ChuanYu Model in Form von vorgeschnittenen Maskierungen für die verschiedenen Decks (siehe Bilder). Als Schmankerl liegt noch ein aus Messing gedrehtes Geschützrohr für das 76/62 Compact bei. Eine Anleitung gibt es nicht, aber an sich ist es selbsterklärend, wo welche Maske hin muss. Für eine Investition von rund 13 € erhält man damit eine beträchtliche Arbeitserleichterung.
Darstellbare Maschinen:
Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Eher für den fortgeschrittenen Modellbauer Fazit:Eine Bausatzneuheit, die den Nerv sicher vieler Modellbauer trifft und bereits aus der Box heraus ein tolles Modell ergibt. Perfekt ist es deswegen noch nicht (siehe Beschreibung), hier ist Recherche und Eigeninitiative angesagt. Vielleicht erbarmt sich ja noch ein Zurüstteilehersteller, einen ergänzenden Ätzteilesatz zu konzipieren, damit aus diesem wirklich guten Modell ein Schmuckstück werden kann. Aber auch ohne Extrateile dürften sich die wenigen Schwächen für den erfahrenen Modellbauer relativ einfach kompensieren lassen, so ist der Bausatz ohne Frage empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Roland Kunze - 13. Januar 2023 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |