Focke Wulf Fw 189 C/V-6(Special Hobby - Nr. SH 72432)Produktinfo:
Besprechung:Das OriginalDie Focke-Wulf Fw 189 war wohl das erfolgreichste Aufklärungsflugzeug der deutschen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Im gleichen Jahr, 1937, wo die Ausschreibung zu diesem Flugzeug an mehrere deutsche Firmen herausgegeben wurde, gab es auch eine weitere Ausschreibung zu einem Bodenkampf- bzw. Schlachtflugzeug an die Firmen Gotha, Henschel und Focke-Wulf. Die Entwürfe der beiden letztgenannten Firmen wurden in eine engere Auswahl genommen und ein Bauauftrag vergeben. Henschel mit der Neukonstruktion Hs 129 und Focke-Wulf mit einem Umbau der Fw 189. Hinter den Kulissen wurde die Hs 129 zwar bevorzugt, aber man war nicht vollständig von dem Entwurf überzeugt. Als es zusätzlich bei Henschel beim Bau der Hs 129 V1 Probleme und Verzögerungen gab wurde Focke-Wulf im April 1939 mit dem Bau eines Flugzeuges beauftragt. Dies war als Reserve gedacht, falls Henschel die Probleme nicht hätte lösen können. War das Cockpit der Hs 129 für den Piloten schon sehr klein und beengt, so war der Entwurf von Focke-Wulf für die zwei Besatzungsmitglieder nochmals radikaler. Ein erster Umbau der Fw 189 V1 zur V1b bestand im Wesentlichen darin, um zwei Pilotensitze herum eine schwer gepanzerte Kabine zu bauen und alle Fluginstrumente auf ein absolutes Minimum zu reduzieren. Nach hinten war ein Abwehr-MG eingebaut. Beide Besatzungsmitglieder konnten nur durch ganz kleine Fenster sehen. Bei der Fw 189 V6, Kennung NA+WB, wurde die Cockpitgondel nochmals leicht modifiziert und in die Tragflächen zwischen Gondel und Triebwerken zwei 20 mm MG FF und vier MG 17 eingebaut. Dem Heckschützen stand ein MG 81, bzw. MG 81Z, zur Verfügung. Im September 1940 wurde die Maschine im Erprobungszentrum Rechlin getestet. Ein Foto zeigt, dass zumindest zeitweise unter den Tragflächen Träger für Abwurfwaffen montiert waren. Ein weiteres Foto zeigt, dass an diesen Trägern auch ein Flammenwerfer montiert war. Weitere Informationen zu den Ergebnissen dieser Tests sind nicht bekannt. Als Fw 189 C-Serie sollte die Produktion erfolgen. Aber das Hauptproblem der Fw 189 und der Hs 129 war, dass beide schwer gepanzerten Maschinen untermotorisiert waren. Am Ende wurde die Hs 129, die jetzt leistungsstärkere Sternmotoren aus französischer Produktion besaß, bevorzugt. Ausschlaggebend für die Entscheidung war wohl, dass die Hs 129 etwa 60% günstiger in der Herstellung war.
Die Fw 190 V6 als ModellWer diese spezielle Maschine als Modell in 1:72 bauen wollte, musste bis dato auf einen alten und kaum noch erhältlichen Vaku-Umbausatz von Intermodell zurückgreifen. Erst 2002 brachte MPM einen Spritzgussbausatz auf den Markt. Dieser wurde 2020 von Special Hobby wiederaufgelegt, doch in Details aufgewertet. Die Spritzrahmen sind unverändert geblieben. Die versenkten und erhabenen Gravuren haben in den vergangenen 18 Jahren nicht gelitten. Und es sind auch kaum Unsauberkeiten an den Einzelteilen zu finden. Das Cockpit und die Radkästen sind nur rudimentär detailliert. Da davon später fast nichts mehr zu erkennen ist, ist das zu verschmerzen. Passzapfen sind keine enthalten. Die Ausschussöffnungen für die Bewaffnung in den Tragflächen müssen selbst gebohrt werden. Doch hier hilft die Bauanleitung. Leider kann keine der Steuerflächen beweglich montiert werden. Die drei tropfenförmigen Ausbuchtungen zu beiden Seiten und oben auf der Gondel sollen Fenster darstellen. Da hier keine Öffnungen für Klarteile vorgesehen sind, sollten zumindest die Rechtecke schwarz lackiert werden. Das Bauteil für die nach hinten zeigende Abwehrbewaffnung soll ein MG 81 darstellen. Aber laut den Unterlagen kann es auch ein MG 81Z gewesen sein, eine doppelläufige Waffe. Wer hier Wert auf Authentizität legt, sollte sich viel besser detaillierte Austauschteile, z. B. von Eduard (Nr. 672019 oder 672062), anschaffen. Die Detaillierung der restlichen Kleinteile wie Räder, Fahrwerk und Propeller ist in Ordnung. Die Teile, die in dieser Wiederauflage zusätzlich enthalten sind, ist die kleine Ätzteilplatine mit sinnvollen Teilen für die Blattantenne, die Cockpitgondel und für zwei Schusskanäle der MG FF sowie das aus Klar-Resin gegossene Reflexvisier.
Die Bauanleitung und der MarkierungsbogenDie Bauanleitung ist neu gestaltet und besteht aus leicht verständlichen Zeichnungen, die in einer guten Größe gedruckt sind. Die Lackierungsangaben sind farbig gedruckt und nach Farben von Gunze oder RLM-Nummern angegeben. Im Vergleich zur Erstauflage ist der Markierungsbogen neu aufgeteilt und glänzend und augenscheinlich ohne Fehler gedruckt. Er enthält Abzeichen für eine Maschine sowie einige wenige Wartungshinweise.
Mit Artikelnummer M72020 bietet Special Hobby einen Maskierungssatz an. Optional können die bis heute erschienen Zurüstsätze verwendet werden. Ein Überblick darüber ist hier bei Scalemates zu finden. Darstellbare Maschinen: Focke-Wulf Fw 189 V-6, NA+WB, Erprobungsstelle Rechlin, September 1940Stärken:
Schwächen:
Anwendung: Nicht für Modellbaueinsteiger zu empfehlen Fazit:Der Bausatz der Fw 189 V-6 kann seine Kleinserienherkunft nicht verheimlichen. Da helfen auch die zusätzlichen Teile oder die neu gestaltete Bauanleitung nur wenig. Andererseits ist der (nicht ganz preiswerte) Bausatz von Special Hobby die einzige Möglichkeit, um dieses Original als Modell in 1:72 darzustellen. Eine mögliche Bezugsquelle bei Special Hobby gibt es hier. Weitere Infos:Referenzen: Als Literatur zum Thema ist zu empfehlen: Focke-Wulf Fw 189, MBI Verlag, ISBN 80-902180-6-7 Henschel Hs 129, MBI Verlag, ISBN 80-901263-9-1 Diese Besprechung stammt von Bernd Heller - 18. März 2022 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |
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