Soviet WWII Shchuka (ShCH) Class Submarine(Zvezda - Nr. 9041)Produktinfo:
Besprechung:Zum VorbildAnfang des Jahres 1930 stimmte der Revolutionäre Militär- bzw. Kriegsrat Sowjet-Russlands einem U-Boot-Bauprogramm zu, dessen Ziel es war, bis zu 200 Küsten-U-Boote mittlerer Größe zu bauen. Das „Technische Büro N4” mit Chefkonstrukteur Boris Malinin an der Spitze hatte 1928 mit der Entwicklung begonnen und sich dabei auch an den generellen Linien des britischen U-Boots L-55 orientiert. Dieses war am 9. Juni 1919 nach einem missglückten Angriff auf zwei bolschewistische Minenleger-Zerstörer in der Ostsee gesunken. 1928 wurde es gefunden, gehoben, ausgewertet, repariert und in die Sowjetmarine eingegliedert. Es diente auch als Vorlage für die 25 Boote der größeren Leninets-Klasse. Es war bereits vorgesehen, dass die Boote der Shchuka-Klasse über die gesamte Laufzeit des Programms verbessert und auch vergrößert werden sollten. Viele Änderungen spielten sich im Inneren der Boote ab, so dass die von außen sichtbaren Hauptunterschiede, wie so oft bei U-Booten generell, die Turmauslegungen darstellten. Die Boote der Untervariante X wiesen dabei den stromlinienförmigsten, halbgeschlossenen Turm auf. Den Namen der Klasse „Shchuka“, zu deutsch „Hecht“, entlehnte man dem ersten Boot der Klasse Shch-301 „Shchuka“. Übrigens war es bei den Soviets nicht unüblich, das erste Boot einer neuen Klasse „Hecht“ zu taufen. Fischnamen wie bei den US-amerikanischen „Gato‘s“ waren in der Klasse üblich. So hieß zum Beispiel Shch-102 „Brasse“, Shch-106 „Zander“ und Shch-111 „Lachs“. Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bremste das Programm derart aus, so dass lediglich 86 Boote verschiedener Untervarianten gebaut wurden. Zwei Boote wurden noch vor Fertigstellung abgebrochen. Dennoch ist sie bis heute die zahlenmässig zweitstärkste U-Bootsklasse der Sowjetmarine. Zwei der gebauten Boote wurden aber erst nach Ende des Krieges in Dienst gestellt und letztlich den Rotchinesen geliehen, um ihnen beim Aufbau einer eigenen U-Bootwaffe zu helfen. Die Boote taten Dienst im Nordmeer, der Ostsee, im Schwarzen Meer und im Pazifik. Wo ein Boot Dienst tat, kann man an der Bootsnummer erkennen: 100er Nummern: Pazifik, 200er: Schwarzes Meer, 300er: Ostsee und 400er Nummern: Nordmeer. Das durchmischte sich auch nicht, wenn Boote ein anderes Einsatzgebiet zugewiesen bekamen. In dem Fall änderte sich die Bootsnummer und alles blieb wie festgelegt! Während die Verlustrate der Nordmeer-, Ostsee- und Schwarzmeerflottillen mit 60-70 % immens hoch war, verlor die Pazifikflotte kein einziges Boot durch Kampfhandlungen mit den Japanern. Salopp gesagt: es war einfach zu wenig los in dieser Gegend. Insgesamt gingen 35 der 84 im Krieg eingesetzten Boote verloren, die letzten zwei aber erst nach 1945 und das letzte tatsächlich erst im Dezember 1952 im Pazifik. Mitte der 1950er Jahre wurden die verbliebenen Boote außer Dienst gestellt und in der Folgezeit verschrottet. Technische Daten
Bausätze von U-Booten zu erstellen, ist immer „gefährlich“ für einen Hersteller. Aufgrund der vielen Änderungen, die während der Lebensspanne eines Bootes vorgenommen wurden, bzw. die es evtl. auch schon vorher gab, wenn zum Beispiel mehrere Bauwerften involviert waren, ist die Chance Fehler zu machen, extrem groß. Schauen wir mal, wie sich Zvedza so geschlagen hat. Das Modell stellt ein Boot der X-Unterklasse der Shchukas dar. Es ist bereits der zweite Bausatz eines Bootes der Shch-Klasse im beliebten U-Boot Sammelmaßstab 1:144. MicroMir hatte bereits vor einigen Jahren einen Bausatz der früheren V-Unterklasse herausgebracht. Der Zvezda-Bausatz besticht schon auf den allerersten Blick durch seine fein detaillierten Oberflächen und alles weitere schauen wir uns jetzt mal an. Der Rumpf besteht aus zwei Hälften, die mit drei „Spanten“ versteift werden. Die Hälften weisen eine feine Benietung und erhabene Verstärkungsbänder auf. Des Weiteren gibt es recht tief eingelassene Tritt- und Flutöffnungen die, auch wenn sie nur mit dunkler Farbe ausgelegt würden, ganz gut aussehen müssten. Tatsächlich hat es mich aber nur ca. 15 Minuten gekostet, alle Öffnungen auch wirklich zu öffnen, indem ich von innen Material weggefräst und mit einem frischen Skalpell die Reste entfernt habe. Schnell gemacht und lohnend! Die Flutöffnungen stellen aber leider ein Problem dar. Ähnlich wie bei deutschen Booten variieren die Flutschlitzmuster von Serie zu Serie und vermutlich auch von Boot zu Boot und vielleicht sogar abhängig vom Zeitpunkt, so dass Zvezda sich für eine generelle Auslegung entscheiden musste. Das leicht zu findende Foto von Shch-209 zeigt leider ein ganz anderes Muster, mit einer größeren Anzahl von Flutschlitzen. Muss man wohl ignorieren. Vor dem Verkleben der Hälften soll noch eine dreiteilige Konstruktion eingebaut werden, die das Schwenken der vorderen Tiefenruder ermöglichen soll. Unnötige Spielerei, wie ich finde, und funktioniert auch nur bedingt.
Um die Tiefe des Ankerschachtes korrekt wiedergeben zu können, hat sich Zvezda eine sehr gute Lösung überlegt. Der Schacht ist separat und zweiteilig erstellt, wobei der Anker bereits eingeklebt werden soll, bevor man die fertige Baugruppe von innen gegen die Rumpfhälfte klebt. Ich würde den Anker aber erst ganz am Schluss, nach Abschluss der Bemalung und gegebenenfalls Verwitterung, einbauen. Übrigens: der Anker verdeckt auch die hässliche Ausdrückermarke im Ankerschacht, so dass man diese getrost ignorieren kann. Wie schon gesagt: sehr gut gelöst! Im unteren Bugbereich wird ein Teil eingebaut, das ich für ein ausfahrbares Sonar halte. Es hat eine ansprechende Tiefe und überzeugt in der Darstellung. Das Seitenruder, sowie eine Achse für die achteren Tiefenruder komplettieren den „Innenausbau“, bevor das Deck beim Zusammenbau zwischen die Rumpfhälften geklebt wird. Ach ja, die beiden achteren Stützen der Netzabweiserkabel sollen auch hier schon eingebaut werden. Delikat, delikat, besteht doch im weiteren Bauverlauf permanent die Gefahr, diese abzubrechen. Übrigens sollen die kleinen Decksdetails wie Klampen, Poller und eine Winsch, etc. bereits vor dem Einbau des Decks verbaut werden. Würde ich jetzt aber noch nicht machen - stört nur. Um scharfe Kanten zu garantieren, hat Zvezda sowohl die senkrechte Kante des Hecks als auch die des Bugs als separate Bauteile erstellt. Beim Bug kommt noch hinzu, dass es wahlweise eine „normale“ Bugkante und eine weit vorragende Sägekante gibt. Letztere erinnert eher an eine Art doppelte Drahtschere des Ersten Weltkrieges und verleiht dem Modell ein sehr ungewöhnliches und interessantes Aussehen. Es bleibt übrigens nicht allein bei diesem Sägebug. Wellenhosen, Wellen, Stützen, Propeller und achteren Tiefenruder komplettieren das Unterwasserschiff. Der seitlich überstehende Decksbereich um den Turm bekommt noch je Seite zehn Stützen, womit dieser generelle Bauabschnitt abgeschlossen ist. Der Turm weist ebenso feine Oberflächen wie die Rumpfhälften auf. Auch hier gibt es Tritt- und Flutöffnungen, sowie große, runde Fenster, richtige Bullaugen sind es wohl eher nicht, die man ebenso öffnen sollte wie die Tritt-und Flutöffnungen. Die gewölbte und separat gefertigte Frontpartie hat eine Türöffnung nebst separater Tür, die wahlweise offen oder geschlossen dargestellt werden kann. Dahinter ist dann aber nicht mehr viel, allerdings gibt es auch kaum Fotos, die zeigen, was sich dort verbergen könnte. Eine Skizze, die ich im ,www‘ gefunden habe, zeigt eine Steuersäule mit einem ,klassischen‘ Steuerrad. Ein Foto, ebenfalls aus dem ,www‘, zeigt eine Lochblechverkleidung direkt hinter der Tür an Backbord, die irgendetwas schützt, aber mehr konnte ich auf die Schnelle nicht ermitteln.
Auch die seitlich abklappbaren Schanzkleider neben dem achteren 45 mm Geschütz, können geöffnet oder geschlossen dargestellt werden. Das Problem an dieser Stelle für mich ist, dass ich kein einziges Foto eines Bootes der Unterklasse-X finden konnte, bei dem noch hinter den abklappbaren Schanzkleidern ein starrer Schanzkleidbereich folgt. Dadurch wirkt der Turm auf mich merkwürdig lang, aber wer weiß, vielleicht habe ich nur nicht das passende Foto finden können? Die Geschütze selbst sind ebenfalls sehr detailreich wiedergegeben worden und sehen in diesem Maßstab ausgesprochen überzeugend aus. Manch ein Geschütz in 1:72 sieht schlechter aus! Zwei Maxim-MG vervollständigen die Bewaffnung. Sie sind ebenfalls gut gelungen.
Die Periskope sind wahlweise aus- oder eingefahren darstellbar und zwar mittels alternativer Bauteile, also Sehrohrblöcke mit Periskopen oder Sehrohrblöcke ohne Periskope. Zwischen den Blöcken verläuft eine Art Brücke, laut Deckelbild konnte da ein Signalgast bzw. Ausguck stehen. Etwas höher als die „Brücke“ gibt es noch eine Verstrebung, die beide Blöcke miteinander verbindet. Auf dieser befinden sich zwei Instrumente, von denen ich eines als Kompass identifizieren konnte. Im Inneren des Turmschanzkleides sollen noch zwei Rettungsringe angebracht werden. Das hohe Stützgestell der Minenabweiserkabel überragt letztlich alles, es sei denn, man entscheidet sich für die Version mit den ausgefahrenen Periskopen.
Das Turmluk mit seinem Süll ist ungewöhnlicherweise vertikal-hälftig geteilt. Dadurch muss man zwar das eigentliche Luk auf der Oberseite verschleifen/glätten, bekommt dafür aber auch eine korrekte Überstandskante, sowie ein hinterschnittenes Scharnier. Zwei unterschiedlich dicke ,location pins‘, wie das in der Fachsprache heisst, garantieren, dass man das Luk nicht falsch herum, also mit dem Scharnier zur falschen Seite hin, einbaut. Clever gelöst! Leider gibt es aber auch beim Turm ein Problem. Das oben erwähnte Foto von Shch-209 zeigt nämlich nicht nur ein abweichendes Flutschlitzmuster, sondern auch ein abweichendes Turmschanzkleid achtern. Wieder ignorieren? Relings gibt es übrigens nicht, obwohl die rund um die vordere Geschützplattform vorhandenen sein müssten. Schade! Besonders spannend finde ich aber die vier zusätzlichen Kabelschneider, die ganz vorne auf der Back, sowie links und rechts am Überwasserschiff angebracht werden sollen. Sie gehören zu der Bugvariante mit den Sägezähnen und verleihen dem Boot ein ausgesprochen bizarres Aussehen. Laut Bemalplan gehört diese Version zu Shch-209, einem Schwarzmeer-Boot, das diese Kabelschneider-Sägebug-Kombination sowohl Mitte der 1930er Jahre, als auch noch 1940 besessen haben soll. Nun findet sich aber ein Foto von Shch-209 bei Wikipedia, das eine deutlich abweichenden Version zeigt. Vermutlich unterlagen die Boote ebenso häufigen Umbauten, wie beispielsweise die deutschen Boote es taten. Ein Foto, das beinahe die im Bausatz vorgesehene Version zeigt, fand ich dann aber doch noch im Netz. Es soll Shch-214 zeigen, ein Boot mit einem etwas abweichend aussehenden Turm. Hier muss man sich dann wohl entscheiden: Bausatzvorgabe oder Eigenrecherche. Das graue Garn ist leider vollkommen unbrauchbar, da es ca. 1,1 mm stark ist. 1,1 mm x 144... ein ganz schön fettes Abweiserkabel - geht gar nicht! Ich empfehle hier das graue ca. 0,13 mm starke Takelgarn von Andreas Gondesen (Morope), bald unter Takelgarne.de zu erreichen.Platziert werden soll das Modell auf Zvezdas Standard“Felsen“sockel. Na ja...wer was anderes möchte, wird im Internet fündig. Da gibt es bereits einen Alternativsockel aus Resin, oder man baut sich selber was.
Der Decalbogen beinhaltet Markierungen für zwei Boote, Shch-402 und Shch-209 in jeweils zwei unterschiedlichen Bemalungen. Dazu gehören die Turmnummern, ein sechsteiliger weißer Wasserpass, ein Kommandantenwimpel, Flaggen, ein Siegesstern mit der Ziffer ,12‘ im Zentrum, sowie Beschriftung für das Sockelschild in kyrillisch und latein in sehr schönem Golddruck. Irgend etwas hat aber beim Druck nicht geklappt. Zumindest bei meinem Muster nicht, denn Teile des Weißdrucks, der an Rot grenzt, ist leicht rosafarben geworden. Fazit:Ich finde, Zvezda hat hier einen guten Job gemacht, konnte dabei aber scheinbar nicht den Stolpersteinen ausweichen, die bei U-Booten in der Natur der Sache liegen. Wie soll man nun damit umgehen, daß die wenigen frei verfügbaren Fotos andere Details zeigen, als es der Bausatz für die beiden dargestellten Boote vorgibt? Wer sich den Spaß an diesem guten Bausatz nicht verderben lassen will, ignoriert die Diskrepanzen am besten vollkommen. Wer „Bauchweh“ davon bekommt, sollte evtl. davon absehen, eine Bootsnummer anzubringen oder selber nach einem passenderen Boot suchen, was sicher mühsam und wahrscheinlich auch aussichtslos ist. Ungeachtet dessen, ist der Bausatz empfehlenswert! Diese Besprechung stammt von Olaf Krabbenhöft - 25. Juni 2021 © 2001-2024 Modellversium Modellbau Magazin | Impressum | Links |